- Entwicklung der US-Konsumentenschulden - Frank, 21.03.2003, 19:07
Entwicklung der US-Konsumentenschulden
--> Entwicklung der US-Konsumentenschulden
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> von David Tice
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> Ich wüsste nicht, dass der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan seinen
> Grundbesitz beleiht, um sein Auto oder seine Kleidung finanzieren zu
> können. Aber ihm gefällt es sicherlich, wenn das der amerikanische
> Konsument tut. Im Februar sagte Greenspan, dass der absolute
> Schuldenstand der Verbraucher nicht so wichtig sei; es seien die
> monatlichen Zahlungen, die zählen würden.
>
> Hier sind die Fakten: Laut den Zahlen der Fed hat bei den privaten
> Haushalten das Verhältnis von Schulden zu Einkommen ein neues
> Rekordhoch erreicht. Normalerweise zahlen die Verbraucher in
> wirtschaftlichen Krisen ihre Schulden zurück. Im Rezessionsjahr 1991
> zahlten die Amerikaner 11 Mrd. Dollar Schulden (keine
> Hypothekenschulden) zurück. Aber letztes Jahr erhöhten sie ihre
> Schulden weiter, um 110 Milliarden Dollar!
>
> Alan Greenspan gab in seiner Februar-Rede vor dem US-Kongress zu, dass
> die Relation der Konsumentenschulden zum Einkommen der Konsumenten
> sehr hoch sei. Trotzdem hielt er daran fest, dass es nicht die
> Schulden seien, die relevant seien, sondern die monatlichen
> Belastungen aus diesen Schulden. Und diese monatlichen Belastungen
>"geben derzeit keinen Grund für signifikante Sorgen." Aber auch das
> Verhältnis von Schuldendienst zu Einkommen hat die Rekorde der 1980er
> Jahre erreicht - und das trotz ultra-niedriger Zinsen.
>
> Ganz bestimmt haben die niedrigeren Zinssätze den Konsumenten erst
> solche Schuldenlasten ermöglicht. Aber die Konsumenten haben auch die
> Laufzeiten ihrer Kredite und Hypotheken verlängert. Diese Kombination
> führte dazu, dass das Verhältnis von Schuldendienst zu Einkommen bis
> jetzt"nur" das Niveau der 1980er Jahre erreicht hat, ohne es zu
> übersteigen.
>
> Meiner Ansicht nach wird die derzeitige Verschuldung der Konsumenten
> deren Ausgaben in jedem Fall beeinträchtigen - auch im Fall des"best
> case"-Szenario (kein Einbruch der Immobilienpreise und keine
> Zinssteigerungen). Warum? Die Konsumenten haben es übertrieben.
>
> Nehmen wir als Beispiel die Bereitschaft der Konsumenten, für neue
> Autos Kredite mit 6jähriger Laufzeit aufzunehmen (solche Kredite sind
> für 21 % der Autofinanzierungen verantwortlich).
>
> Ein genauer Blick auf die Konstruktion solcher Kredite zeigt, warum
> die monatlichen Belastungen zunächst niedrig bleiben, obwohl die Summe
> der Kredite explodierte. Laut den Zahlen der Fed finanzieren die
> Autohändler durchschnittlich 96,71 % des Kaufpreises eines neuen
> Autos, und die durchschnittliche Dauer dieser Finanzierungen liegt bei
> 57,51 Monaten. 1985 lagen diese Zahlen bei 91 % und 51,3 Monaten. Dank
> der niedrigeren Zinssätze sind die monatlichen Zahlungen heute minimal
> niedriger als damals. Aber weil der durchschnittlich zu finanzierende
> Betrag von 9.965 Dollar auf 26.647 Dollar gestiegen ist, ist der
> Anteil dieses Betrags am Jahreseinkommen von 77 % auf 96 % gestiegen.
> Das Ergebnis ist eine höhere Schuldenlast ohne höhere monatliche
> Belastungen.
>
> Bis jetzt wird der Konsum noch gefördert, indem neue Autos sogar zu
> mehr als 100 % finanziert werden! Aber irgendwann werden die
> Konsumenten gezwungen sein, entweder weniger Autos zu kaufen oder
> woanders zu sparen.
>
> Der Hypothekenmarkt hat es den Konsumenten leicht gemacht,
> Wohnungseigentum zusätzlich zu belasten. Laut einer Studie von CIBC
> World Markets war das Geld, das die Konsumenten dadurch erhielten, für
> fast 1/3 des Zuwachses der Konsumausgaben im letzten Jahr
> verantwortlich. Obwohl die Immobilien-Bullen darauf setzen, dass die
> Immobilienpreise weiter steigen werden, was weiter höhere Hypotheken
> ermöglichen würde, glaube ich, dass die Immobilienpreise nicht in den
> Himmel steigen können. Laut CIBC World Markets sind die
> Immobilienpreise in realen Preisen seit 1995 um 32 % gestiegen. Das
> ist ungefähr das Doppelte von dem, was wir in früheren
> Immobilien-Booms gesehen haben. Aber die Ergebnisse der Vergangenheit
> müssen natürlich kein Indikator für die Ergebnisse der Zukunft sein.
>
> Auch wenn die Zinsen niedrig bleiben und die Immobilienpreise
> stagnieren, dann könnten neue Regelungen der US-Hypothekenbanken die
> Zahl der Refinanzierungen drastisch verringern. Diese Hypothekenbanken
> haben Pläne, bei neuen Refinanzierungen eine Gebühr von 1/8 % zu
> erheben, was einige Konsumenten abschrecken könnte. Aber weniger neue
> Refinanzierungen wirken sich direkt bei den Konsumausgaben aus.
>
> Von Oktober 2001 bis Ende 2002 ist die Sparrate (Anteil der
> Ersparnisse am verfügbaren Einkommen) von 0,3 % auf immerhin 4,1 %
> gestiegen. In diesem Zeitraum sind die Konsumausgaben real gesehen
> unterdurchschnittlich gewachsen, trotz der Refinanzierungen. Das war
> auch in den letzten beiden Perioden mit steigenden Sparraten der Fall.
> Wenn diese neue Sparsamkeit so weitergeht - wovon ich ausgehe -, dann
> können wir damit rechnen, dass die Konsumausgaben eine Zeitlang
> unterdurchschnittlich wachsen werden.
>
> Trotz des Refinanzierungsbooms ist die Zahl der persönlichen Pleiten
> im letzten Jahr auf einen Rekordwert gestiegen (+6 % gegenüber 2001).
> Die jüngsten Zahlen: In der Woche, die am 7. Februar 2003 endete, gab
> es 32.223 persönliche Pleiten - das ist das höchste Niveau seit Anfang
> November 2002.
>
> Während die Zahl der persönlichen Pleiten steigt, verlangsamt sich der
> Zuwachs bei den Konsumausgaben. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im
> letzten Jahr um nur noch 3,4 %, das ist der niedrigste Anstieg seit
> 1993. Ich kann daraus nur schließen, dass der Refinanzierungs-Boom
> nicht ewig anhalten wird, und dass der durch die neuen Hypotheken bis
> jetzt kräftig sprudelnde Geldfluss irgendwann austrocknen wird.
> Bereits jetzt scheint die Zahl der Anträge auf Hypotheken-Erhöhungen
> ihren Höhepunkt erreicht zu haben.
>
> Man kann nur hoffen, dass die Konsumenten ihre Schuldenlast so leicht
> managen, wie sie das in den 1980ern getan haben. Aber das sind keine
> bullishen Aussichten. Es ist schwierig, zu sehen, wie die Bau- und
> Autoindustrie die Ergebnisse der letzten Jahre wiederholen könnten.
>
> Aber gerade diese Industrien sind normalerweise in einer
> Wirtschaftserholung der Wachstumsmotor - und jetzt geht ihnen der
> Sprit aus. Angesichts der Tatsache, dass ein großer Teil des Zuwachses
> der Konsumausgaben letztes Jahr durch die Erhöhung der Hypotheken
> zustande kam, frage ich mich, wie die Konsumausgaben ohne diese
> Unterstützung aussehen werden. Meiner Meinung nach ist es der Level
> der Konsumausgaben nach dem Platzen der Spekulationsblase am
> Immobilienmarkt, der"Grund zur Besorgnis" geben wird.
>
Quelle: investors daily

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