- Es geht bergab / Teil 1 - Sascha, 10.05.2003, 19:34
- Re: Es geht bergab und damit ggf. auch bergauf! Nur bei anderem. - André, 10.05.2003, 20:21
- Re: Es geht bergab und damit ggf. auch bergauf! Nur bei anderem. - Pups, 10.05.2003, 20:31
- Re: Es geht bergab und damit ggf. auch bergauf! Nur bei anderem. - André, 10.05.2003, 20:38
- Aber zuwenig Bewegung macht.... - ingobert, 10.05.2003, 22:55
- Die guten Seiten des Abschwungs! mkT - Sascha, 10.05.2003, 22:15
- Re: Es geht bergab und damit ggf. auch bergauf! Nur bei anderem. - Pups, 10.05.2003, 20:31
- Re: Es geht bergab und damit ggf. auch bergauf! Nur bei anderem. - André, 10.05.2003, 20:21
Es geht bergab / Teil 1
--> Heute möchte ich meine kleine(?) Reihe starten in der ich ein paar Texte und Grafiken als auch Indizien hier einstellen möchte welche bereits belegen, daß es bereits seit einigen Jahren bergab geht.
In Freizeit aktuell - Ausgabe 170, 23. Jahrg., 29. Oktober 2002 erschien hierbei ein Artikel unter dem Titel"Bescheidener leben - Bundesbürger im Sparzwang" und dem Untertitel"BAT Freizeit-Monitor 2002 mit aktuellen Daten zu Konsum- und Lebensgewohnheiten der Deutschen".
Dieser Artikel ist auch unter http://www.bat.de/_default/_a/16qbhw3/_default/Aktuell.PublikationDetail?FE=0&CID=1262929&CE=2 abrufbar.
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<font size=5>[b]Bescheidener leben - Bundesbürger im Sparzwang</font>
BAT Freizeit-Monitor 2002 mit aktuellen Daten zu Konsum- und Lebensgewohnheiten der Deutschen[/b]
<font color="#FF0000">"Back to the simply life"</font> - zurück zum einfachen Leben: So hieß die Formel der Amerikaner zur Zeit des Golfkriegs. Die Welt nach dem 11. September 2001, die Teuro-Debatte, die konjunkturelle Krise und der Irak-Konflikt lösen bei den deutschen Verbrauchern derzeit ähnliche Reaktionen aus. <font color="#FF0000">Die Sparkonsumenten geben den Ton an und der Erlebniskonsum stagniert auf breiter Ebene</font>. Im Vergleich zum Vorjahr ging der Anteil der regelmäßigen Einkaufsbummler von 36 auf 33 Prozent und der Kinogänger von 14 auf 12 Prozent zurück. Stagnierende Besucherzahlen weisen auch Restaurants, Freizeitparks und Sportveranstaltungen auf. Dies geht aus dem soeben veröffentlichten jährlichen"Freizeit-Monitor 2002" hervor, in dem das Freizeit-Forschungsinstitut der British American Tobacco seit 1995 repräsentativ 3.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland zu ihren Freizeit-, Konsum- und Lebensgewohnheiten befragt.
"Die Verbraucherstimmung bewegt sich zwischen Pessimismus und Pragmatismus, Sparzwang und Schnäppchenjagd", so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des BAT Instituts. <font color="#FF0000">"Alles, was das Leben bisher angenehm und erlebnisreich machte, wird vorübergehend eingeschränkt</font>. Aus- und Essengehen, Ausflüge und Reisen sind für viele Bürger <font color="#FF0000">keine Selbstverständlichkeiten mehr</font>." An der positiven Grundeinstellung"Freizeit ist den Deutschen lieb und teuer" hat sich zwar nichts geändert; aber zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch: <font color="#FF0000">Den Erlebniskonsum in der Freizeit muss man sich auch leisten können</font>.
Jugendliche schränken ihre Kinobesuche ein (2001: 44% - 2002: 40%), Singles gehen weniger in die Kneipe (43% /39%), Paare reduzieren ihre Restaurantbesuche (37%/34%) und Familien mit Kindern machen weniger Wochenendfahrten (18%/11%). Konsumintensive Freizeitangebote bekommen die Knappheit der Haushaltsbudgets am meisten zu spüren.
2002: Verunsicherte Verbraucher - sinkende Kaufbereitschaft - wachsender Nachholbedarf
Das bequeme und gedankenlose Konsumieren stößt an seine finanziellen Grenzen. Lebensnotwendige Ausgaben für den täglichen Bedarf (Essen, Trinkern, Kleidung und Körperpflege) sowie laufende Ausgaben für Miete, Versicherungen und Schuldentilgung <font color="#FF0000">lassen wenig Spielraum für frei verfügbare Freizeitbudgets</font>. Die Verbraucher verhalten sich zurückhaltend und verlagern einen Teil ihres Erlebniskonsums in die Zukunft - von der Urlaubsreise über die Ausgaben für Hobby und Sport bis hin zum Autokauf. Mit der sinkenden Kaufkraft verringert sich die Kaufbereitschaft, während gleichzeitig der Nachholbedarf wächst. <font color="#FF0000">"Der Trend zum Erlebniskonsum hat seinen Zenit überschritten"</font>, so Professor Opaschowski."Der Ereignischarakter von Freizeitbeschäftigungen kostet zu viel Geld. Jetzt ist wieder mehr Eigeninitiative gefragt und auch die Fähigkeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen."
Das Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden wird wieder wichtig: Mit Kindern spielen (2001: 25% - 2002: 26%), Heimwerken (21%/23%) und Gartenarbeit (39%/43%). Gekauft wird das, was notwendig ist. Von Kaufrausch keine Spur, von Konsumaskese aber auch nicht. Freizeit bleibt Konsumzeit. Aber gelebt wird mehr nach dem Grundsatz:"Ich muss nicht immer Geld ausgeben." Und eine neue Erfahrung stellt sich ein: Konsum konsumiert Zeit. Wer viel konsumiert, gerät schnell in Zeitnot. Wer hingegen weniger konsumiert, kann mehr den eigenen Zeitwohlstand genießen."Seinen Gedanken nachgehen" (2001: 34% - 2002: 36%) ist schließlich kostenlos zu haben. So bleibt mehr Zeit für sich - und vielleicht auch für andere.
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Hierzu möchte ich selbst noch anmerken, daß diese Zahlen bereits vom Oktober letzten Jahres waren. Die Datenerhebung dürfte im Sommer/Herbst 2002 stattgefunden haben. Mittlerweile hat sich die Lage in Deutschland jedoch wie wir alle wissen nochmals merklich verschärft. Die Arbeitslosigkeit ist drastisch angestiegen und auch mein eigener subjetiver Eindruck ist, daß es in den letzten Monaten bei vielen Deutschen SPÜRBAR bergab gegangen ist.
Die Auswirkungen der Tabaksteuererhöhung werden die in der Grafik gezeigten Trends ebenfalls noch spürbar verstärken. Wir müssen spätestens jetzt - am Anfang unseres Jahrtausends - mehr und mehr erkennen, daß wir den"höchsten Punkt" unseres Wohlstands überschritten haben.
Ich möchte mit einem weiteren Artikel fortfahren:
<font size=5>Lebensqualität in Deutschland: Abschied vom Immer-Mehr</font>
<font color="#FF0000">Die Deutschen müssen Abschied nehmen vom Immer-Mehr</font>, insbesondere die Westdeutschen: In den letzten zehn Jahren ging der Anteil der Westdeutschen, die glaubten, es ginge ihnen"besser als früher" von 42 (1992) auf 33 Prozent (2002) zurück. <font color="#FF0000">Die Gruppe der Wohlstandsverlierer ist größer geworden</font>. Immer weniger können in gewohntem Wohlstand zwischen Ausgehen, Shopping und Urlaubsreise so weiterleben wie bisher. Der Wohlstandsgraben zwischen West und Ost ist geblieben, allerdings gingen die Wohlstandseinbußen - so die Einschätzung der Bevölkerung - nehr zu Lasten der Westdeutschen.
Viele Bundesbürger in Ost und West müssen sich mit stagnierenden oder gar sinkenden Einkommen sowie Wohlstandsverlusten abfinden. Der Traum vom Wohlfühlen im warmen Bad des westlichen Wohlstands ist insbesondere für viele Bürger in den neuen Bundesländern nicht in Erfüllung gegangen. Nur 16 von 100 Ostdeutschen waren zwei Jahre nach der deutschen Vereinigung der Meinung, den meisten Menschen ginge es besser als früher. An dieser Bewertung hat sich auch heute - ein Jahrzehnt später - nichts geändert.
[...]
Soziale Spannungen als Zündstoff für die Zukunft
Die ungleiche Verteilung des Wohlstandes kann künftig für große Konfliktpoenziale sorgen: Steuerzahler wenden sich konfliktreich (28%) von Sozialhilfeempfängern ab oder grenzen diese aus. Sozialhilfeempfänger sehen sich in Zukunft verstärkt Diskriminierungen und Rechtfertigungszwängen ausgesetzt. Auch Arbeitslose werden sich stärker gegenüber Arbeitnehmern bzw."Arbeitsbesitzern" erklären müssen. Fast jeder fünfte Bundesbürger (19%) erwartet hier für die Zukunft spannungsreiche Auseinandersetzungen. Insbesondere die Ostdeutschen (27% - Westdeutsche: 17%) befürchten sehr starke Konflikte zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen. Arbeitslose werden sich also doppelt rechtfertigen müssen - im privaten Bereich gegenüber Familie, Freunden und Nachbarn und im öffentlichen Bereich gegenüber Erwerbstätigen, die das Gefühl haben, immer mehr arbeiten und leisten zu müssen.
[...]
Geht der soziale Kitt verloren? Die Zukunftssorgen der Bevölkerung
Beim Gedanken an die weitere Zukunft machen der Bevölkerung Probleme in zwischenmenschlichen Bereich am meisten Sorgen. Die Zukunftssorgen der Menschen konzentrieren sich auf die Frage: Geht der soziale Kitt verloren? Es ist kein Zufall, dass dabei die Angst vor Kriminalität (1999: 63% - 2002: 69%) dominiert, wobei auch die Angst vor <font color="#FF0000">Wohlstandsverlusten</font> mitschwingt. Die meisten Probleme aber werden im zwischenmenschlichen Umgang gesehen. Kritisiert werden Aggressivität (1999: 40% - 2002: 47%) und Egoismus (1999: 32% - 2002: 38%), Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit (1999: 27% - 2002: 34%), Herzlosigkeit und sozialer Kälte (1999: 42% - 2002: 52%). Die Folgen könnenn Vereinsamung (1999: 20% - 2002: 27%) und soziale Ausgrenzung (1999: 19% - 2002: 27%) sein. Das gesamte soziale Netz, das die Menschen verbindet und auffängt, ist dadurch in Frage gestellt. Was hält die Menschen dann in Zukunft noch zusammen?
<font color="#FF0000">Beim Gedanken an die weitere Zukunft ist die Bevölkerung immer weniger hoffnungsvoll gestimmt</font>. Verunsicherung breitet sich eher aus, seitdem nicht mehr klar ist, ob sich die Bürger sicher fühlen können oder nicht. Verunsicherung als Bedrohungsgefühl ist eine Folge von Geborgenheits- und Vertrauensverlusten - und das in einer Gesellschaft, in der bisher fast jeder sich selbst der nächste sein konnte. Im persönlichen Umgang spielt Vertrauenswürdigkeit einie immer größere Rolle. Die Sorge vor einer ungewissen Zukunft wächst und damit auch die Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit.
[...]
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[b] Hier möchte ich erst einmal abbrechen. Wie man ersehen kann ist die Zahl derer die glauben es ginge ihnen"besser als früher" im Zeitraum 1992 bis 2002 deutlich zurückgegangen.
M.E. stehen wir an einer Wende. Sie hat sogar bereits seit einigen Jahren begonnen. Einige der Menschen merken bereits, daß es abwärts geht. Sie merken es an ihrem Umfeld, im Diskutieren mit anderen Menschen oder durch eigene Betroffenheit (arbeitslos, usw.). Das es abwärts geht möchten viele jedoch noch nicht hören oder versuchen es zu verdrängen oder versuchen es mit allen Mitteln zu verhindern indem sie mehr arbeiten, nebenher noch versuchen Geld zu verdienen.
Doch ich glaube für die meisten wird es nichts bringen. Es führt eher dazu, daß man noch unzufriedener wird. Denn was ist schlimmer als: Mehr zu arbeiten und zu tun und sich immer mehr zu engagieren und auf der anderen Seite zu bemerken, daß es TROTZDEM in finanzieller Hinsicht (Urlaub, Freizeit, Konsum,...) bergab geht.
Ein Ende des Abschwungs ist in weiter Ferne. Ich habe vor kurzem zehn Gründe in einem Posting genannt weshalb ich glaube, daß es bergab geht in Deutschland (und nicht nur dort).
Meine groben Prognosen lauten daher u.a.:
- Das Ende der Spaßgesellschaft (es hat schon begonnen)
- steigende Arbeitslosigkeit
- steigende soziale Spannungen (ich schließe mich dem Autor da an)
- Rückkehr zu"alten Werten". Hierbei meine ich v.a. eine ECHTE Rückkehr, d.h. auch eine Umsetzung dieser Werte und nicht nur ein"Wissen" darüber welche Werte positiv und/oder negativ sind.
- Fallender Lebensstandard quer durch praktisch alle Schichten
Viele Grüße
Sascha

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