- XS: Was wäre passiert, wenn der Staat nie Schulden gemacht hätte? - sensortimecom, 09.05.2003, 11:25
- Re: XS: Was wäre passiert, wenn der Staat nie Schulden gemacht hätte? - Supermario, 09.05.2003, 11:43
- Re: XS: Was wäre passiert, wenn der Staat nie Schulden gemacht hätte? - sensortimecom, 09.05.2003, 13:25
- Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - XSurvivor, 09.05.2003, 11:56
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - chiron, 09.05.2003, 12:03
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - XSurvivor, 09.05.2003, 12:15
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - sensortimecom, 09.05.2003, 13:34
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - - Elli -, 09.05.2003, 13:54
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - monopoly, 09.05.2003, 13:58
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - XSurvivor, 09.05.2003, 14:43
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - XSurvivor, 09.05.2003, 14:41
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - - Elli -, 09.05.2003, 13:54
- So einfach sehe ich das;-) - sensortimecom, 09.05.2003, 14:25
- Re:"So einfach sehe ich das": Verbesserte Definition - sensortimecom, 09.05.2003, 16:06
- Re: Ohne Konjunkturmaßnahmen hätten wir im heutigen System Wirtschaftskrise - chiron, 09.05.2003, 12:03
- Was wäre passiert, wenn der Staat nie Schulden gemacht hätte?/Meine Meinung mkT - Sascha, 09.05.2003, 14:28
- Der Staat MUSSTE Schulden machen, weil er durch die Schulden untergehen MUSS... - Der Husky, 09.05.2003, 16:25
- Re: Der Staat MUSSTE Schulden machen, weil er durch die Schulden untergehen MUSS... - sensortimecom, 09.05.2003, 17:41
- Re: Der Staat MUSSTE Schulden machen, weil er durch die Schulden untergehen MUSS... - chiron, 09.05.2003, 18:09
- Re: Der Staat MUSSTE Schulden machen, weil er durch die Schulden untergehen MUSS... - sensortimecom, 09.05.2003, 17:41
- Re: XS: Was wäre passiert, wenn der Staat nie Schulden gemacht hätte? - Supermario, 09.05.2003, 11:43
Was wäre passiert, wenn der Staat nie Schulden gemacht hätte?/Meine Meinung mkT
-->Ich denke jedoch, daß dann DAMALS schon auch eine Wirtschaftskrise ausgebrochen wäre. Ich weiß nicht das genaue Jahr in dem man die allerersten Schulden gemacht hat aber ich glaube es war so Ende der 60er-Jahre/Anfang der 70er-Jahre. Da hatte man nach all den fetten Jahren des Wirtschaftswunders einen wieder"normalen" Zustand erreicht ab dem sicher alle Kriegsschäden beseitigt waren und eine ordentliche Grundversorgung der Bürger sichergestellt war. Jeder hatte eine Wohnung, es gab ein soziales Netz, jeder hatte zu essen usw.
Doch dann zeigten sich schon die ersten Symptome an denen dieses System erkrankte. Und ich bin heute der Meinung auch ohne"Geldgeschenke oder Schuldenerlasse" an andere Staaten hätte man über kurz oder lang Schulden gemacht oder machen müssen.
Denn: Ein vollkommener Markt wie uns das neoklassische-Modell vormachen will gibt es meiner Meinung nach nicht und wird es nie geben. Ein Arbeitsmarkt auf dem praktisch nie Arbeitslosigkeit herrscht weil es einen Reallohn w* bei dem der Arbeitsmarkt immer"geräumt" sein soll halte ich für ein Gerücht. Die Neoklassiker behaupten ja es würde nie zu einer dauerhaften Arbeitslosigkeit kommen. Demnach gebe es zwar immer kurze Phasen der Arbeitslosigkeit aber eine Depression an sich konnten sie nicht wirklich mit ihrer Theorie erklären. Für sie gab es u.a."nur" die freiwillige Arbeitslosigkeit. Sie glaubten an die"invisible hand", eine unsichtbare Hand welche die Märkte (Arbeitsmarkt, Gütermarkt,...) alle ins Gleichgewicht bringt.
Ich denke in der Tat, daß es damals bereits Arbeitslosigkeit gegeben hätte wenn man keine Schulden gemacht hätte. Oder sinkende Löhne weil die Leute verzweifelt nach Arbeit gesucht hätten? Auf dem Arbeitsmarkt wäre also schon damals dann der Punkt eingetreten ab dem es im Gesamtsaldo ein Überangebot an Arbeitskräften gibt, d.h. die gesamte Nachfrage nach Arbeit geringer gewesen wäre als das gesamte Angebot.
Ein Ausgleich - um dieses Problem vielleicht zu beheben - hätte schon damals sein können, daß man geringere Löhne oder schwierigere Arbeitsbedingungen akzeptiert sodaß den Unternehmen ein Anreiz gegeben wird neue Arbeitnehmer einzustellen.
Niedrigere Löhne bedeuten jedoch auch oft soziale Spannungen und eine niedrigere Kaufkraft. Dies führt zu geringerer Produktion, geringerer Kapazitätsauslastung, höheren Lagerbeständen und und und...
Ich habe mir auch schon oft überlegt ob man nicht wirklich hätte NIE Schulden machen dürfen. Einerseits wäre es richtig denn irgendwie verbinde ich mit Schulden sehr oft einen Verzehr oder Konsum den man sich eigentlich ja nicht leisten kann. Beziehungsweise es ist ein vorgezogener Konsum und man erhofft sich Einnahmen irgendwann später. Eine andere Art von Schulden mögen Investitionen sein. Man denkt sich man nimmt 100 Geldeinheiten Kredit und nimmt dadurch irgendwann 200 Geldeinheiten ein. Nur: Diese Rechnung geht nicht immer auf.
Vor allem was die antizyklische Fiskalpolitik angeht stellte sich das oft genug heraus. Es ist denke ich auch ein Problem wirklich die Disziplin zu haben diese Politik RICHTIG umzusetzen. Denn bei richtiger Umsetzung würde es bedeuten, daß man in GUTEN, boomenden Zeiten Gelder zurücklegt und in schlechten Zeiten Konjunkturprogramme auflegt die mit diesen zurückgelegten Geldern finanziert werden sollen. Soweit ein Teil der Theorie ganz ganz grob. Nur: Es ist allgemein bekannt, daß man den Bürgern in Boomzeiten und Haushaltsüberschüssen nur schwer klar machen kann, daß man nicht das neue Schwimmbad sofort bauen will und nicht die Investitionen in den Straßenbau noch weiter anheizen will.
Denn: Die Leute wollen ja wiedergewählt werden. Und die Bürger wählen häufig auch"nach subjektivem Eindruck", d.h. nach dem was sie sehen. Deswegen glaube ich, daß in Zeiten der Haushaltsüberschüsse Bürgermeister die das Geld mehr oder minder rausschmeißen in Stadien, Theater, riesige Schwimmbäder usw. eher wiedergewählt werden als vielleicht der Bürgermeister der richtigerweise mit Blick auf die Zukunft die Kohle nicht rausschmeißt und zurücklegt für schlechtere Zeiten. Das ist jedoch ein allgemeines Problem unseres Wahlsystems. Auch auf Bundesebene existiert häufig wegen des"Wiedergewählt-Werdens" das Problem, daß häufig ein kuzfristiges Konzept mit schnellen Erfolgen zu Lasten eines langfristigeren, nachhaltigeren Konzepts (das eigentlich richtig wäre) vorgezogen wird.
Um auf die Frage"Was wäre passiert, wenn der Staat nie Schulden gemacht hätte?" zurückzukommen:
Ich denke dann wären wir wahrscheinlich in unserem Wohlstand oder Lebensstandard nicht so hoch gekommen wie wir waren da wir nie damit angefangen hätten auf Pump und Schuldenbergen zu leben und uns damit vieles"sehr einfach" zu machen. Außerdem hat der Staat weniger politische Spielräume. Zumindest zu Beginn dieses Szenarios. Denn wenn er keine Schulden machen kann dann hätte er bei Konjunkturabfall sofort entweder mit radikaler Kürzung der Ausgaben oder einer Erhöhung der wegbrechenden Steuereinnahmen reagieren müssen um laufende Dinge wie das Rentensysem, die Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Justiz, Verwaltung, Bildungssystem usw. finanzieren zu können.
Auf der anderen Seite kann man dem zurecht entgegenhalten, daß heute dem Staat die Hände durch die hohe Zinslast extrem stark gebunden sind und er mindestens genauso in seinen Möglichkeiten eingeschränkt ist.
Ich glaube manchmal, daß die Staatsverschuldung noch eine der Möglichkeiten war die man in den letzten Jahrzehnten verwenden MUSSTE um die wirklichen Probleme die auf uns zukommen wie die Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen durch den technischen Fortschritt oder auch die Globalisierung und damit die Stärkung der Position der Unternehmen gegenüber dem Staat noch irgendwie teilweise für den Bürger auszugleichen. Mit den Schulden hat man - wie ich es immer nenne - noch versucht etwas zu halten oder fortzuführen was eigentlich nicht mehr zu halten ist wenn man es realistisch betrachtet.
Selbst wenn wir heute wieder bei Null anfingen denke ich läuft es wieder darauf hinaus, daß irgendwann der Staat pleite sein wird. Alleine aus der Überlegung heraus, daß es unterschiedliche Menschen gibt und unterschiedliche Fähigkeiten, der eine mal mehr und der andere weniger Glück hat ergibt sich, daß es auf Dauer immer zu Einkommens- und Vermögenskonzentration kommt. Durch Vererbung, Zinswirtschaft und Beziehungen in der oberen Oberschicht wird immer das System zu Fall gebracht. Es ist nur eine Frage der Zeit. Sicher könnte ein Staat versuchen dies zu ändern indem es die Zinsen extrem besteuert oder die Erbschaftssteuer brutal erhöht. Doch das Problem wäre dann heute - die Globalisierung. Es ist einfach wie nie zuvor durch all die Autos, Flugzeuge, Straßen, das Telefon, eMail und Internet für gewisse Oberschichten und Großbesitzer ihren Sitz zu verlagern in irgendeinen der anderen rund 200 Staaten dieser Erde. (siehe Monaco)
Kurzum: Ich denke wenn der Staat damals keine deficit-spending-Politik betrieben hätte, dann hätte es auch schon früher Arbeitslosigkeit gegeben und das hätte ja auch wiederum Mindereinnahmen bedeutet und gleichzeitig höhere Ausgaben. Dadurch wäre der Wohlstandsanstieg oder die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Staaten durchaus auch behindert worden.
Denn: Manchmal muß man Schulden machen um konkurrenzfähig bleiben zu können. Das gilt zwischen Staaten nach meiner Ansicht genauso wie bei Unternehmen. Wenn es neue Technologien gibt die unter Umständen starke Kosteneinsparungen bringen welche aber bei ihrer Erstimplementierung sehr sehr teuer sind so kann sich jedes Unternehmen die Frage stellen: Produzieren wir so weiter wie bisher oder nehmen wir Schulden auf uns stecken Geld in modernere Produktionsverfahren und können danach billiger produzieren als unsere Konkurrenz. Der eine macht ewig weiter wie bisher und wirtschaftet ohne Schulden. Der andere nimmt Schulden und produziert plötzlich billiger und vernichtet uns in einem Preiskampf bei dem wir nicht mithalten können.
Auch auf der Ebene der Staaten glaube ich kann man sich nicht als einzelner erlauben keinerlei Schulden zu machen. Die anderen würden wenn diese sich verschulden würden - so komisch es klingen mag - im gebotenen Wohlstand und Lebensstandard oder auch der Infrastruktur (da sie mehr bauen werden als sie sich leisten können) uns davonziehen. Bürger würde es eventuell von unserem Staat in diese Schuldenmacher-Staaten ziehen weil dort einfach mehr geboten wird. Wie (nämlich auf Schulden und Pump) würde primär wohl die wenigsten interessieren wenn sie dort denken mehr vom Leben zu haben.
Insofern glaube ich würde das eigentlich richtige (Das Vermeiden von Schulden) auch alleine hieran scheitern. Auch das ist ein Nebeneffekt den die Globalisierung verstärkt hat. Es ist heute wesentlich einfacher den Standort zu wechseln.
Staaten müssen heute wesentlich stärker konkurrieren als damals. Ihnen sind oft die Hände gewissermaßen gebunden. Die Unternehmen können wesentlich einfacher dort hingehen wo es für sie am besten ist. Auch für die Menschen selbst wurde es natürlich irgendwo gewissermaßen einfacher.
Das Problem ist: Schulden sind heute fast schon ein Zwang um den Anschluß nicht zu verlieren. Denn was bringt es wenn ich zwar keine Schulden gemacht habe als Staat aber die anderen (durch die Schulden) wesentlich mehr bieten können an Infrastruktur etc.
--> Ich würde letztendlich auch deswegen auf der Strecke bleiben.
Viele Grüße
Sascha

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