- Hier ein lÀngerer, interessanter deutscher Hintergrund-Artikel zum Irakkrieg - Galiani, 21.03.2003, 11:43
- Sehr, sehr einseitig.... - No_Fear, 21.03.2003, 12:49
- Wir sind die Guten... - No_Fear, 21.03.2003, 12:51
- Re: sehr schön, vielen Dank! (owT) - Jochen, 21.03.2003, 13:27
- die Muster sind ĂŒberall die gleichen - silvereagle, 21.03.2003, 13:30
- Re: die Muster sind ĂŒberall die gleichen - Euklid, 21.03.2003, 14:04
- du meinst.... - No_Fear, 21.03.2003, 14:05
- Wenn Du es so siehst... - silvereagle, 21.03.2003, 15:36
- Albern - stocksorcerer, 21.03.2003, 13:17
- fĂŒr dich ist es vielleicht albern.... - No_Fear, 21.03.2003, 14:03
- Na klar. Wissenschaftlich beste Methode: Falsifizieren Sie, wenn Sie können (owT) - stocksorcerer, 21.03.2003, 14:25
- vielleicht... - No_Fear, 21.03.2003, 15:36
- Such Dir einen anderen GesprĂ€chspartner, wenn Du persönlich werden muĂt. (owT) - stocksorcerer, 21.03.2003, 16:25
- vielleicht... - No_Fear, 21.03.2003, 15:36
- Na klar. Wissenschaftlich beste Methode: Falsifizieren Sie, wenn Sie können (owT) - stocksorcerer, 21.03.2003, 14:25
- fĂŒr dich ist es vielleicht albern.... - No_Fear, 21.03.2003, 14:03
- Wir sind die Guten... - No_Fear, 21.03.2003, 12:51
- DonÂŽt mess with U.S.! - Sushicat, 21.03.2003, 13:09
- Re: Hier ein lÀngerer, interessanter deutscher Hintergrund-Artikel zum Irakkrieg - stocksorcerer, 21.03.2003, 13:14
- Re: Hier ein lÀngerer, interessanter deutscher Hintergrund-Artikel zum Irakkrieg - Emerald, 21.03.2003, 14:06
- Sehr, sehr einseitig.... - No_Fear, 21.03.2003, 12:49
Hier ein lÀngerer, interessanter deutscher Hintergrund-Artikel zum Irakkrieg
-->Hallo
Die Informationen im nachfolgenden Aufsatz sind zwar mehrheitlich hier schon gepostet worden, dennoch scheint er mir als Synopsis interessant und bemerkenswert.
[Ein vorgezogenes Post scriptum dazu:
P.S. Ich gehöre - wie ja bekannt - zur aussterbenden Spezies der Konservativen. Es stimmt mich jedoch bedenklich, daà die Erfinder des sog."konservativen Neoliberalismus'" speziell in den Vereinigten Staaten mehr und mehr Konservatismus mit"Nationalismus" (im schlimmsten Wortsinn!) zu verwechseln scheinen! Ein gefÀhrlicher Weg, wie die Geschichte zeigt!]
<font color="0000FF"><font size="5">Die Entscheidung zum Krieg</font>
Doris Auerbach
Inwieweit die Presse mit Fakten arbeitet, die genauen Recherchen nicht standhalten, sei im nachfolgenden u. a. an Hand des mit gleichem Titel versehenen Essays in der 'Neuen ZĂŒrcher Zeitung' (Nr. 65 / 18.3.03) aufgezeigt. Es wird hier der Standpunkt vertreten, dass es nicht anzunehmen ist, dass sich der irakische Herrscher ins Exil retten wird. âSaddam Hussein hĂ€tte, wie auch vor zwölf Jahren, mehrmals die Gelegenheit zum Einlenken gehabtâ Diese Gelegenheiten ergeben sich jedoch auf Grund nachfolgender genauerer Betrachtung nicht. Bereits in der Ausgabe 56 vom 8.3.03 heisst es:"Wahrscheinlicher als ein solcher Theatercoupâ - gemeint ist Husseins Gang in das Exil, den er ja nicht angetreten hat - âist jetzt Ende und Untergang des Saddam-Regimes unter kriegerischen SchlĂ€gen der Amerikaner und Britenâ, also der alten anglo-amerikanischen Ă-lmacht
Saddam ging 1958 nach einem misslungenen Putschversuch gegen den damaligen Diktator Abdel Karim Kassem nach Kairo, wo er erste Kontakte zum CIA geknĂŒpft haben soll. Kassem hatte die KPD im Irak legalisiert und mit der Verstaatlichung der Ă-lindustrie des Iraks begonnen. Im Februar 1963 erfolgte ein zweiter Putsch gegen Kassem, wobei dieser erschossen wurde. Die Koordination des Unterfangens oblag der CIA. CIA-Agenten hatten noch vor dem Sturz Kassems Listen von Linksintellektuellen angefertigt, von denen anschliessend Tausende hingerichtet wurden. Also unter den Augen der nur nach Bedarf die Menschenrechte hochhaltenden USA. Es ist bekanntermassen zweckmĂ€ssig, eine opposi-tionelle Elite zu eliminieren, bevor mit dem CIA verbĂŒndete KrĂ€fte das Ruder ĂŒbernehmen. Saddam Hussein kam zwar anschliessend an die Macht, jedoch stellte sich das Ganze als Fehlkalkulation fĂŒr die USA heraus, da Hussein 1967 die Beziehungen zu den USA abbrach. Als der Krieg des Iraks gegen den Iran Gestalt annahm, wurden die Kontakte offensichtlich neu geknĂŒpft. PrĂ€sident Carter liess Hussein durch den saudischen Kronprinz Fahd wissen, dass er nichts dagegen hĂ€tte, wenn Hussein den Iran angreife, an dessen Spitze Chomeini stand. Das war das erste Mal, dass Saddam von den USA grĂŒnes Licht zu einem Krieg erhielt. Der Washington Insider, Vol. 12 Nr. 41 vom 10. Oktober 2002, schreibt, dass der damalige nationale Sicherheitsberater Brzezinski den Krieg (1980-1988) initiiert habe. Die in den USA erscheinende âNewsweekâ berichtete darĂŒber hinaus, dass Washington nach Besuchen Rumsfelds in Bagdad 1983/1984, bei denen er auch mit Saddam Hussein zusammentraf, den Irak mit militĂ€rischem GerĂ€t und Informationen versorgte â sowie mit Chemikalien und Biokulturen, die auch militĂ€risch genutzt werden konnten. Rumsfeld bescheinigte dem Diktator âDynamik und Selbstvertrauenâ. Der Verlauf des Krieges, Saddams AufrĂŒstung durch den Westen und der Beistand der CIA, die alles unternahm, damit Saddam den Krieg gegen den Iran nicht verlor, ist bekannt. Kurz: Wir haben hier die bekannte enge Zusammenarbeit von CIA und US-Regierung mit einem Diktator, der heute mit den zynischsten Begriffen belegt wird. Saddams Krieg gegen den Iran endete im August 1988 mit einem Waffenstillstand zwischen den beiden LĂ€ndern. Nicht zu ĂŒbersehen ist, dass die USA weiterhin auf Saddam Hussein setzten, obwohl bekannt war, dass sein Regime eines der brutalsten und repressivsten der Welt war. Die USA kannten auch das Ausmass des irakischen ABC-Waffenprogramms. Zu Beginn des Jahres 1989 wurde die Regierung von George H. Walker Bush, dem Vater des jetzigen PrĂ€sidenten, darĂŒber unterrichtet, dass der Irak den Bau einer Atombombe anstrebe. Keine dieser Fakten wurde zum Hemmschuh fĂŒr Hussein. Er sollte weiterhin unter US-Kontrolle bleiben. Hussein war jedoch durch den Krieg mit 65 Milliarden US-$ verschuldet, der ideale Zustand fĂŒr Henry Kissinger und die USA, um von ihm zu verlangen, Iraks Ă-lfelder zu privatisieren, was er ablehnte. Damit nicht genug: Hussein hatte frĂŒh erkannt, dass sich die Araber mit Japan, Russland und Europa verbĂŒnden sollten, um den Einfluss der USA in der Region zurĂŒckzudrĂ€ngen, was er in seiner Rede vor dem Arabischen Kooperationsrat in Amman im FrĂŒhjahr 1990 öffentlich vortrug Er forderte die ölreichen arabischen Staaten auf, sich zusammenzutun, ihre konkurrenzlosen Energiequellen zu nutzen und die Beziehungen zu Europa, Japan und der Sowjetunion auf eine Weise auszubauen, die ihnen so schnell wie möglich Vorteile brĂ€chte. Damit war sein Niedergang sozusagen vorprogrammiert. und die USA und England sannen von diesem Moment an auf Möglichkeiten, den Irak in eine Lage zu manövrieren, die den Vorwand fĂŒr eine militĂ€rische Intervention liefern sollte, dies unter dem Deckmantel der Sicherung der Weltölversorgung. Heute benutzen die USA das weitaus effizientere Etikett des globalen Terrors. Die Falle, in die Hussein tappen sollte, wurde durch Kuwait gelegt, welches den Auftrag erhielt, den Markt entgegen allen OPEC-Abmachungen mit billigem Ă-l zu ĂŒber-schwemmen. Damit traten fĂŒr Hussein die erwĂŒnschten Schwierigkeiten ein. Der Preissturz raubte ihm den Spielraum, neben der Tilgung seiner Kriegsschulden noch die Preise fĂŒr die Importe von Nahrungsmitteln bezahlen zu können. Im Juli 1990 waren die Streitigkeiten zwischen dem Irak und Kuwait auf dem Höhepunkt und Saddam Hussein fasste den Plan, Kuwait, das immer zum Irak gehört hatte und erst durch die EnglĂ€nder abgetrennt worden war, seinem Land wieder einzuverleiben. Ein Einmarsch in Kuwait war natĂŒrlich genau das, was einen Angriff auf den Irak legitimierte. Saddam erhielt das zweite Mal grĂŒnes Licht fĂŒr seine Absichten. Washington gab ihm die Zusicherung, dass es keine Stellung in dem Grenzdisput beziehen wĂŒrde und wĂŒnschte sich gleichzeitig 'bessere und vertiefte Beziehungenâ. Die krasse LĂŒge, mit der die Bush-Regierung den Kongress dazu brachte, den Golfkrieg zu beginnen, war dieser Tage Gegenstand aller Presseberichte und weder der Golfkrieg selbst noch die durch das brutale UNO-Embargo verursachte Erosion des Landes erfordern weitere AusfĂŒhrungen.
Die USA verzichteten darauf, Hussein zu entmachten. Vermutlich bestand von Anfang an nicht die Absicht, ihn zu stĂŒrzen. Es ging vielmehr darum ging, sein Regime durch die ab Ende 1998 einsetzenden amerikanisch-britischen Luftangriffe und mittels des Embargos unter Kontrolle zu halten, um, wie es heisst, 'grössere politische Erdbeben im Zweistromland auszuschliessenâ. Er wurde ganz einfach noch als Gegengewicht zum Iran gebraucht. Im Januar 1995 traf sich einer der Verschwörer, die einen Putsch gegen Hussein vorbereitet hatten, im Norden des Iraks mit dem angereisten CIA-Agenten Robert Baer, um zu erkunden, was die Regierung in Washington von einem solchen Staatsstreich halte. âWir mĂŒssen wissen, ob Ihr Land uns daran hindern wird oder nicht. Oder wollen die USA, dass Saddam an der Macht bleibt?â Der Putsch wurde von den USA nicht unterstĂŒtzt und die Verschwörer niedergemacht. (SĂŒddeutsche Zeitung 5. MĂ€rz.03)
Wo also hĂ€tte Hussein, zu Anfang ein reines Produkt der USA, der lange genug ihr hofierter, gehĂ€tschelter und begehrter Partner war,"mehrmals die Gelegenheit zum Einlenkenâ gehabt? Eine solche wurde ihm gar nicht geboten. Es sei denn, man verstehe darunter die Ăbergabe der irakischen Ă-lfelder in die HĂ€nde der anglo-amerikanischen Ă-lmacht und der FinanzgeschĂ€fte in die des Internationalen WĂ€hrungsfonds.
Wir lesen ferner:"Deshalb ist auch die Vorstellung, man könne mit UNO-Inspektoren das von ihm (Hussein) mit harter Faust unterdrĂŒckte Land abrĂŒsten, illusionĂ€r.â Dagegen steht folgendes:
Der ehemalige UNO-Waffeninspektor Scott Ritter hat die angeblich vom Irak ausgehende Gefahr im britischen 'Spectator' bereits am 30. MĂ€rz 2002 als ânullâ eingestuft und zugegeben, dass alle Informationen von Unscom an Israel weitergegeben wurden [âFrankfurter Allgemeine Zeitungâ 255 / 4.11.98]. Mit Hilfe des CIA wurde der irakische Sicherheitsdienst systematisch abgehört. Bei den jetzigen Bedingungen fĂŒr die Waffenin-spektoren geht es u.a. um die fotografische Erfassung des Landes." Damit hĂ€tten die USA jeden Winkel des Landes ausgeleuchtet, was im Angriffsfall von ungeheurem Vorteil ist. Ritter gibt ferner folgendes zu Protokoll (Pitt/ Ritter, Krieg gegen den Irak, S. 52f.):"Zwischen 1994 und 1998 ĂŒberprĂŒften Waffeninspekteure sĂ€mtliche chemischen ProduktionsstĂ€tten des Iraks; es wurden hochempfindliche Messinstrumente und Kameras installiert und unangemeldete Inspektionen durchgefĂŒhrt. Wir fanden keine Belege dafĂŒr, dass KapazitĂ€ten zur Herstellung verbotener Substanzen zurĂŒckgehalten oder wiederaufgebaut wurden. Mobile Inspektionsteams durchkĂ€mmten den Irak mit hochempfindlichen Sensoren, die Laserstrahlen ausschicken und die Inhaltsstoffe der Partikel untersuchen, die die Strahlen passieren. Diese GerĂ€te positionierten wir in Windrichtung der chemischen Anlage und so konnten wir genau sagen, was da jeweils emittiert wurde. Obwohl es nicht zu unseren Auf-gaben gehörte, waren wir in der Lage, irakische Luftabwehranlagen aufzuspĂŒren, weil die Laserstrahlen auch SalpetersĂ€ure anzeigten, ein Oxidationsmittel, das als Treibstoff fĂŒr Scud-Raketen verwendet wird. Wir lokalisierten die Quelle und entdeckten mehrere Kilometer entfernt liegende irakische SA-2-Luftabwehrraketenstellungen. Die Dinger arbeiten Ă€usserst genau.â Desgleichen: âZumindest existieren solche Waffen (chemischer resp. biologischer Natur) weder in der QuantitĂ€t noch in der QualitĂ€t in einem Ausmass, um damit den Weltfrieden bedrohen zu können.â
Wieso verbreitet dann die Presse diese erfundene Gefahr fĂŒr den Weltfrieden immer weiter? Wer den Weltfrieden in Wahrheit permanent bedroht, sind doch die USA und ihre Kriegslobby, wer sonst. Auch im Leitartikel der NZZ Nr. 56 / 8.3.03 wird ins gleiche Horn geblasen: Die irakische Abgabe von Dokumenten ĂŒber die AbrĂŒstung aller Massenver-nichtungswaffen hat sich"inzwischen bereits wieder als TĂ€uschungsmanöver herausgestellt.â Wie will die NZZ den Beweis hierfĂŒr antreten? Wer glaubt den EnglĂ€ndern und Ame-rikanern noch, nachdem uns unzĂ€hlige LĂŒgen aufgetischt wurden? Laut Scott Ritter wird"eine LĂŒge auch durch stĂ€ndiges Wiederholen nicht zur Wahrheit!" Der französische Informationsdienst âRĂ©seau Voltaireâ vom 2. 1. 03 vermittelt einen Bericht des Generals Peter Gration, der die australischen StreitkrĂ€fte im Golfkrieg befehligte. Dieser beschwört seine MitbĂŒrger, nicht an einem zweiten Golfkrieg teilzunehmen. Er erklĂ€rt, dass der Vorwand der Massenvernichtungswaffen absolut unglaubwĂŒrdig ist. Er fĂŒgt hinzu, dass Australien im Falle einer Teilnahme das internationale Recht brechen und sich an einer Destabilisierung der Welt beteiligen wĂŒrde. Er fĂŒhrt ferner aus, dass biologische und bakterielle Waffen eine kurze Lebensdauer haben, taktisch schwer zu handhaben sind und dass selbst dann, wenn Bagdad solche besĂ€sse, kein Anlass fĂŒr einen Einsatz bestĂŒnde. Ebenso wĂŒrde Hussein derartige Waffen niemals an terroristische Gruppen liefern.
Bereits am 31. Januar 03 erschien in der âNew York Timesâ der Bericht von Stephen C. Pelletiere, fĂŒhrender Mitarbeiter der CIA und der US-Armee, der eine der hinterhĂ€ltigsten LĂŒgen zur Rechtfertigung des nĂ€chsten Krieges der USA gegen den Irak nicht nur entkrĂ€ftet, sondern sie auch wie eine Seifenblase zum Platzen gebracht hat. Es geht um die Behauptung, dass Hussein chemische Waffen gegen die BĂŒrger seines eigenen Landes, nĂ€mlich gegen das wehrlose, in der NĂ€he der iranischen Grenze gelegene kurdische Dorf Halabja eingesetzt habe. Diese ist lĂ€ngst zum festen Bestandteil der VorwĂŒrfe all jener geworden, die den Machthaber in Bagdad als Monster darzustellen versuchen, der nur noch mit einem »PrĂ€ventivkrieg« von Schlimmerem abgehalten werden kann. In Halabja wurden im MĂ€rz 1988 gegen Ende des Kriegs angeblich bis zu 5000 Dorfbewohner getötet. In Wahrheit wissen wir nur, dass an diesem Tag die Kurden von Halabja mit Giftgas bombardiert wurden. Aber wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass es irakische Chemiewaffen waren, welche die Kurden getötet haben«. Aber das sei »nicht die einzige VerfĂ€lschung in der Geschichte«, so Pelletiere. »Die Vergasung von Halabja, und das wissen wir mit Sicherheit, erfolgte wĂ€hrend einer Schlacht zwischen Irakern und Iranern. Der Irak setzte Chemiewaffen ein, um die Iraner zu töten, die das irakische Dorf besetzt hatten. Wenn also dabei kurdische Zivilisten getötet wurden, dann hatten sie das Pech, ins Kreuzfeuer der Chemiewaffen geraten zu sein. Aber ganz sicher waren sie nicht das Hauptziel der Iraker«, betont der ehemalige CIA-Auswerter, um dann auf einen »dunkleren Teil der Geschichte« hinzuweisen: »Unmittelbar nach der Schlacht von Halabja fĂŒhrte die DIA (der militĂ€rische Geheimdienst der US-Army) eine Untersuchung durch, deren Ergebnisse in einem Geheimbericht festgehalten wurden«, so Pelletiere. »In diesem Bericht stand ganz klar, dass iranisches Gas die Kurden getötet hatte und nicht irakisches. Die Agency (DIA) hatte herausgefunden, dass beide Seiten in der Schlacht um Halabja Giftgas eingesetzt hatten. Der Zustand der Leichen der Kurden deutete jedoch darauf hin, dass sie mit einem Gift getötet wurden, der ĂŒber die Blutbahnen wirkt, d.h. mit einem Gas auf Zyankali-Basis, das, wie bekannt, vom Iran ein-gesetzt wurde. Die Iraker, bei denen von der Einsetzung von Senfgas ausgegangen wurde, hatten zu jener Zeit kein Gas, das ĂŒber die Blutbahnen wirkt«, fĂŒhrt Professor Pelletiere seine BeweisfĂŒhrung ĂŒber die LĂŒgen der Regierungen Bush und Blair zu Ende. (Auszug aus der Ăbersetzung in 'Junge Welt' vom 3. Februar 2003 - http://www.jungewelt.de/2003/02-03/005.php)
Wie kommt also die NZZ in ihrem Leitartikel dazu, jetzt noch die folgende Aussage zu machen:"Auf Grund seiner Angriffskriege gegen den Iran und Kuwait und seiner C-Waffen-Attacken auf Kurden im eigenen Land hĂ€tte Saddam Hussein eigentlich lĂ€ngst auch vor ein internationales Kriegstribunal gehört." (Nr. 56 / 8.3.03) Man sollte ja wohl noch annehmen dĂŒrfen, dass eine Berichtigung von der Tragweite wie die von Pelletiere auch in die Redaktionsstuben der NZZ gedrungen ist. Und vor ein Kriegsgericht gehörten in erster Linie einmal die Kriegsgurgeln der USA, wozu ich allen voran Henry Kissinger und die Mehrheit der CIA-Agenten zĂ€hle.
Wir lesen weiter (Nr. 65):"Welches Unheil er (also Saddam Hussein) nun militĂ€risch und auch terroristisch noch anzurichten vermag, werden die nĂ€chsten Stunden und Tage zeigen." Wenig bis nichts, wenn man die bereits abgeschlossene Infiltration des Iraks durch die USA und deren militĂ€rische Ăbermacht bedenkt, die auf ein ausgeblutetes und ausspioniertes Land einschlagen wird. Die Situation sieht an Hand kurzer AuszĂŒge aus dem Artikel von Wolfgang Sofsky (Frankfurter Rundschau vom 11. Februar 2002) wie folgt aus: Im FrĂŒhjahr 2002 wies Bush die CIA in einem Geheimdekret an, den Sturz Saddams vorzubereiten. Dies schloss die Lizenz zum Töten ein..Im SpĂ€tsommer 2002 ĂŒbten amerikanische Spezialeinheiten mit ihren jordanischen WaffengefĂ€hrten den Angriff auf Depots und Transportwege (der Verbund Jordanien / USA dĂŒrfte mit ein Grund fĂŒr die erneute Anwesenheit des jordanischen Königspaars am WEF in Davos sein). Entlang der irakischen Grenze bauten sie ein Netzwerk vorgeschobener StĂŒtzpunkte auf, die seitdem als Basis der Infiltration dienen. Seit September 02 sind rund 150 Angehörige der CIA und der Special Forces auf dem Gebiet des Iraks unterwegs. Sie ĂŒberwachen Ă-lfelder und Befestigungen, markieren Minenfelder und Flugabwehrstellungen fĂŒr den Luftangriff. Im Westen suchen sie, unterstĂŒtzt von britischen SAS- und israelischen Shaldag-Leuten, nach mobilen Abschussrampen und Bunkerdepots, um frĂŒhzeitig einen Raketenangriff auf Israel oder Jordanien auszuschlieĂen. Gleichzeitig werden die Routen fĂŒr die Invasion der Luftlandetruppen aus dem Westen gesichert. Im SĂŒden bereiten die Kommandos den Vormarsch auf der Hauptlinie aus Kuwait vor, bilden Sabotagetrupps aus und dirigieren in der Flugverbotszone die Jagdbomber per Laser und Laptop. Aus Bagdad gelangen Nachrichten ĂŒber die neu errichteten Verteidigungsanlagen an die StĂ€be. Im Norden Ă€hnelt die Lage der Situation in Afghanistan. Der irakische Zentralstaat hat in Kurdistan nicht nur die Hoheit in der Luft, sondern auch am Boden lĂ€ngst eingebĂŒsst. In der Bergregion Kurdistans können sich die alliierten Agenten und Elitesoldaten nahezu frei bewegen. Seit Anfang 2002 sind sie mit der Befestigung von StĂŒtzpunkten, der Erkundung möglicher Angriffsziele und der taktischen Ausbildung kurdischer Hilfstruppen beschĂ€ftigt Und um der Zerstörung der Ă-lfelder vorzubeugen, sollen britische Teams bereits in der Gegend von Mossul aktiv sein. Der Luftkrieg hat ebenfalls schon begonnen. Im September 2002, noch bevor an der jordanischen Grenze die Infiltration begann, gingen die Alliierten dazu ĂŒber, die FĂŒhrungs- und Nachrichtenzentren der irakischen Luftabwehr gezielt zu bombardieren. Mehr als 100 Flugzeuge waren an diesem Angriff beteiligt. WĂ€hrend der letzten Wochen nahmen die Attacken dramatisch zu. Nahezu tĂ€glich werden Radarstationen, Artilleriestellungen und Kabelleitungen im SĂŒden und Norden unter Beschuss genommen. Die PatrouillenflĂŒge dienen nicht mehr dazu, das Gebiet zu ĂŒberwachen, sondern die Verbindungslinien im gesamten Land zu kappen, die Kommandozentralen zu zerstören und die Flugabwehr systematisch auszuschalten.' Ein albtraumartiges Szenarium.
âWeshalb es fĂŒr Bagdad so leicht war, die Mitglieder des Sicherheitsrates gegeneinander auszuspielen, so dass sie das ursprĂŒngliche Ziel aus den Augen verloren, ist eine andere Frage" (Nr. 65). Die Schuld daran, dass keine zweite Resolution zustande kam, schiebt die NZZ ganz einfach"in erster Linie Saddam Hussein zu." Von einem gegenseitigen Ausspielen kann nicht die Rede sein, sondern lediglich von der nĂŒchternen Erkenntnis der MitentscheidungstrĂ€ger, dass man die USA infolge ihrer haltlosen Drohungen - den Einsatz von Atomwaffen eingeschlossen - schon lange nicht mehr als Partner, sondern nur noch als Usurpator betrachten kann, der mit Druck und Bestechung arbeitet. Um verlĂ€ssliche AnfĂŒhrer fĂŒr eine Revolte gegen Iraks Regime zu gewinnen, werden lokale Warlords derzeit mit Zehntausenden von Dollars bestochen (Frankfurter Rundschau, 11.2.03). Auch fĂŒr die den USA Sukkurs gewĂ€hrenden zentral- und sĂŒdosteuropĂ€ischen Reformstaaten schaut ein 'Kriegsgewinn' in Form von massiven Zusagen wirtschaftlicher Art heraus.
Dies sind einige wenige der in der NZZ publizierten Fakten, die entweder exakten Recher-chen nicht standhalten oder deren extreme Einseitigkeit zu relativieren wĂ€re. Vollends in den Bereich der Fabel verweise ich die Behauptung des Chefredaktors Dr. H. BĂŒtler, der sich nicht zu schreiben scheut (Nr. 56), dass die Zeiten fĂŒr Rohstoffkriege seit 1989 / 91 wohl vorbei sind. Nein, sie fangen erst richtig an. Aufhorchen lĂ€sst auch seine Sicht, dass man (unter den jetzt gegebenen UmstĂ€nden des Scheiterns der Resolution)"die UNO als potentielle 'Weltregierung' a priori nicht ernst nimmt". Ich danke fĂŒr diese von niemand gewĂŒnschte Weltregierung, als deren hauptsĂ€chlichsten Drahtzieher ich die USA mit ihren seit Pearl Harbour gefĂŒhrten zahllosen Angriffskriegen sehe. Und die zum Teil massiv kor-rupten Mitgliedsstaaten, die auf Kosten der Steuerzahler am Dauertropf des Internationalen WĂ€hrungsfonds hĂ€ngen, tragen keineswegs dazu bei, die UNO glaubwĂŒrdig zu machen.
DarĂŒber hinaus finden sich in der NZZ Beurteilungen der Kriegsgegner, die fĂŒr meine Begriffe masslos arrogant sind. Gerhard Schröder bekommt jeweils eine volle Breitseite ab. Hier einige Ausschnitte: Schröder wird immer wieder unterstellt, dass sein Nein zu einem Irakkrieg aus wahltaktischen GrĂŒnden erfolgte. Entsprechende Darstellungen fanden sich auch in der Presse der BRD. Die Wahrheit ist, dass in dieser Frage praktisch das ganze Volk geschlossen hinter dem Kanzler steht. und dass die Reaktion der CDU ĂŒberwiegend mit Empörung registriert wird. In dem Essay 'Vom Guten Geist verlassen' (NZZ 20 / 25. 1. 03) lesen wir u.a.:"Mit BestĂŒrzung nahm man dort (in den USA) zur Kenntnis, dass Schröder zur Rettung seines Wahlkampfes willens war, die deutsch-amerikanischen Beziehungen so nachhaltig zu stören. Das gegenseitige VerhĂ€ltnis hat sich seither nicht mehr erholt'. Kommentar: Wenn ich mich, um meine Beziehungen zu einer Weltmacht wie die USA nicht zu stören, zum Handlanger eines gegen alle moralischen Prinzipien verstossenden Angriffs machen soll, kann ich auf diese verzichten, denn dann stellen sie keine tragbare Beziehung mehr da, sondern die totale AbhĂ€ngigkeit. Ferner:"Wie schon sein (Schröders) Verhalten im letzten Herbst, ist der neueste Schachzug eine billige, brĂŒskierende Provokation der Amerikaner, die ja nie eine Teilnahme der Deutschen gefordert hatten." Letztere wurde vielleicht nicht laut ausgesprochen, sie war aber implizit immer gegeben. Der Autor tĂ€te gut daran, den in der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' veröffentlichten Forderungskatalog der Regierung Bush an die BRD zu lesen, der unter"Deutschland eine 'zweite Chance"' geben" lĂ€uft. Er kĂ€me zu einem ganz anderen Ergebnis. Das gesamte Essay enthĂ€lt aus meiner Sicht nicht nur völlig absurde pro-amerikanische Aussagen, sondern ist darĂŒber hinaus von einer unaussprechlichen HĂ€me gegen Schröder. Dieser wird u.a. auch als 'AnhĂ€ngsel Chiracs' be-zeichnet, man spricht von"Schröder im Morast seiner Irakpolitik" und die Ablehnung des Krieges durch Frankreich und Deutschland figuriert unter"Eskapaden eines Chiracs und noch mehr eines Schröders". Es wird ihnen angelastet,"kurzsichtige innenpolitische ErwĂ€gungen ĂŒber alles andere stellen". Kein Wunder, dass Blair von Seiten der Redaktion im Ruf der Standhaftigkeit steht. Es mag sich jeder seine Gedanken machen, ob man hier noch von einer objektiven freien Presseberichterstattung sprechen kann.
Die Ausgabe vom 31. 12. 2002 belehrt uns:"Als letztes Mittel muss eine militĂ€rische Intervention legitim sein. Sie muss zulĂ€ssig sein, um einen höchst unberechenbaren Potentaten zu stĂŒrzen, von dem die Welt zu fĂŒrchten hat, dass er Massenvernichtungsmittel einsetzt oder sie terroristischen Netzwerken zuhĂ€lt." Nun, der Krieg hat leider trotz weltweiter Proteste begonnen, womit die amerikanische 'Mutter aller Bomben' in Aktion tritt. Die Frage des Besitzes von Massenvernichtungsmitteln wird sich nie mehr klĂ€ren lassen, da der Irak mit Sicherheit plattgewalzt wird. FĂŒr Scott Ritter stammen Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Richard Perle aus dem Umfeld einer neokonservativen Denkfabrik, die Ă€usserst enge Beziehungen zu Israel unterhĂ€lt und die den Irak als Bedrohung fĂŒr Israel und die Vereinigten Staaten ansieht. Sie haben sich ideologisch, intellektuell und politisch darauf eingeschworen, Saddam Hussein zu beseitigen (Krieg gegen den Irak, S. 89f) Wenn man bedenkt, dass an diesen zuletzt die Forderung ergangen ist, im irakischen Fernsehen öffentlich zu erklĂ€ren, dass er Massenvernichtungswaffen besitzt, könnte man glauben, vernunftslosen, total enthemmten und sich der primitivsten Mittel bedienenden Regierungsspitzen ausgeliefert zu sein.
Bettingen, den 20. MĂ€rz 2003</font>
GruĂ
G.

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