- Berliner Zeitung: Angriff aufs alte Europa - Philipp Steinhauer, 14.04.2003, 00:07
- Re: Danke für den Artikel! Das mit dem Leopard2 - Luigi, 14.04.2003, 00:37
- der artikel ist interessant, weil - Philipp Steinhauer, 14.04.2003, 00:42
- Quelle? (owT) - stocksorcerer, 14.04.2003, 08:08
- Danke, bereits erledigt.:-) - stocksorcerer, 14.04.2003, 08:30
- Quelle? (owT) - stocksorcerer, 14.04.2003, 08:08
- der artikel ist interessant, weil - Philipp Steinhauer, 14.04.2003, 00:42
- es gab schon einmal eine Carlyle - Philipp Steinhauer, 14.04.2003, 00:44
- Re: es gab schon einmal eine Carlyle - Sushicat, 14.04.2003, 09:34
- Re: Berliner Zeitung: Angriff aufs alte Europa - Nepomuk, 14.04.2003, 01:02
- Das ist wirklich beängstigend. - stocksorcerer, 14.04.2003, 08:07
- Re: Das ist wirklich beängstigend. - apoll, 14.04.2003, 10:46
- @apoll - Baldur der Ketzer, 14.04.2003, 11:20
- Re: Das ist wirklich beängstigend. - apoll, 14.04.2003, 10:46
- ...von Amerika lernen, heisst verlieren lernen!!! - t-bull, 14.04.2003, 10:35
- Re: Danke für den Artikel! Das mit dem Leopard2 - Luigi, 14.04.2003, 00:37
Berliner Zeitung: Angriff aufs alte Europa
-->Angriff aufs alte Europa
Zug um Zug kaufen US-Konzerne Europas Militärzulieferer auf. Einer der wichtigsten Akquisiteure: Carlyle, die Firma von George Bush Senior
Thomas H. Wendel
Der Name der Washingtoner Fondsgesellschaft klingt gediegen: Carlyle Group hat sie ihr Gründer David Rubinstein genannt. Nach seinem Lieblingshotel, einer New Yorker Wolkenkratzer-Luxusherberge, in dessen tausende US-Dollar teuren Suiten Könige, Staatsmänner, Top-Manager und Filmstars schon immer gerne Station gemacht haben.
Offensive in Italien
Inzwischen dürfte jedoch Rubinsteins Firma einen höheren Bekanntheitsgrad als das berühmte Hotel aufweisen. Carlyle gilt nämlich als eine der schillerndsten Vermögensverwaltungsfirmen der Welt: 13,9 Milliarden Dollar hat die Firma rund um den Globus angelegt. Geld, dass sich wie von selbst zu vermehren scheint - eine Rendite von im Schnitt 34 Prozent jährlich sollen Carlyle-Fonds zwischen 1990 und 2000 erzielt haben. Da ist es verständlich, dass die Vermögensmanager stets auf der Suche nach neuen, lukrativen Anlagen sind.
Eine haben sie diese Woche in Rom arrondiert: Voraussichtlich gemeinsam mit dem von Italiens Berlusconi-Regierung kontrollierten Finmeccanica-Konzern wird Carlyle den Flugzeugbauer Fiat Avio übernehmen. Mit dem in Aussicht gestellten Kaufpreis von 1,6 Milliarden Euro für seine hochprofitable Tochterfirma will Fiat die angeschlagene Autosparte stärken. Ein gutes Geschäft für beide Seiten, möchte man meinen. Zumindest, wenn es sich um einen normalen Verkauf handeln würde.
Doch von Normalität kann keine Rede sein. Fiat Avio stellt zwar Triebwerke für zivile Passagierjets her. Die Firma ist aber auch ein wichtiger Zulieferer für europäische Militärflugzeug-Projekte. So sollen Triebwerksteile für den Eurofighter und den Truppentransporter Airbus A 400 aus Avio-Werkhallen kommen. Zudem baut die Firma Raketenantriebe für das Ariane-Programm der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa.
Noch mehr aufhorchen lässt der Name des Käufers: Carlyle zählt mit seiner Tochter United Defense zu den größten US-Rüstungsunternehmen. Die Gesellschaft verfügt darüber hinaus über beste Verbindungen ins Weiße Haus: Mit George Bush Senior arbeitet ein amerikanischer Ex-Präsident und der Vater des heutigen Präsidenten für Carlyle. Der einstige US-Außenminister James A. Baker gilt zudem neben dem Carlyle-Chef und Ex-IBM-Boss Louis Gerstner als mächtigste Person im Führungszirkel der Firma. Großen Einfluss übt weiterhin Gerstners Vorgänger, der Ex-Verteidigungsminister der Reagan-Administration Frank C. Carlucci, aus. Carlucci rühmt sich gerne seiner engen Bande, die er mit dem heutigen Pentagon-Chef Donald Rumsfeld unterhält - beide haben während ihrer College-Zeit ein Wohnheim-Zimmer geteilt, heisst es.
Mit Richard G. Darman arbeitet auch der ehemalige Budget-Chef von Bush Senior in der Firma; Arthur Levitt, Ex-Boss der US-Börsenaufsicht SEC, gehört ebenfalls zur Führung. Als Carlyle Europe-Chef fungiert überdies der frühere konservative Premier Großbritanniens, John Major. Auch der direkte Draht zu George W. Bush dürfte exzellent sein. Schließlich verschaffte Carlyle laut New York Times dem derzeitigen US-Präsidenten mitten in seiner größten Lebenskrise 1990 einen Job im Management der Flugzeug-Catering-Firma Caterair.
Der Vorstoß der Bush-Truppe in Italien ist umso bemerkenswerter, da er Teil einer US-Strategie zur Übernahme großer Teile der europäischen Rüstungsindustrie sein könnte. So gilt der Münchener Triebwerkbauer MTU Aero Engines als nächstes Ziel von Carlyle nach einer Übernahme von Fiat Avio. DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp hat längst angekündigt, die Tochterfirma verkaufen zu wollen. Gemeinsam mit Fiat Avio arbeitet MTU an den Düsenaggregaten für den Eurofighter und den Militärtransporter A 400.
Ein solches Szenario dürfte vor allem bei der deutschen Regierung Alarm auslösen. Machtlos musste Kanzler Gerhard Schröder schon vergangenes Jahr zuschauen, wie alle Anteile an dem technologisch weltweit führenden U-Boot-Bauer Howaldtswerke Deutsche Werft AG an eine dem US-Rüstungsriesen General Dynamics nahe stehende Investmentfirma verkauft wurden. In die Zange genommen haben Amerikaner auch den Leopard-2-Panzerhersteller Krauss Maffei Wegmann. Den schwedischen Leopard-Hersteller Bofors übernahm bereits United Defense; der spanische Lizenzfertiger Santa Barbara Blindados ging an General Dynamics.
Sollte nun auch die Militärflugzeug-Industrie sowie das Raumfahrt-Programm Europas von US-Konkurrenten ins Visier genommen werden, wären die mit staatlichem Milliardenaufwand gestützten Versuche, eine unabhängige europäische Militär- und Flugzeugindustrie aufzubauen und aufrechtzuerhalten, weit gehend zunichte gemacht.
Hinzu kommt, dass Carlyles Geschäftsverbindungen mitunter dubios erscheinen. So sollen Carlyle-Fonds nicht nur die Vermögen von Superreichen wie dem Finanzmarkt-Spekulanten George Soros gemehrt haben. Vor allem George Bush Senior hat dank seiner Kontakte zu den Scheichs in Nahost viele arabische Multimillionäre angelockt.
Einen Zwei-Millionen-Dollar-Kontrakt musste Carlyle nach den Terrorangriffen in den USA im September 2001 bereits rückgängig machen: Das Geld gehörte Verwandten des wohl bekanntesten Sohnes des Wüstenreichs Saudi-Arabien - Usama Bin Laden.

gesamter Thread: