- Eine Formalie und eine Frage zur"Bankrott-Formel" - thomas, 14.04.2003, 00:50
- Eine Formalie und eine Frage zur"Bankrott-Formel": Vielleicht so? - thomas, 14.04.2003, 01:25
- Korrekt: [BIP] = Euro/Jahr, nicht Euro - JN++, 14.04.2003, 09:15
- Re: Eine Formalie und eine Frage zur"Bankrott-Formel" - dottore, 14.04.2003, 13:01
- DEN bitte in die Sammlung! Stimmige Zusammenfassung (owT) - silvereagle, 14.04.2003, 13:18
- Re: Eine Formalie und eine Frage zur"Bankrott-Formel" - JN++, 14.04.2003, 14:42
- Re: Eine Formalie und eine Frage zur"Bankrott-Formel" - dottore, 14.04.2003, 14:52
Korrekt: [BIP] = Euro/Jahr, nicht Euro
-->>Hier wurde kürzlich die Formel reingestellt, nach welcher Zeit zwei exponentielle Prozesse (mit unterschiedlichen Anfangswerten und Steigerungsraten) einen Gleichstand erreichen. Soweit klar.
>BIP ist aber eine Stromgröße, und Schuldenstand ist eine Bestandsgröße.
Sehr treffend beobachtet. Allerdings kann BIP auch statt in Euro/Jahr auch in Euro gerechnet werden. Wir sprechen hier von einer Prozeßgröße, wenn sie im Intervall betrachtet wird. Dadurch wird es vergleichbar, was durchaus Sinn machen kann, wenn das Intervall den Charakter einer universellen Konstanten hat, z.b. die Gesamtdauer des Prozesses.
Es wurde hier sträflich gegen die Regel verstoßen, Abszisse und Ordinate ordentlich mit Größe und Einheit zu bezeichnen. Dann hätte man gemerkt, daß BIP und Schulden das eine mal mit Euro/Jahr, daß andere mal nur mit Euro anzugeben sind.
Gleichstand kann es hier schon wegen der"Einheiten" gar nicht geben, sowenig wie Strecken und Geschwindigkeiten verglichen werden können.
>Es wird erst ein Schuh draus, wenn die jährliche Netto-NEUVERSCHULDUNG zum BIP in Relation gesetzt wird. Oder?
Es wird ein Schuh daraus, wenn wir statt der absoluten Schulden die jährlichen Zinszahlungen betrachten, also den Schuldenstand D mit 6%/Jahr multiplizieren. Dann erhalten wir den Anteil von BIP, der für Zinsen aufgewendet werden *müßte* (NB: De facto wird aber nichts aufgewendet, da Zinsen durch Neuverschuldung den alten hinzugefügt werden, insofern entspricht das in diesem Sonderfall also genau dem, was Du gesagt hast, nämlich der Netto-Neuverschuldung. Aber der Gläubiger will ja die Zinsen haben, die Neuverschuldung gewährt er nur, solange sie ihm nützt. Abgesehen davon, daß alte und neue Gläubiger nicht dieselben Personen sein müssen).
Nun ist allerdings die Frage, wann denn der Bankrott eintritt. Zweifellos nicht erst wenn Zins=BIP, weil Deutschland dann ein Jahr lang nichts essen könnte. Aber rein theoretisch ist die Marke Zins=BIP das Maximum, dann würden wir alle nur noch für die Zinsen arbeiten und für uns selbst nichts mehr konsumieren (und Staatsquote=100% natürlich). Spätestens ab da muß jeder Gläubiger einsehen, daß ein weiteres Anschreiben der fälligen Zinsen ihm keinen weiteren Gewinn mehr beschert, da er jetzt die maximale Wirtschaftskraft des Landes als Zinsanspruch hält. (Davor konnte es dem Gläubiger durchaus recht sein, wenn der Schuldner anschreibt.) D.h. Neuverschuldung wird es schon deshalb nicht mehr geben, weil die Gläubiger passen. Realiter tritt das natürlich alles viel früher ein.
>Außerdem erkenne ich hier nicht den Zusammenhang zum Staatsbankrott. Müsste die Frage nicht eher lauten, wann die Staatsquote 100% erreicht? Dafür müssten die exponentiellen Prozesse"BIP" und"öffentlicher Haushalt" in Relation gesetzt werden, dann wäre es für mich plausibel.
>Bitte um Nachhilfe, und Gruß,
>Thomas
Kleine Anmerkungen
1. Der"Point of no return", das ist, wenn die zusätzlichen Staatseinnahmen pro Jahr kleiner sind als die zusätzlichen Zinsen pro Jahr, errechnet sich aus dem Verhältnis des BIP-Wachstums und der Zinsen. In dem Diagramm war dies der Anfangszustand. Davor kann man die Ausgaben einfrieren und die Zinsen ganz aus dem Wachstum bezahlen (Der eigentliche und einzig vernünftige Sinn des Schuldenmachens: Investieren, um ein Wachstum zu erzielen und zwar mindestens so hoch wie der Zins).
2. Weder BIP-Wachstum noch Zinsen sind eherne Konstanten. Wenn eine neue technische Revolution uns morgen Wachstumsraten von 20% beschert, sind wir das Schuldenproblem los. Deswegen huldigen und lobpreisen ja auch alle Wirtshaftsgurus das Wachstum.
Vielleicht kann uns ja dottore noch ein paar Erläuterungen zu seiner"Bankrottformel" geben.
Beste Grüße
JN

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