- "Washington Post": Pentagon plant Aktionen gegen Teheran - HB, 25.05.2003, 23:54
- Shah Phalevi II steht bereit zur Rückkehr, aber - Emerald, 26.05.2003, 13:44
"Washington Post": Pentagon plant Aktionen gegen Teheran
-->25. Mai 2003 20:12 MEZ
USA brechen Kontakte zum Iran ab
"Washington Post": Pentagon plant Aktionen gegen Teheran
Die USA bezichtigen den Iran, ein sicherer Hafen für Al-Kaida zu sein. Am Dienstag wird im Weißen Haus über das weitere Vorgehen entschieden. Teheran verweist auf 500 verhaftete Aktivisten.
Die US-Regierung ist laut Washington Post bereit, eine"aggressivere Politik zur Destabilisierung der iranischen Regierung" zu verfolgen. Washington habe seine Kontakte mit Teheran abgebrochen. Denn der US-Regierung lägen Geheimdienstinformationen vor, wonach Al-Kaida-Mitglieder im Iran an der Planung der Selbstmordattentate von Riad am 12. Mai beteiligt waren. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zufolge befindet sich sogar ein Sohn Osama Bin Ladens im Iran.
Mehr als 500 Al-Kaida-Terroristen habe der Iran in letzter Zeit verhaftet und an ihre Herkunftsländer ausgeliefert, konterte indes der iranische Informationsminister Ali Junesi bereits Ende vergangener Woche. Unter den Verhafteten seien mehrere Europäer gewesen, aber keine ranghohen Al-Kaida-Aktivisten. Die meisten stammten aus arabischen Ländern und Afghanistan.
Auch der Sprecher der iranischen Regierung, Ramesan Sadeh, wies die Vorwürfe der Amerikaner offiziell zurück und sagte, ein Land wie der Iran mit mehreren tausend Kilometern gemeinsamer Grenze zu Afghanistan und dem Irak sei nicht in der Lage, sein gesamtes Grenzgebiet lückenlos zu kontrollieren. Kein einziges Al-Kaida-Mitglied sei legal ins Land gekommen.
Die britische Regierung hat unterdessen in einer Note an die iranische Regierung um eine offizielle Stellungnahme zu den amerikanischen Vorwürfen gebeten. In Teheran dagegen werden Rumsfelds Behauptungen als eine neue Welle der antiiranischen Politik der Amerikaner aufgefasst. Karim Safawi, Oberbefehlshaber der iranischen Revolutionsgarde Pasdaran, der den Konservativen sehr nahe steht, sagte, dass mehr als acht Millionen bewaffnete paramilitärische Kräfte im Iran zur Verfügung stünden und bereit seien, jede Aktivität der Amerikaner im Iran zu neutralisieren.
Die liberalen Kommentatoren indes sahen in den US-Vorwürfen einen Anlass, zum sechsten Jahrestag der Präsidentschaft Mohammed Khatamis auf vergebene Chancen hinzuweisen:"Was hat uns die Khatami-Regierung außer verpassten Möglichkeiten, Erniedrigung, Verhaftung, Massenarbeitslosigkeit und Verrat an Journalisten und Intellektuellen gebracht?", so ein liberaler Journalist in einer Khatami nahe stehenden Zeitung. In einem anderen liberalen Blatt schlägt der Karikaturist und Satiriker Nikahang Kowsar Präsident Khatami vor, wo er eh schon die vergangenen sechs Jahre verschlafen habe, jetzt auch in aller Ruhe die kommenden zwei Jahre seiner Amtszeit weiterzuschlafen.
Einigkeit in Washington
Kommenden Dienstag soll in Washington die Iran-Politik der USA Thema eines Treffens im Weißen Haus sein. Vor allem Vertreter des Verteidigungsministeriums forderten bereits im Vorfeld öffentliche und geheime Aktionen, die letztlich zum Sturz der Regierung durch einen Volksaufstand führen könnten. Und auch das Außenministerium, das ursprünglich für Kontakte zum Iran votiert hatte, ist offenbar bereit, eine solche Politik mitzutragen, sollte der Iran nicht bis zum Dienstag Maßnahmen gegen die mutmaßlichen Al-Kaida-Mitglieder unternommen haben.
Allerdings fürchten die Diplomaten im State Department auch, dass die Unzufriedenheit der Iraner mit ihrer Regierung nicht so hoch ist wie im Pentagon angenommen. Somit könnten mögliche US-Aktionen letztlich eher die Reformer im Iran in der Bevölkerung diskreditieren und den zweiten Staat in der"Achse des Bösen" stabilisieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2003)

gesamter Thread: