- Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - an alle von -- Elli --, 04.05.2003, 22:34
- sehr interessant - nasdaq, 04.05.2003, 23:38
- Re: sehr interessant / Nachfrage - - Elli -, 04.05.2003, 23:46
- vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen - nasdaq, 05.05.2003, 00:03
- Re: vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen - Ecki1, 05.05.2003, 12:32
- Re: sehr interessant / Nachfrage - Baldur der Ketzer, 05.05.2003, 13:20
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- Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - Wassermann, 05.05.2003, 01:10
- Re: wo die Vereinigung die DDR zum Vorbild nahm - Baldur der Ketzer, 05.05.2003, 01:48
- Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - Pulpo, 05.05.2003, 16:00
- sehr interessant - nasdaq, 04.05.2003, 23:38
sehr interessant
-->1989 war ich 11 Jahre alt und deshalb kann ich nicht auf einen großern Erfahrungsschatz zurückblicken:-) dennoch habe ich mich im Gegensatz zu den meisten"Kindern" damals für Politik interessiert. Da ich selbst in Jena geboren wurde und wir 1984 in die BRD ausreisten habe ich noch einige Erinnerungen an die DDR.
Zuerst möchte ich meine persönlichen Erinnerungen wiedergeben. Vielleicht kommen wir im Laufe der Diskussion auch auf die tiefgreifenden Hintergründe zu sprechen.
Ein Großteil unserer Verwandtschaft blieb bis 1989 in Thüringen und zog dann nach und nach in den schönen Schwarzwald um.
Glasnost und Perestroika haben zu einer gewissen Lockerung des ganzen Systems geführt. Zumal die 80er Jahre in der DDR nach den Erzählungen meiner Eltern nicht mit den 60-70ern vergleichbar waren. Alles war weniger stark militant und ein gewisser"Liberalismus" wurde geduldet.
Sicherlich waren die in der DDR lebenden Menschen auch stark von den in der BRD lebenden Verwandten und Bekannten geprägt. Kann mich noch gut daran erinnern, als 1983 der Mercedes Besuch aus dem"Westen" erschien.
Auch später kann ich mich noch erinnern, dass mein Vater oft lange Telefongespräche mit meinem Onkel im Osten geführt hat. Dieser hatte ein Telefon zu Hause, weil er eine kleine Kneipe unterhielt. Es wurde relativ offen über die Mißstände des Systems gesprochen und es wurden auch schonmal Witze über mögliche Stasi Spitzel gerissen, die just in dem Moment vielleicht die Leitung abgehört haben.
Besuchsanträge wurden offener gehandhabt als noch Jahre zuvor und meine Verwandtschaft konnte uns etwa ein Jahr vor den ersten Grenzöffnungen in Ungarn für zwei Wochen besuchen. Natürlich stellte mein Onkel sofort nach seiner Rückkehr einen Ausreiseantrag.
Ausschlaggebend für die Mobilisierung der Massen war meiner Meinung nach dann der Besuch Gorbatschow's anlässlich der 40 Jahr Feier. Dort und auch schon teilweise früher äusserte sich Gorbatschow wörtlich bzw. zwischen den Zeilen dahingehend, dass es bei einem Volksaufstand keine bewaffnete Gegenwehr der Sowjetunion geben würde. Der Polizeistaat DDR war damit auf sich allein gestellt.
Die Aufstände sind deshalb auf mehrere Punkte zurückzuführen. Die Menschen hatten die Schnauze vom System gestrichen voll und die Unterdrückung wurde nicht mehr mit der Härte verfolgt wie früher, was Platz für liberales Denken schaffte.
Der Mut der Bürger sich gegen das System zur Wehr zu setzen ist sicherlich hoch anzuerkennen, aber man sollte nicht vergessen, dass es mehrere Faktoren waren die dazu geführt haben, dass es erstens friedlich und zweitens erfolgreich verlief.
Ohne den äusseren Einfluss (Intershop, Westfernsehen, Verwandte, Berlin etc.) wäre eine Revolution in der DDR vielleicht anders verlaufen oder wäre in dieser Form nicht ausgebrochen.
Allein des"Volkes-Wille" reicht bei der Umsetzung von Umsturzvorhaben nicht immer aus (Nordkorea) auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

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