- Eichel schloß weitere Steuererhöhungen nicht mehr kategorisch aus - Euklid, 11.05.2003, 21:27
- meine Prognose: Anschluß an(s) (Ã-ster)Reich: 20% MWSt., damit sichs lohnt (owT) - Baldur der Ketzer, 11.05.2003, 21:32
- 3,99% MwSt Vermeidungszuschlag wird kommen, hatten wir aber schon... (owT) - Silberfuchs, 11.05.2003, 21:39
- Na dann Gute Nacht mkT - Sascha, 12.05.2003, 01:35
- Es ist noch Suppe da.... - Surabaya Johnny, 12.05.2003, 08:34
- Es ist noch Suppe da.... / Einige Gründe mkT - Sascha, 12.05.2003, 12:46
- Danke für diese umfangreiche Insideranalyse! - Surabaya Johnny, 12.05.2003, 13:13
- Re: Es ist noch Suppe da....@sascha - ja, aber - foreveryoung, 12.05.2003, 13:46
- Re: Es ist noch Suppe da....@Immerjung - Tassie Devil, 12.05.2003, 14:31
- Es ist noch Suppe da....@sascha - ja, aber - Sascha, 12.05.2003, 17:45
- Re: Es ist noch Suppe da....@sascha - ja, aber - foreveryoung, 12.05.2003, 19:20
- Re: Es ist noch Suppe da....@sascha - ja, aber - Euklid, 12.05.2003, 19:35
- Re: Es ist noch Suppe da....@sascha - ja, aber - foreveryoung, 12.05.2003, 19:20
- Es ist noch Suppe da.... / Einige Gründe mkT - Sascha, 12.05.2003, 12:46
- Es ist noch Suppe da.... - Surabaya Johnny, 12.05.2003, 08:34
- Als ob die jemals etwas anderes getan hätten - Diogenes, 12.05.2003, 09:32
- meine Prognose: Anschluß an(s) (Ã-ster)Reich: 20% MWSt., damit sichs lohnt (owT) - Baldur der Ketzer, 11.05.2003, 21:32
Es ist noch Suppe da.... / Einige Gründe mkT
--> Hallo Surabaya Johnny
Das gleiche habe ich mich auch schon gefragt. Aber da ich selbst mit 22 zu dieser Bevölkerungsgruppe gehöre kann ich dir gut sagen wie das funktioniert.
Die Traumworte heißen: Jobben, Eltern, Schulden
Mehr und mehr Jugendliche in meinem Alter oder etwas älter oder jünger wohnen noch bei den Eltern. Das Hotel Mama nimmt stetig an Beliebtheit zu. Letztendlich ist es nur eine Verlagerung der Kosten von den Jugendlichen auf die Eltern. Die Eltern oder ein Elternteil sind bzw. ist meistens schon seit einigen langen Jahren im Beruf und verdient vielleicht noch relativ gut. Bei den jüngeren Menschen sind viele arbeitslos. Sie können teilweise gar nicht mehr zuhause ausziehen. Diese Jugendlichen jobben dann nebenher etwas oder bekommen was vom Arbeitsamt. Dadurch kann man dann (NOCH, denn nur solange man noch zuhause lebt) relativ gut leben und die Eltern denken sich"Jetzt hat das arme Schwein schon keine Arbeit obwohl er/sie sich ja bemüht, dann lassen wir ihm/ihr wenigstens noch einen Spaß im Leben, sprich: Am Wochenende mal wegzugehen".
Was die Jugendlichen und jungen Erwachsene betrifft gab es über die letzten Jahrzehnte mehrere große grobe Trends.
1. Die Jugendlichen hatten noch nie soviel Taschengeld wie heute
2. Die Jugendlichen sind durchschnittlich noch nie soviel und so häufig auf Kosten der Eltern gereist als heute (allerdings seit nun zwei Jahren auch rückläufig!)
3. Der Anteil der Jugendlichen die ihren Führerschein von den Eltern bezahlt bekommen war noch nie so hoch wie heute
4. Der Anteil der Jugendlichen die ein Auto als"Belohnung" dafür bekommen, daß sie das Abitur versuchen oder geschafft haben war noch nie so hoch wie heute
5. usw.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Diese Statistiken sind allgemein bekannt. Auch wenn ich so in manche Familien schaue ist es häufig so, daß die Eltern (warum auch immer?) fast schon ein schlechtes Gewissen haben wenn sie ihren Kindern nicht mehr das bieten können wie gewohnt. In mindestens drei Familien die ich kenne verzichteten die Eltern auf ihren eigenen Urlaub damit der Sohn oder die Tochter (Sohn 17, Tochter 16, Sohn 18) in Urlaub gehen konnten. Verrückt ist das schon irgendwo.
Fazit: Die Jugendlichen haben zwar immer noch viel Geld. Aber mehr und mehr tragen die Lasten die Eltern die immer weiter verzichten. Es ist nur eine Umverteilung innerhalb der Familien. Und die ist derzeit massiv.
Während man aber feststellt, daß junge erwachsene immer länger bei den Eltern wohnen kommt nebenbei auch noch zusätzlich hinzu, daß selbst freiwillige Transferzahlungen fast schon mehr eine Normalität darstellen als eine Ausnahme. Um es auf den Punkt zu bringen. Ich kenne nur wenige Leute zwischen 20 und 25 die von ihren Eltern nicht mit 100 bis 150 Euro im Monat unterstützt werden. Wenn dies nicht wäre dann würden die Discotheken, Kinos und Kneipen schon jetzt wesentlich leerer sein. Es gab dazu vor ein oder zwei Jahren (ich weiß es leider nicht mehr so genau) sogar mal eine richtige Umfrage mit 5000 Befragten. Man stellte fest, daß Eltern vor allem ein schlechtes Gewissen hatten wenn sie sahen wir"ihr Kind" in ein tiefes Loch fiel als es vom behüteten Elternhaus in die reale Welt"entlassen" wurde.
Schauen wir uns doch damals und heute ganz grob im Vergleich an.
Früher mußte man in jungen Jahren im Haushalt mitarbeiten
Heute ist es kaum noch so
Früher hatten die Jugendlichen, jungen Erwachsenen weder gleich ein Auto, noch soviel Taschengeld und Möglichkeiten (Disco, Kino,...)
Heute ist das alles oft (noch!!!) vorhanden
Früher hatten die Jugendlichen eigentlich fast immer einen Arbeitsplatz (sie wußten das sie gebraucht wurden, hatten eine Beschäftigung)
Heute haben sie oft keinen Arbeitsplatz. Von der Schule oder Uni zum Arbeitsamt...
Früher hatten die meisten Jugendlichen eine Perspektive und ein Ziel
Heute fragen sie sich was morgen kommt?
Fazit: Das Leben in der Realität ist härter und schwieriger geworden. Das Leben in der Familie was finanzielle Ressourcen und Mitarbeit im Haushalt angeht leichter.
Problem welches daraus entstand: Junge Erwachsene und Jugendliche haben immer häufiger total falsche Vorstellungen wenn sie zuhause ausziehen. Sie erwarten eine sich steigernde Freiheit und Unabhängigkeit. In Wirklichkeit erwartet sie der Arbeitsmarkt mit Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit.
Viele Eltern bekommen von daher ein schlechtes Gewissen wenn sie dann sehen wie"schlecht" ihre Kinder gelaunt sind, daß sie gar nicht mehr motiviert sind und geben von daher finanzielle Unterstützung um Fehler die gemacht wurden wieder auszubügeln.
Viele Eltern sind sich nicht direkt bewußt was für fatale Folgen es hat wenn man es den Kindern zu leicht macht. Wenn man heute ohne Herausforderung und ohne groß was zu tun den Führerschein bezahlt bekommt, jedes Wochenende in die Discothek kann dann lebt man ein Leben das nicht zu halten ist.
Für die Psyche des Menschen ist es aber besser wenn es bergauf geht als wenn es bergab geht mit dem eigenen Lebensstandard. Es ist normalerweise wesentlich schwieriger auf etwas zu verzichten das man immer hatte als sich etwas zu wünschen was man nie hatte. Muß nicht immer so sein aber ist meistens so.
Soviel zum Punkt"Eltern". Die jungen Erwachsenen sind heute finanziell an der Grenze angelangt. Nur durch Elternzuschüsse können einige am Wochenende überhaupt noch weggehen u.ä.
Daneben gibt es das"Jobben". Jugendliche ohne große Ausbildung und ohne große Perspektiven jobben mal hier und mal da. Sie machen zwar relativ schlecht bezahlte Jobs aber man verdient dabei auch was. Dadurch das man dann mal ein halbes Jahr arbeitet und ein halbes Jahr Arbeitslosengeld kassieren kann"steigt der durchschnittliche Stundenlohn". Auch diese Jobber erhalten häufig noch Wohngeld oder Zuschüsse vom Staat. Wenn dann noch 100 oder 150 Euro von den Eltern hinzukommen kann man normalerweise noch ganz gut leben.
Die zentrale Frage ist nur: Wie lange haben die meisten Eltern noch Arbeit und wie lange können die das finanziell noch schultern?
Der dritte Punkt ist die Verschuldung. Viele Jugendliche und junge Erwachsene können schon gar nicht mehr mithalten bei Disco, Trendklamotten, Handy, Auto & Co. Wenn dann auch das Taschengeld nicht mehr reicht und die Eltern finanziell auch nicht gut dastehen ist schon eine Startbedingung für die Schuldenkarriere gegeben. Ich hatte vor ein paar Tagen einen Text ins Forum gestellt in welchem auch auf die steigende Verschuldung und Überschuldung der jungen Menschen eingegangen wurde. Die Entwicklung ist äußerst bedenklich.
Zusammenfassend gibt es mehrere Gründe warum der Konjunktureinbruch noch nicht bei allen jungen Menschen sichtbar wird:
- Viele leben länger zuhause und ziehen später aus
- Viele leben noch zuhause (haben keine steigenden Fixkosten für Müllgebühren, Wasserkosten, Stromkosten,...). Und mit einem vollen Nettoausbildungsgehalt kann man schon sehr gut leben wenn man sonst keine großen Kosten hat.
Hier ist jedoch auch das Problem zu sehen: Jugendliche verdienen häufig 500 bis 650 Euro brutto in ihrer Ausbildung. Steuern zahlen sie normalerweise keine oder nur sehr wenig. Nur die Sozialabgaben, die Berufsunfähigkeitsversicherung und vielleicht noch die Gewerkschaftsbeiträge gehen ab. Typischer Fall. In der Regel bleiben rund 400 Euro netto übrig. Und das häufig sogar im 1. Lehrjahr.
Fakt ist: 400 Euro netto ohne Kosten und wohnen zuhause sind eine TRAUMWELT! Wer bitte hat SOOO viel Geld zur freien Disposition und Vergnügungsaktivitäten. Manche Eltern die ihre Kinder nicht unbedingt direkt für die Unterbringung"abkassieren" wollen machen es richtig: Sie verlangen (und die Idee ist gut), daß von den 400 Euro rund 200 Euro gespart werden. Dann hat der Jugendliche immer noch 200 Euro zur freien Verfügung und das ist immer noch sehr viel Geld und gleichzeitig kann er nach rund 36 Monaten Ausbildung x 200 Euro auf gute 7000 Euro zurückgreifen. Und die braucht man ja häufig auch für erste Anschaffungen wenn man mal auszieht.
Das Problem ist heute jedoch, daß Eltern dies häufig gar nicht merken. Sie schreiten nicht ein wenn ihr Sohn oder ihre Tochter tatsächlich 300 Euro bis 400 Euro und mehr pro Monat für Disco, Klamotten und Auto auf den Kopf haut. Das dadurch bei den Jugendlichen natürlich falsche Vorstellungen von der Welt entstehen ist ja wohl klar. Und wenn man mal in solch falschen Vorstellungen drei Ausbildungsjahre verbracht hat dann wird der darauffolgende Absturz in Richtung Realität umso größer. Die Realität sieht nämlich dann häufig so aus, daß man
a) plötzlich nicht mehr zuhause faulenzen kann sondern selbst einkaufen muß, Wäsche waschen muß bis hin zum Staubsaugen alles selbst machen muß
b) keine 400 und auch keine 300 Euro netto mehr für Ausgehen und Vergnügung pro Monat zur Verfügung hat.
c) meistens die Arbeit härter ist als die Ausbildung. Denn Auszubildende genießen immer noch - und das ist richtig - einen gewissen Schutz.
Der Absturz ist oft hart und plötzlich. Besonders wenn man in einer Traumwelt lebte und dann sogar noch arbeitslos wird. Ich beneide keinen einzigen Jugendlichen den so ein Schicksal trifft. Doch das sind sehr sehr sehr viele. Und es werden immer mehr.
Ein Bekannter der Schwester eines Freundes welcher Psychologe ist hat mal gesagt: Es ist von den Eltern gut gemeint wenn man Jugendlichen soviel Geld überlässt aber häufig kontraproduktiv da falsche Vorstellungen entstehen. Es gibt zwar einige Jugendliche die schon in diesen jungen Jahren die Disziplin haben das Geld zur Hälfte zu sparen aber aus eigener Beobachtung weiß ich, daß es häufig gerade das Gegenteil ist. Es wird nichts gespart oder allerhöchstens 150 von 400 Euro. Und 250 Euro zur freien Verfügung sind realitätsfremd wenn man in den Beruf einsteigt und von zuhause aus ausgezogen ist.
Ich gehe davon aus, daß es auch in diesem Bereich noch ein böses Erwachen geben dürfte. Immer mehr Jugendliche treibt es in die Verschuldung weil sie nicht wissen wie man mit Geld umgeht oder nicht wissen was die Stunde geschlagen hat. Sie begreifen teilweise gar nicht, daß sie im Elternhaus in ihrer Ausbildung in einer finanziellen Traumwelt gelebt haben und sehen die Realität nicht. Für sie ist es erst mal unbegreiflich das sie immer weiter ins Minus rutschen. Schließlich leisten sie sich ja nicht mehr als vorher. Nur: Da lebten sie noch umsonst bei den Eltern.
Das sind die Gründe weshalb es vielen Jugendlichen NOCH relativ gut geht in finanzieller Hinsicht. Ich habe das jetzt einfach mal aus meiner Sicht (bin ja selbst junger Erwachsener und erst 22 und kenne von daher viele meiner Altersgenossen) mal hier aufgeschrieben was ich so mitbekommen habe in vielen Familien oder auch aus Gesprächen herausgezogen habe.
Viele Grüße
Sascha

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