- Bayern verzockte 1,4 Mrd. E mit der HVb-Aktie - monopoly, 12.05.2003, 11:27
- Bayern ZOCKT u. TRADET NICHT, sondern will Einfluss bei d HvB haben / behalten (owT) - yatri, 12.05.2003, 11:29
- Re: Bayern verzockte 1,4 Mrd. E mit der HVb-Aktie - sensortimecom, 12.05.2003, 12:03
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - dottore, 12.05.2003, 15:10
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - MarkXzzz, 12.05.2003, 15:34
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - dottore, 12.05.2003, 15:54
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - MarkXzzz, 12.05.2003, 16:15
- Re: Die von BILD sind nicht immer schlecht - Beweis Bundeswehr-Korruption: - dottore, 12.05.2003, 16:23
- Re: Die von BILD sind nicht immer schlecht - Beweis Bundeswehr-Korruption: - Euklid, 12.05.2003, 16:58
- Re: Die von BILD sind nicht immer schlecht - Beweis Bundeswehr-Korruption: - dottore, 12.05.2003, 16:23
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - MarkXzzz, 12.05.2003, 16:15
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - dottore, 12.05.2003, 15:54
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - Shatavari, 12.05.2003, 17:07
- Dies entschädigt für das lesen XS *Threads*, viel gelernt, wobei - LenzHannover, 12.05.2003, 22:18
- Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche - MarkXzzz, 12.05.2003, 15:34
Re: Die fast perfekt perfide, subkutane Spiegel-Masche
-->Hi,
dass der Spiegel eine Rochus auf Stoiber hat, sei ihm zu gönnen.
Ein sehr feines Stück SPIEGEL-Jounnalismus, aber ein paar Schwächen hat die Sache doch. Gehen wirs mal durch:
>Die Landesstiftung, 1972 gegründet, war einst eine steinreiche Institution.
Ja, denn in der Stiftung lagen die Aktien der ehem. Bayerischen Staatsbank, die 1971 auf die Vereinsbank fusioniert hatte. Die Institution war nicht als"Institution""steinreich" (sehr schön formuliert!), sondern durch das Aktienpaket, das sie nun an der Vereinsbank hielt.
>Aus dem Vermögen werden soziale Projekte gefördert:
<b<Aus dem Vermögen sicher nicht, sondern aus den Dividenden, die an die Stiftung flossen.[/b]
>ein Familienhaus für schwer kranke Kinder, eine Orgel für die Kirche in Bad Tölz, ein Zentrum für Gehörlose.
Der Eindruck, es habe sich um eine mega-segensreiche Institution gehandelt, stimmt so nicht, wird aber suggeriert. 1999 wurde übrigens für ganze 10 Mio DM sozial und kulturell gefördert.
>Jetzt sind die Fördertöpfe so gut wie leer - Folge einer schier unglaublichen Anlagepolitik der bayerischen Staatsregierung und des Ministerpräsidenten.
Die Töpfe waren von den HVB-Dividenden bis 2002 gut gefüllt worden, immerhin hat die HVB noch für 01 ca. 450 Mio ausgeschüttet und sich die Stiftung anteilig bedient.
"Anlagepolitik" ist das natürlich nicht in dem Sinne, dass da mit irgendwelchem, vorher nicht vorhandenen Geld, HVB-Aktien gekauft worden wären, die waren vielmehr da und das Land - dies ist durchaus zum Vorwurf zu machen, hat sich a) in die"Staatsbank"-Idee seit jeher verbissen (ja, so san's) und b) den Bankensturz genau so wenig vorhergesehen wie die meisten anderen auch.
Niemand würde hergehen und Eichel daraus einen"Anlagepolitik"-Vorwurf zu machen, dass er noch immer 46 % der T-Aktien hat. Auch die hatte er von Anfang an.
Beiden ist höchstens der Vorwurf zu machen, nicht rechtzeitig vor dem Sturz alles verkauft zu haben., was bei Stiftungen je nach Satzung sehr schwierig ist, beim BFM jedoch simpel - er muss es nur machen.
>Unter den Augen des Stiftungsratsvorsitzenden Stoiber schmolz das Vermögen der Landesstiftung dahin, der Verlust beträgt rund 1,2 Milliarden Euro.
Hier wird suggeriert, dass da Geld wirklich per Verlust abgegangen ist, also nunmehr von irgendwem"getragen" werden muss (Nachschuss z.B.). Dass das Vermögen weniger geworden ist, bleibt natürlich unstrittig.
>Mittlerweile sind nur noch 240 Millionen Euro in der Kasse und die Erträge kaum mehr der Rede wert.
Die 240 Mio sind nicht"in der Kasse", sondern just in Aktien festgelegt, wären sie in der Kasse könnte man sie unschwer so anlegen, dass immer noch jährlich die Gelder für Orgeln und Gehörlosen-Heime herausspränge. Staatliche Stiftungen kassieren steuerfrei.
>Ähnlich trostlos ist die Vermögenslage der Forschungsstiftung, deren Zweck die Förderung wissenschaftlicher Projekte ist. Seit 2001 hat sie etwa 200 Millionen Euro verloren. Auch hier ist Stoiber Vorsitzender des Stiftungsrats.
Das mit den Verlusten wurde oben schon erwähnt, wo steht, dass 1,2 Mrd Euro verloren wurden (Landesstiftung). Die Forschungsstiftung ist eine andere Stiftung, die seit 1990 besteht und die nach Stiftungszweck die Erträge aus wirtschaftlichen Beteiligungen Bayerns der Forschung zukommen lassen soll. Dass auch dort das Vermögen geschmolzen ist, kann nicht verwundern.
>Der Grund für das Desaster ist ein Vorgang, der jedem Kleinanleger als Todsünde im Finanzgeschäft bekannt ist. Die Bayern-Regenten setzten beinahe das gesamte Vermögen der Landesstiftung auf eine Aktie: die der Bayerischen Vereinsbank (BV), die später mit der Hypobank zur HypoVereinsbank fusioniert ist. Aus der Forschungsstiftung investierten sie immerhin die Hälfte der Mittel ebenfalls in Papiere der BV.
Sie"setzten" nicht auf eine Aktie, sondern sie hatten die HVB-Beteiligung. Auch die Behauptung, man habe in diese Aktien"investiert" (soll den Eindruck suggerieren, dass da Bayern"Geld" hatte und dann damit"einkaufen", also"investieren" ging) stimmt so nicht.
Hier wird mit zwei Wörtern ("setzen auf","investieren") beim Leser der Eindruck erweckt als habe es sich um einen Vorgang gehandelt, der NACH Gründung der Stiftungen gelaufen sei. Tatsächlich waren die Beteiligungen (Aktien) bereits VOR den Stiftungen in Landseigentum und der Vorgang der Errichtung der Stiftungen selbst setzte das Halten dieser Beteiligungen voraus. Man kann nicht eine Stiftung in Form eines Barbetrages einrichten, der dann nach Gutdünken angelegt werden kann.
Was eine Stiftung als"Mittel" hat, ist nicht das Vermögen (Stiftungskapital) selbst, sondern es sind die ERTRÄGE aus dem Stiftungskapital.
>In manchen Jahren haben die bayerischen Kassenwarte sogar dem Staatshaushalt direkt Geld entnommen, um wiederum über die Stiftungen Aktien der Vereinsbank zu kaufen, insgesamt für über 150 Millionen Euro.
Dabei handelt es sich um das Ausüben des Bezugsrechts bei Kapitalerhöhungen. Da wurden nicht etwa die Stiftungen zusätzlich dotiert was schon aus haushaltsrechtlichen Gründen absolut unmöglich ist. So etwas wie"Subventionen" von Stiftungen aus Steuergeldern (was das ja wäre) gibt es nicht.
Eine Stiftung hat immer Vermögen > Null und sie kann über die Mittel, die aus dem Vermögen fließen, erst disponieren, nachdem sie geflossen sind.
>Dann platzte die Börsenblase. Die HypoVereinsbank-Aktie, die in der Spitze 95 Euro wert war, sauste in den Keller. Die angeblich so wirtschaftskompetenten CSU-Mannen verschliefen den Zeitpunkt, die Papiere halbwegs rentabel zu verkaufen.
Klassische Stimmungsmache."So wirtschaftskompetente Mannen" usw. Und was heißt"rentabel"? Bezogen auf was? Aufs ATH sicher nicht, aber bezogen auf den Wert des Stiftungskapitals bei Stiftung selbst, ist das Vermögen heute immer noch höher als dazumal.
>Nun liegt der Kurs bei elf Euro, er dürfte in absehbarer Zeit wohl kaum mehr die einstigen Höhen erreichen. Der Ministerpräsident hüllt sich derweil in Schweigen.
Hier wird ("hüllt sich in Schweigen") suggeriert, der Mann habe etwas zu verbergen und WOLLE (wiewohl möglicherweise dazu aufgefordert) nichts dazu sagen. Sehr hübsch, aber ein so alter Trick, dass man mal was Neues bringen sollte.
>Aus gutem Grund: Aufzeichnungen aus dem Landtagsarchiv belegen, dass keineswegs schlichte Naivität die Politiker zu der fatalen Geldanlage verführt hat.
Jetzt sind die"Mannen" also doch naiv (nicht mehr"angeblich wirtschaftskompetent") - aber es kommt plötzlich ein ganz neuer Aspekt außer Anleger-Blödheit dazu.
>Als der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) schon in den neunziger Jahren die Aktienkäufe kritisierte, gab die CSU unumwunden zu, warum die gefährlichen Transaktionen stattgefunden haben: Die bayerische Staatsregierung wollte sich über das Aktienpaket eine hohe Beteiligungsquote an der Bank sichern.
Geradezu perfekt formuliert! Es gab Käufe, aber normalerweise denkt der Leser bei Aktienkäfen an eine ERHÃ-HUNG der Beteiligung. Kaum ist er auf dem Gedanken, wird er mit"Quote SICHERN" wieder heruntergeholt. Und das"Sichern" ist auch noch"gefährlich" - da ziehe ich doch den Hut. So viel subkutane Perfidie macht dem SPIEGEL nach wie vor niemand nach!
>Deshalb kaufte sie nach Kapitalerhöhungen der BV sogar immer wieder Aktien nach. Am Ende verfügte man über 27 Millionen Aktien und über einen Aufsichtsratsposten, den bis 1995 der Ministerpräsident einnahm.
Auch perfekt! Formell ist es richtig, dass man erst NACH einer Kapitalerhöhung junge Aktien kaufen kann. Aber durch das doppelte"nach" (NACH Kapitalerhöhung... NACHkaufen) wird etwas Unrechtes, Unseriöses, Leichtsinniges o.ä. suggeriert. Und super auch der Hinweis auf den MP, der seit 1993 Stoiber ist, der.. siehe prompt:
>Dass sich ein solches Mitspracherecht als hilfreich erweist, etwa wenn es um Kredite für CSU-nahe Unternehmen geht, hat sich zuletzt beim geplanten Kauf der Formel 1 durch Kirch gezeigt. Hier aber ging es der Regierung um mehr.
"Mitspracherecht" - superb!"Hilfreich" - dito!"Zuletzt" - auch!"Geplant" - mehr wird nicht mitgeteilt. Und jetzt ("hier also") geht's um MEHR!
>Mit Hilfe des Aktienpakets sollte die Vereinsbank 1997 vor einer drohenden Übernahme bewahrt werden, die Deutsche Bank galt als Interessent. Im Haushaltsausschuss wurde darauf eine Einlassung der Vereinsbank verlesen, die strukturpolitische Aspekte anmahnte.
DB GALT als"Interessent" - die"Einlassung" der VB hatte mit der DB überhaupt nichts zu tun, was aber mit dem DARAUF WURDE suggeriert wird.
>Die Christsozialen reagierten prompt: Würde sie sich auch nur von einem Teil der Aktien trennen, so die Fraktion damals, könnten potienzielle Erwerber versucht sein,"den Bankenplatz Bayern anders zu bestimmen, als wir es gerne haben möchten". Das musste um jeden Preis verhindert werden.
Die Anteile Bayerns hatten sich in keiner Weise prozentual verändert. Wer eine Übernahme"verhindern" will, muss da bekanntlich anders vorgehen.
>Immer wieder rügte der Rechnungshof die verwegenen Investments.
Wunderbar! Das Wort"verwegen" ist in diesem Zusammenhang schlicht nicht zu toppen.
>"Der Stifterwille", schimpfte der ORH 1997,"bestand wohl nicht darin, dass jede Kapitalerhöhung der Bayerischen Vereinsbank mitgetragen wird." Doch die Bedenken wurden stets ignoriert.
"Schimpfen" - nicht justiziabel. Die Bedenken (nur EINMAL, nämlich 1997) sind auf jetzt STETS ignoriert.
>Milliardenvernichter Stoiber, der sonst gern Experten um sich schart, blieb in diesem Fall beratungsresistent.
Experten hat er dann wozu, wenn er beratungsresistent ist? Auflösung: SONST gegen IN DIESEM FALL.
>Die Rechnung zahlen Behinderte, kranke Kinder, Wissenschaftler - und sämtliche bayerischen Steuerzahler: Damit die Forschungsstiftung überhaupt noch Projekte fördern kann, wird schon wieder aus der knappen Staatskasse nachgeholfen. Von 2003 an muss Finanzminister Kurt Faltlhauser, der ansonsten um jeden Cent ringt, 3,1 Millionen Euro jährlich zusätzlich lockermachen.
Hier wirds leider kritisch. Die Forschungsstiftung kann nun nicht mehr das fördern, was sie bisher gefördert hatte. Aber das hatte sie auch nicht zugesagt. Sie fördert, was sie fördert. Die"Projekte" sind nicht die selben, aber der Fördergegenstand"Forschung" ist der gleiche. Das SCHON WIEDER NACHGEHOLFEN bezieht sich auf ganz oben, nämlich die Wahrnehmung des Bezusgrechts. Das ZUSÄTZLICH LOCKERMACHEN ist jedoch etwas ganz anderes, nämlich das Fördern von Forschung, was mit der Stiftung und deren Fördern nichts zu tun hat.
Leider ist mit dem UND (imm Vorsicht, wenn etwas nach einem Gedankenstrich kommt, also"- und"!) ein böser Schnitzer passiert: Denn entweder jene"bezahlen", die keine Fördergelder mehr erhalten dadurch, dass diese Gelder ausbleiben ODER der Steuerzahler zahlt, weil er jetzt die ausbleibende Förderung übernehmen muss. Beide zusammen könne nicht die Opfer sein.
>Politische Konsequenzen sind bislang ausgeblieben - anders als beispielsweise vor vier Jahren: Damals musste Justizminister Alfred Sauter gehen, weil ihn Stoiber für die verlorenen Millionen der Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft (LWS) als deren Aufsichtsratschef verantwortlich machte.
Jetzt wirds schwach. Denn wer sollte politische Konsequenzen ziehen? Stoiber sicher nicht, der ja nur bis 1995 in der Stiftung saß und dies überdies nur als EIN Aufsichtsrat (auch wenn an ihm nichts vorbei geht in Bayern). Die LWS-Sache dagegen war klar. Der AR-Chef musste verschwinden.
>Die Verluste der staatlichen Stiftungen übertreffen die LWS-Pleite um das Fünffache.
Die Stiftungen haben im Gegensatz zur LWS nichts verloren, was sie ausbuchen müssten. Daher der schöne Wortmix VERLUSTE und PLEITE - nicht justiziabel, aber doch ziemlich schwach.
>Offenbar kein Problem: Das Finanzministerium erklärte die Landesstiftung kürzlich für"kerngesund".
Bei der Suche nach dem Schluss-Gag gibt's immer Probleme. Zumeist hilft OFFENBAR, was eine gewisse Entrüstung suggeriert: Etwas ist"offenbar" und dennoch nichts (kein Problem). Die Stiftung selbst ist logischerweise immer"kerngesund", da sie ihr Stiftungsvermögen niemals antasten darf - sie wäre also auch dann noch"kerngesund", wenn die HVB-Aktien zu 0,01 € notiert würden.
Das hat nichts damit zu tun, dass die Stiftung nun weniger fördern kann als bisher. Die Empörung des Lesers wird also abgerundet: Es ist zwar nichts mehr"da" (die hohen Verluste) und es kann auch nichts mehr für Behinderte usw. getan werden, und dann kommt der Strolch von FM noch dazu, das Gegenteil zu behaupten.
Fazit: Wir haben es mit einem fast perfekten SPIEGEL-Stück zu tun, das bei die Erwartungshaltung der SPIEGEL-Kundschaft auch ziemlich gut befriedigt.
Um diesen"Dreh" draufzuhaben, braucht man eine Zeit (je nach Begabung), aber wenn man's dann drauf hat, ist man gut in Lohn und Brot und seine existenziellen Grundsorgen los.
So macht man das! Glückwunsch an die Kollegen und jedem hier gönne ich den Genuss beim Lesen dieses Parade-Stückchens von Herzen.
Mit Nichts-für-Ungut-Gruß!

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