- Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - an alle von -- Elli --, 04.05.2003, 22:34
- sehr interessant - nasdaq, 04.05.2003, 23:38
- Re: sehr interessant / Nachfrage - - Elli -, 04.05.2003, 23:46
- vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen - nasdaq, 05.05.2003, 00:03
- Re: vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen - Ecki1, 05.05.2003, 12:32
- Re: sehr interessant / Nachfrage - Baldur der Ketzer, 05.05.2003, 13:20
- vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen - nasdaq, 05.05.2003, 00:03
- Re: sehr interessant / Nachfrage - - Elli -, 04.05.2003, 23:46
- Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - Wassermann, 05.05.2003, 01:10
- Re: wo die Vereinigung die DDR zum Vorbild nahm - Baldur der Ketzer, 05.05.2003, 01:48
- Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - Pulpo, 05.05.2003, 16:00
- sehr interessant - nasdaq, 04.05.2003, 23:38
Re: sehr interessant / Nachfrage
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>>Die Aufstände sind deshalb auf mehrere Punkte zurückzuführen. Die Menschen hatten die Schnauze vom System gestrichen voll und die Unterdrückung wurde nicht mehr mit der Härte verfolgt wie früher, was Platz für liberales Denken schaffte.
>[b]Vermutlich deshalb, weil die Unterdrückung ausführenden Personen selber ein bisschen die Schnauze voll hatten, oder?
>Also müsste man bei den Beamten ansetzen... ;-)
Hallo, Elli,
nach einem Grundsatz der einschlägigen Literatur (ich glaube, es stand wohl in Major von Dach, ein Werk, das einen fiktiven Angriff aus der kommunistischen Sowjetunion zur Grundlage hat und die möglichen Reaktionen der Schweizer Bevölkerung) hat eine sogenannte politische Tat, also irgendeine initiale Handlung zur Herbeiführung anderer Verhältnisse, nur dann Sinn, wenn davon sicher ausgegangen werden kann, daß ohne weitere Absprache selbst dann umgehend einschlägige Nachfolgetaten stattfinden werden, wenn der Ersttäter eingeknastet wird - vorher seien alle irgendwie gearteten Versuche sinnlos.
Es muß also von selbst weiterlaufen.
Wobei der Nagel auf den Kopf getroffen ist - die Kacke muß derart am Dampfen sein, daß überall ein Haß auf das bestehende System herrscht (bei Major vD ist das ein fiktives kommunistisches Besatzungsregime).
1923 waren die Verhältnisse in Deutschland auch desaströs, Inflation, Kriegsfolgen, dennoch schlug der Marsch auf die Feldherrnhalle fehl.
10 Jahre später war die Zeit *reif*, denn alle anderen *Alternativen* hatten sich im Bewußtsein eines maßgeblichen Bevölkerungsteils sämtlich als unhaltbar erwiesen - 1923 gabs noch Illusionen.
Daß das 3.Reich dann genauso den Bach runter gegangen wurde, hat mit den Mechanismen der Systemablösung erst mal nichts zu tun. Tatsache ist, daß allen Zeitzeugen, die ich befragen konnte, die seichte erfolglose Weimarer Waffelei restlos zum Halse raushing.
Ein Wechsel wurde als überfällig herbeigesehnt.
Davon ist heutzutage nichts zu sehen.
Wenngleich ich die Wahlergebnisse schon lange für nicht authentisch halte, so gibt es doch kaum Proteststimmen. Wenn es nicht mal dazu reicht, demonstrativ ein NEIN zu wählen, wie will man dann davon ausgehen, daß eine gemeinsame Anstrengung beim Neuanfang zu erwarten wäre?
Nee, es gibt weder eine Persönlichkeit, die den Widerstand tragen und verkörpern könnte, noch die Aussicht auf eine Mehrheit. Beispiele gabs zuhauf, auch solche, die keine personellen Katastrophen veranstalteten (z.B. Bund Freier Bürger als DIE Eurogegner, das Ergebnis ist bekannt, 1,1% bei der Europawahl 1996).
Die deutschen Beamten, die ich kenne, haben schon lange die Schnauze voll, sind aber total resigniert, haben innerlich gekündigt.
Die lassen den Schwachsinn, den sie täglich umwälzen müssen, schon gar nicht mehr ran an ihren verstand, agieren nur noch als Roboter.
Voller Widerwillen.
Ich hatte mal eine Gerichtsverhandlung, bei der mir der Klagegegner in Person des höchstmöglichen Regierungssowiesodirigenten im Gang entgegenkam und mir versicherte, er müsse nun in der Verhandlung völligen Schwachsinn vertreten, und zwar ausdrücklich gegen seine eigene Überzeugung, aber ich möge bitte Verständnis haben, daß er amtsintern nicht anders könne.
Das gibts nicht alle Tage, gell?
Das ist die BRDDR. Es ist unfaßlich.
Man könnte auf die Beamten zählen, denn die sind überwiegend belesen, integer und haben durchaus den Horizont, das Verhängnisvolle zu erkennen, was auf uns alle zuwabert.
Aber sagen dürfen die nichts, sonst---schwupps.
Wobei mir allerdings auffiel, daß in den Ämtern, die ich kenne, sehr laut und bei offenen Türen gesprochen wurde, und was da offen thematisiert wurde, dürfte dem Otto aus Berlin sowohl die Zornes- als auch die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Hilft bloß nix, ist die Faust in der Hosentasche des kleines Mannes, der unterm Tisch kauert, weil oben seine Alte keift.
Hoffnungslos.
Ist eh alles vorbestimmt (Lied der Linde, bis der Tag kommt, an dem sich glaubt verdammt, wer berufen wird zu einem Amt).
beste Grüße vom Baldur

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