- Wie die Welt noch immer regiert wird. - Euklid, 24.03.2003, 10:32
- Der Staat, die Schulden, die Abgaben und die Folgen mT - Sascha, 24.03.2003, 11:14
Der Staat, die Schulden, die Abgaben und die Folgen mT
-->> Noch nie in der Geschichte haben Bürger derart hohe Abgaben leisten müssen
> wie momentan.
Mmmmh das bezweifle ich dann aber doch aus Schärfste. Denke mal an die Sklaverei. Da hat man Peitschenhiebe für Arbeit bekommen. 12, 14 Stunden am Tag um nur mal ein Beispiel zu nennen. Da gab es vielleicht keine Abgaben und Steuern für die Sklaven aber ich würde sagen, daß ich und wohl fast jeder andere dann doch noch das heute Abzockersystem der Sklaverei vorzieht. Auch andere mittelalterliche Systeme waren um ein vielfaches extremer für die"normale" Arbeiterbevölkerung als wir uns das heute wohl überhaupt vorstellen können. Da gab es oft den Adel und das dumme Volk. Leistung wurde überhaupt gar nicht honoriert und Geld hatte meist - bis auf ein paar Ausnahmen - nur der in den reichen Adel Geborene.
Recht gebe ich dir, daß die Abgaben mittlerweile ein Niveau erreicht haben, daß man durchaus als sehr hoch bezeichnen kann aber das wurde hauptsächlich auch von uns selbst verursacht. Wir versuchen durch höhere Abgaben und durch höhere Verschuldung und weniger Leistungen von Seiten des Staates im langfristigen Trend seit mehreren Jahrzehnten unser Wohlstandsniveau"künstlich" zu halten oder sogar noch zu erhöhen weil selbst die Erhöhung des Wohlstandsniveaus zur Gewohnheit wurde.
Verschwendung gibt es fast immer und fast überall und Fehlinvestitionen, Korruption und alle diese schlechten Dinge gibt es nicht nur bei Unternehmen sondern auch bei Staaten, Ländern und Kommunen. Die höhere Abgabenlast ist also m.E. nicht - wie oft behauptet - nur ein Problem, daß an"falsche Leute" Geld ausgegeben wurde oder in der Asylpolitik oder Entwicklungshilfepolitik zu suchen. Auch ohne diese Dinge wäre es so gekommen wie es kommen muß. Nur vielleicht ein paar Jahre später.
Außerdem kann man den Staat oder die Gemeinden nicht pauschal verurtelen. Auch hier sind es lediglich Menschen die Entscheidungen treffen, ähnlich wie in einem Unternehmen. Auch beim Staat oder in einer Gemeinde werden Fehlentscheidungen getroffen was zu Fehlinvestitionen oder der Aufnahme ins Schwarzbuch führt.
Die Erwartung, daß der Staat bzw. dessen Entscheidungsträger unfehlbar sein müssen ist zu hoch. Denn wie ich sagte: Auch hier sind es nur Menschen. Und Menschen machen von Zeit zu Zeit mal einen Fehler weil auch das nur menschlich ist.
Sicher darf man sich darüber aufregen, daß viele Steuergelder in Projekte investiert werden die für den ein oder anderen"total nutzlos und bekloppt" erscheinen. Auch gibt es genügend korrupte Politiker und schwarze Koffer. Aber diese Dinge gibt es in Großunternehmen auch wenngleich vielleicht nicht ganz so stark ausgeprägt. Aber auch die Politiker waren am Anfang nur Menschen bevor sie ihre Laufbahn antraten und in ihrem Wahlkreis am Ende in den Bundestag oder Landtag o.ä. Stellen gewählt wurden.
Ich denke unser Wohlstandsabstieg der nun begonnen hat wäre so und so gekommen. Die Gesellschaft wurde ab dem zweiten Weltkrieg, nach welchem die totale Zerstörung herrschte, mit der Zeit und nach Freßwelle, Reisewelle und Autowelle immer wohlhabender. Die Angebote was Reisen angeht oder die bunte Warenwelt wurden größer und größer genau wie die Freizeitmöglichkeiten stiegen. Heute gibt es an jeder Autobahn haufenweise riesige zweistöckige Discotheken, es gibt Mega-Kinos mit z.T. 14 und 16 Kinosäälen, es gibt Cafés an jeder Ecke und Freizeitparks oder im Fernsehen ausgestrahlte"Shows der Superlative". Ich denke diese ganzen Dinge sind jedoch"nur" die Folgen einer wohlhabender werdenden Gesellschaft gewesen die durch diesen Wohlstand geblendet irgendwann aber ihn mehr und mehr als selbstverständlich empfand und Freizeitaktivitäten im Gegensatz zu Arbeit und Bildung mehr und mehr in den Vordergrund rückte während man gleichzeitig begann das System schon vor einigen Jahrzehnten mit einer Schuldenpolitik zu"künstlich" zu erhalten.
Eigentlich sollte es jedem nach nunmehr Jahrzehnten steigender Schulden auch dem letzten klar werden, daß wir da nicht mehr rauskommen ohne das wir selbst fast alle darunter in irgendeiner Weise leiden oder verzichten müssen. Seit rund 30 Jahren (oder noch länger) nimmt die Verschuldung zu. Und seitdem wir das erste mal Schulden gemacht haben in der BRD die wir nicht mehr abzahlen konnten leben wir eigentlich auf einem künstlich hochgehaltenem Wohlstandsniveau das so wahrscheinlich nicht geblieben wäre, hätte man die Schulden nicht aufgenommen.
Viele schreien nach Inflation oder nach Konjunkturprogrammen. Doch ist das wirklich die Lösung? Sicher wäre es für mich und für uns alle gut wenn wir mal eben die Notenpresse anwerfen und 150 Milliarden Euro in Infrastrutkur, Flugzeugträger oder was auch immer hineinstecken. Ich bezweifle nicht, daß die Konjunktur damit anspringt und auch nicht, daß dadurch die Arbeitslosigkeit massiv sinken könnte. Doch wäre es auf der anderen Seite nur ein weiterer Schritt um den Karren im Endeffekt und Ergebnis nur noch tiefer in den Sumpf zu fahren.
Es ist auch nicht damit getan, daß man druckt und druckt und das Land nochmal aufblühen läßt und dann irgendwann feststellt, daß die eigene Währung kaputt ist und man dann eine Währungsreform macht und dann naiverweise meint es sei damit alles gut. Die Schulden sind zwar größtenteils weg, die Sparguthaben auf der anderen Seite auch wenn man das alte Geld für wertlos erklärt und gleichzeitig die alten Guthaben um den Faktor zehn oder 20 abwertet aber die weiteren Folgen eines solch drastischen Schrittes beachten die wenigsten.
Ein Staat der einen solchen Schritt macht verliert sein Vertrauen auf eine Dauer von vielen Jahren. Wer würde einem solchen Staat wieder Geld leihen wenn das System nach zwei Jahrzehnten wieder beginnen würde zu kränkeln?
Woher soll die Arbeit nach einer Währungsreform plötzlich herkommen die es vorher auch nicht gab?
Meiner Meinung nach hilft es nichts wenn wir massiv inflationieren und danach einen Schnitt (Währungsreform) machen denn während der Inflation oder gar Hyperinflation erreichen wir, daß nur aus Werterhaltungsgründen Immobilien und Häuser oder Straßen gebaut werden die zum Teil nicht wirtschaftlich sinnvoll sind und später nur umso mehr Erhaltungsinvestitionen nötig werden. Gleichzeitig erleben wir dadurch eine künstlich - auf Pump - hochgezogene Wirtschaft. Ähnlich wie in der DDR nach der Wende könnte man sagen. Da ist die Bauindustrie durch hunderte von Milliarden DM an Investitionen gespeist gewachsen ohne Ende und es wurde gebaut und es gab Arbeit. Und heute das Gegenteil: Nach zehn Jahren Krise noch immer kein Ende in Sicht und noch immer Abbau von Kapazitäten (Produktionsstätten und Arbeitsplätze etc.).
Das gleiche würde eine Hyperinflation machen. Sie würde viele Menschen ihres Ersparten berauben, gleichzeitig würden umso mehr unnütze und wirtschaftlich total unnütze Investitionen getätigt. Damit hätten viele zwar Arbeit und die Konjunktur würde wieder laufen aber zu welchem Preis. Auch hier wäre ein Überangebot aufgebaut und sowie man diese künstlich hochgejagte Konjunktur nicht mehr oben hält wird die darauffolgende Krise nur umso schärfer(!) ausfallen. Und dann noch eine Währungsreform die das Vertrauen in das Land total den Bach runter gehen läßt weltweit?
Viele Grüße
Sascha

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