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Saddams deutsches Netz
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Der Verfassungsschutz fahndet nach irakischen Agenten.
Die Verbalnote trug den üblichen Zuckerguss aus Diplomatendeutsch, ließ aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Vier Iraker aus Saddam Husseins Berliner Botschaft seien in Deutschland"mit sofortiger Wirkung persona non grata beziehungsweise nicht mehr genehm".
Wie eine Parodie wirkt die Schlussformel der offiziell versiegelten Diplomaten-Depesche:"Das Auswärtige Amt benutzt diesen Anlass, die Botschaft der Republik Irak erneut seiner ausgezeichneten Hochachtung zu versichern." Obwohl er"überrascht" gewesen sei, sagt der ranghöchste irakische Diplomat in Deutschland, Muajjad Hussian, habe er mit den Emissären"nicht weiter diskutiert", denn:"Sie waren sehr höflich."
Die erste Bombe war noch nicht gefallen, da waren drei der vier am vergangenen Dienstag ausgewiesenen Botschaftsmitarbeiter bereits in Bagdad; ein Iraker hatte um Aufschub gebeten, weil seine Tochter krank sei.
Bei den Gefolgsleuten Saddam Husseins handelt es sich um den Sicherheitsattaché Ghanim Thabit, den Mitarbeiter der Konsularabteilung Salman Chalaf, Buchhalter Hatim al-Ubeidi und den dritten Sekretär, Reisan al-Saadun. Alle vier Iraker seien, glaubt das Bundesamt für Verfassungsschutz, Mitarbeiter des irakischen Geheimdienstes Directorate of General Intelligence (DGI). Doch nur von Thabit wissen es die Deutschen genau.
Absichtlich haben Fischers Diplomaten mit dem höchst unfreundlichen Akt gewartet, bis die deutsche Botschaft in Bagdad geschlossen war - aus Angst vor Vergeltung. Und im Fischer-Ministerium legt man Wert darauf, dass die Ausweisungen nicht auf die vor drei Wochen von den USA übermittelten Namenslisten vermeintlicher irakischer Geheimdienstler zurückgingen. Sie seien die Folge"eigener Erkenntnisse". Dem Ende vergangener Woche geäußerten amerikanischen Wunsch nach weiteren Ausweisungen wolle Deutschland vorerst nicht nachkommen.
Der als Attaché getarnte Thabit soll Saddams deutsches Geheimdienstnetz koordiniert haben: Bis zu 500 Zuträger hätten emsig Informationen über die rund 65 000 Exil-Iraker in Deutschland gesammelt. Die potenziellen Spitzel erhalten derzeit Hausbesuch und so genannte Gefährderansprachen, mit denen etwa auch vor Fußball- großereignissen Hooligans diszipliniert werden: Die Gespräche, ergänzt durch auffällige"Stoßstangen-Observationen", sollen nicht nur einschüchtern, sie bieten auch Gelegenheit zur Gefahrenanalyse.
Die ersten solcher Gespräche haben die deutschen Nachrichtendienste in den vergangenen Tagen bereits geführt. Dabei hatten sich die Araber überwiegend als harmlos herausgestellt. Ein Student etwa, der häufiger unter dem wandgroßen Teppich mit eingewebtem Saddam-Porträt in der Berliner Botschaft gewartet hatte, hatte tatsächlich nur Papiere für seine akademische Laufbahn in Deutschland ausgefüllt. Nun konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf 20 Iraker aus dem Umkreis der Botschaft, die allesamt als Kontaktleute des Geheimdienstes gelten.
Anders als etwa die Iraner habe Saddam allerdings in den vergangenen Jahren keinerlei staatsterroristische Aktivitäten entfaltet, heißt es beim Verfassungsschutz:"Da lief wenig bis nichts." Und jetzt geht nichts mehr, weil der Spitzelapparat ohne Führung ist. Zur Jahreswende musste der Deutschland-Chef des Geheimdienstes DGI gehen, der Iraker Abd al-Salam Sahir, offiziell als zweiter Sekretär in der Botschaft akkreditiert. Er hatte bei einer Polizeikontrolle sturzbetrunken Vollgas gegeben und dabei fast zwei Schutzpolizisten umgefahren. Nun sei er, klagt Saddams oberster Diplomat Hussian,"ganz allein". Was ihn aber nicht abhalte,"das Beste für mein Land zu tun".
GEORG MASCOLO, HOLGER STARK

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