- Deflationsgefahr in Deutschland:"Wirklich dramatische Entwicklung" (Spiegel) - Sascha, 25.05.2003, 03:01
- Re: Deflationsgefahr in Deutschland - stocksorcerer, 25.05.2003, 09:58
- Re: Deflationsgefahr in Deutschland:"Wirklich dramatische Entwicklung" (Spiegel) - vladtepes, 25.05.2003, 11:25
Deflationsgefahr in Deutschland:"Wirklich dramatische Entwicklung" (Spiegel)
-->DEFLATIONSGEFAHR IN DEUTSCHLAND
<font size=5>"Wirklich dramatische Entwicklung"</font>
Der Preisauftrieb wird schwächer, der Euro-Kurs klettert und bremst die Konjunktur: Mehrere führende Bankvolkswirte prophezeien, dass in Deutschland schon bald Deflation herrschen könnte wie im Dauerkrisenland Japan. Für Finanzminister Eichel nicht mehr als"unverantwortliches Gerede".
Berlin - <font color="#FF0000">Der britischen"Financial Times" ist das Thema schon einen Aufmacher wert:"Deutschland nahe an der Deflation" titelt das Londoner Blatt am Samstag und zeigt neben einem Foto Gerhard Schröders eine Kurve der deutschen Inflationsrate</font>: Von fast drei Prozent im Jahr 2001 ist sie steil abgestürzt und scheint sich auf die Null-Prozent-Marke zuzubewegen.
Ob in Deutschland die Deflation ausbreche, sei noch nicht sicher, zitiert das Blatt einen Barclays-Ã-konomen - <font color="#FF0000">"aber so fängt es an"</font>. George Magnus, Chefvolkswirt von UBS, sagte laut"FT": <font color="#FF0000">"Wenn sich nichts ändert, wird Deutschland zum Jahresende in der Rezession und Deflation stecken"</font>. Der Schaden könne sich in der gesamten Euro-Zone ausbreiten.
Die Debatte wurde am Freitag von den aktuellen Inflationsdaten neu angefacht: Nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes mussten die Privathaushalte im Mai 0,2 Prozent weniger für ihre Lebenshaltung ausgeben als im April. Die Jahresteuerung ging vor allem wegen gesunkener Heizöl-Preise auf nur noch 0,7 Prozent zurück - den niedrigsten Wert seit Oktober 1999.
EZB offenbar uneins
Ob sich aus den Zahlen wirklich die Gefahr <font color="#FF0000">japanischer Dauerstagnation </font>oder auch nur einer kurzen Deflationsperiode ablesen lässt - darüber indes gibt es in der Zunft der Volkswirte noch keinen Konsens. Während auch Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter und EZB-Ratsmitglied Yves Mersch am Samstag vor negativen Folgen für die Konjunktur warnten, äußerten sich EZB-Direktor Otmar Issing und Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise optimistisch. Allgemein wurde mit einer Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank gerechnet, die das Deflationsrisiko mindern würde.
<font color="#FF0000">"Wer die Sorge vor einer Deflation wegwischt, ist in meinen Augen leichtfertig"</font>, sagte Walter laut"Tagesspiegel am Sonntag". Der Euro werde weiter steigen und Druck auf die Preise ausüben. Er halte das für eine <font color="#FF0000">"wirklich dramatische Entwicklung"</font>.
Auch die EZB ist sich in ihrer Einschätzung der Entwicklung offenbar unsicher. Mersch, der als luxemburgischer Zentralbankpräsident dem erweiterten EZB-Rat angehört, sagte laut"Welt am Sonntag", es könne durchaus sein, dass Deutschland in den nächsten zwölf Monaten eine Deflation bekomme. <font color="#FF0000">Vermutlich </font>werde sie dann aber nur vorübergehend sein.
Issing hingegen sagte dem Nachrichtensender n-tv, die EZB habe bisher keinen Beweis dafür, dass die Gefahr einer Deflation real sei. Man habe aber alle Möglichkeiten, gegebenenfalls mit Zinssenkungen zu reagieren. Deflation müsse genauso wie Inflation unbedingt verhindert werden. Für die weitere konjunkturelle Entwicklung gebe es aber Grund zu Optimismus, sagte der EZB-Direktor. Der Rückgang der Inflation stütze die Kaufkraft der Menschen.
Euro bald über 1,30 Dollar?
Auch Allianz-Chefvolkswirt Heise sieht mehr Chancen als Gefahren für die Konjunktur in Deutschland. Die Gefahr einer Deflation sei nicht gegeben, sagte er der"Berliner Zeitung". Die Tatsache, dass die Importpreise sänken, sei noch kein Indiz dafür. Nur wenn sich die Stagnation über Jahre hinziehe, könne es zu negativen Inflationserwartungen kommen, <font color="#FF0000">so dass sich die Menschen dauerhaft beim Konsum zurückhielten</font>.
Heise betonte, dass Privathaushalte durch die Euro-Aufwertung mehr Kaufkraft hätten. Die niedrigeren Import-Preise könnten die Menschen animieren, mehr zu konsumieren und damit das Wachstum anzukurbeln. Er gehe aber von einem anhaltenden Trend zum starken Euro aus. Im Zuge der überschäumenden Spekulation <font color="#FF0000">könne die Währung über 1,30 Dollar steigen</font>.
Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) möchte die Debatte offenbar am liebsten für beendet erklären. Er sprach von"unverantwortlichem Gerede" und sagte der"Welt am Sonntag":"Wir haben keine Deflation". Das aber hat ja auch niemand behauptet.
[b] Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,250236,00.html

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