- Grundsatzartikel Verschuldungszwang/Staatsschulden - XSurvivor, 22.05.2003, 13:49
Grundsatzartikel Verschuldungszwang/Staatsschulden
-->Der Teufelskreislauf aus Zins und Verschuldung
Die Staatsverschuldung steigt in dramatischem Ausmaß, Die EU-Kommission befürchtet vor allem für Deutschland, daß diese bereits im Jahr 2050 beim fast Vierfachen des Bruttosozialproduktes liegen wird - im Gegensatz zu 60 Prozent heute. Der Weg in die Überschuldung scheint vorprogrammiert. Als Abhilfe ist immer die Rede davon, daß der Staat"sparen" müsse, um seine Schulden abzubauen. Schon vor Jahren wurde sogar eine Reduzierung der Staatsschulden bis zum Jahr 2006 verlautbart. Heute wird klar, daß dieser Traum in der heutigen rezessiven Phase kaum durchsetzbar sein wird. Hier stellt sich die Frage: Warum kann sich kein Staat dauerhaft entschulden?
Es hört sich immer schön an, wenn der Staat schuldenfrei wäre. Nur leider berücksichtigt dies überhaupt nicht unser System. Hätte der Staat nicht laufend seine Schuldenaufnahme in rezessiven Phasen erhöht, dann wäre unsere Wirtschaft schon längst zusammengebrochen. Warum?
Vermögenszuwachs bedeutet Schuldenzuwachs
Zuerst sollte man sehen, daß hinter jedem Euro Schulden auch ein Euro Vermögen für jemand anderen steht. Schulden kann es nur geben, wenn es auch Vermögen gibt und dieses verliehen wird. Was einer mehr hat, muß ein anderer weniger haben. Unsere Geldvermögen sind dabei heute verzinst angelegt, vermehren sich also jedes Jahr um den Zinssatz.
Weil die Geldvermögen jedoch jedes Jahr um den Zinssatz wachsen (lt. Bundesbank stammen 80 Prozent des Zuwachses an Geldvermögen nur aus wiederangelegten Zinsgewinnen = Zinseszinseffekt) muß auch die Verschuldung um den gleichen Betrag zunehmen. Es kann nur jemand Geld anlegen, wenn ein anderer bereit ist, sich genau um diesen Betrag zu verschulden. Wenn also die Geldvermögen durch den Zins rein mathematisch wachsen, so müssen, um das Gegengewicht zu haben, auch die Schulden zunehmen.
"Ohne Moos nix los"
Unsere Wirtschaft braucht Geld als Tauschmittel."Ohne Moos nix los!"
Geld ist jedoch bei uns ein Joker (da als gesetzliches Zahlungsmittel überall akzeptiert, frei stückelbar, unverrottbar, beliebig transportierbar...) - wer Geld hat ist besser dran als jemand der Waren hat.
Was nehmen Sie? Eine Millionen Euro in bar oder einen Kartoffelberg im Wert von 1 Mio. Euro?
Klar das Geld natürlich, weil die Kartoffeln erst noch in Geld"umgewandelt" werden müssen und der Inhaber unter einem Druck mit ihnen steht (Lagerkosten, Schwund).
Wer das Geld hat, hat also einen Vorteil gegenüber allen anderen Marktteilnehmern. Diesen Vorteil läßt er sich bezahlen, sollte er sich von dem geliebten Zaster trennen - das ist der Zins. Dazu kommt dann noch ein Zuschlag für Risiko und Inflation. Um diese Zuschläge geht es hier nicht, sondern um den reinen Zins, also das was nach Abzug von Inflation und Risiko übrigbleibt. Den Zins nur als Risikoausgleich zu sehen, greift zu kurz, dafür ist er viel zu hoch.
Durch diesen Zins sammelt sich das Geld automatisch immer mehr bei denen, die ohnehin schon zu viel davon haben. Wer nun Geld braucht (als Unternehmer, als Häuslebauer) hat kaum eine andere Wahl als sich zu verschulden. Wird diese Verschuldung nicht gemacht, dann bricht das System zusammen, weil einfach kein Geld mehr da ist.
Nur durch Verschuldung kommt das Geld von den Reichen wieder in den Umlauf.
Zinssystem bedeutet Verschuldungszwang. Der Fehler ist, daß man immer den einzelnen, der nicht gezwungen wird sich zu verschulden, mit der gesamten Volkswirtschaft verwechselt, die sich verschulden muß - und das überall auf der Welt!
Was würde denn geschehen, wenn ab sofort sich niemand mehr verschulden würde, kein Unternehmen, kein Staat, keine Privatleute?
Dann sinkt der Zins unter die Liquiditätsgrenze, das Geld zieht sich vom Markt zurück und wir haben eine deflationäre Abwärtsspirale mit der Folge von Arbeitslosigkeit, Krise und Krieg. Eine Volkswirtschaft als Ganzes hat heute keine Wahl zwischen Verschuldung oder nicht Verschuldung zu wählen.
Der Verschuldungszwang
Der fatale Irrtum den viele begehen ist, daß man meint, eine Volkswirtschaft hätte die Wahl ob sie sich verschulden kann oder nicht - so wie Herr Müller oder Herr Mayer frei wählen kann, ob sie Kredite wollen oder nicht. Vergessen wird dabei, daß das Geldvermögen in der gesamten Volkswirtschaft jedes Jahr um den Zinsgewinn wächst und genau dieser Betrag muß auch wieder als Schuld genommen werden, weil er sonst gar nicht mehr angelegt werden kann.
Mit anderen Worten: Der Zins führt zu einem Verschuldungszwang, nicht des einzelnen aber der Volkswirtschaft als ganzes. Es kann zwar Herr Hinz oder Herr Kunz darüber entscheiden, ob er Schulden machen will oder nicht, aber die Volkswirtschaft als ganzes muß sich verschulden, weil anderenfalls Geld überhaupt keine Rendite mehr bringt und nicht mehr investiert wird. Wenn also Herr Hinz oder Kunz sich nicht verschulden, dann hat der Staat kaum eine andere Möglichkeit, als einzuspringen und die überhängenden Kredite aufzunehmen, um den Zins hoch zu halten. Beim heutigen Geld würde sich bei unterschreiten eines Mindest-Zinses sofort das Geldkapital von allen Investitionen zurückziehen - siehe Japan.
Staatsverschuldung oder Krise
Das ganze funktioniert gut, solange ein kräftiger Investitionsprozess da ist - etwa nach einem Krieg. Sobald jedoch die Märkte zunehmend gesättigt sind, geht auch die Kreditaufnahme der Unternehmen zurück. Dann sinkt die Rendite, weil dem Angebot an Kapital eine schwindende Kreditaufnahme gegenübersteht. Sobald jedoch die Liquiditätsgrenze (Mindestzinssatz) unterschritten wird, zieht sich das Kapital vom Markt zurück - es entsteht eine Wirtschaftskrise.
In so einer Lage kann der Staat nur eines machen: Schulden aufnehmen und Konjunkturprogramme starten und damit die sinkende Kreditaufnahme durch die Unternehmen ausgleichen, womit der Zins wieder über die Liquiditätsgrenze steigt.
Damit jedoch werden die Probleme nicht dauerhaft gelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben. Je mehr die Überschuldung des Staates zunimmt, umso mehr steigt die Zinslast, umso größere Anteile der Steuereinnahmen müssen für den Kapitaldienst aufgebracht werden. Das zwingt dazu, die Steuern zu erhöhen, was wiederum die Kaufkraft der Bevölkerung drückt und damit die Wirtschaftskraft der Unternehmen durch fallende Umsätze schmälert. Ab einem bestimmten Punkt, würgt sic das System dabei selbst ab.
Keine Staatsverschuldung - die Folgen
Hätte der Staat auch in Rezessionen nie Schulden gemacht, dann wäre eine sich selbst verstärkende deflationäre Abwärtsspirale entstanden. Die Rezession wäre in eine Depression und schließlich in einer Wirtschaftskrise übergegangen, am Ende vermutlich Krieg. Also nur der starken Kreditaufnahme haben wir es zu verdanken, daß wir weit mehr als ein halbes Jahrhundert nun in relativem Wohlstand und Frieden leben. Das ist keineswegs ein Plädoier für Staatsschulen, man darf jedoch die Realitäten nicht aus dem Auge verlieren. Selbstverständlich ist Verschuldung keine Lösung, sondern verschiebt die Probleme nur in die Zukunft. Heute ist der Staat durch diese ganzen Programme der Hauptnachfrager auf dem Markt und auch die Neuverschuldung kommt an seine Grenzen.
Es gibt einen Staat, der sich tatsächlich entschuldet hat: Rumänien in den achtziger Jahren. Das Ergebnis: Armut, Revolution. Das hätten wir bei uns genauso, wenn wir einen schuldenfreien Staat angestrebt hätten - im heutigen System. Das"entschulden" und"sparen" hört sich immer so schön an, ohne zu bedenken, daß ohne Staatsschulden auf einmal ein Großteil der Nachfrage auf dem Markt wegfallen würde. Dann hätten bspw. plötzlich unzählige Baufirmen keine Aufträge mehr, mit den Folgen von Arbeitslosigkeit, noch höheren Soziallasten, sinkender Kaufkraft usw. usf.
Hätte sich der Staat in der Vergangenheit nie verschuldet, dann wäre das System zerbrochen. Nur durch massive Staatsverschuldung und entsprechende Konjunkturprogramme konnte der Crash so lange hinausgezögert werden. Ein schuldenfreier Staat ist nur dann möglich, wenn die Ursache des überschießenden Geldvermögens der Zins durch anders gestaltetes Geld auf Null kommen kann, ohne daß eine Wirtschaftskrise entsteht.
Was passiert, wenn sich ein Staat tatsächlich entschuldet, das konnte anhand von Rumänien in den achtziger Jahren beobachtet werden: Rumänien baute damals als einziges Land der Welt seine Auslandsschulden komplett ab. Die Folge war eine massive Verarmung der Bevölkerung, am Ende eine blutige Revolution.
Zusammenbruch
Unser System erzwingt Verschuldung. Damit gibt es keinen Weg dem kommenden Zusammenbruch zu entgehen: Entweder man macht weiter Schulden ist ist eines Tages bankrott, weil die Zinslasten nicht mehr tragbar sind, oder man nimmt keine Kredite mehr auf und es wird nicht mehr investiert. Beide Wege führen in den Kollaps. Eine Lösung ist erst dann möglich, wenn das Geldsystem so weit geändert wird, daß Geld auch ohne Zins angeboten wird. praktische Beispiele wie im Hochmittelalter und zur zeit der Weltwirtschaftskrise bewiesen die überlegene Funktion einer solchen Ordnung.
<ul> ~ Geldcrash</ul>

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