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"Gesetzlose Männer"
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Neben Saddam Hussein steht die gesamte Führungsclique Bagdads auf Bushs Abschussliste.
Die Offerte des Chefs der Supermacht, einem Militärschlag durch Flucht ins Exil zu entgehen, wies der Erstgeborene des Bagdader Despoten voller Hohn zurück."Der Vorschlag müsste vielmehr lauten, dass Bush und dessen Familie abtreten", verspottete Saddam Husseins Sohn Udai über seinen TV-Haussender das Ultimatum aus Washington.
Doch dann war rasch Schluss mit lustig. Udai, 38, musste die von ihm kommandierten Paramilitärs der"Saddam Fedajin" zum"Märtyrertod" aufrufen. Denn seit dem ersten Raketenhagel der Amerikaner auf Bagdad ist nicht nur der psychopathische und als besonders brutal geltende Playboy, sondern die gesamte Führungsclique um den Gewaltherrscher ständig in fluchtartiger Bewegung. Der versuchte"Enthauptungsschlag" galt nicht nur dem Präsidenten und dessen beiden Söhnen, die Pentagon-Strategen haben die gesamte Spitze des Regimes im Visier.
Die US-Geheimdienste erstellten eine Liste, auf der über 2000 Namen von Führungskräften aus Militär, Regierung, Sicherheitsorganen und der Baath-Partei stehen. Das Gros davon soll sich nach dem Krieg für seine Taten verantworten müssen, gut 50 Top-Offizielle müssen mit Anklagen vor einem Kriegsverbrechertribunal rechnen. Darunter vor allem Saddams Hardcore-Vasallen, vom State Departement"das dreckige Dutzend" genannt.
Der Despot suchte seine Getreuen, in der Regel blasse Chargen, vornehmlich im Beidschat-Clan rund um seine Heimatstadt Tikrit. Bis zu 85 Prozent der höheren Offiziere in den Eliteeinheiten der Republikanischen Garde stammen aus dieser Region. Auf der US-Liste der Meistgesuchten, tot oder lebendig, steht nach Saddam und Udai an dritter Stelle der jüngere Sohn Kussei, 36, zuständig für den Sicherheitsapparat und Befehlshaber der Republikanischen Garde. Kussei, zuletzt als Kronprinz favorisiert, ist zudem Kommandeur des zentralen Bereichs der vier Militärzonen des Irak.
Weit oben unter den"most wanted" rangiert Ali Hassan al-Madschid, ein Cousin Saddams. Weil er 1988 den Giftgaseinsatz von Halabdscha befehligte, bei dem über 5000 Kurden umkamen, ist er als"Chemie-Ali" zur Fahndung ausgeschrieben. Angeblich soll er die beiden Schwiegersöhne Saddams, die sich in den Westen abgesetzt hatten und 1996 mit einem Amnestie-Versprechen nach Bagdad zurückgelockt worden waren, persönlich als Verräter exekutiert haben. Jetzt beauftragte Saddam seinen Vetter mit dem prekären Job, den Südirak gegen Amerikaner und Briten zu verteidigen.
Frei zum Abschuss dieser"gesetzlosen Männer" (Bush) ist für die Amerikaner überdies Abd al-Hamid Humud, Saddams Privatsekretär und Chef der Leibwache, der ebenfalls aus Tikrit stammt. Außerdem Ex-Premier Mohammed Hamsa al-Subeidi, dem Verbrechen bei der Niederschlagung des Kurdenaufstands angelastet werden, sowie Asis Salih al-Numan, Gouverneur im besetzten Kuweit und verantwortlich für eine Reihe von Gräueltaten.
Den Regimewechsel keinesfalls überstehen dürfte auch Issat Ibrahim, 60, vom mächtigen al-Duri-Stamm. Der Vizevorsitzende des Revolutionären Kommandorats, wohl Hauptverantwortlicher für die Niederschlagung des Schiiten-Aufstands im Südirak 1991 mit Tausenden Toten, ist zuständig für die nördliche Militärzone um das ölreiche Gebiet von Mossul.
Furore machte am Vorabend des Kriegsausbruchs Vizepremier Tarik Asis, 66, das langjährige Aushängeschild des Regimes. Der chaldäische Christ, im Golfkrieg 1991 Saddams Außenminister, war nach den Meldungen mehrerer Nachrichtenagenturen auf dem politischen Sperrmüll gelandet - abgesetzt, erschossen oder geflohen. Acht Stunden vor Ablauf des Ultimatums tauchte Asis, der im Februar auch den Papst besucht hatte, in Bagdad feixend bei einer Pressekonferenz wieder auf. Eine schwere Havanna in der Rechten, spottete er über die Gerüchte ("billige Lüge") und prophezeite"der imperialistischen Aggression einen blutigen, langen Krieg".
Einer der engsten Vertrauten des Despoten und zeitweilig als dessen Nachfolger im Gespräch ist Taha Jassin Ramadan, 64. Iraks Vizepräsident kümmert sich im Revolutionären Kommandorat um Wirtschaft und Kaderfragen. Der Sunnit vom Schabak-Stamm in Kurdistan, der schon als 20jähriger Untergrundaktivist der sozialistischen Baath-Partei zum Tode verurteilt wurde, ließ bei seiner letzten Begegnung mit dem SPIEGEL keinerlei Zweifel an der Bereitschaft, mit dem"Raïs", dem Führer, unterzugehen. Er hoffe nur, so der Partei-Veteran, dass dieser"Überfall" der Auslöser sein werde,"um die Welt von der Hegemonie der Amerikaner zu befreien".
OLAF IHLAU

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