- Niquet: Es wird keine Inflation geben! (Artikel) - Dimi, 16.04.2003, 10:51
- Nicht ganz dumm - SchlauFuchs, 16.04.2003, 11:32
- Re: Aktivtausch??? - kingsolomon, 16.04.2003, 12:34
- der Typ wird auch immer dümmer... mkT - igelei, 16.04.2003, 12:40
- Aber, aber! - Nachfrager, 16.04.2003, 13:06
- @dottore - Bitte um Beurteilung - Miesespeter, 16.04.2003, 14:03
- Re:"Geldmenge" wird per se falsch berechnet - dottore, 16.04.2003, 16:14
- Vielen Dank!(owT) - Miesespeter, 16.04.2003, 16:59
- Frage zur Kreditablösung und Darstellung im Kontenrahmen - Nachfrager, 16.04.2003, 17:05
- Re:"Geldmenge" wird per se falsch berechnet - dottore, 16.04.2003, 16:14
- Unfair Dimi - den Niquet so blos zu stellen:-) (owT) - R.Deutsch, 16.04.2003, 14:33
- Der Dimi - die Achse des Bösen - Du gehörst jetzt dazu! ;) - Turon, 16.04.2003, 21:37
Niquet: Es wird keine Inflation geben! (Artikel)
-->Dr. Bernd Niquet
Es wird keine Inflation geben!
Der Irrtum der Ã-konomen dauert bereits hunderte von Jahren und begann mit der Quantitätsgleichung. Doch die daraus abgeleitete Theorie, nach der viel Geld viel Inflation bedeutet, ist ebenso falsch, als wolle man heute einen Schlaganfallspatienten anstatt mit modernster Technologie zu behandeln einfach nur „zur Ader lassen“. Der Unterschied zwischen der Medizin und der Ã-konomie ist also: Die Mediziner haben ihre Kenntnisse im Zeitablauf verbessert, die Ã-konomen hingegen nicht. Und wenn man auf die Amateur-Ã-konomen an der Börse blickt, kann einem sogar ganz schlecht werden.
Von vielen Seiten hört man heute, die „überschießende“ Geldmengenentwicklung in den USA, Japan und Europa würde recht bald zu einer deutlich ansteigenden Inflation führen. Am ausgeprägtesten ist dieses Argument bei der Goldlobby - kein Wunder, schließlich verfügt sie über keine weitere Begründung, aus der sie zukünftige Goldpreissteigerungen ableiten kann.
Das beliebteste Argument hinsichtlich des (erhofften) Inflationseffektes lautet folgendermaßen: (Dieses Beispiel stammt von Frank Veneroso.) Angenommen, wir hätten eine Goldwährung, und plötzlich kommt ein Alchemist, der die Goldmenge verdoppelt. Was würde passieren? Es würde das selbe passieren, was auch in Friedmans Hubschrauber-Beispiel passiert, wenn ein Hubschrauber plötzlich so viel Geld abwirft, dass die Geldmenge sich verdoppelt: Die Preise würden sich ebenfalls verdoppeln.
Doch beide Beispiele treffen nicht die Realität. Denn ersten gibt es keinen Alchemismus - und zweitens wird Geld nicht von einem Hubschrauber abgeworfen. Würde Geld tatsächlich von einem Hubschrauber abgeworfen werden, dann könnte eine höhere Geldmenge in der Tat die Preise steigern, weil die Leute nämlich plötzlich mehr Geld haben ohne gleichzeitig auf etwas anderes (nämlich auf die Verfügung über andere Vermögensgegenstände) zu verzichten.
In einer realen Geldwirtschaft kommt Geld jedoch nicht per Hubschrauber in die Welt, sondern dadurch, dass die Wirtschafter es von der Zentralbank erhalten, indem sie parallel dazu dort Vermögenswerte hinterlegen - Wechsel, Devisen, Bonds oder auch Gold. Die höhere Geldmenge kommt also nur dadurch in Umlauf, indem die Wirtschaftssubjekte parallel dazu auf die Verfügung über andere Vermögensgegenstände verzichten. Bilanztechnisch gesprochen ist eine derartige Geldmengenerhöhung also keine Bilanz- und Eigenkapitalerweiterung wie im unrealistischen Hubschrauber-Beispiel, die natürlich preistreibend wirken wird, sondern vielmehr ausschließlich ein Aktivtausch in der Wirtschaft, der jedoch per se keinerlei Preiseffekte haben kann.
Warum? Weil jeder, der etwas kaufen will, dazu primär entweder Vermögen oder Kredit braucht. Das Geld ist dabei nur eine sekundäre Größe, denn noch niemals in der (jüngeren) Wirtschaftsgeschichte hat auch nur ein Mensch auf einen Kauf verzichten müssen, weil zu wenig Geld da war, um einen Kredit auszuzahlen oder ein Aktivum zu monetisieren.
Als Quintessenz dieser Überlegungen ergibt sich: Die Höhe der Geldmenge in einer Volkswirtschaft ist in Hinsicht auf die Inflationshöhe eine irrelevante Größe. Und wer aus ihr quantitätstheoretisch Preiseffekte ableiten will, geht ebenso in die Irre, wie ein Arzt, der den Gesundheitszustand eines Patienten an der Menge der Haare auf dessen Kopf ablesen wollte. Kaufentscheidungen von Menschen entscheiden sich an realwirtschaften Dingen und nicht an monetären Mengengrößen, die sich ohnehin aus der Sicht eines Haushalts oder eines Unternehmens niemals beobachten lassen.
Die Quantitätsgleichung stimmt freilich trotzdem immer, schließlich ist sie eine Tautologie, die nicht mehr aussagt als dass alles, was physisch verkauft wird, auch mit Geld bezahlt werden muss. Das ist richtig, aber auch unendlich trivial. Ist viel Geld da und wird wenig gekauft, dann reduziert sich die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes. Und steigen die Umsätze an, dann erhöhen sich die Preise nur dann, wenn realwirtschaftlich einiges darauf hindeutet, was derzeit jedoch keineswegs der Fall ist. Ansonsten erhöht sich schlicht und einfach nur die Geschwindigkeit, mit der das Geld in der Wirtschaft umläuft.
Bernd Niquet, im April 2003.
berndniquet@t-online.de
Bernd Niquet ist Börsenkolumnist und Buchautor. Von ihm sind gegenwärtig folgende Bücher erhältlich:
"Der Crash der Theorien", Börsenmedien Verlag, Kulmbach 1997.
"1000 Prozent Gewinn. Euphorie und Crash der Hightech-Aktien im Spiegel des Zeitgeistes", FinanzBuch Verlag, München 2000.
"Die Welt der Börse", Campus Verlag, Frankfurt/M., New York 2000.
"Der Zauberberg des Geldes", FinanzBuch Verlag, München 2001.
"Das Orwell Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration", Allitera Verlag, München 2002.
"Keine Angst vorm nächsten Crash", aktualisierte Taschenbuchausgabe, Piper Verlag, München 2003.
15.04.2003
<ul> ~ http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=5beb0bda</ul>

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