- Geldeinführung im Irak - wie im Lehrbuch! Dazu da capo: die Mär vom"Geld netto" - dottore, 19.04.2003, 17:09
- Re: Geldeinführung im Irak - wie im Lehrbuch! Dazu da capo: die Mär vom"Geld netto" - chiron, 19.04.2003, 20:16
- Re: Bargeld / Buchgeld / Banknoten usw. - dottore, 19.04.2003, 21:32
- Re: Bargeld / Buchgeld / Banknoten usw. / kommt in die d.-Sammlung (owT) - -- Elli --, 19.04.2003, 21:46
- Danke Dottore, das Thema beginnt mir Spass zu machen (owT) - chiron, 19.04.2003, 22:22
- hallo dottore:-) du hast mir heute das Motiv geliefert.. mkT - igelei, 20.04.2003, 00:46
- Nachfrage: Notenbank-Konkurs? - fridolin, 20.04.2003, 11:47
- Re: Ja, die Aktivseite lässt sich nur zu 100% bewerten bzw."realisieren" - dottore, 20.04.2003, 15:09
- Re: Bargeld / Buchgeld / Banknoten usw. - dottore, 19.04.2003, 21:32
- Re: Geldeinführung im Irak - auch kein allgemein akzeptieres Geld/Gold usw. - Jochen, 20.04.2003, 10:42
- Re: Geldeinführung im Irak - wie im Lehrbuch! Dazu da capo: die Mär vom"Geld netto" - chiron, 19.04.2003, 20:16
Re: Ja, die Aktivseite lässt sich nur zu 100% bewerten bzw."realisieren"
-->>>Noten werden bei den meisten ZBs gegen Verpfändung von Staatspapieren ausgegeben und müssen spätestens einen Tag vor Fälligkeit der Titel wieder ausgelöst werden.
>>Würden sie nicht wieder ausgelöst (Banken, die eingereicht hatten, in Konkurs, da in Noten gesehen illiquide) geht die Notenbank ebenfalls in Konkurs (Aktivseite ist weg) und ihre Noten sind wenig später ebenfalls wertlos.
>>Deshalb sind die Notenbanken so scharf darauf, keine Bankpleiten mehr"zuzulassen" - weil sie nämlich dann selbst pleite wären (Insolvenz wg. Überschuldung). Und ihre"Geldnoten" Toilettenpapier oder Kellerbar-Tapeziermaterial.
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>Verstehe ich nicht ganz.
>Die Zentralbank gibt Banknoten an die Geschäftsbanken gegen Verpfändung von Staatspapieren (z.B. Bundesanleihen). Geht die Geschäftsbank pleite und kann ihre Schuld nicht rechtzeitig ablösen, dann verfällt das Pfand. Das heißt, die Notenbank kann die Staatspapiere verwerten und sich aus dem Erlös bedienen.
Hi fridolin,
wie sollte sie"verwerten"? Sie hat das Pfand und ihr Geld ist draußen. Das Geld wird nach einer Bankpleite sicher nicht in"Anlagen" gehen, sondern von den restlichen Banken schnellstmöglich ebenfalls abgeholt, d.h. Cash wird im Publikum gehalten ("Run","Abheben", usw.). Die ZB wird auf dem Kapitalmarkt das Staatspapier vermutlich nicht los. Falls überhaupt, dann nur mit hohem Disagio.
Da sie das Papier aber zu 100 % reingenommen hatte (als Pfand), bekommt sie für das Papier (siehe die"üblichen Verdächtigen", z.B. Argentinien) nur zu 10 oder 30 % gegen ZB-Geld (in bar also) los. Macht die ZB das trotzdem, muss sie die Aktivseite entsprechend korrigieren, d.h. sie macht Verlust (aktiv bilanziert) und endet in spätestens drei Monaten (bis dann müsste alles ZB-Geld wieder an sie zurück, es bleibt aber"draußen" bis auf die vielleicht 20 %, die über den Markt an sie zurückströmen) in Überschuldung (formelle Feststellung der Insolvenz).
Beispiel: Buba hat ca. 120 Mrd € aus"Hauptrefinanzierungsgeschäft" an die Banken zu fordern. Davon kommen nur 20 % wieder durch verwertete Pfänder wieder rein = 24 Mrd, d.h. der Verlust liegt bei fast 100 Mrd. €. Dagegen hat die Buba ca. 5 Mrd GK und Rücklagen, und könnte ca. 40 Mrd. bilanziell dazu packen ("Ausgleichsposten aus Neubewertung", vor allem Gold) plus Sonstiges auflösen, so dass sie vielleicht die Passivseite um 50 Mrd mindern könnte.
Bleibt ein Bilanzverlust (Passiva > Aktiva) von ca. 50 Mrd. = Ende der ZB.
Ansonsten kann sie noch auf Fälligkeit der Papierr warten, diese weiterhin hoffnungsfroh zu 100 % bilanzieren und dann versuchen beim Staat zu kassieren. Der hat aber erst Recht kein Geld.
Wieder Ende.
Es sei denn, es sei denn, der Staat holt sich das Geld zur Bedienung der Papiere durch immer neue Papiere, die von der ZB direkt angekauft werden, um die"alten" abzulösen. Das bedeutet dann, dass die Staatspapiere immer kürzere Laufzeit haben müssen. Falls das durchgezogen wird (Direktkredite der ZB gegen Titel des Staates allerdings seit Maastricht verboten), endet das Ganze logischerweise in der Hyperinflation, weil der Staat ja nicht nur zur Auslösung der alten Titel neue in die ZB schiebt, sondern sein dann riesiges Defizit der Einfachheit halber gleich auf dem selben Wege"finanziert".
Sobald das Verbot also fällt, wissen wir, woran wir sind.
>Wieso wäre dann zugleich die Aktivseite der Notenbank teilweise weg und die Notenbank möglicherweise selbst insolvent?
Weil die ZB die Titel nicht mehr zu 100 % gegen ZB-Geld"draußen" realisieren könnte. Siehe oben.
>Die Forderung an den Staat (verbrieft in den Staatsanleihen) wäre doch durch den Konkurs einer Geschäftsbank gar nicht betroffen, die Staatspapiere würden (sofern nur in vernünftigem Umfang beliehen) die Aktivseite der Notenbank-Bilanz ausgleichen.
Ja, solange die Titel nach wie vor zu 100 % bilanziert würden. Das geht aber nicht, wenn der Markt diese Papiere (die ja auch am Markt bewertet werden) nur noch zu < 100 % auspreist. Bilanzverfälschung geht bei der ZB nur, wenn die WPs (KPMG, Ernst & Young) mitmachen. Dass die sich dann strafbar machen, versteht sich von selbst.
Mal sehen, wer sich wann was traut.
Es gibt freilich noch eine sehr interessante Variante, die gerade in Japan zu bestaunen ist. Dort"legen" die Leute ihren Cash nicht mehr bei Banken (die praktisch keinen Geldmarkt mehr kennen)"an", sondern beim Staat, dem sie über alle Maßen vertrauen (also bei sich selbst). So halten die jap. Staatstitel Kurs und alte Titel wurden so stark gg. Cash nachgefragt, dass ihre Rendite inzwischen auf nahe Null gefallen ist.
Das lässt sich eine Zeit lang durchhalten, selbst wenn die Ratingsagenturen die jap. Govs runterstufen und eigentlich die Zinssätze für neue Emissionen steigen müssten. Kritisch wird's sofort, wenn sich dieser Trend umkehrt, also die Renditen (Zinssätze) wieder > Null stiegen. Der Hebel ist immens! Dann würden die jap."Sparer" (in Staatstiteln, Umweg: Postbank) möglichst schnell versuchen, Kasse zu machen, also kämen Titel in immensen Massen auf den Markt. Damit hätte die ZB wieder das gleiche Problem (Verfall ihrer Aktivseite wg. Kursverlusten), siehe oben.
Die sog."Verkündung eines Inflationsziels", das die BoJ jetzt predigt (siehe MoMs von Elli) ist extrem heikel. Würde es geglaubt, fallen natürlich die Kurse der jap. Govs subito unter 100 % und der Schlund der Hölle öffnet sich, weil die Banken dann auch noch ihre Nostro-Bestände an Staatspapieren, von deren Kursanstieg sich sich bisher über Wasser hielten (obwohl ohnehin längst pleite), dann zum nächsten 1. 4. (Geschäftsjahr) massiven Wertberichtigungsbedarf hätten und dann wirklich nicht mehr zu halten wären.
Großmaulig eine"Inflation" zu versprechen und nicht zu sehen, dass diese nur mit einem Kursverlust aller Papiere einher gehen würde, ist albernes Geschwätz. Der Versuch, bei einer 2 %-Inflation ein Staatspapier weiterhin mit 0 % unterzubringen, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Steigt bei 2 %-Inflation der Kapitalmarktzins (Rendite) auf 2 %, was das Mindeste wäre - game over! Der Verlust am Kurswert aller Papiere wäre gigantisch. Und der Verlust zerschlüge die Aktivseiten sämtlicher Bilanzen bis hin zu ZB.
No way out!
Gruß!

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