- Wie Wörgl die Deflation der überwandt -auch wenns einige nicht mehr lesen wollen - vladtepes, 27.05.2003, 22:56
- Wie Wörgl die Deflation überwandt - auch wenns einige nicht mehr lesen wollen - vladtepes, 27.05.2003, 22:57
- Re: Wie Wörgl die Deflation der überwandt -auch wenns einige nicht mehr lesen wollen - Miesespeter, 27.05.2003, 23:26
- Und wo ist die Deckung für Euros? - XSurvivor, 28.05.2003, 07:27
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - Miesespeter, 28.05.2003, 08:43
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - XSurvivor, 28.05.2003, 13:28
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - Euklid, 28.05.2003, 13:52
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - Tassie Devil, 28.05.2003, 14:38
- Bei Freigeld kostet es 100% der Wirtschaftsleistung - Miesespeter, 28.05.2003, 16:14
- Re: Der FREIGELD druckende Staat ;-) - Tassie Devil, 28.05.2003, 19:49
- Arbeitswertscheine? - Miesespeter, 28.05.2003, 22:17
- Re: Arbeitswertscheine? - Phoenix, 28.05.2003, 23:21
- Re: Arbeitswertscheine? - reglement + Geldausgabe in Wörgl - Campo, 29.05.2003, 00:17
- Re: Arbeitswertscheine? - reglement + Geldausgabe in Wörgl - Tassie Devil, 29.05.2003, 01:10
- Re: Arbeitswertscheine? - reglement + Geldausgabe in Wörgl - Tassie Devil, 29.05.2003, 01:10
- Re: Ora et labora - arbeite und bete ;-) - Tassie Devil, 29.05.2003, 00:52
- Arbeitswertscheine? - Miesespeter, 28.05.2003, 22:17
- Re: Der FREIGELD druckende Staat ;-) - Tassie Devil, 28.05.2003, 19:49
- Bei Freigeld kostet es 100% der Wirtschaftsleistung - Miesespeter, 28.05.2003, 16:14
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - XSurvivor, 28.05.2003, 13:28
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - Euklid, 28.05.2003, 08:54
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - Tassie Devil, 28.05.2003, 14:29
- Re: Und wo ist die Deckung für Euros? - Miesespeter, 28.05.2003, 08:43
- Re: Wie Wörgl die Deflation der überwandt -auch wenns einige nicht mehr lesen wollen - Phoenix, 28.05.2003, 09:28
- Re: Wie Wörgl die Deflation der überwandt -auch wenns einige nicht mehr lesen wollen - MC Muffin, 28.05.2003, 18:15
- Re: Oh Herr, lass bitte Hirn regnen (mkT) - Tassie Devil, 28.05.2003, 20:05
- Re: Wie Wörgl die Deflation der überwandt -auch wenns einige nicht mehr lesen wollen - MC Muffin, 28.05.2003, 18:15
- Und wo ist die Deckung für Euros? - XSurvivor, 28.05.2003, 07:27
- Die Gültigkeitsmärkchen waren versteckte Staatsverschuldung (Inflationierung!) (owT) - Ecki1, 28.05.2003, 09:11
Wie Wörgl die Deflation der überwandt -auch wenns einige nicht mehr lesen wollen
-->Der Welt ein Zeichen geben
Vor mehr als 60 Jahren begann in einer 4.200 Einwohner zählenden Gemeinde in Ã-sterreich ein Experiment, das - wenn es nicht aus machtpolitischen Gründen verboden worden wäre - aufgrund seines Erfolges weitreichende Konsequenzen nicht nur für Ã-sterreich, sondern weit über seine Grenzen hinaus gehabt hätte. Vielleicht hätte sogar der Zweite Weltkrieg verhindert werden können.
Anlaß für dieses Experiment waren die verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Weltwirtschaftskrise, die nach dem New Yorker Börsenkrach am Schwarzen Freitag, den 25. Oktober 1929 ausbrach und auf ihrem Höhepunkt zu weltweit 30 Millionen Arbeitslosen vorwiegend in den Industrieländern führte. In Deutschland verdoppelte sich die Arbeitslosenzahl von 1930 drei Millionen auf sechs Millionen im Jahre 1932. Parallel zum Anstieg der Arbeitslosigkeit stieg auch die Zahl der Wähler, die für radikale Parteien stimmten. Ohne die Not der Massen wäre Hitlers Sieg nicht möglich gewesen.
Auch Ã-sterreich wurde von der Weltwirtschaftskrise hart getroffen. In der Marktgemeinde Wörgl, wo sich die großen Eisenbahnlinien Innsbruch - Salzburg - Wien und Triest - Ljubljana - Villach - München kreuzen, war die Not groß - so groß, daß einige Familien sogar hungern mußten. Von den 4.200 Einwohnern waren im Frühjahr 1932 rund 400 Menschen arbeitslos, von denen 200 bereits ausgesteuert waren, das heißt sie mußten von der städtischen Armenfürsorge unterstützt werden. Hinzu kamen weitere 1.100 Arbeitslose in der näheren Umgebung. Um der Pflicht der öffentlichen Fürsorge nachkommen zu können, fehlte es der Gemeinde an Geld, denn die Gemeindekasse war leer. Im ersten Halbjahr 1932 gingen ganze 3.000 Schilling an Gemeindesteuern ein. Die Steuerrückstände waren seit 1926 von 21.000 Schilling auf 118.000 Schilling im Jahr 1931 gestiegen. Darüber hinaus war die Gemeinde mit über 1,3 Millionen Schilling verschuldet.
In dieser ausweglosen Situation suchte der 1931 zum Bürgermeister gewählte Michael Unterguggenberger (1884 bis 1936) verzweifelt nach Rat. Der Sozialdemokrat, von Beruf Lokomotivführer, und aktive Gewerkschafter studierte Karl Marx, fand aber in seinen Schriften keine rechte Lösung. Auch das Werk"System der wirtschaftlichen Widersprüche" von Pierre Joseph Proudhon gab ihm keinen Hinweis, was er tun sollte. Da fiel ihm das Buch"Die Natürliche Wirtschaftsordnung (NWO)" des deutsch-argentinischen Kaufmanns Silvio Gesell (1863 bis 1930) in die Hände. Hier fand er endlich eine überzeugende Erklärung für die Krise und konkrete Hinweise zu deren Überwindung. Er erkannte, daß das offizielle Geld, das die Nationalbank herausgab, etwas mit der Absatzstockung in der Wirtschaft und den dadurch bedingten Massenentlassungen zu tun haben mußte.
Am 5. Juli 1932 stellte Bürgermeister Michael Unterguggenberger sein"Nothilfe-Programm" vor dem Wohlfahrtsausschuß, der von der Gemeinde Wörgl zur Linderung der ärgsten Not eingerichtet worden war, vor. Vor den Mitgliedern des Wohlfahrtsausschusse erklärte er:"Langsamer Geldumlauf ist die Hauptursache der bestehenden Wirtschaftslähmung. Das Geld als Tauschmittel entgleitet immer mehr den Händen der schaffenden Menschen. Es versickert in den Zinsenkanälen und sammelt sich in den Händen weniger Menschen, die das Geld nicht mehr dem Warenmarkt zuführen, sondern als Spekulationsmittel zurückhalten. Da das Geld das unentbehrliche Rad in der Produktionsmaschine ist, bedeutet die Ansammlung von großen Summen in wenigen Händen eine ungeheure Gefahr für den ungestörten Produktionsbetrieb. Jede Geldstauung bedeutet Warenstauung und Arbeitslosigkeit. Unsicherheit in den Wirtschaftsverhältnissen macht den Geldbesitzer ängstlich, er gibt das Geld nicht mehr oder sehr ungern aus der Hand, er mißtraut jeder Geldanlage, der Geldumlauf verlangsamt, der Gesamtumsatz an Ware und Leistung schrumpft ein und der Lebensraum der Menschen im Wirtschaftsgetriebe schwindet. Bleibt es in der bestehenden Form, lähmt es die Ernährung des Volkes, Friede und Wohlstand werden zerstört. Ganze Völker und Staaten werden dadurch von Untergang bedroht. Da von hier aus die Welt von dieser Gefahr nicht befreit werden kann, wollen wir wenigstens ein Zeichen geben...". Das"Nothilfe-Programm" des Bürgermeisters wurde von allen Parteien unterstützt und einstimmig angenommen.
Wie? Wußte denn ein"Prolet", der nur bis zum zwölften Lebensjahr die Schule besucht hatte, der weder Volkswirtschaft noch Nationalökonomie studiert hatte, besser Bescheid als alle Fachleute, Politiker und Gelehrten? Hatte denn ein Unbekannter, der noch nicht einmal über einen Doktortitel verfügte, den"Stein der Weisen", das für unmöglich erklärte"Patentrezept" gefunden?
Die Leute der Nachbargemeinde Kirchbichl lachten über die Wörgler, die ihr"Geld" selbst herstellen wollten. Doch es begann ein kleines Wunder, das die Welt in Staunen versetzen sollte...
Das Wirtschaftswunder von Wörgl
Am 8. Juli 1932 beschloß der Gemeinderat von Wörgl einstimmig über die Herausgabe von"Arbeitsbestätigungsscheinen" mit drei unterschiedlichen Nennwerten von einem, fünf und zehn Schilling. Nicht nur hatte es der wackere Bürgermeister geschafft, die Gemeinderatsmitglieder zu überzeugen, auch verschiedene Geschäftsleute und die damalige Ortszeitung"Wörgler Nachrichten" beteiligten sich mit dem Versprechen an der Aktion, den Aufklärungsdienst durchzuführen.
Der Wohlfahrtsausschuß ließ insgesamt Arbeitsbestätigungsscheine im Wert von 32.000 Schilling drucken und verkaufte sie gegen eine entsprechende Summe von offiziellen Schilling an die Gemeindekasse. Diese begann am 31. Juli mit der Ausgabe der ersten Arbeitsbestätigungsscheine, mit denen zunächst Lohnzahlungen in Höhe von 1.800 Schilling an die öffentlich bediensteten Arbeiter und Angestellten geleistet wurden. Die ausgegebenen Scheine flossen umgehend in die Gemeindekasse in Form von Steuern zurück, so daß weitere Lohnzahlungen und die Rückzahlung von Schulden an Einwohner Wörgls getätigt werden konnten. Mit Hilfe der nun reichlicher fließenden Steuereinnahmen, einigen Zuschüssen aus der Arbeitslosenfürsorge und einem Notstandskredit des Bundes in Höhe von 12.000 Schilling konnten umfangreiche kommunale Aufgaben bei Kosten von über 100.000 Schilling angegangen werden.
Bereits am 11. Juli war mit ersten Bauvorhaben begonnen worden: Kanalisierung eines Stadtteils, überfällige Straßenarbeiten, Asphaltierung der Hauptstraßen. Ferner wurde eine neue Skisprungschanze gebaut und eine Straßenbeleuchtung errichtet. Das Rathaus konnte nun endlich renoviert werden und eine Brücke, an der eine Tafel anzeigte:"Erbaut mit Freigeld im Jahre 1933 von d. Gemeinde Wörgl", wurde neu gebaut. Ein Viertel der Arbeitslosen hatte durch diese öffentlichen Maßnahmen wieder eine Arbeit - und ein Einkommen! Sie wurden voll in Arbeitsbestätigungsscheinen entlohnt. Für Familien, in denen zuvor alle Erwachsenen arbeitslos waren, wurde das Los sehr erleichtert. Waren anfangs die Geschäftsleute sehr zurückhaltend gegenüber dem Ersatzzahlungsmittel, so wurde es bald gerne angenommen, konnte man sich doch mit diesem Zahlungsmittel seiner Steuerschuld entledigen, und auch die Gewerbetreibenden nahmen es an.
In Wörgl sank die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres um 25 Prozent, obwohl in ganz Ã-sterreich im gleichen Zeitraum die Arbeitslosigkeit um zehn Prozent von 334.000 auf 366.000 anstieg. Wie war das möglich?
"Lindert die Not, gibt Arbeit und Brot!"
Die Arbeitsbestätigungsscheine funktionierten anders als das offizielle Geld. Der Bürgermeister von Wörgl hatte aufgrund der Schriften Silvio Gesells erkannt, daß das offizielle Geld zu langsam umlief, deshalb der Absatz der Waren ins Stocken geriet und Arbeitsplätze verloren gingen. Der allgemeine Preisrückgang (Deflation) war verursacht durch die Geldmengenpolitik der Notenbank, die einen Teil des Geldes einzog, ohne neues Geld auszugeben. Sinkende Preise bewirken beim Käufer, also beim Geldbesitzer, daß er einen Kauf lieber in die Zukunft aufschiebt, da er dann mit einem Preisvorteil rechnen kann. Geldzurückhalten wiederum hat zur Folge, daß die Preise weiter sinken, es zur Absatzkrise und zu Massenentlassungen kommt. Richtigerweise müßte die Notenbank durch eine entsprechende Geldmengenpolitik dafür sorgen, daß die Währung in ihrer Kaufkraft stabil bleibt, das heißt die Preise weder fallen noch steigen, und durch eine Umlaufsicherung des Geldes eine künstliche Verknappung an Zahlungsmitteln durch Spekulation verhindert wird. Darüber hinaus bewirkt eine Umlaufsicherung des Geldes einen stetigen Geldkreislauf und damit einen funktioniernden Wirtschaftskreislauf, der auf dem freien Austausch von Gütern basiert.
Geld darf im Wirtschaftskreislauf nur als Tauschmittel fungieren. Die Möglichkeit, es zurückzuhalten und zu horten, schafft erst die Voraussetzung, daß leistungslose Einkommen (Zinsen) aus Geldbesitz (Kapital) entstehen können. Leistungslose Einkommen aber bewirken eine stetig zunehmende Umverteilung der Einkommen. Zins und Zinseszins führen bei Geldanlagen zusätzlich zur exponentiellen Geldvermehrung und erzwingen ständiges Wirtschaftswachstum.
So gehören die Wachstums- und die Einkommensproblematik zu den zentralen Problemen der kapitalistischen und kommunistischen Wirtschaftsordnung. Die Auswirkungen sind vielfältig: Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit, Hunger, Überbevölkerung, Verschuldung, Gewalt, Rüstung und Kriege. Trotz der vielfältigen Auswirkungen haben diese Krisen ihre konkrete Ursachen in der fehlerhaften Wirtschaftsordnung. Welche Not in der Welt könnte gelindert werden, wenn diese Tatsachen ernst genommen werden würden?
"Die Tat von Wörgl" - Vorbild für die Zukunft
Die Arbeitsbestätigungsscheine von Wörgl waren auf ihre Funktion als Tauschmittel beschränkt. Durch eine monatliche"Notabgabe" von einem Prozent des Nennwertes war es dem jeweiligen Besitzer nicht möglich, dieses Zahlungsmittel dem Wirtschaftskreislauf zu entziehen. Jeder war bestrebt, seine Arbeitsbestätigungsscheine rasch weiterzugeben, das heißt Nachfrage nach Arbeitsleistungen anderer zu halten. Die"Notabgabe", also einen Groschen bei einem Schilling, fünf Groschen bei fünf Schilling und zehn Groschen bei zehn Schilling, war für den Armenfnds bestimmt und mußte in Form einer aufzuklebenden Marke entrichtet werden. Wollte jemand offizielles Geld für die Scheine haben, konnte er sie bei der örtlichen Raiffeisenkasse gegen Zahlung eines"Arbeitsbeschaffungsbeitrages" von zwei Prozent auf den Nennwert umtauschen. Die Einnahmen des Wohlfahrtsausschuses durch die Notabgabe von einem Prozent waren gering. Dafür war die Wirkung der Umlaufsicherung groß. Die Arbeitslosigkeit wurde ursächlich verringert und allgemeine Not gelindert. Statt wachsender Verschuldung, die eine symptomatische Scheinlösung gebracht hätte, wie sie heute üblich ist, entstand Wohlstand, an dem alle teilhaben konnten. Das Experiment von Wörgl erregte weltweites Aufsehen. Fachleute - unter anderem Prof. Irving Fisher - bestaunten das Wirtschaftswunder. Am 18. November 1933 wurde jedoch das Experiment von der Regierung verboten.
Wära-Tauschgesellschaft in Deutschland
Nicht nur in der österreichischen Gemeinde Wörgl gab es den Versuch, mit einem umlaufgesicherten Zahlungsmittel der allgemeinen Krise Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre dieses Jahrhunderts zu begegnen und die Arbeitslosigkeit zu überwinden. In der ganzen Welt fand das Beispiel Wörgl seine Nachahmung: in der Schweiz, in Frankreich, Spanien, Brasilien und in den USA.
In Deutschland hatte das Experiment von Wörgl einen Vorläufer. Im Jahr 1926 hatten Hans Timm und Helmut Rödiger mit den Vorbereitungen zur Gründung einer"Wära-Tauschgesellschaft" begonnen. Im Oktober 1929 - in dem Monat, in dem die große Weltwirtschaftskrise zum Ausbruch kam - war es soweit. Die Wära-Tauschgesellschaft verfolgte das Ziel, den Waren- und Leistungsaustausch unter ihren Mitgliedern zu erleichtern und eine Absatzstockung und die damit verbundene Arbeitslosigkeit zu verhindern
Mehr als 1.000 Betriebe und Geschäfte beteiligten sich bereits nach zwei Jahren an der Wära-Tauschgesellschaft. Unternehmen, die Mitglied waren, führten das Hinweisschild"Hier wird Wära angenommen". Hierzu gehörten unter anderem Buchhandlungen, Fahrradgeschäfte, Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien und Restaurants. In örtlichen Wechselstellen, die überall im damaligen Reichsgebiet verteilt waren, konnten gegen Reichsmark, Devisen oder gegen Quittungen und Sicherheitsleistungen Tauschbons in Form von"Wära" erworben werden. Diese Tauschbons, die es in Nennwerten von 1/2, 1, 2 und 5 Wära gab, waren ebenfalls wie die"Arbeitswertbestätigungen" von Wörgl umlaufgesichert. Monatlich mußte auf den Besitz der Wära-Tauschbons eine einprozentige Nutzungsgebühr bezahlt werden. Der jeweilige Besitzer mußte zum Monatswechsel eine entsprechende Marke auf die Scheine aufkleben, damit der Nennwert des Tauschbons erhalten blieb. Diese Gebühr für das enventuelle Zurückhalten des Geldes wurde von der Wära-Tauschgesellschaft dazu benutzt, um in der Ã-ffentlichtkeit für das Projekt zu werben.
Erfolg von Schwanenkirchen
1930 kam es zu einem bedeutenden Erfolg dieses Freigeld-Experiments. In dem kleinen niederbayerischen Ort Schwanenkirchen hatte wegen der Wirtschaftskrise 1927 ein Kohlebergwerk geschlossen werden müssen. Es fehlte an Geld, um es betreiben zu können. Mit Hilfe eines Kredites der Wära-Tauschgesellschaft in Höhe von 50.000 Wära konnte 1930 - mitten in der Krise - das Bergwerk wiedereröffnet und es konnten 60 Bergleute eingestellt werden. Die Bergarbeiter wurden zu 90 Prozent in Wära entlohnt. Trotz der anfänglichen Skepsis beteiligten sich die ortsansässigen Geschäftsleute bald an diesem Experiment, da sie sahen, daß mit den Wära-Tauschbons sehr wohl Geschäfte gemacht werden konnten.
Auch diese Selbsthilfe-Aktion wurde schließlich per Notverordnung verboten. Sie hieß:"Verordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen".
Ende 1931 mußte deshalb das vielversprechende Freigeld-Experiment von Schwanenkirchen eingestellt werden. Das Bergwerk wurde geschlossen und die Bergleute mußten wieder entlassen werden. Was eine Hoffnung hätte werden können für ganz Europa, wurde aus machtpolitischen Gründen unterdrückt. Den Wegbereitern des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges waren solche Selbsthilfe-Aktionen wie die Wära-Tauschgesellschaft und das Beispiel Wörgl ein Dorn im Auge. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen diese ehemals aufsehenerregenen Freigeld-Experimente in Vergessenheit.
Wer interessierte sich noch im Zeitalter des"ewigwährenden" Wirtschaftswachstums für die Ideen Silvio Gesells? Die Vorstellungen von"rostenden Banknoten" wurden und werden immer noch in der Regel nicht ernst genommen. Sie passen nicht in unsere Denkweise, die zwar die Auswirkungen durchaus erkennt, die Ursachen aber unbeachtet läßt.
Die Krisen, die unser heutiges Wirtschaftssystem erzeugt, beschränken sich allerdings nicht mehr allein auf Erscheinungen wie mangelnder Absatz und Arbeitslosigkeit. Der ständige Zwang zum quantitativen Wachstum hat zu fortschreitender Umweltzerstörung und zur Überrüstung geführt. Wir sind heute in der Lage, nicht nur Millionen Menschen, sondern alles Leben auf der Erde auf Dauer zu vernichten. Hinzu kommt die Verelendung eines immer größer werdenden Teils der Weltbevölkerung, bedingt durch die ständig zunehmende Einkommensumverteilung. Die Auswirkungen sind vielfältig. Hinter den Krisen stehen jedoch konkrete Ursachen, die im wirtschaftlichen Bereich - im Geldsystem und im Bodenrecht - zu suchen sind. Wörgl und die Wära-Tauschgesellschaft können Vorbild sein und uns zeigen, was getan werden muß, um eine weltweite Katastrophe aufzuhalten, und welches die Voraussetzungen sind, damit wir auf eine bessere Welt in der Zukunft hoffen können.
Das Ideal schauen ist viel, aber nicht alles. Same allein ist nichts. Boden allein ist nichts. Daß Samen seinen besten Boden finde, das entscheidet. Und Boden zu bereiten, Möglichkeiten zu schaffen, das ist unsere eigentliche Aufgabe und Arbeit.
Paulus Klüpfel
<ul> ~ http://www.tauschring.de/d0502hof.htm#Wörgl</ul>

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