- Nullrunde für ARD und ZDF - Gewinnwarnung, 05.06.2003, 00:06
- „Das wirkt befremdlich“ - Gewinnwarnung, 05.06.2003, 00:07
Nullrunde für ARD und ZDF
-->Nullrunde für ARD und ZDF
Auch Steinbrück lehnt höhere Gebühren bis 2007 ab
Bisher waren es nur Unions- Politiker wie Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber, die den Herzenswunsch von ARD und ZDF abschlägig beschieden: Nein, in diesen wirtschaftlich harten Zeiten könne es, anders als von den öffentlich-rechtlichen Sendern beantragt, vom 1. Januar 2005 an keine Erhöhung der Rundfunkgebühr geben. Nun plädiert mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Peer Steinbrück der erste namhafte SPD-Politiker für ein Einfrieren der obligatorischen Fernseh- und Radiogelder: Erst im Jahr 2007 solle eine Gebührenerhöhung möglich sein, schreibt Steinbrück in einem Positionspapier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Das werde er beim nächsten Treffen der Ministerpräsidenten im Juni vorschlagen.
Somit müssten sich ARD und ZDF zwei Jahre lang mit einer Nullrunde abfinden. Die Privatsender hätten drastische Rückgänge bei den Werbeerlösen zu verkraften, jeder zusätzliche Gebühren-Euro verschärfe die Wettbewerbssituation, argumentiert Steinbrück - und warnt zugleich, die öffentlich-rechtlichen Anstalten hätten nicht den Auftrag, „die Finanzprobleme der Bundesliga und ihrer Rechtehändler zu lösen“.
Das ist eine Breitseite gegen die ARD, die derzeit hinter den Kulissen mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und der Schweizer Rechteagentur Infront über den Kauf der TV-Rechte für die Bundesliga spricht. So soll die Traditionssendung „Sportschau“ wiederbelebt und den Profi- Klubs geholfen werden. Setzt Steinbrück das von ihm geforderte „Gebühren- Moratorium“ durch, dürften solche Pläne schnell hinfällig sein. ARD-Chef Jobst Plog hatte frühzeitig erklärt, ohne zusätzliche Mittel wären überall Einschnitte nötig - auch beim Sport. Der Senderverbund und das ZDF haben Programmwünsche und Investitionspläne vorgelegt, die zu einer Erhöhung der monatlichen Rundfunkgebühr von jetzt 16,15 auf mehr als 18 Euro führen würden - ein Plus von elf Prozent. Der Griff in die Taschen der Bürger würde jährlich 850 Millionen Euro mehr bringen. In einer Zeit, in der die Politik den Menschen schmerzhafte Einschnitte zumuten müsse, wirke „diese Forderung, vornehm ausgedrückt, befremdlich“, so Steinbrück.
Der Düsseldorfer Ministerpräsident rennt bei seinen Kollegen offene Türen ein. Nach Angaben der sächsischen CDU-Regierung sprechen die Länder bereits über eine Nullrunde. Die DFL hat davon offenbar noch nichts mitbekommen, etliche Bundesliga-Manager hoffen immer noch auf die ARD als künftigen finanzkräftigen TV-Partner. Auch das ZDF sitzt jetzt mit am Tisch. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sollen für den Privatsender Sat 1 einspringen, der nach hohen Verlusten den Preis für die Bundesliga von 80 auf 50 Millionen Euro pro Saison drücken oder aussteigen will.
Nach den neuesten Plänen würde die ARD auch nur rund 50 Millionen Euro pro Spielzeit zahlen; die entstehende Lücke soll dann ein Großsponsor teilweise schließen. Schon werden in der Branche die Deutsche Telekom und die Allianz - beide Partner des Fußballmeisters FC Bayern München - genannt. Die Mitfinanziers erhielten viele Sponsorenauftritte und Werbespots in der „Sportschau“, das Geld für die PR-Leistung der ARD würde die Bundesliga kassieren. Und das ZDF, so das Kalkül, könnte über die beiden Spiele, die am Sonntag stattfinden, berichten. (Medien)
Hans-Jürgen Jakobs/Klaus Ott
gesamter Thread:
Mix-Ansicht

