- @Dottore: Frage zum Ende d. Französischen Revolution (v. meinem Junior):-) - McShorty, 29.05.2003, 17:31
- Re: @Dottore: Frage zum Ende d. Französischen Revolution (v. meinem Junior):-) - dottore, 29.05.2003, 18:11
- Vielen Dank! + Hinweis zu Münzmuseum in Stockholm - McShorty, 29.05.2003, 18:39
- Die 100 besten Bücher - HB, 29.05.2003, 19:55
- Bravo, SO gefällst Du mir, dottore! oT (owT) - Frank, 29.05.2003, 23:10
- Vielen Dank! + Hinweis zu Münzmuseum in Stockholm - McShorty, 29.05.2003, 18:39
- Re: @Dottore: Frage zum Ende d. Französischen Revolution (v. meinem Junior):-) - dottore, 29.05.2003, 18:11
Re: @Dottore: Frage zum Ende d. Französischen Revolution (v. meinem Junior):-)
-->>Hallo Dottore,
>schön sie wieder bei uns zu wissen, vor allem am Feiertag.
>Heute dürfen sie mal meinem Junior helfen, den habe ich zwar schon ordentlich debitistisch geimpft aber ich fürchte nun ist er über das Ziel hinaus geschossen.
>In einer Geschichtsarbeit (Gymn. HH, 8.Kl.) über die Franz. Revolution hat er das Ende derer sinngemäß so beschrieben:
>Da alle Gläubiger tot (ermordet) waren, war das Schuldenproblem gelöst!
Der Bankrott von 1788 (ab da Zins-Zahlung in Promessen), dann 1789 (Einstellung der Zahlungen, die"rentes" hatten kaum einen Markt, es gab drei Formen"héreditaires","viagères","perpetuelles", nur die Ewig-Renten gingen etwas um) und die dann folgende Aufnahme der Zinszahlungen in Form von Assignaten (mit Ende per Hyperinflation) machte den Gläubigermord überflüssig, da sie nicht mehr in Metall abfordern konnten, immerhin wurden (so ausweislich meiner Listen der Guillotinierten [sehr seltene Serie, gedruckt] noch Reste des Adels und der Geistlichkeit, sofern man deren habhaft werden konte, gemeuchelt. Die Güter dieser beiden Stände waren bereits eingezogen worden, brachten keine Erträge, wie immer im Sozialismus, und so was wie Cluny wurde bereits als Steinbruch verwendet.
>Die Leute konnte also wieder einen Neuanfang wagen. Darüber hinaus beendete Napoleon die Deflation + Wirtschaftskrise [keine Ahnung wie] und stellte (staatl.) Ordnung wieder her.
Der Hit von Napoleon lag in seiner Zeit als Chef der Armee d'Italie: Dort holte er vor allem Kirchengold und ähnliche Schätze, so konnte dann mit der Banque de France auf den GS übergegangen werden; Nap finanzierte sich - irgendwo gibt's ein Stück darüber von mir - über Tribute usw. und sein Haushalt sah exzellent aus.
>Nun habe ich ja bei ihnen gelesen, dass Franz. Revolution auf das Schuldenprob./Staatsverschuldung (70 % d. Staatsausgaben waren Zinszahlg.) zurückzuführen ist.
Es waren ca. 30 %, so jedenfalls bei Necker, De l'Administration des Finances...
Als die Zinszahlungen (irgendwo so um die 230 Mio livres) auf die Rentes (s.o.) eingestellt waren, fehlten die 230 Mios natürlich. Resultat: Nachfragausfall plus DeDe.
>Aber kann man das Ende so einfach + platt fest machen? Wer waren denn im damiligen Frankreich die Gläubiger,
Vor allem eine großbürgerliche Schicht in Paris, Lyon usw.. Man kaufte sich einfach ein Rente und fertig.
>wer die Schuldner?
La France. Alles diese Renten-Titel (Pergament) wurden vom Treasurer bzw. Stv. unterschrieben.
>Oder ist die Revolution letztendlich einfach nur aus dem Ruder gelaufen + in Anarchie umgeschlagen?
Die war keinesfalls anarchisch. Das Waten in Blut war perfekt organisiert, wenn es auch etwas hektisch zuging.
>Bis sich Napoleon fand, der den Laden wieder aufräumte?
Klassischer Staatsstreich. Da hatten sich die Verhältnisse schon weitgehend stabilisiert (Direktorium usw.).
Schönen Gruß (krame auch gern tiefer, habe Originale, die kaum ein Mensch kennt, z.B. die Rede des Königs vom Mai 1789:"les dettes de l'etat, déjà immenses...")
Gruß!

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