- Die weltgrösste Bankengruppe vor dem Kollaps: Der Anfang vom Ende? - kizkalesi, 29.03.2003, 09:22
- vor dem Kollaps:Der Anfang vom Ende? Ein Intimus zu den Gefahren: - kizkalesi, 29.03.2003, 09:26
vor dem Kollaps:Der Anfang vom Ende? Ein Intimus zu den Gefahren:
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"Die Banken sollen an"Asgeierfonds" verkauft werden"</font>
Richard A. Werner weiß aus Erfahrung, wie langsam die Mühlen von Japans Zentralbank mahlen. Er war Chef-Volkswirt der Jardine Fleming Securities (Asia), Analyst des Brokerhauses Nomura Securities und der Asiatischen Entwicklungsbank, arbeitete für das japanische Finanzministerium und war auch für die Bank von Japan tätig. Der 1967 in Bayern Geborene hat im Herzen des Tokioter Szene-Viertels Harajuku das Profit Research Center gegründet, das er heute leitet. Vom World Economic Forum wurde er in diesem Jahr - als einer von nur drei Deutschen - in die hundertköpfige Gruppe der führenden"Manager von morgen" gewählt.
DIE WELT: Von Japans Bankenkrise haben wir viel gehört. Sind die Institute wirklich so gefährdet?
Richard A. Werner: Ja. Schuld haben allerdings nicht die Not leidenden Kredite der Bubble-Ära. Die sind längst abgeschrieben. Ein Grund ist vielmehr eine Deflationspolitik der Zentralbank. Die ständige Schrumpfung der Kreditmenge bedeutet, wie bei der Reise nach Jerusalem, ständig mehr Stühle aus dem Spiel zu nehmen. Die Firmen, und damit auch die Banken, stehen dann dumm da. Ein zweiter Grund ist die Regierung Koizumi-Takenaka, die es zur Politik machte, die Banken, oder zumindest eine oder zwei große, zu verstaatlichen.
DIE WELT: Wozu wird dann diese Verstaatlichung angestrebt?
Werner: Nicht, um der Wirtschaft zu helfen - das ginge viel schneller ohne Verstaatlichung. Sondern, um diese Banken billig an ausländische,Aasgeierfonds' zu verkaufen sowie zwischenzeitlich deren Management zu übernehmen und währenddessen durch Kreditrückforderung Großbankrotte zu erzeugen.
DIE WELT: Warum werden Managementübernahmen und Großbankrotte von der Regierung anvisiert?
Werner: Wie schon gesagt, um diese billig an ausländische,Aasgeierfonds' zu verkaufen. Wenn man sowohl seine Zentralbank als auch seine Regierung gegen einen hat, dann ist es nicht leicht, Bank zu sein. Daher sind diese Institute äußerst gefährdet.
DIE WELT: Gefährdet die Krise des japanischen Finanzsystems die Weltwirtschaft?
Werner: Nein. Nur wenn die falschen Maßnahmen von anderen Zentralbanken getroffen werden.
DIE WELT: Sind Kurs- und Buchwerte der japanischen Banken eigentlich noch aussagekräftig?
Werner: So aussagefähig wie immer bei Banken. Banken sind immer und überall,zahlungsunfähig' - das ist ja nicht überraschend, sondern das Prinzip des Banksystems. Dafür gibt es eine Zentralbank, deren Job ist, dafür zu sorgen, dass dies nicht zur Krise und zur Rezession führt. Japans Zentralbank hat ihren Job allerdings über ein Jahrzehnt nicht getan.
DIE WELT: Auf welchem Nikkei-Niveau wird es wirklich brenzlig für viele japanische Banken?
Werner: Es ist bereits brenzlig, bei oder unter 8000 Punkten.
DIE WELT: Wie könnte die Regierung effektiv gegensteuern, ohne der Deflationsspirale noch mehr Schwung zu geben?
Werner: Ganz leicht: Erstens, das Auflegen von Staatsanleihen einstellen und dafür alle öffentlichen Kredite direkt per Bankkredit von den privaten Banken aufnehmen. Zweitens, einen Zentralbank-Chef ernennen, der das Interesse der japanischen Bevölkerung und Wirtschaft im Auge hat und durch Kreditexpansion die Rezession und Deflation beendet - also jemand anderen als Toshihiko Fukui. Drittens, das Zentralbankgesetz ändern, die Zentralbank wieder demokratischen Institutionen gegenüber verantwortlich machen und per Regierungs- oder Gesetzeserlass vier Prozent nominales Wirtschaftswachstum anpeilen, erzielt durch Kreditexpansion als Ziel der Zentralbankpolitik.
DIE WELT: Langweilt Sie die fast jährlich wiederkehrende März-Krise zum näher rückenden Bilanzstichtag nicht schon?
Werner: Schon etwas. Aber diesmal ist es wieder etwas interessanter, weil es gut die letzte sein könnte.
Das Gespräch führte Bernd Weiler

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