- www.happy-birthday-internet.com - kizkalesi, 20.04.2003, 10:09
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<font size="5">Vor zehn Jahren erfand Tim Berners-Lee das World Wide Web. Der Pionier ist bescheiden geblieben</font>
von Nikos Späth
Berlin /DIE WELT- 145 000 Treffer. Mehr schafft Tim Berners-Lee bei Google nicht. Für einen, der als der"Erfinder des Internets" gilt, eine bescheidene Summe. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Pop-Sternchen wie Britney Spears kommt auf mehr als zwei Millionen Einträge.
Dennoch: Die Trefferquote passt zu Berners-Lee. Der Mann, der vor zehn Jahren das umgangssprachlich als Internet bezeichnete World Wide Web entwickelt hat, ist bescheiden - und will alles andere als ein Popstar sein."Das, was ich getan habe", lautet ein typischer Satz des 47-jährigen Engländers,"hätte jeder tun können."
Kaum vorstellbar. Geplant war das Internet in seiner heutigen Form nicht. Nach einem Physikstudium in Oxford und Jobs als Software-Entwickler bei britischen Computerfirmen tüftelte Berners-Lee Ende der achtziger Jahre beim europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf an einem Übertragungsprotokoll, das zunächst nur eine kleine Zahl von Usern im Blick hatte: Es sollte den Physikern des Instituts ermöglichen, ihre Versuchsergebnisse über Ländergrenzen hinweg auszutauschen. Dazu diente das Internet, ein Gebilde aus Rechnern und Netzwerken, das amerikanische Militärs bereits in den sechziger Jahren erfunden hatten. Berners-Lee hauchte dieser Infrastruktur Leben ein. Zunächst veröffentlichte er 1991 das Programm World Wide Web, das aber noch weitgehend mit Befehlszeilen angesteuert werden musste. Bis 1993 kamen das Übertragungsprotokoll HTTP, die Seitenbeschreibungssprache HTML, das Adressformat URL und die Verlinkung hinzu.
Erstmals konnten Texte, Bilder und Töne so zu einem Dokument verbunden und von jedem Ort der Welt abgerufen werden. Das Internet war massentauglich.
Am 30. April 1993 gab das CERN das World Wide Web frei. Es durfte fortan von jedem unentgeltlich genutzt werden."Wir wollen Wissen teilen", sagte Berners-Lee. Er verzichtete auf den Verkauf seiner Idee, weshalb sich das WWW rasant ausbreitete: Ende 1993 gab es 500 Websites, ein Jahr später 100 000. Die Million wurde 1997 erreicht. Heute wird das Web auf bis zu zwölf Milliarden Seiten geschätzt.
Aus dem Alltags- und Wirtschaftsleben ist das Internet nicht mehr wegzudenken. 600 Millionen Menschen surfen im Netz: e-mailen, shoppen, buchen Flugtickets oder amüsieren sich schlichtweg. In Deutschland sind es 42 Millionen, sechsmal so viele wie 1998.
Auch wenn sich etliche Wachstumsprognosen im E-Commerce als zu gewagt erwiesen haben und die New Economy in ihren Kindertagen böse auf die Nase gefallen ist, sprechen die Zahlen für die Bedeutung des Mediums: Allein im deutschen Einzelhandel sollen in diesem Jahr elf Milliarden Euro online umgesetzt werden. Schätzungen für den weltweiten E-Commerce-Umsatz gehen von bis zu zwei Billionen Euro für das Jahr 2005 aus.
WWW-Gründer Berners-Lee indes sieht das Web als Verkaufs- und Werbemaschine eher kritisch. Sein Ideal war ein nichtkommerzielles Netz, das den weltweiten Austausch von Wissen ermöglichen sollte. Auch die Vermüllung des Netzes mit politischen Pamphleten und Pornografie lag nicht in der Absicht des Forschers.
Nicht zuletzt aus diesem Grund gründete Berners-Lee 1994 am Massachusetts Institute of Technology das World Wide Web Consortium (W3C), dessen Direktor er seitdem ist. Das W3C, eine Art Behörde des Webs, arbeitet an der technischen Weiterentwicklung des Internets und wacht über dessen Inhalte - es empfiehlt etwa freiwillige Altersbeschränkungen bei pornografischen Seiten. Die Potenzierung von digitalem Unsinn und Schmuddelkram hat Berners-Lee jedoch nicht stoppen können. Denn Zensur lehnt er ab."Das", so Berners-Lee,"wäre das Ende des Internets."

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