- National in die Nesseln gesetzt... was ich schon immer mal wissen wollte... - Pudelbirne, 16.05.2003, 08:23
- Re: Du bist völlig normal... - Surabaya Johnny, 16.05.2003, 08:53
- Re: Du bist völlig normal... - Euklid, 16.05.2003, 09:25
- Re: Du bist völlig normal... - Hakunamatata42, 16.05.2003, 09:32
- Re: Kann es sein... - Surabaya Johnny, 16.05.2003, 10:51
- Hier irrst Du nach m.E. gewaltig, Pudelbirne, wenn Du schreibst::... - Uwe, 16.05.2003, 09:11
- Re: National in die Nesseln gesetzt... was ich schon immer mal wissen wollte... - rodex, 16.05.2003, 09:53
- Re: National in die Nesseln gesetzt... was ich schon immer mal wissen wollte... - Baldur der Ketzer, 16.05.2003, 10:08
- Re: Nation = Haftungsgemeinschaft, freiwillig oder unfrewillig - Tempranillo, 16.05.2003, 11:40
- Re: Du bist völlig normal... - Surabaya Johnny, 16.05.2003, 08:53
Re: National in die Nesseln gesetzt... was ich schon immer mal wissen wollte...
-->Hallo, Pudelbirne,
>Wer braucht Nationalgefuehl?
>Ist das eigentlich was Natuerliches? Ich meine hat man das schon vor seiner Pubertaet? Wo kann ich das kaufen?
entweder hat man es, oder man hat es nicht.
Wenn man es hatte, kann es einem aber abhanden kommen, oder genommen werden - und wenn man es nicht hatte, so kann man es entwickeln - alles je nach den Umständen und der Bereitschaft dazu.
>Ich kann es nicht verstehen, warum in diesem Forum einige immer wieder auf Nationen rumreiten? Warum? Die Erfindung der Nation ist so alt nicht und wahrscheinlich eine der Wurzeln alles heutigen Uebels... Warum Nationen so stark verteidigen?
Als Inhaber einer Staatsangehörigkeit mit Freizügigkeit kannst Du Dir heute die Nation Deiner Wahl als Lebensmittelpunkt aussuchen.
Du suchst sie Dir aus, weil es Dir dort jeweils am bestmöglichen zusagt.
Incl. nationaler Eigenheiten, die es aus meiner Sicht empirisch verifizierbar und unbestreitbar gibt.
Andere bleiben dort, wohin sie geboren wurden. Das ist von jedem zum anderen unterschiedlich.
Jedoch besteht diese Freiheit erst seit vielleicht 15-20 Jahren, und unsere Ahnen, die in die neue Welt auswanderten, taten dies fast immer aus schierer Not und Verzweiflung, nicht aus irgendwelchen anderen Motiven der bloßen Lebensoptimierung.
Wer sich in einem bestimmten Kulturkreis sehr wohl fühlt, möchte, daß dieser so bleibt, wie er ist. Das gilt insbesondere auch für Wahlbürger.
Insofern ist es ganz normal, sich in eine bestimmte Region und deren Bevölkerung einzubringen. Man ist dort Bestandteil der sozialen Sicherungssysteme, nutzt die Schulsysteme für die Kinder, das Gesundheitssystem. (üblicherweise jedenfalls).
Bei den meisten ist das naturgemäß ihre Heimat.
Wer keine Heimatliebe empfindet, kann sie nicht auf Befehl herbeizaubern. Es ist etwas emotionales, nichts rationales, obwohl es rationale Gründe dafür geben kann.
Empirisch ist die Nation noch immer ein Faktum, sie wird durch Gesetz, Sprache, Mentalität, Tradition und Geographie bestimmt, und so lange dies so ist, so lange muß man sich damit beschäftigen.
>Ich liebe es zu lesen... deutsche Literatur, franzoesische und englische desgleichen beschaeftige mich gerade in meiner spaerlichen Freizeit mit chinesischen Standardwerken...
>Ich liebe Musik... deutschen und japanischen Pop, franzoesischen Chanson, etc...
>Doch fuer Kultur brauche ich keine Nation und schon gar kein Nationalgefuehl...
nein, dann bist Du Weltbürger, aber um diese spezifischen Eigenheiten, die Du so sehr magst, genießen zu können, mußten sie sich entwickeln, und dazu brauchte es die jeweilige Kultur und Nation.
>Ich fuehle mich schon im deutschen Kulturkreis zu Hause (aber wenn ich in FFM weile wird mir krank und auch Stuttgart ist traurig...) ;-), aber den brauch ich auch nicht zum Leben, den Kulturkreis,... ein anderer ist auch schoen...und wenn einer untergehen sollte, warum weinen? Es gibt so viel Gutes unter der Sonne...
Das ist ein gewagtes Experiment, denn wenn es schiefgeht, ist etwas unwiederbringlich verloren, was viele Leute sehr liebten - wieso es ihnen nehmen?
Wieso braucht man einen fremden Kulturkreis und muß Gast dort sein?
Ist es nicht beschämend, sich nicht mehr in der Heimat daheim zu fühlen? (mir geht es so, aus den bekannten Gründen)
>Gerade in diesem Forum, wo alle eh immer vom Auswandern reden, verwundern mich diese nationalen Gefuehle.
nein, man wird ja aus der Heimat herausgeekelt, die man ansonsten sehr schätzt - die Wunschheimat ist ja praktisch aufgezwungen, das Exil ist ja kein selbstgewähltes
>>(obwohl die Debatte um die Algerienreisenden passt schon... nach dem Motto, immer brav zu Hause bleiben und bloss nichts von der Welt mitbekommen... und die eigenen Vorurteile schueren...oops sorry)
da ist insoweit was dran, als die deutsche Mentalität egozentrisch ist und *man* meint, es könne auf der ganzen Welt nur so formal-bürokratisch zugehen wie in Köpenick, ansonsten die Welt unterginge - dem ist nicht so.
Bloß mit Vorurteilen hat das wenig zu tun, wer nicht weg will, warum soll man ihn zwingen?
Wer sich freiwillig und ohne Not in Gefahr begibt und darin umkommt, wieso soll man ihn zu Lasten der daheimgebliebenen herauspauken?
>Oder liegt es daran, dass man vereint in einer Nation dann die Suedfruechte der fremden Nationen Arbeit besser geniessen kann?
das ist ein stetig wiederholtes, aber ebenso unzutreffendes Argument - unser Wohlstand fußt nicht auf der Ausbeutung anderer Nationen (wobei deren Agrarexportverunmöglichung ein heikles Thema ist)
>>Nation als Machtinstrument, also auch Gefuehl dareinstecken, dann funktioniert sie besser, die Leute machen alle richtig mit und dann kann man auch profitieren...
Nationalbewußtsein ist ein anspornendes Element und nichts verwerfliches.
>>Diejenigen die immer am lautesten plaerren im Namen des Vaterlandes, waren mir schon immer suspekt, denen unterstelle ich instinktiv schon unlautere Motive...
das ist Deine einengende Weltanschauung
>Aber mal im Ernst: Bin ich krank, fehlt mir was, nur weil mir Deutschland sch...egal ist??? Oder kann das jemand anders auch nachvollziehen?
nachvollziehen kann man vieles, nachempfinden nicht.
Du bist nicht krank, sondern wohl ein vorwiegend rationaler, gewinnmaximierender, wenig solidarisch geprägter Mensch.
Na, und?
Beste Grüße vom Baldur
>Pudelbirne

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