- Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht / Interview mit F. William Engdahl, USA - marocki4, 04.06.2003, 16:07
- Re: Ã-lpreisverschwörung? Der Mann stellt die Fakten auf den Kopf. - Wal Buchenberg, 04.06.2003, 16:26
- Der Mann stellt die Fakten auf den Kopf. / Welche denn? - marocki4, 04.06.2003, 17:16
- Re: Die Fakten, die der Mann auf den Kopf stellt: Bitteschön- diese hier! - Wal Buchenberg, 04.06.2003, 18:23
- Re: Die Fakten, die der Mann auf den Kopf stellt: Bitteschön - na ja, es geht so - nereus, 04.06.2003, 23:51
- Re: Die Fakten, die der Mann auf den Kopf stellt: Bitteschön- diese hier! - Wal Buchenberg, 04.06.2003, 18:23
- Der Mann stellt die Fakten auf den Kopf. / Welche denn? - marocki4, 04.06.2003, 17:16
- Link zum Buch - Bodo, 04.06.2003, 17:48
- Re: Ã-lpreisverschwörung? Der Mann stellt die Fakten auf den Kopf. - Wal Buchenberg, 04.06.2003, 16:26
Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht / Interview mit F. William Engdahl, USA
-->Interview mit dem Autor des hier mehrfach empfohlenen Buches
Gruß
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Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht
Interview mit F. William Engdahl, USA
rko. F.William Engdahl beschreibt in seinem neuen Buch den Weg zur neuen Weltordnung. Der Kampf ums Erdöl wird in einen historischen Zusammenhang gebracht. Die wirtschaftlichen und währungspolitischen Hintergründe von Konflikten und Kriegen werden schonungslos aufgedeckt. England wie die USA waren und sind bestrebt, ihren Weltmachtanspruch durch Waffengewalt, Geheimdiplomatie und schmutzige Tricks zu erzwingen. Die Kontrolle über die Erdöl-Ressourcen ist heute eng mit der US-Währungspolitik verbunden. Es liegt im Interesse der USA, Dollar und Erdöl eng aneinander zu koppeln. Diese Bindung stützt den Dollar als Weltwährung, indem sie die Länder weltweit zwingt, Dollar als Zahlungsmittel für ihre Erdölimporte bereit zu halten. Dies erklärt zu grossen Teilen die künstliche Stabilisierung einer Währung, die aufgrund der wirtschaftlichen Realitäten den Führungsanspruch längst verloren hat und für die Welt ein enormes Inflationsrisiko darstellt. Für die USA und den Dollar hat die Kontrolle über das Erdöl existentielle Bedeutung. Aus diesem Grund versuchen die USA mit allen Mitteln, eine Weltordnung zu schaffen, die ihnen die uneingeschränkte, umfassende Kontrolle über die Erdöl-Ressourcen verschafft.
Zeit-Fragen führte mit William Engdahl ein Gespräch über das aufrüttelnde Buch «Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht»:
Zeit-Fragen: Herr Engdahl, was war Ihre Motivation, das Buch: «Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht» zu schreiben?
Engdahl: Als geborener Amerikaner, der seit Jahren hier in Europa lebt, habe ich Schritt für Schritt bemerkt, dass die amerikanische Volkswirtschaft - wie viele andere - in eine falsche Richtung geht. Ich habe beobachtet, wie die Stabilität der 50er Jahre sich zusehends auflöste. Seit anfangs der 90er Jahre zeichnet sich der wirtschaftliche Niedergang Amerikas ab. Dann, plötzlich, Mitte der 90er Jahre, gab es einen neuen Impuls, die «IT»-Revolution oder «dot.com»-Revolution. Und jetzt, fünf bis sechs Jahre später, stellen wir das Scheitern der «new economy» fest. Nach meiner Meinung kann man die wirtschaftlichen Entwicklungen nur im Kontext mit der Geschichte verstehen. Ich meine nicht einfach die Geschichte, die man täglich in der Schule lernt. Vielmehr geht es um die Hintergründe. Wir müssen verstehen, wie es war und was wirklich passierte: wie Eliten aus Finanz und Wirtschaft die Wirtschaftspolitik steuern und unter welchen Voraussetzungen Nationen über eine bestimmte Zeit ihren Hegemonieanspruch aufbauen und verteidigen. Vor hundert Jahren sahen sich die Engländer, das Britische Empire, als Weltmacht, und seit 1945 beanspruchen die Amerikaner diese Rolle. Mit dem Irak-Krieg hat die Frage nach der Hegemonie neue Dimensionen aufgedeckt. Deswegen habe ich dieses Buch geschrieben.
Zeit-Fragen: Sie haben in Ihrem Buch verschiedene Themen aufgegriffen. Zum Beispiel schrieben Sie ein Kapitel über Ã-l und die neue Weltordnung von Bretton Woods. Durch das Abkommen von Bretton Woods wurde doch die neue Weltwährungsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg geregelt. Was hat dann die Währungsordnung mit dem Ã-l zu tun?
Engdahl: Sehr viel. Im Jahre 1945, als in Bretton Woods, New Hampshire, der IWF geboren wurde, gab es nur eine einzige bedeutende Nation mit Goldreserven, das war die damalige USA. Der Dollar war ein Gold-Dollar. Alle anderen Währungen, das englische Pfund, die deutsche Mark, der französische Franc, der japanische Yen hatten keine direkte Verbindung zum Gold. Nach dem zweiten Weltkrieg besass die USA den weit grössten Anteil an Goldreserven. In Bezug auf das Erdöl gab es einen Vertrag zwischen Roosevelt und dem damaligen König von Saudi-Arabien. Dieser sicherte Amerika während des Krieges die Kontrolle über das Erdöl der arabisch-amerikanischen Oil-Company in Saudi-Arabien (ARAMCO). Schon damals legten die Amerikaner ihre Hand auf die weltgrössten Erdölreserven. Das Bretton Woods-System war einseitig auf die Wirtschaftsbeziehung zwischen Amerika und Europa ausgerichtet. Es ging um den Wiederaufbau nach dem Krieg und sollte eine gewisse Stabilität zwischen Amerika und Europa bringen. Aber der grösste Teil unserer Erde, die sogenannten Drittweltländer, blieben ausserhalb dieser neuen Währungsordnung, was ich als einen grossen Fehler betrachte. Die für den Wiederaufbau wichtigen Erdöllieferungen kamen von amerikanischen Firmen und mussten natürlich in Dollar bezahlt werden. Dies führte zu einer anhaltenden Nachfrage nach Dollars. Die stark steigende Nachfrage nach Dollars wurde durch die Beschleunigung der Notenpresse abgedeckt. Bis 1968 ging die Rechnung auf. Dann aber fehlte plötzlich das Gold in den USA, um die weltweite Dollarschwemme durch entsprechende Goldreserven abzudecken.
Zeit-Fragen: Was ist dann passiert?
Engdahl: 1967 begann die englische Pfund-Krise. Das englische Pfund war das «weak link in the chain» (die schwache Stelle in der Kette). Die französische und andere Notenbanken versuchten, Dollars in Gold umzutauschen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die amerikanische Währung das Schicksal des Pfundes teilte. Im August 1971, als Nixon Präsident war, erfuhren die Amerikaner von der Absicht der Franzosen, ihre grossen Dollarguthaben in Gold einzutauschen. Das bewusst über das Wochenende angekündigte Tauschvorhaben bedeutete das Ende der Golddeckung des Dollars. Nixon teilte noch im gleichen Monat an einer Pressekonferenz mit: «Wir tauschen keine Dollars mehr gegen Gold.» Diese - ohne Vorankündigung und einseitige - Aufhebung der Goldbindung an den Dollar entlastete die USA von enormen Auslandsschulden auf Kosten der übrigen Welt. Mit der Aufhebung der Goldbindung kam das System schwankender Währungen (Floating), was der Durchsetzung des Petro-Dollar-Systems diente.
1973 hat es im Nahen Osten einen Krieg gebraucht - den sogenannten Yom-Kippur-Krieg zwischen Israel und Ägypten und verschiedenen arabischen Ländern. Henry Kissinger zog damals die Fäden. Der Krieg hat eine 400prozentige Erhöhung des Ã-lpreises durch die OPEC gebracht. Diese 400prozentige Preiserhöhung - ich erkläre es deutlich in meinem Buch - wurde vorher in einem Geheimtreffen in Schweden zwischen Spitzenleuten der Bilderberger-Gruppe aus Europa, insbesondere England, USA, British Petroleum, Royal Dutch Shell und Grossbanken usw. geplant. 1975 setzte sich dann der Systemwechsel (Erdöl gegen Dollars) bis Ende der 90er Jahre durch. Das Petro-Dollar-System beherrschte bis Anfang dieses Jahrhunderts unangefochten den Welthandel und bestimmte damit die weltweite Wirtschaftsentwicklung. Das System stützte den Dollar als Weltwährung. Mit dem Euro hat der Dollar nun aber ernsthafte Konkurrenz erhalten. Die von der EU geschaffene Währung könnte nämlich anderen Notenbanken als Reservewährung dienen.
Zeit-Fragen: Aber die Amerikaner wollten doch, dass der Euro eingeführt wird.
Engdahl: Nein, «wollten» ist meiner Meinung nach zu stark. Sie haben nichts gegen die Euroeinführung unternommen. Ich habe das sehr genau beobachtet und darüber mit vielen Leuten aus den USA gesprochen. Ich bin überzeugt, dass die Amerikaner sich gesagt haben, wenn wir ganz offen gegen den Euro sind, dann ist das eine Kriegserklärung gegenüber der EU. Wir warten und sehen, was kommt, und hoffen, dass es eine gewisse Stabilität gibt. Es sind vor allem die Grossfirmen und Multis, die sich eine europäische Einheitswährung gewünscht haben. Als Erleichterung und Gewinnoptimierungsmöglichkeit! Seitens der Amerikaner aber wurde kein solcher Wunsch geäussert. Die Idee kam damals nach der Wiedervereinigung Deutschlands aus Mitterands Kreis, also aus Frankreich.
Zeit-Fragen: Können Sie uns die Funktion des Petro-Dollars etwas näher erklären?
Engdahl: Ganz einfach. Zwischen dem Beginn des Yom-Kippur-Kriegs 1973 und dem Sturz des Schahs von Persien und der Revolution Khomeini 1979, die interessanterweise mit viel Unterstützung des englischen Geheimdienstes zustande kam, erhöhte sich der Preis für Erdöl um mehr als 1300 Prozent. Innerhalb von zehn Jahren kostete ein Barrel Erdöl statt neun oder zehn Dollar dreissig bis vierzig Dollar. Der hohe Dollarpreis brachte viele erdölimportierende Länder in grosse Not. Sie suchten nach Alternativen. Warum Erdöl nicht mit japanischen Yen, D-Mark oder Schweizer Franken bezahlen? - Weil ein Geheimabkommen aus dem Jahre 1975 dies verhinderte. Ich habe diesen Sachverhalt genau erforscht, als ich die Vorbereitungen für mein Buch machte. 1975 gab es einen Besuch des amerikanischen Finanzministers bei den Spitzenleuten der arabischen Länder. Sie haben gesagt, Saudi-Arabien müsse sich gegen die kommunistische Bedrohung aus Syrien, dem Irak und anderen Nachbarländern verteidigen. Zu diesem Zweck müssen Waffen gekauft werden, natürlich bei den Amerikanern. Als Gegenleistung für die Waffenlieferungen musste sich Saudi-Arabien in einem vertraulichen Papier verpflichten, dass die OPEC-Länder Erdöl ausschliesslich gegen Dollars verkaufen. Und bis heute ist das so. Dies hat unter anderem zur Schuldenkrise der Dritten Welt geführt. Alle Länder wie Argentinien, Brasilien oder Polen, alle waren plötzlich gezwungen, ihre Dollarguthaben um 400 bis 1300 Prozent zu erhöhen, damit sie Erdöl für ihre Volkswirtschaften importieren konnten. Alle erdölimportierenden Länder - auch Japan - mussten riesige Mengen an Dollars aufnehmen, um ihre Wirtschaft am Leben zu erhalten. Dies hatte einen enormen inflatorischen Effekt und begründet die Schuldenkrise der Dritten Welt und den sogenannt «aufstrebenden Ländern» wie Mexiko, Argentinien usw. in den 80er Jahren.
Bis 1982 funktionierte dieser Deal. Aber dann ging nichts mehr. Viele Länder standen vor dem Bankrott. Sie waren nicht mehr in der Lage, ihre Auslandsschulden bei den amerikanischen oder Londoner Banken zu tilgen.
Die Kehrseite des Petro-Dollar-Geschäftes - Kissinger nannte es Petro Dollar Economy - bewirkte bei den OPEC-Ländern plötzlich einen enormen Überfluss an Dollars.
Da sie diese Dollar-Guthaben nicht im eigenen Land investieren konnten, wurden die Petro-Dollars in westlichen Banken investiert (recycliert). Natürlich flossen die Dollarströme in die Londoner City und nach New York. Die Banken hatten plötzlich einen Überfluss an Petro-Dollars. Und diese Dollars wurden als Darlehen an die Importländer Südamerika, Afrika, EU usw. weitergegeben. Das heisst, es entstand die Petro-Dollar-Wirtschaft. Für die Wirtschaftsentwicklung der dollarabhängigen Länder war dies eine enorme Belastung mit zerstörerischer Wirkung.
Zeit-Fragen: Welche Rolle spielte dann in diesem ganzen Machtspiel der IWF?
Engdahl: Durch die enormen Dollarschulden Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre sind Länder wie Argentinien unter Druck gekommen. Das Land brauchte ein Abkommen mit dem IWF, um seine Bonität zu bestätigen. Wichtig zu wissen, der IWF war am Anfang, in Bretton Woods, 1944 überhaupt nicht für Dritte-Welt-Länder konzipiert. Er war als Wiederaufbaumittel für die Währungsstabilität der westeuropäischen Länder nach dem Krieg gedacht. Länder wie England oder Frankreich, die schon vorher viel Erfahrung mit Notenbankstabilität hatten, brauchten nur ab und zu eine Interimsstabilität. Erst später wurde der IWF quasi als Wirtschaftspolizist für die Wirtschaftspolitik in den Dritt-Welt-Ländern konzipiert. Seit 1977/78 oder Anfang der 80er Jahre - am Anfang der Schuldenkrise Lateinamerikas hat sich der IWF als Hüter der Interessen der Banken in New York, London oder Deutschland entwickelt. Als «Polizist» der global operierenden Grossbanken diktierte der IWF den Schuldnerländern eine vernichtende Sparpolitik.
Zeit-Fragen: Warum?
Engdahl: Damit diese Zinsen und Schulden zurückbezahlen. Ohne rigorose Schuldentilgung gibt es keinen Pfennig von den westlichen Banken, was den totalen Ruin bedeutet. Die Abhängigkeit vom IWF hatte für diese Länder fatale Folgen und veränderte deren nationalen Volkswirtschaften mit gravierenden Konsequenzen für die Bevölkerung. Gleichzeitig war dies Teil der sogenannten Globalisierungsphase Ende der 80er und 90er Jahre.
Zeit-Fragen: Wenn ich den Titel lese «Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht» und Ihren Ausführungen folge, dann stellt sich mir die Frage: Verfolgt Amerika mit dem Krieg im Irak die langfristige Sicherung des Petro-Dollar-Systems? Ist also die Kontrolle über die Ressource Erdöl nur Zweck, um den Dollar und damit die amerikanische Wirtschaft vor dem Zerfall zu retten, also ein Rettungsversuch für den Dollar?
Engdahl: Das ist zu allgemein. Aber es ist richtig, Erdöl brauchen alle Länder. Im Vergleich zum Erdöl spielen Gold und andere Bodenschätze eine untergeordnete Rolle.
Erdöl müssen alle Länder kaufen, und darum ist es das einzige, was den Dollar noch stützt.
Zeit-Fragen: Ich verstehe jetzt langsam, warum die Amerikaner ihre Dollarpresse laufen lassen können, ohne dass etwas passiert.
Engdahl: Ja, bis auf die Einführung des Euro. Im Euro liegt Potential für die Zukunft, und damit gerät der Weltwährungsanspruch des Dollars unter Druck. Die Franzosen und die Deutsche Bank versuchten ganz offen andere Länder für den Euro zu gewinnen. Auf verschiedenen Reisen führte Chirac selbst in Japan und China entsprechende Gespräche, so auch mit dem chinesischen Premierminister. Er empfahl: «Legt in Zukunft einen Teil Eurer Reserven in Euro an. Wir sind ja auch Eure Handelspartner.» Bis jetzt haben diese Länder aufgrund ihrer konservativen Haltung die Anlagestrategie noch nicht wesentlich geändert. Dies könnte ändern, wenn es im Irak einen andern Sieger als die USA gäbe oder der Krieg gar nicht stattgefunden hätte. Die Russen sind bereits daran - zumindest zu einem Teil ihre Dollars auf der Notenbank in Euro umzutauschen. Dies vor allem mit Blick auf die regen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und den EU-Ländern.
Das russische Erdgas-Konglomerat «Gasprom» ist vom Exporterfolg nach Deutschland, Frankreich und Italien abhängig.
Zeit-Fragen: Kann man zusammengefasst sagen, dass die Zukunft des Dollars als Weltwährung davon abhängt, ob diese Bindung an das Erdöl weiter besteht?
Engdahl: Kurzfristig ja. Für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Aber das Problem ist die enorme Auslandsnettoverschuldung der Amerikaner. Ich habe neulich die Studie eines Institutes in Hannover gelesen, nach der sich die US-Verschuldung zwischen 1999 und heute fast verdoppelt hat.
Zeit-Fragen: Ich habe eine amerikanische Studie gelesen, dass die gesamte Schuldenlast, inklusive der privaten Schulden, auf die einzelnen Familien aufgeteilt 400 000 Dollar beträgt.
Engdahl: 3,7 Billionen Dollar heute.
Zeit-Fragen: Nicht Milliarden, sondern Billionen?
Engdahl: Ja, deutsche Billionen, amerikanische Trillionen.
Zeit-Fragen: Wir haben festgestellt, dass der Dollar sehr mit dem Erdöl zusammenhängt. Ohne Erdöl verliert der Dollar die Bedeutung als Weltwährung. Jetzt kommt der Euro. Ist das eine Gefahr für den Dollar, wenn der Euro beim Erdölhandel eine Rolle spielen würde?
Engdahl: Das ist eine enorme Gefahr für den Dollar als Weltwährung, weil zum Beispiel die Notenbanken Chinas oder Japans, Südkoreas oder Taiwans plötzlich einen Umtausch von Dollar in Euro machen würden. Wenn 100 oder 200 Milliarden Dollars als Währungsreserven in China und Japan gehalten werden und mit fünf oder sieben Prozent pro Jahr verzinst werden, dann fällt da ein enormer Gewinn an. Würden nun die Dollarbestände (in Form von Staatsanleihen) in Euro umgetauscht, dann käme es zu einer Dollarkrise, wie wir es noch nie erlebt haben. Man schätzt einen Kurseinbruch von bis zu 40%. Ich vermute, es könnte sehr schnell noch viel schlimmer kommen. Dies könnte daher möglicherweise ein Hintergrund - aber nicht der einzige - für den Krieg gegen Saddam Hussein im Irak sein. Es geht bei diesem Konflikt also um die Kontrolle über das zukünftige Erdölpotential und um die Botschaft an alle Länder: Noch immer muss mit Dollars und nicht mit Euros gezahlt werden. Verschiedene Länder versuchten nämlich die Erdöl-Dollarbindung zu durchbrechen. So auch der Irak im Jahr 2000. Die Welt soll wissen, wenn jemand versucht, ein Spiel gegen den Dollar zu veranstalten, dann stehen unsere Streitkräfte bereit. Das ist unausgesprochen, aber ich bin überzeugt, diese Überlegungen spielen in manchen Kreisen in Washington, in New York, aber auch in der City von London eine wichtige Rolle. Die meisten Amerikaner wissen natürlich überhaupt nichts von solchen Strategien und sollen das auch nicht wissen, aber so ist das.
Zeit-Fragen: Vielen Dank, Herr Engdahl, für dieses sehr aufschlussreiche Interview.
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