- Dollarschwäche mindert die Deflationsgefahr in Amerika - Bankrunner, 13.05.2003, 12:15
- Re: Dollarschwäche mindert die Deflationsgefahr in Amerika - kizkalesi, 13.05.2003, 12:50
- Pessimismus am Rentenmarkt? Wenn Unternehmensanleihen steigen ist das kein Pessi - Luigi, 13.05.2003, 13:41
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- Re: Dollarschwäche mindert die Deflationsgefahr in Amerika - kizkalesi, 13.05.2003, 12:50
Dollarschwäche mindert die Deflationsgefahr in Amerika
-->Die Dollarschwäche mindert die Deflationsgefahr in Amerika
Von Folker Dries
11. Mai 2003 Es ist eine ungewöhnliche Konstellation: Aktienkurse und Anleihenkurse steigen derzeit im Gleichschritt. Rund um den Globus haben die Aktienmärkte ihre mehrjährigen Tiefstände weit hinter sich gelassen. Gleichzeitig nähern sich die Anleiherenditen wieder ihren Tiefständen. Von einer inversen Relation zwischen Aktien und Anleihen kann somit kaum mehr die Rede sein.
Die Erklärung hierfür ist indirekt in der jüngsten Stellungnahme der amerikanischen Notenbank (Fed) nachzulesen. Erstmals in ihrer Geschichte hat die Fed zwei Risikoeinschätzungen abgegeben - eine für die Konjunktur und eine für die Inflation. Während die Risiken für die Konjunktur als ausgeglichen eingestuft werden, was dem Aktienmarkt seine Phantasie beläßt, wird mit Blick auf die Inflation vor einem weiteren Rückgang des allgemeinen Preisniveaus gewarnt. Das Wort Deflation wird zwar nicht verwendet, steht aber wie eine große Warnung über der Stellungnahme der Fed.
Deflation ist für Aktienmärkte Gift
Deflation ist zwar auch für Aktienmärkte Gift. Sinkende Preise verringern das Gewinnpotential der Unternehmen und führen damit zu sinkender Produktion und Beschäftigung, also zur gesamtwirtschaftlichen Lähmung. Doch der Aktienmarkt geriet durch die Deflationswarnung nicht in Panik. Vielmehr wurde an Wall Street positiv gewertet, daß die Fed ihre Entschlossenheit signalisiert, diese Deflationsgefahr zu bannen.
Dies kann über weitere Zinssenkungen geschehen oder, wie Fed-Gouverneur Ben Bernanke jüngst in Aussicht stellte, über Käufe langfristiger Staatsanleihen. Zinserhöhungen sind jedenfalls erst einmal in weite Ferne gerückt. Daß die Botschaft ankam, zeigt die Kursentwicklung der Treasuries. Obwohl die Regierung in der zurückliegenden Woche bei ihrer Quartalsauktion Anleihen im Rekordvolumen von 58 Milliarden Dollar plazierte, fiel die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von 3,95 Prozent auf 3,69 Prozent.
„Schwacher Dollar könnte die Welt vor Deflation retten“
Die um Energie- und Nahrungsmittelpreise bereinigte Kerninflation stieg in Amerika zuletzt mit einer Jahresrate von 1,7 Prozent, dem niedrigsten Wert seit 40 Jahren. Bei einer Betrachtung des ersten Quartals errechnet sich sogar nur mehr eine Jahresrate von 0,8 Prozent. Von diesem Wert ist es nicht mehr weit bis zur Deflation. Mit die beste Medizin gegen weiter sinkende Preise in Amerika wäre eine nachhaltige Abwertung des Dollar. Und diese ist, wie an Wall Street wohlwollend registriert wird, voll im Gange."Ein schwacher Dollar könnte die Welt vor Deflation retten", sagt Stephen Roach, der Chefökonom von Morgan Stanley.
Doch die Kehrseite dieser Medaille wäre eine starke Aufwertung von Euro und Yen und damit ein größerer Rückschlag für die Exportwirtschaft von Euroland und Japan. Beide Währungsräume kämen nicht mehr daran vorbei, in den sauren Apfel der Reformen zu beißen und ihre Inlandsnachfrage zu stimulieren. „Das Resultat wäre den Schmerz wert", glaubt Roach. Das globale Wirtschaftswachstum wäre gleichmäßiger verteilt. Amerika müsse mehr sparen, Japan und Europa müßten mehr konsumieren.
Der Euro trägt die Hauptlast der Anpassung
So schön diese Theorie sein mag, so schwierig ist ihre Umsetzung. Japan hat nicht die Absicht, den Yen dem freien Spiel der Marktkräfte zu überlassen. Vielmehr scheint die Bank von Japan im Auftrag der Regierung weiterhin Yen auf den Markt zu werfen. Die Aufwertung des Yen gegenüber dem Dollar bleibt damit weit hinter der des Euro zurück. Der Euro trägt somit die Hauptlast der Dollar-Adjustierung. Seit seinem Hoch im Februar 2002 ist der handelsgewichtete Wechselkurs des Dollar nur um 9 Prozent gefallen, gegenüber dem Euro gab der Dollar aber um mehr als 20 Prozent nach. Abwertungsbremsen für den Dollar sind neben dem Yen vor allem der an den Dollar gebundene chinesische Yuan und die lateinamerikanischen Währungen, deren Rally in den jüngsten Wochen den Abwertungseffekt des Vorjahres noch lange nicht kompensiert hat.
Der handelsgewichtete Wechselkurs des Euro hat inzwischen seine Einbußen von 1999 und 2000 mehr als aufgeholt. Gegenüber dem Tief vom Oktober 2000 errechnet sich ein Anstieg von 30 Prozent, seit Jahresbeginn ein Plus von 6 Prozent. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, hat dies beträchtliche Folgen für Wirtschaftswachstum und Preisentwicklung. Nach einer Daumenregel kommt ein Anstieg des handelsgewichteten Wechselkurses um 10 Prozent einer Zinserhöhung um einen Prozentpunkt gleich. Um so verwunderlicher ist es, daß sich Wim Duisenberg, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), nach der jüngsten Ratssitzung davor hütete, den Markt auf weitere Zinssenkungen einzustimmen. Die EZB rechne erst gegen Jahresende mit einer Inflation von unter 2 Prozent, hieß es.
Die meisten EZB-Beobachter der Banken unterstellen einen schnelleren Preisverfall, zumal der Euroraum jetzt mit dem starken Euro Gefahr läuft, Deflation zu importieren. Mit ihrer Klarstellung, daß unter Preisstabilität eine mittelfristige Preissteigerungsrate von „nahe 2 Prozent" zu verstehen sei, hat die EZB freilich auch signalisiert, daß sie zum Schutz gegen Deflationsrisiken für eine ausreichende Sicherheitsmarge sorgen will.
Somit dürfte klar sein dass eine kontrollierte Dollarabwertung von den USA durchausgewollt und unterstützt wird.
Gruss
Bankrunner

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