- Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - Sascha, 25.05.2003, 03:25
- Re: Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - CRASH_GURU, 25.05.2003, 10:12
- Re: Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - Diogenes, 25.05.2003, 11:06
- Re: Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - Euklid, 25.05.2003, 11:19
- Re: Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - Tassie Devil, 26.05.2003, 04:42
- Re: Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - Euklid, 25.05.2003, 11:19
- Re: Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - Diogenes, 25.05.2003, 11:06
- Defla-Infla, was ich daran nicht kapieren kann - Diogenes, 25.05.2003, 10:59
- Re: Defla-Infla, was ich daran nicht kapieren kann - Jacques, 25.05.2003, 11:28
- RE:"10% anzahlmässige Gläubiger einer VW" Ich bin mir nicht so sicher, ob ein v - Luigi, 25.05.2003, 11:50
- Re: Defla-Infla, was ich daran nicht kapieren kann - RetterderMatrix, 25.05.2003, 13:28
- Re: Defla-Infla, was ich daran nicht kapieren kann - Jacques, 25.05.2003, 11:28
- Re: Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation - CRASH_GURU, 25.05.2003, 10:12
Deflation...oder die stille Sehnsucht nach Inflation
-->19.05.2003 / 10:29 Uhr
<font size=5>Deflation...
..oder die stille Sehnsucht nach Inflation</font>
Plötzlich ist sie in aller Munde — die Furcht vor dem Verfall der Preise. Doch warum das Unbehagen?
von Hans v. der Hagen
Die Wirtschaft fĂĽrchtet ein ebenso neues wie altes Phantom. Eines freilich, das vielleicht gar nicht mehr so lange im Verborgenen bleibt: <font color="#FF0000">die Deflation</font>.
Und die Angst vor diesem Phantom breitet sich aus. Sorgte es noch vor wenigen Monaten bei Volkswirten <font color="#FF0000">für kaum mehr als wohlige Schauer, scheint es mittlerweile zumindest die Finanzmärkte bereits im Griff zu haben: Die Aktienpreise liegen danieder und die Kurse erstklassiger Staatsanleihen wuchern empor</font>.
So sähe jedenfalls ein typisches Deflationsszenario aus. Es würde die Erwartung widerspiegeln, dass sich die Ertragssituation der Unternehmen zunächst kaum verbesserte, andererseits die Gläubiger guter Schuldner in Deflationszeiten zu den Gewinnern zählten. Denn das Geld wird dann mehr wert.
Zu dem Stimmungswechsel haben vor allem die jüngsten Signale der wichtigen Notenbanken beidseits des Atlantiks beigetragen. <font color="#FF0000">Der Internationale Währungsfonds warnt gar vor einer „beträchtlichen“ Deflationsgefahr in Deutschland — sofern das Wachstum so schwach bleibe wie befürchtet</font>. <font color="#FF0000">Hinzu kommt, dass die US-Inflationsrate für Gebrauchsgüter zuletzt auf den tiefsten Stand seit 1966 rutschte</font>.
Die Erwartung...
Nun mag sich mancher fragen, warum denn Preisrückgänge so schlimm seien. Wenn stört es schon, günstiger einzukaufen. Wäre eine Deflation nicht gar der Befreiungsschlag vom berüchtigten Zwang zum Wachstum?
Die Antwort lautet: Nein.
Den wichtigsten Grund dafür mag der ein oder andere bereits an sich selbst beobachtet haben, etwa beim Computerkauf. Die Aussicht, dass bereits in wenigen Monaten für das gleiche Geld ein erheblich leistungsfähigerer PC erhältlich ist, lässt viele den Kauf eines neuen Rechners hinauszögern.
Hier ließe sich einwenden, dass der Preisverfall in der Computerindustrie zunächst ja nicht — deflationstypisch — Folge schwacher Nachfrage ist, sondern starker Produktivitätszuwächse.
Doch entspricht das Verhalten der Verbraucher durchaus dem in einer echten Deflation: <font color="#FF0000">Der Konsum wird aufgeschoben. SchlieĂźlich ist selbst das energischste Kaufenwollen noch kein Kauf</font>.
Nun ist der Preisverfall in einer Produktkategorie allenfalls fĂĽr die betroffene Branche problematisch, fĂĽr die Gesamtwirtschaft ist er es nicht. Im Gegenteil, die Verbraucher haben mehr Geld fĂĽr andere Produkte zur VerfĂĽgung.
Anders ist es aber, wenn die Konsumenten in vielen Wirtschaftszweigen rückläufige Preise erwarten: Dann schränken sie ihre Ausgaben auf breiter Front ein, der Verbrauch erlahmt und mit ihm die Konjunktur: Unternehmen bleiben auf ihren Produkten sitzen und können den sinkenden Preisen auf der Kostenseite kaum mehr Paroli bieten: Vor allem die Ausgaben für das Personal lassen sich meist allenfalls über Entlassungen, nicht aber über Lohnsenkungen drücken. In Zeiten von Inflation ist das einfacher — reale Einkommensverluste können meist durch nominelle Lohnerhöhung kaschiert werden.
Nach und nach wird die gesamte Wirtschaft von dem Problem erfasst: Denn die Banken — als Gläubiger theoretisch von der deflationsbedingten Geldaufwertung profitierend — erhalten angesichts der angespannten Liquiditätslage der Unternehmen <font color="#FF0000">häufiger ihre Kredite nicht oder nur schleppend zurück</font>.
...bestimmt das Verhalten
<font color="#FF0000">Mehr noch: Mit Blick auf die wachsende Zahl von Firmenpleiten verliert sich die Bereitschaft, ĂĽberhaupt noch Kredite zu vergeben</font>.
Zugleich sinkt aber auch auf Unternehmensseite trotz niedrigerer Zinsen das Interesse an Fremdfinanzierungen: Aufgrund des rückläufigen Preisniveaus werden keine zusätzlichen Kapazitäten benötigt. Und die sparsameren Verbraucher, an die ohnehin nur ein Bruchteil der Zinssenkungen weitergegeben wird, fragen ebenfalls weniger Kredite nach.
Dieses Phänomen ist denn auch schon seit einiger Zeit <font color="#FF0000">realiter zu beobachten</font>: <font color="#FF0000">Trotz einer Welle von Zinssenkungen nimmt in den USA zumindest bei den Firmen die Nachfrage nach Krediten ab</font>.
Und genau davor fürchten sich die Notenbanken: <font color="#FF0000">Ihr wichtigstes Steuerinstrument, der Zins, verliert seine Wirkung. Die Finanzmärkte werden mit Geld überflutet, aber es kommt in der Realwirtschaft nicht an</font>.
Was tun? Die Mittel zur Bekämpfung einer Deflation sind ebenso bescheiden wie umstritten, zumal es für die Zentralbanken schwieriger wird, geldpolitisch vorsorglich zu handeln.
Manche Experten glauben, dass — wenn die Zinsen nur tief genug seien — sich das Problem über den Marktmechanismus von alleine lösen werde.
Andere empfehlen, die Wirtschaft auf ein längerfristig tiefes Zinsniveau vorzubereiten und auf diese Weise für mehr Planungssicherheit zu sorgen (so tat es unlängst die US-Notenbank), vermehrt Geld zu drucken, am Devisenmarkt zu intervenieren oder — staatlicherseits — die Steuern zu senken. Die Dosierbarkeit dieser Mitteln ist zwar problematisch, doch zumindest lässt sich mit ihnen Inflationserwartung schüren.
Ein wichtiger Aspekt. <font color="#FF0000">Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Deflation besonders dann verheerend sein kann, wenn sich die Erwartung sinkender Preise erst einmal in den Köpfen der Verbraucher zementiert</font>. Darum hat Deflation, anders als Inflation, auch ungemein viel mit Rethorik zu tun: Man mag zwar davor warnen — möchte aber nicht, dass es geglaubt wird.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/608/11597/

gesamter Thread: