- Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - an alle von -- Elli --, 04.05.2003, 22:34
- sehr interessant - nasdaq, 04.05.2003, 23:38
- Re: sehr interessant / Nachfrage - - Elli -, 04.05.2003, 23:46
- vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen - nasdaq, 05.05.2003, 00:03
- Re: vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen - Ecki1, 05.05.2003, 12:32
- Re: sehr interessant / Nachfrage - Baldur der Ketzer, 05.05.2003, 13:20
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- Re: sehr interessant / Nachfrage - - Elli -, 04.05.2003, 23:46
- Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - Wassermann, 05.05.2003, 01:10
- Re: wo die Vereinigung die DDR zum Vorbild nahm - Baldur der Ketzer, 05.05.2003, 01:48
- Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... - Pulpo, 05.05.2003, 16:00
- sehr interessant - nasdaq, 04.05.2003, 23:38
Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag...
-->Soweit ich mich erinnere (ich war 1989 16 Jahre alt und im Osten), war die Stimmung in den Jahren vorher schon recht gespannt. Ausreisende waren ziemlich offen als Leute angesehen, die's drauf haben. Es gab sehr starke Jugendbewegungen, die DDR-gegensaetzliche Ideale bezogen [Skinheads, Punks im Prenzlauer Berg, Grufties,...], deren Leben wurde allgemein als erstrebenswerter angesehen, als das"Jeden Morgen in den VEB"-Schicksal der meisten. Ich kann mich beispielsweise von klein auf daran erinnern, dass meine Oma meinem Opa immer vorhielt, dass er in den 50'er lieber seinen Hof im Osten weitergefuehrt hat, als im West-Baubetrieb eines seiner Kriegsfreunde arbeiten zu gehen und mit Ihr dorthin umzusiedeln. Das wurde in den 80'er von fast allen als besser angesehen.
Aber richtig los ging's erst als im Sommer 89 in Ungarn plötzlich die Grenze nach Ã-stereich auf war. Da fassten sich viele ein Herz und fuhren auf gut Glück nach Ungarn in den"Urlaub" auch wenn sie gar nicht frei hatten...
Solch Verhalten stoert natuerlich eine volkseigene Staatswirtschaft, und schwuppdiwupp war die Reise nach Ungarn verboten. Das bewog viele Ostdeutsche stattdessen in die Botschaften der BRD in Warschau und Prag zu reisen... also waren ganz schnell die Grenzen nach Tschechei und Polen auch zu.
Ab diesen Punkt (September) bekamen dann die Montagsdemos so richtig Zulauf. Und dann gab es mit Unterstuetzung des Westfernsehens (ich erinnere mich hier besonders an die Ansprache von Genscher in der pickepackevollen Prager Botschaft) kein Halten mehr. Ab da galt es auch bei den Letzten Verfechtern als falsch noch hinter diesem Staat zu stehen (Als Cottbuser hatte ich beispielsweise in diesen Monaten immer einen schlechten Stand, weil in Cottbus die kleinsten Montagsdemos von allen 12 Bezirks(haupt)staedten stattfanden).
Nun und der Rest musste dann wahrscheinlich so passieren. Es blieb gar nichts anderes mehr uebrig als die Grenzen nach Osten wieder zu öffnen und in Folge dessen auch die Westgrenzen, da man damit vielleicht noch verhindern konnte, dass die besten Leute fuer immer ausreisen...
Bezogen auf heute laesst sich das Geschehen nicht so ganz vergleichen, da der"Rutsch" nach meiner Meinung erst dadurch zustande kam, da plötzlich fuer jeden der wollte eine Alternative offenstand ohne, dass es allzu weh tat (man wurde ja mit offenen Armen empfangen und viele hatten auch Verwandschaft drueben, jedenfalls schien 1989 der Neuanfang im Westen sehr sehr einfach). Diese Alternative fehlt heute leider, so dass alle erstmal weiterwurschteln und man eher dumm angeguckt wird, wenn man nicht mehr so richtig mitmachen will. Im Osten dagegen war es zumindest fuer 16-jaehrige schick nach der Schule nach Berlin zu gehen und dort den Punk zu geben. Heute scheint eher die neueste Handygeneration, teure Kosmetik, Solariumbraeune und nen geiles Motorrad/Auto schick zu sein.
Links hab ich leider keine, aber einen guten Tip fuer ein Buch, das die wirtschaftlichen Verhaeltnisse unmittelbar vor und waehrend der Wende und Wiedervereinigung behandelt. Geschrieben von einem ehemaligen Mitglied der Planungskommision der DDR:
"Was war die DDR wert?" von Siegfried Wenzel
Gruss,
Pulpo

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