- Warum die Präzisionsbomben nicht mehr treffen - Euklid, 24.03.2003, 00:22
- Krieg und Bomben mT - Sascha, 24.03.2003, 01:34
- Re: Krieg und Bomben mT - Nepomuk, 24.03.2003, 02:21
- Nette Begebenheiten auf einer Autoreise nach Tbilissi (Tiflis) in Georgien - Praxedis, 24.03.2003, 02:07
- Re: Nette Begebenheiten - KLASSE! vielen Dank und mfG (owT) - Baldur der Ketzer, 24.03.2003, 03:45
- da gibt es noch eine Story aus Swanetien.... lol - Praxedis, 24.03.2003, 04:36
- Re: Nette Begebenheiten - KLASSE! vielen Dank und mfG (owT) - Baldur der Ketzer, 24.03.2003, 03:45
- Krieg und Bomben mT - Sascha, 24.03.2003, 01:34
Nette Begebenheiten auf einer Autoreise nach Tbilissi (Tiflis) in Georgien
-->Stellt Euch vor, auch DDR-Bürger konnten die"halbe" Welt entdecken:
Mitte der achtziger Jahre war ich mit einem WARTBURG (ein recht nettes, aber auch zähes DDR-Produkt) von Sachsen in Richtung Georgien unterwegs -"des Urlaubs und der Reise wegen." - Man will es kaum glauben, aber es war möglich. Über Krakow, Rzeszow (Südostpolen), Lwow (Lemberg in Galizien - Ukraine), Kiew, Charkow, Rostow am Don, Ordshonikidse (Wladikawkas - westlich von Tschetschenien) und weiter über die geniale georgische Heerstraße ging es hinunter ins subtropische Tbilissi. Das ganze in 6 Tagen - ca. 3.400 km. Gezeltet haben wir in ehemaligen und heute von Wald und Gras zugewachsenen Panzerstellungen in den Wäldern der Ukraine, an Dorfrändern der ukrainischen Steppe im Donezk-Becken nähe Lugansk, in sauberen Motels der großen Städte Kiew und Rostow sowie auf saftigen Wiesen in den Vorbergen des Nordabhanges des Kaukasus. Die Fahrt allein war schon genial. Und immer habe ich mir damals vor Augen geführt, was hat den deutschen Landser bewegt und welche Strapazen hat er auf sich genommen, als er mit Mann und Maus im Jahr 1941/42 durch die Steppe in Richtung Stalingrad/Grosny/Kaukasus gezogen ist (sic. ziehen musste!). Faszinierend ist vor allem die Weite. Und faszinierend war auch die Technik, die uns bei unserer Fahrt begegnete.
Da waren als erstes die Zuteilung von Benzin:
Am poln./sowjetischen Grenzübergang musste man sich schon darüber im Klaren sein, wieviele Liter man auf der Reise brauchen würde und wieviele Benzintalons in welcher Stückelung man kaufte - ein Heidenspaß war die Berechnung - hat aber geklappt. Wunderbar.
Dann das Tanken an den Tankstellen:
Wieder eine nette Überraschung - aber gemeistert haben wir auch das mit vielen Tricks und Kniffen ganz elegant - wir waren halt (und sind es heute noch) Meister in der Improvisation! - Also: mit leerem Tank (oder doch nicht leer??? - war immer die große Frage) an die Zapfsäule herangefahren, in den Shop gegangen, Benzintalons für 30 oder mehr Liter abgegeben (damit wurde bezahlt), wieder raus und in der Zwischenzeit wurde von innen der Durchfluss durch die Zapfpistole freigegeben. Zapfpistole reingehalten und den Hebel gedrückt. Einmal nur und die Suppe floss ungebremst in den Tank. Da gab es kein Halten mehr. *Lach* - und wie es so ist mit der intuitiven Schätzung, wann ein Tank leer ist oder auch nicht, verhaspelt man sich und der Tank ist ja doch schon voll, bevor die 30 Liter durch den Schlauch gesuppt sind. Und dann suppte es gewaltig - unaufhaltbar! Es suppte und suppte - der schöne Sprit auf den Beton. Nach unten. Schade drum. Na gut. Für den nächsten Tankstopp durfte dann ein leerer 5 Liter-Kanister herhalten und der hat auch seine Dienste immer gut gemacht. Nach Gehör getankt. Wenn der Tank des Wartburgs voll war (das konnte man noch hören) und es stand noch was auf der Zapfsäulenuhr, dann schwupps-di-wupps den 5 Liter-Kanister aufgestöpselt und die sprudelnde Pistole für den edlen Rest dort hineingehalten.:-)
In der Steppe zwischen Charkow und Rostow begegneten wir des öfteren schwer beladenen LkW's bzw. fuhren sie vor uns her. Beladen mit Traktoren, die nicht so recht auf die Ladefläche passen wollten - sie waren aber trotzdem drauf - einfach draufgestellt und basta. Da hing dann eben das linke Hinterrad des Traktors einen Meter über die linke Ladebordwand des LkW und eine nicht geschlossene Traktor-Tür knallte im Auf-und-Ab der Schlaglochtour immer auf und zu- auf-und-zu - macht ja nix - wir sind ja hier in der SU.:-)
In der Stadt Asow (am Asowschen Meer, südlich von Rostow) hörte ich bei der Fahrt durch die Stadt ein absolut!!! undefinierbares Geräusch immer näher kommen. Immer näher und näher und dabei immer lauter werdend. Nichts auffälliges zu sehen gewesen. Doch dann: Mir verschlug es fast die Sprache - bemerken tat ich es erst, als das Geräusch in meiner Höhe war (es kam vom Gegenverkehr). Ein PkW Lada hatte etwas auf seinem Dachgepäckträger geladen - haltet euch fest: es war Baustahl - ein ganzes Bündel voll (ca. 80...120 Stangen) Stangendurchmesser wie üblich - 1 cm. Und das Bündel war nicht zu kurz, dass man es hätte ordnungsgemäß oben drauf lagern können, nein, es mußte unbedingt 6 Meter lang sein. Die Stangen hingen also über das Heckfenster, die Heckklappe weit, ja sehr weit darüber hinaus und fanden ihr Ende erst auf der Straßenoberfläche. Und scheuerten auf ihr während der ganzen Fahrt und gaben das höllische Geräusch von sich und das mit ca. 50...60 km/h. *Lach* - Im Rückspiegel sah ich nur noch ein lärmendes (rauschendes) orangerotes Funkengewitter davonstieben - ein Bild und Geräusch, was ich ein Leben lang nicht vergessen kann - es war einfach zu fantastisch. ;-)
Und noch eine lustige Begebenheit:
Bei einer obligatorischen Mittagsrast weit hinter Rostow/Don in einem kleinen Straßendorf mit Obstständen, Tankstelle und Kwas-Tankwagen ließen wir den Wartburg auskühlen (bei 40°C Lufttemperatur des öfteren notwendig) und machten dazu die Motorhaube auf. Sogleich stürzten sich einige Männer im mittleren Alter auf unser Auto, inspizierten den Motorraum und lachten herzzerreissend. Wer einmal von Euch den Motorraum eines Wartburg gesehen hat (mit einer 3-Zylinder-2-Takt-Maschine 993 cm³), weiß warum. Hihi. Sie standen da und wunderten sich. Sie hatte noch nie so etwas gesehen *lol* und meinten dann zu mir:"Warum du haben so große Karosse, wenn du haben so kleine Maschin'?" Ich sagte dann nur, dass der Motor trotz seiner kleinen Abmessungen ein gewaltiges Zugpferd sei und ich die Karosse drumherum nur dafür bräuchte, mein Urlaubsgepäck nebst der Ersatzteile für einen halben Wartburg mitzuschleppen, denn Wartburg-Werkstätten gab es halt in der Sowjetunion nicht, weil die DDR keine PkW's in die SU exportierte.:-)
Praxedis

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