- Bush und die Superreichen... - King Henry, 13.05.2003, 06:06
- ...und Schuld daran ist der"kleine Mann" selbst - x Thomas, 13.05.2003, 08:35
- Never Forget: In jedem von uns steckt der"kleine Mann" - Bankrunner, 13.05.2003, 08:46
- Das dauert aber sehr lange...... - x Thomas, 13.05.2003, 09:09
- Zustimmung, wer nicht bei Aldi kauft ist selber schuld... - LenzHannover, 13.05.2003, 11:54
- Das dauert aber sehr lange...... - x Thomas, 13.05.2003, 09:09
- Re:...und Schuld daran ist der"kleine Mann" selbst - mat, 13.05.2003, 09:09
- ineRe:...und Schuld daran ist der"kleine Mann" selbst - x Thomas, 13.05.2003, 09:10
- Ein anderes System ist nicht denkbar..... - x Thomas, 13.05.2003, 09:25
- Schuld ist der"kleine Mann" selbst - ist er das? Sind wir alle etwas bluna? - Baldur der Ketzer, 13.05.2003, 12:50
- Re: und nochmals Quatsch - Tassie Devil, 13.05.2003, 17:31
- Re: so ein Quatsch (owT) - Tassie Devil, 13.05.2003, 17:15
- Re: so ein Quatsch / finde ich nicht (owT) - JüKü, 13.05.2003, 17:29
- Re: Jetzt aber Elli!!! - Tassie Devil, 13.05.2003, 18:53
- Re: Jetzt aber Elli!!! - Euklid, 13.05.2003, 19:09
- Re: Jetzt aber Elli!!! - Tassie Devil, 13.05.2003, 18:53
- Re: so ein Quatsch / finde ich nicht (owT) - JüKü, 13.05.2003, 17:29
- Never Forget: In jedem von uns steckt der"kleine Mann" - Bankrunner, 13.05.2003, 08:46
- Re: @Oldy - Na also, ich hab's doch vor kurzem geschrieben - Tassie Devil, 13.05.2003, 17:12
- ...und Schuld daran ist der"kleine Mann" selbst - x Thomas, 13.05.2003, 08:35
Bush und die Superreichen...
-->Hallo,
da hier immer wieder mal unser gehaßter Freund und Liebhaber obskurer Bushfeuer und endlose Diskurse über die"Superreichen" und ihrer Zinseinnahmen (Andeutungen sind beabsichtigt) gepostet wird, denke ich, auch ein kleiner Beitrag darüber würde ins Forum passen.
Der abgeschriebene Text stammt aus dem Buch"Affluenza" oder zu deutsch: Konsum - Kaufrausch in den USA (und leider auch bei uns). Nachfolgend Teil 9, die anderen sind im XS - Forum nachlesbar.
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Das andere Amerika
Heute sind Reich und Arm in Amerika durch eine tiefe Kluft getrennt. In den 80er-Jahren gingen drei Viertel der Steigerung des realen Vorsteuereinkommens an das reichste 1 Prozent der amerikanischen Gesellschaft, an Familien mithin, in deren Taschen ohnehin 77 Prozent des Einkommens flossen. Das Einkommen von Mittelstandsfamilien stieg gerade einmal um 4 Prozent an, während die ärmsten 40 Prozent des Landes reale Einkommensverluste hinnnehmen mußten.
Die Superreichen Amerikas konnten zwar ihr Einkommen in den 80er-Jahren stetig steigern, gleichzeitig wurden sie aber auch geiziger. So gaben sie einen wesentlich geringeren Prozentsatz für wohltätige Zwecke aus als in früheren Jahren (von 7 auf 4 Prozent). Natürlich ist es angesichts derartiger Umstände nicht weiter erstaunlich, daß der Prozentsatz armer Familien, der in den Jahren davor stetig gesunken war, erneut nach oben ging. Die Anzahl der Menschen, die zwar arbeiteten, trotzdem aber Löhen bezogen, die sie unter die Armutsgrenze rutschen ließ, verdoppelte sich in den 80er-Jahren. Die Kinderarmut stieg von 1979 bis 1994 von 18 auf 25 Prozent an. (In Deutschland stieg die Zahl der Sozialhilfe beziehenden Kinder von 1994 bis 2001 von 700 000 auf 1,1 Millionen.)
Obwohl wir an Amerika als Inbegriff des Wohlstandes denken, das Land, in dem die Regale der Supermärkte stets gefüllt sind, hungern täglich zehn Millionen Amerikaner, 40 Prozent davon Kinder. Die meisten dieser Menschen stammen aus Arbeiterfamilien. 21 Millionen versorgen sich bei Suppenküchen oder anderen Stellen, wo kostenlos Nahrung verteilt wird. Jeder Nacht finden 750 000 Menschen kein Obdach, fast zwei Millionen machen diese Erfahrung zumindest zweimal im Jahr. Neun Millionen Amerikaner besitzen Zweithäuser. Vielleicht ist die Wohnungsnot ja nur ein Verteilungsproblem.
Heute verdienen die oberen 20 Prozent der Bevölkerung fast genauso viel wie die restlichen 80 Prozent (49 versus 51 Prozent des Volkseinkommens), ein scheinbar nicht mehr zu überbietender Mangel an Verteilungsgerechtigkeit. Doch das Mißverhältnis ist in Wirklichkeit noch krasser. Denn 1999 besaßen die oberen 20 Prozent der Bevölkerung 92 Prozent des Kapitaleigentums, also Aktien, Anleihen und Gewerbeimmobilien. 83 Prozent der Aktien gehörten den reichsten 10 Prozent der Bevölkerung. Das ist auch kein Zufall. Denn die meisten Superreichen in Amerika zahlen so gut wie keine Steuern. Ein Artikel, der im Dezember 2000 im Mother-Jones-Magazin erschien, trug den sinnigen Titel"Paradies der Steuersünder". Der verantwortliche Journalist zeigte auf, wie reiche Amerikaner ihre Milliarden vor dem Zugriff des Staates schützen, indem sie es in Steuerparadiesen wie der Karibik anlegen - über die neuerdings auch Präsident George W. Bush seine schützende Hand hält.
An einem bestimmten Punkt, bevor die Microsoft-Aktien so katastrophal im Preis fielen, besaß Bill Gates Vermögenswerte im Wert von 90 Milliarden Dollar (das Forbes-Magazin sprach auf dem Höhepunkt von 100 Mrd. - Anmerkung des Abschreibers). Das ist genau so viel, wie die ärmere Hälfte des amerikanischen Volkes besitzt (und mehr als 119 von den 192 Staaten der Welt mehr als das gesamte Bruttoinlandsprodukt). Danach war Bill Gates schlagartig verarmt - er besaß nur noch 45 Milliarden Dollar. 40 Prozent der Amerikaner nennen übrigends keinerlei Vermögenswerte ihr Eigen.
1998 stieg das durchschnittliche Gesamtgehalts für die CEOs der 365 größten amerikanischen Unternehmen um unglaubliche 36 Prozent auf durchschnittlich 10,6 Millionen Dollar pro Person an. Der gewöhnliche Arbeitnehmer mußte sich mit 2,7 Prozent Gehaltserhöhung zufrieden geben.
Seit 1990, wo die Ärmsten von ihnen nur 2 Millionen Dollar pro Jahr verdienten, hat sich damit das durchschnittliche Gehalt der CEOs um 442 Prozent vermehrt. Sie bekommen mittlerweile 400-mal so viel wie einer ihrer Angestellten.
Die Unternehmenskultur im Zeitalter der Globalisierung besteht im Wesentlichen darin, ein Land nach dem anderen in die Konsumgesellschaft einzuführen. Dabei baut man ganz besonders auf Kinder, weil man ihre Werte schon von Beginn an beeinflußen kann. Man bringt ihnen bei, das Fortschritt sich daran bemißt, was sie besitzen.
Vielen Menschen ging es nach Einführung der freien Marktwirtschaft viel schlechter als vorher. Wir wurden Zeugen der gnadenlosen Umweltzerstörung in den Entwicklungsländern. Ganze Kulturen zerbrachen, das soziale Netz zerriß.
Die American Lung Association meint, daß etwa vierzig Millionen Amerikaner allergisch auf ihr Heim reagieren. Ohnehin wuchs die Zahl der Allergiker in den letzten fünf Jahren auf fünfzehn Millionen an. So reagiert unser Körper auf das chemische Bombardement, das aus Farben, Haushaltsreinigern, Sperrholzmöbeln, Plastik, Leim, Tapeten, Teppichböden, Kosmetika und einigen hundert anderen Standardprodukten des westlichen Lebensstils auf uns eindringt.
Wenn wir leben wollen, müssen wir kaufen. Alles. Doch diese Art zu leben hat ihre Grenzen. Sie können von einem Konto immer nur eine bestimmte Menge Geld abheben, was analog für Grundwasser oder fossile Brennstoffe genauso gilt. Auch ein Hochleistungsrennwagen fährt nicht ewig. Der amerikanische Lebensstil rast im Eiltempo auf sein Ende zu. Er fußt vor allem auf einem: auf langen, anstrengenden Arbeitswochen, die unser Leben, unsere Ressourcen und unsere Gesundheit auffressen. Und er hat uns darauf programmiert, Konsum über Gemeinschaft und Bürgersinn zu stellen, sodaß nichtmaterielle Bedürfnisse mit materiellen Gütern befriedigt werden. Doch mit dieser Strategie befinden wir uns auf der Verliererstraße.
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Teil 10 ist ein kurzer Abschluß der Reihe. Wer alles komplett wissen möchte, sollte sich schon das Buch kaufen. Unter"Behandlung" werden Auswege aus dem Dilemma aufgezeigt. Die Folgen der Konsumzurückhaltung - die Deflation - wird allerdings wohlwollend verschwiegen.
Beste Grüße
Henry

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