- Fed warnt erstmals offiziell vor Deflation - Märkte aber (noch) ohne Angst - kizkalesi, 08.05.2003, 07:53
- Dazu Russel in Dow Theory Letters aktuell - spieler, 08.05.2003, 10:34
- Re: Dazu eine"naive" Frage von Rethfeld: Kann es sein, dass die Fed Bonds im of - Luigi, 08.05.2003, 12:39
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Fed warnt erstmals offiziell vor Deflation - Märkte aber (noch) ohne Angst
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Weitere Zinssenkung in den USA rückt näher
Experten: Gefahr des Preisverfalls in Deutschland aber am höchsten
von Beatrix Wirth
Berlin - Wieder einmal hat es US-Notenbankchef Alan Greenspan geschafft, den Kapitalmärkten seinen Stempel aufzudrücken. Die jüngste Stellungnahme der Fed zur Konjunktur- und Zinsentwicklung sorgte am Mittwoch - obwohl der US-Leitzins selbst unverändert blieb - für einen kräftigen Schub am Rentenmarkt sowie beim Euro. Der Kurs der Gemeinschaftswährung schoss zeitweise auf über 1,14 US-Dollar und damit den höchsten Stand seit Januar 1999, dem Monat der Euro-Einführung.
Angesichts der Tragweite des Fed-Statements sind Experten von diesen deutlichen Marktreaktionen nicht überrascht. Nicht nur, dass die Notenbanker die Aussichten für das Wachstum der US-Wirtschaft weiterhin mit Risiken behaftet sehen. In noch größerer Deutlichkeit warnten sie vor einem"unwillkommenen", erheblichen Inflationsrückgang.
"Das heißt nichts anderes als Deflationsgefahr, auch wenn das Wort selbst vermieden wurde", sagt Conrad Mattern, Globalstratege bei der Activest. Ein anhaltender Preisverfall gilt als Nährboden für Rezessionen. Kein Wunder also, dass die als krisenfest geltenden Anleihen zulegen konnten. Der Euro wiederum profitierte von der zunehmenden Gewissheit, dass die Fed zu einer weiteren Zinssenkung bereit ist. Dies würde Euroland wegen des hiesigen höheren Zinsniveaus für Investoren noch attraktiver machen.
Nach Ansicht von Volkswirten hat die Warnung der US-Notenbank vor einem Deflationsszenario Hand und Fuß."Die Preissteigerungsrate in den USA ist niedrig und dürfte wegen des sinkenden Ã-lpreises weiter zurückgehen", sagt Mattern."Zudem rechnen wir für 2003 in den USA nur mit einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent, so dass von dieser Seite kein Inflationsdruck droht.
" Es sei absolut nicht abwegig, sich auch in den USA über deflationäre"japanische Verhältnisse" Gedanken zu machen, meint Ulrich Beckmann, Leiter Global Markets bei der Deutschen Bank."Ob man die Börse, den Arbeitsmarkt oder die Investitionen betrachtet: Die Entwicklungen seit dem Platzen der Börsen-Blase ähneln sich in beiden Ländern frappierend." Daher sei es positiv, dass die Fed die Bereitschaft zum"aggressiven" Gegensteuern zeige.
Doch haben nicht alle Ã-konomen ähnlich große Bedenken.
So hält Patrick Franke, US-Experte im volkswirtschaftlichen Research der Commerzbank, die Rede von einer gefährlichen Deflationsspirale für übertrieben. Er rechnet bei der US-Inflation nicht mit einem drastischen Rückgang, sondern einer Seitwärtsbewegung. Und statt eines Rückfalls in die Rezession erwartet er ein Anziehen der US-Konjunktur im vierten Quartal."Dafür sollte sich das Geschäftsklima allerdings aufhellen, und auch der Positivtrend beim Verbrauchervertrauen muss sich erst einmal bestätigen", räumt Franke ein.
Die gelassene Reaktion der Aktienmärkte ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Ängste vor einer Deflation vorerst noch nicht die Oberhand gewonnen haben.
Dies sei auch dem Fingerspitzengefühl der US-Geldpolitiker zu verdanken, loben die Experten: Indem die Fed den Fokus statt auf die anhaltenden Konjunkturrisiken auf das Thema Inflation gelenkt habe, habe sie - zumindest auf kurze Sicht - den Rentenmarkt gefördert und gleichzeitig dem Aktienmarkt nicht geschadet.
Die weitere Marktentwicklung dürfte auch davon abhängen, welche Weichen die EZB bei ihrer heutigen geldpolitischen Sitzung stellt."Deutschland hat eine deutlich niedrigere Inflation und schlechtere Wachstumsperspektiven als die USA - damit ist die Deflationsgefahr hier noch viel höher", betont Activest-Stratege Mattern. Und selbst Konjunkturoptimist Franke ist einem weiteren Zinsschritt nicht abgeneigt:"Schließlich macht der Höhenflug des Euro die Vorteile bisheriger Zinssenkungen zumindest teilweise zunichte."
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