- Statistik des Grauens Teil 2 / Es geht bergab Teil 7 - Sascha, 21.05.2003, 18:25
- Re: Statistik des Grauens Teil - es ist ja noch viel schlimmer... und PS an Elli - Christian, 21.05.2003, 18:46
- Mist, PS an Elli vergessen: Zugang bitte aufrecht erhalten (owT) - Christian, 21.05.2003, 18:48
- Re: Mist, PS an Elli vergessen: Zugang bitte aufrecht erhalten/klar, ist er doch (owT) - - Elli -, 21.05.2003, 20:51
- Re: bin entzückt - gruß und kuss (owT) - Christian, 21.05.2003, 21:00
- Re: Mist, PS an Elli vergessen: Zugang bitte aufrecht erhalten/klar, ist er doch (owT) - - Elli -, 21.05.2003, 20:51
- 100%-ige Zustimmung + Kommentar mT - Sascha, 22.05.2003, 03:44
- Re: 100%-ige Zustimmung + Kommentar - wirklich lesenswert/danke - doppelknoten, 22.05.2003, 10:53
- Re: @Sascha - erstklassiger Beitrag, vielen Dank! mfG (owT) - Baldur der Ketzer, 22.05.2003, 10:58
- Woher die Bildungskatastrophe m.E. zu einem guten Teil herrührt - Sascha, 22.05.2003, 05:08
- @ Sascha -Re: Woher die Bildungskatastrophe....- Rückfrage - doppelknoten, 22.05.2003, 09:41
- Bildungskatastrophe / Erziehungskatastrophe - Sascha, 23.05.2003, 03:58
- @ Sascha -Re: Woher die Bildungskatastrophe....- Rückfrage - doppelknoten, 22.05.2003, 09:41
- Mist, PS an Elli vergessen: Zugang bitte aufrecht erhalten (owT) - Christian, 21.05.2003, 18:48
- Ich schaffe gerade noch schnell einen Ausbildungsplatz, weil... - nEUROtiker, 21.05.2003, 20:46
- Re: Statistik des Grauens Teil - es ist ja noch viel schlimmer... und PS an Elli - Christian, 21.05.2003, 18:46
100%-ige Zustimmung + Kommentar mT
--> Hallo Christian!
ich kann dem was du in deinem Posting sagst 100% zustimmen. Heute gilt Bildung häufig als Streber. Wer mehr hat als die anderen gilt häufig als"Spießbürger". Man kann es eigentlich wieder - wie fast immer - damit erklären, daß das Wertesystem in der Gesellschaft sich über die letzten Jahrzehnte gesehen nicht zuletzt durch den Wohlstand den wir mehr und mehr bekamen sich verändert hat.
Mehr denn je herrscht Egoismus in unserer Gesellschaft. Das ist nichts neues das dies auf dem Vormarsch ist. Aber auch die Arbeitswelt und die Arbeitslosigkeit an sich schaffen ja Neid. Wenn viele Menschen arbeitslos sind dann wird der Kampf um die verbleibenden Arbeitsplätze (in diesem Fall Ausbildungspläte) härter. Wer nicht mithalten kann gibt entweder auf und resigniert, versucht irgendwie doch noch den Anschluß zu finden oder beschimpft andere als Streber die eigentlich keine sind.
Bildung muß wieder einen höheren Stellenwert haben. Aber ich denke es hat auch mit anderen Faktoren unserer Wohlstandsgesellschaft zu tun, daß Bildung lange nicht mehr so hoch angesehen ist als es noch vor sagen wir zwei oder drei Jahrzehnten war. Sie hat an Bedeutung verloren.
Man sieht das an vielen Dingen:
1. Statussymbole, große Autos, große Häuser, teure Urlaubsreisen von denen man erzählen kann sind heute eine"gewisse Konkurrenz" zur Bildung. Früher gab es diese Dinge kaum. Wer viel davon hat oder erzählen kann kommt gut an und da kann er meistens noch so dämlich sein. Ein Gastdozent aus dem Fach Dienstleistungsmanagement hat speziell den Part"Tourismus" gemacht und nannte fünf Hauptfaktoren WARUM man verreist und einer davon war Punkt 5 und nannte sich"Status & Prestige"
2. Das ganze Event-Getue, Action und die Spaßgesellschaft tragen auch dazu bei. Das Effenbergs, Kahns und was weiß ich welche Kicker oder Sänger Millionen verdienen im zweistelligen und dreistelligen Bereich ist ja alles andere als normal. Und es ist nachgewiesen, daß gerade Jugendliche im Altern zwischen 10 und 20 solche"Stars" (ich habe es extra in Anführungszeichen geschrieben) in den Himmel loben, als Idol ansehen oder vor allem als Vorbild.
Im Sat.1 Videotext gab es nach der Kahn-Affäre mal eine Umfrage die lautete"Ist Oliver Kahn für sie nach der Affäre mit dem Disco-Mädchen (Name fällt mir gerade nicht ein) immer noch ein Vorbild für sie?"
Nach über 1000 Anrufen sagten über 30% er sei immer noch ein Vorbild.
Naja fußballerisch mag er es ja sein aber wenn ich mir die Frage durchlese war sie auf den ganzen Oliver Kahn bezogen. Den Oliver Kahn als Fußballer, den als Familienmensch und den Oliver Kahn als Ganzes.
Entweder kapieren 30% der Menschen die Frage nicht oder lesen sie falsch (wäre schlimm genug) oder aber sie halten ihn tatsächlich immer noch für ein Vorbild (noch schlimmer!).
So einer kann doch nach dem was er gemacht hat doch kein Vorbild mehr sein. Ein guter Fußballer ja. Aber beim besten Willen kein Vorbild an dem man sich als Heranwachsender oder Jugendlicher orientierten sollte.
Dieses"Stars & Stripes"-Getue kann ich sowieso nicht immer ganz nachvollziehen. Ich frage mich wieso die Leute derart auf solches"Deutschland sucht den Superstar"-Zeugs abfahren. Fußballer verdienen Millionen, Robbie Williams bekommt für nen Plattenvertrag ne dreistellige Millionensumme. Das ist doch echt nicht mehr normal. Und die Gesellschaft ist leider zu großen Teilen so, daß sie da ja mitmacht. Und da spielt es häufig sogar nicht mal mehr ne Rolle ob jung oder alt wenn ich mir die Einschaltquoten von Deutschland sucht den Superstar anschaue.
Das beste finde ich aber ist die Tatsache, daß viele Leute die hohen Bezahlungen der Sänger und Interpreten oder Fußballer scharf kritisieren aber den Krempel durch Stadionbesuche bei Bundesligaspielen, Kauf von CDs oder Anschaffung von Premiere zum Fußballschauen unterstützen.
Es ist ganz einfach: Wenn sich den Scheiß keiner (und wirklich keiner!) mehr anschaut löst sich das Problem von selbst.
3. Es ist auch so, daß die Gesellschaft einen generellen Wertewandel mitgemacht hat. Disziplinwerte haben an Bedeutung verloren, Selbstentfaltungswerte an Bedeutung gewonnen, der Familiensinn wurde geringer, Hilfsbereitschaft gegenüber anderen fremden Menschen nahm ab, die Bereitschaft Ehrenämter zu übernehmen nahm ab, es gibt immer mehr Singles, Mobbing nimmt zu, Kriminalität nimmt zu, die Menschen vertrauen anderen fremden Menschen immer selten. Das sind nur ein paar Beispiele aber alles Indizien dafür, daß die Menschen sich tendenziell mehr und mehr abschotten und ihren eigenen Brei kochen und dadurch natürlich Neid, Arroganz, Materialismus, Prestigedenken und ähnliches zunehmen.
4. Früher war es so, daß man einen Ausbildungsplatz bekam wenn man einigermaßen normal und freundlich war und sich einigermaßen auch anstrengte. Heute bleiben oft selbst diese Leute auf der Strecke und wenn das passiert dann entwickeln die u.U. einen gewissen Neid oder Hass auf diejenigen die besser sind als sie selbst und davonziehen. Heute gibt es zwischen Schulen regelrechten Neid. So z.B. beschimpfen manche Hauptschüler (es sind ja lange nicht alle aber auch nicht wenige) in dieser Gegend nicht selten Gymnasiasten mit dem Wort"Gymnaspasten". Diesen Neid, dieses Konkurrenzdenken, diesen extremen Egoismus, diese Arroganz und der Hochmut, dieses materialistische Denken und diese Schimpforte gab es doch alles früher in diesem Maße nicht. Natürlich gab es das alles auch schon früher. Aber lange nicht so häufig und ausgeprägt wie heute. Heute ist es normaler Alltag.
Um zum Thema der Bildung zu kommen: Die Technologieschübe führen in der Tat dazu, daß immer mehr Menschen auf der Strecke bleiben. Die einen weil sie in der Hauptschule nicht den Umgang mit dem PC lernen oder von zuhause aus nicht die Möglichkeiten haben auch etwas den Umgang mit dem PC zu lernen weil die Eltern finanziell schwächer sind. Und andere bleiben auf der Strecke weil sie an ihre persönlichen Leistungsfähigkeitsgrenzen stoßen.
Man muß es einfach so krass sagen, daß nicht jeder Mensch die Fähigkeiten hat zwei Fremdsprachen, den perfekten Umgang mit dem PC und komplexe Denkweisen zu beherrschen. Andere Menschen haben ihre Fähigkeiten mehr in körperlicher Arbeit wo andere vielleicht zwei"linke Hände" haben oder in der Kreativität.
Es ist schon traurig aber es ist wie du sagst:
<font color="#FF0000">Um eine gewöhnliche Ausbildung zum Bankkaufmann zu machen benötigt man heute meistens ein durchschnittliches bis gutes Abitur. Und dann verdient man gerade etwas mehr wie im Reinigungsgewerbe (habe ich vor einigen Tagen gepostet) und steht im Großen und Ganzen nur am Schalter</font>.
Das Abitur aber auch der Realschulabschluß wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark abgewertet. Die Unternehmen reagierten natürlich darauf. Die merken schon wenn das Abitur verwässert wird. Die haben dann Einstellungstests aller Art, Assessment-Center und solch einen Kram konzipiert und führen das heute ja auch oft schon durch.
Aber ich meine es ist ja auch extrem was heute gedreht wird.
Da schaffen manche in Baden-Württemberg oder Bayern das Abitur nicht und haben die Möglichkeit es als"Fernabitur" nachzumachen. Das ist ja alles schön und gut und ich finde es auch richtig, daß man den Menschen die Möglichkeiten gibt es ein zweites oder auch drittes mal zu versuchen. Gerade in der heutigen Welt.
Nur läuft das Fernabi dann so ab, daß man seine Heftchen zu den einzelnen Fächern bekommt und da Aufgaben bearbeiten muß und einsenden kann. Diese kann man praktisch von einem guten Bekannten der sich mit der jeweiligen Sache auskennt bearbeiten lassen und schon hat man gute Noten wenn man das Zeug einschickt.
Wer jetzt aber geglaubt hat und argumentiert, daß dies ja für den Fernabiturienten nachteilig sei weil er nichts lernt und ja eh die schriftliche und mündliche Abiturprüfung dann machen muß der hat sich getäuscht. Es läuft so ab, daß den Fernabiturienten hier in Baden-Württemberg von dem Laden der das Fernabitur durchführt ein Angebot unterbreitet wird.
Und ratet mal welches?
Die Jungs die das Fernabitur durchführen raten den Fernabiturienten in Baden-Württemberg ihr Abitur in Hamburg zu machen. Man kann es in jedem Bundesland machen aber es der Rat gegeben, daß man es in Hamburg machen sollte. Es wird auch für eine Unterkunft gesorgt. Nicht mal darum muß man sich kümmern. Man muß eigentlich bloß noch schauen wie man von Baden-Württemberg nach Hamburg kommt und nach den Abiturprüfungen zurück. Den Rest machen die.
Tja und in verschiedenen Bundesländern gibt es verschiedenste Anforderungen und Regelungen. Die einen haben Zentralabi, andere nicht, bei uns kann man Mathe und Deutsch nicht abwählen bei anderen schon weil man mehr Möglichkeiten hat.
Und so kommt es dann dazu, daß plötzlich mehr als 50% aller Fernabiturienten in ganz Deutschland ihre Prüfung in Hamburg machen.
Da frage ich mich doch: Was bringt es letztendlich?
Ich meine: Gar nichts!
Denn: Die Unternehmen bemerken solche Vorgänge im Verlaufe der Zeit schon wenn sie immer mehr Abiturienten bekommen die eigentlich nicht mal 1+1 zusammenzählen können.
Letztendlich nehmen sie dann einfach statt Hauptschüler nur noch Realschüler und für die Berufe bei denen sie früher Realschüler gesucht haben nur noch Abiturienten usw.
Der Witz ist nur: Die, die das Abi unter richtigen Bedingungen und ohne Tricks gemacht haben werden beschissen.
Wenn ich mir als das Gejammere von Eltern anhöre wie schwer das Gymnasium doch sei kann ich es manchmal nicht fassen.
Da machen selbst in Baden-Württemberg rund 30% ALLER Schüler das Abitur und dann meinen viele immer noch es läge am Abitur. Das es aber vielleicht daran liegt, daß ihr Kind halt den Anforderungen nicht gewachsen ist...Darauf kommen sie nicht.
Ich frage mich manchmal was diese Eltern erwarten. Erwarten sie, daß man das Abitur so leicht macht, daß es am Ende jeder schafft?
Natürlich leben wir heute in einer Zeit in der man ohne Abitur kaum noch weit kommt in der Arbeitswelt und ich verstehe die Sorge der Eltern.
Aber löst es überhaupt irgendein Problem wenn man allen das Abitur schenkt?
M.E. löst es gar kein Problem weil Unternehmen darauf reagieren mit eigenen Einstellungstests und ähnlichem. Und das machen die ja auch schon mittlerweile fast überall!
Es tut mir ja leid um die Menschen die in dieser Welt nicht mehr mithalten können aber wie gesagt: Man löst das Problem in keinster Weise wenn man jedem dann den besten gerade möglichen Abschluß in die Hand drückt. Vielmehr muß man schauen die Grundprobleme zu lösen:
a) Wie will man auf den technischen Fortschritt reagieren der dazu führt, daß die Anforderungen in Punkto Stress, Belastungsfähigkeit, Flexibilität, Wissen, Fremdsprachenkentnisse, Kentnisse im Umgang mit Computern, Teamfähigkeit, und und und... kurzum: in allen möglichen Punkten immer und immer weiter steigen.
Die logische Schlußfolger ist, daß immer mehr Menschen auf der Strecke bleiben
b) Bildung muß wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Es darf nicht mehr cool sein dumm zu sein. Kurzum: Die Gesellschaft muß endlich wieder kapieren, daß sie irgendeinen faulen Dummkopf mit IQ von 70 der 30 Millionen vom Daddy erbt cooler und besser findet nur weil er lockerer drauf ist als einen der schaut das er weiter kommt und besonnen konsumiert und auch weniger Geld hat weil er nichts oder nicht viel erbt.
So lange die Gesellschaft aber weiter irgendwelche Leute wie Daniel Küblböck, Oliver Kahn und was weiß ich für Fußballer und Stars extrem in den Himmel hebt die eigentlich nur durch Glück und durch dummes Gelaber berühmt wurden und die Leistungsträger kaum noch sieht glaube ich nicht, daß sich hier schon grundlegend etwas geändert hat.
Viele Grüße
Sascha
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