- wem gehört deutschland? - orwell, 08.05.2003, 21:45
- Re: wem gehört deutschland?Aber dies geht in Ordnung, nicht Herr Deutsch? (owT) - Frank, 08.05.2003, 21:58
- Re: wenn Sie das so propagieren, bei Goldstandard wÀre die Staatsschuld = Null! (owT) - André, 09.05.2003, 09:07
- StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - LHH, 09.05.2003, 13:58
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - LHH, 10.05.2003, 13:56
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - Euklid, 10.05.2003, 14:22
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - Silberfuchs, 10.05.2003, 15:45
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - Euklid, 10.05.2003, 17:51
- Ein wirklich guter Indikator,... - Zardoz, 10.05.2003, 17:58
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - Euklid, 10.05.2003, 17:51
- Danke, war mir neu (owT) - LHH, 10.05.2003, 16:16
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - Silberfuchs, 10.05.2003, 15:45
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - Euklid, 10.05.2003, 14:22
- Re: StatsglÀubiger ein Gewinn auch wenn der Statt zusammen bricht? - LHH, 10.05.2003, 13:56
- Re: wem gehört deutschland?Aber dies geht in Ordnung, nicht Herr Deutsch? (owT) - Frank, 08.05.2003, 21:58
wem gehört deutschland?
-->
Wem gehört Deutschland?
- UND wer profitiert von Deutschlands
gigantischen Schulden???
Rubrik: Reality schulden, deutschland, staatsverschuldung,
brd, bundesrepublik
08.05.2003 Beim Baukonzern Holzmann warâs
im MĂ€rz so weit, das Luft- und
Raumfahrtunternehmen Dornier, der
Papierkonzern Herlitz und der Medienmogul
Kirch folgten im April. Alle mussten Insolvenz
anmelden. 2002 - das Jahr der Rekordpleiten.
Wer betroffen ist, ist verzweifelt, wer nicht
betroffen ist, ist froh, es nicht zu sein.
PANORAMA
Nr.
612
vom
18.4.2002:
Dabei
sind
wir
eigentlich
alle
verschuldet,
und
zwar
heillos, mit einer unvorstellbar hohen Summe von 1
Billion Euro - das sind ganz nebenbei bemerkt
schon mal Tausend Milliarden. Dann noch weitere
226 Milliarden obendrauf und noch ein paar
Millionen hinterher. Denn die Bundesrepublik
Deutschland selbst steht am tiefsten in der Kreide.
Aber bei wem eigentlich? Das ist ein wohlgehĂŒtetes
Geheimnis. Wer wissen will, wem diese Republik
eigentlich wirklich gehört, tut sich schwer. Meine
Kollegen sind der deutschen Schuldenspur gefolgt.
Kommentar:
Hans Eichel hat es eilig: In zwei Jahren will er
Schluss machen mit der Schuldenpolitik seiner
VorgÀnger. Der Sparkommissar im Wettlauf gegen
die rasende Staatsverschuldung. 10.000, 11.000,
12.000, 13.000 Euro. In den wenigen Sekunden,
die Eichel morgens bis in sein BĂŒro braucht, hat
Deutschland schon wieder 80.000 Euro Schulden
mehr. Deutschlands Schulden, eine unvorstellbare
Summe: 1.226 Milliarden und viele Millionen Euro.
Und sie tickt unbarmherzig weiter, die Schuldenuhr,
die der Steuerzahlerbund aufgestellt hat.
0-Ton Hans Eichel:
(Bundesfinanzminister)
âDa tickt eine Zeitbombe, und das heiĂt, wir haben
durch Schulden in der Vergangenheit einen GroĂteil
unserer Zukunft verfrĂŒhstĂŒckt. Und deswegen
können wir so nicht weitermachen.â
Kommentar:
Eine Nobeladresse im Frankfurter Norden. Hier
sitzen die Leute, die Deutschlands Schulden
managen. So effizient wie möglich Geld fĂŒr den
Bund beschaffen, die Aufgabe der Elitetruppe in
der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur
GmbH. Ganze sieben HĂ€ndler jonglieren hier mit
den Staatsmilliarden. Hat der Bund etwa am
Morgen zu wenig Geld, um seine Rechnungen zu
bezahlen, wird das kurzerhand besorgt:
Schnellverschuldung.
0-Ton Thomas Weinberg:
(ChefhÀndler, Finanzagentur)
âHeute konkret war es zum Beispiel so, dass wir
eine Summe von etwa vier Milliarden Euro im
Markt aufnehmen mussten.
Interviewer:
âAlso, die Bundesrepublik Deutschland braucht
heute vier Milliarden Euro.â
Thomas Weinberg:
âWir rufen an, und wenn der Kontrahent eben
grade dieses Volumen zur VerfĂŒgung hat, dann
versuchen wir uns auf einen Zinssatz zu einigen.
Und dann ist das GeschÀft gemacht, und das Geld
flieĂt in unsere Kassen.â
Kommentar:
GerĂ€uschlos und diskret werden Milliarden fĂŒr
Deutschland besorgt. Auch die
schwindelerregenden Schuldensummen, die die
Agentur auf dem Markt hin und her verschiebt, sind
hier Alltag.
0-Ton Gerhard Schleif:
(GeschĂ€ftsfĂŒhrer, Finanzagentur)
âAn diese Zahlen gewöhnt man sich, ob da drei
Nullen mehr dranhÀngen oder drei Nullen weniger,
das geht in Fleisch und Blut ĂŒber, das lĂ€sst einen
nicht mehr schlecht schlafen.â
Kommentar:
Auch nicht der Handel mit Schatzanweisungen, den
langfristigen Schuldscheinen der Republik. Der
Staat als Schuldner ist so begehrt, dass die Banken
sich ĂŒberbieten, um ihm Geld zu leihen.
0-Ton Gerhard Schleif:
âWir haben heute zum Beispiel sechsmonatige
Schatzanweisungen des Bundes verauktioniert. Das
heiĂt. Wir bieten die einer bestimmten
Bankengruppe an. Und wir wollten eigentlich fĂŒnf
Milliarden aufnehmen, und die Banken haben uns
Gebote fĂŒr 17,3 Milliarden eingereicht.â
Kommentar:
Denn fĂŒr sie kann der Staat nicht genug Schulden
machen: Die Banken - Profiteure der
Verschuldung. FĂŒr jeden Kredit kassieren sie
Zinsen und Provisionen, jedes Jahr zig Milliarden
Euro. Ein BombengeschÀft und ganz diskret
abgewickelt.
Kein Wunder, dass die Liste der GlÀubigerbanken
nicht unbedingt an die Ă-ffentlichkeit soll. Denn
ihnen gehört Deutschland. Ganz oben die Deutsche
Bank, dann Morgan Stanley, Dresdner Bank,
Merrill Lynch - die CrĂšme de la CrĂšme der
internationalen Hochfinanz. Kreditsummen und
Zinsgewinne werden gehandelt wie
Staatsgeheimnisse, Interviewanfragen zwecklos.
Die Deutsche Bank: kein Kommentar. Die
Dresdner Bank: kein Kommentar. Die
Commerzbank: kein Kommentar. Die Banken
kassieren, Eichel zahlt, der Steuerzahler haftet.
0-Ton Hans Eichel:
(Bundesfinanzminister)
âDas machen wir jetzt seit ĂŒber dreiĂig Jahren,
zahlen auch nichts zurĂŒck. Wenn ein Kredit fĂ€llig
wird, wird ein neuer aufgenommen, um den alten
abzulösen.â
Kommentar:
Die Chronik der Schuldenmacher:
1971. Der letzte Aufstand der AnstÀndigen.
Bundesfinanzminister Möller tritt zurĂŒck. Der
Grund: In zwei Amtsjahren ganze drei Milliarden
Euro neue Schulden. Der Neue hÀlt es nur ein Jahr
aus. Karl Schiller sagte damals, er könne keine
Politik machen unter dem Motto âNach mir die
Sintflutâ. RĂŒcktritt wegen zwei Milliarden
Neuverschuldung.
1972. Der Nachfolger hatte weniger Skrupel:
Finanzminister Helmut Schmidt machte fĂŒnf
Milliarden Euro Schulden - und wurde Kanzler.
Die Gesamtschulden von Bund, LĂ€ndern und
Gemeinden damals: 91 Milliarden Euro.
1974. Mit ihm ging die Schuldenparty richtig los:
Hans Apel. Sorglos und unbekĂŒmmert der
Aufbruch in den Schuldenstaat. Finanzminister
Apels Bilanz nach vier Jahren: 33,5 Milliarden Euro
Neuverschuldung.
1978. Hans Matthöfer, der nÀchste Finanzminister,
sorgt fĂŒr noch verrĂŒcktere Schuldenrekorde. 56
Milliarden Euro Miese. Sein Kanzler: Helmut
Schmidt. Und die CDU versprach, alles besser zu
machen
Wahlspot:
âLassen Sie uns den SPD-Staat stoppen.â
0-Ton Gerhard Stoltenberg:
âMit der hemmungslosen Schuldenmacherei der
Regierung Schmidt/Genscher kann es so nicht
weitergehen.â
Kommentar:
CDU-Wahlsieg: Stoltenberg war nun selbst
Kassenwart. Vorher groĂe Worte und dann doch
wieder neue Schulden: 75 Milliarden.
1989. Theo Waigel und die deutsche Einheit -
natĂŒrlich kreditfinanziert. Die Schulden
explodierten: Waigels Horrorbilanz: 428 Milliarden
Euro neue Schulden.
1998 standen Bund, LĂ€nder und Gemeinden mit
ĂŒber 1,1 Billionen Euro in der Kreide. Heute sind
es schon wieder 100 Milliarden mehr. Und auch in
diesem Jahr macht Hans Eichel wieder neue
Schulden: rund 21 Milliarden Euro nur fĂŒr den
Bundeshaushalt.
Bad Homburg, eine Idylle. Hier wird ĂŒber Eichels
Schulden Buch gefĂŒhrt, in der
Bundeswertpapierverwaltung. Schuldenverwaltung
hieà die Behörde bis vor kurzem, doch das klang
zu negativ. Ăberhaupt war frĂŒher vieles anders: Die
Schulden wurden noch mit Tinte in dicke Folianten
eingetragen. Das Schuldbuch aus einer Zeit, als die
Staatsverschuldung noch zwischen zwei
Buchdeckel passte. Heute ist der horrenden
Schuldensumme nur noch mit GroĂrechnern
beizukommen. Das Schuldbuch 2002 - eine
Computerdatei. Und die Post an die GlÀubiger
muss schneller produziert werden, um mit der
Verschuldung Schritt zu halten.
Schuldscheinquittungen im Sekundentakt. Auch in
Bad Homburg sind Deutschlands Schulden grauer
Alltag.
0-Ton Knut Kage:
(PrÀsident, Bundeswertpapier-Verwaltung)
âWir streben keine höhere Bundesschuld an, etwa
um ArbeitsplÀtze hier zu halten. Wir haben genug
andere Aufgaben. Wir wollen ordentlich und
flexibel weiterarbeiten.â
Kommentar:
Ordentlich und flexibel in die Pleite. Viel Zeit bleibt
Eichel nicht, um die Wende noch zu schaffen. Denn
so bankrott ist der Staat: 752 Milliarden Euro hat
sich allein der Bund seit 1980 geliehen. Das Geld
wurde komplett gefressen von den 903 Milliarden
Euro Zinsen, die er fĂŒr diese Kredite zahlen musste.
0-Ton Wolfgang Kitterer:
(Schuldenexperte UniversitÀt Köln)
âDie Schulden werden immer höher sein, auf
Dauer, als das, was man sich durch Kredite erkauft
hat. Das heiĂt, es ist ja jetzt auch schon
festzustellen, dass die Defizite, die man macht, auf
Dauer nicht ausreichen können, um die Zinslast
abzudecken. Was bedeutet das wiederum? Dass
man zusĂ€tzliche Zinslasten wiederum ĂŒber Steuern
finanzieren muss. Also resultiert aus der
Staatsverschuldung letztlich nur eine höhere
Steuerlast. Man hat niemandem etwas Gutes getan,
es sei denn den Wertpapierhaltern.â
Kommentar:
Eichel, der Schuldenkiller? TatsÀchlich ist sein
Sparprogramm nur ein ganz bescheidener Anfang.
Denn das ist Deutschlands Schuldenberg: 1.200
Milliarden Euro. Was Eichel einsparen will, ist
lediglich die Neuverschuldung - derzeit ganze 42
Milliarden. Vom Abbau des gigantischen
Schuldenberges ist noch gar nicht die Rede.
Jetzt hat Eichel versprochen, spÀtestens 2006
keinen Cent neue Schulden mehr zu machen. Doch
ein HintertĂŒrchen hĂ€lt auch er sich noch offen.
0-Ton Interviewer:
âSie legen Ihre Hand dafĂŒr ins Feuer, dass es 2006
eine Null gibt?â
Hans Eichel:
âWir setzen alles daran. Alles, was wir tun können,
tun wir. Was Sie nie im Griff haben, ist die
Weltkonjunkturentwicklung. Wenn es eine groĂe
Rezession gibt, sieht natĂŒrlich die Welt anders aus.â
Kommentar.
Der Schuldenuhr ist die Konjunktur egal, sie tickt
unerbittlich weiter.
0-Ton Friedrich Halstenberg:
(ehem. Finanzminister NRW)
âEs ist auch durchaus möglich, dass wir unsere
Staatsfinanzen ganz zu Grund richten. Noch ein,
zwei Jahrzehnte weiter in dieser Musik, dann gibt
es einen anderen Staat.â

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