- Meldungen am Morgen - -- Elli --, 06.06.2003, 09:44
Meldungen am Morgen
--> ~ Bundeskanzler Schröder hat angekündigt, auch im kommenden Jahr notfalls
mehr Schulden zu machen, falls das Wachstum unter dem von der Regierung
angenommen Wert liege. Schröder sprach sich erneut für eine sorgsame Balance
zwischen einem Konsolidierungskurs und der Berücksichtung von Wachstumsaspekten
aus.
~ Die Europäische Zentralbank senkte gestern den Refi-Satz um 50
Bp. auf 2,0%. Die Leitzinsen in der Eurozone sind damit auf dem niedrigsten Niveau seit dem Bestehen der
Währungsunion (der Höchststand war im Oktober 2000 bei 4,75%). Obwohl die EZB ihre Zinssenkungsbereitschaft
im Vorfeld signalisierte hatte und der Markt auch mit einem größeren Schritt gerechnet hatte,
wirkte der Beschluss positiv auf das lange Zinsende. Der Euro zeigte sich von der Zinssenkung dagegen unbeeindruckt
und setzte seinen Höhenflug weiter fort. Die Aussagen auf der Pressekonferenz waren weitgehend
neutral: so sprach sich Duisenberg u.a. vehement gegen die anhaltende Deflationsdiskussion in der
Eurozone aus. Die Bemerkung von Duisenberg, dass die EZB ihren Spielraum noch nicht gänzlich ausgeschöpft
habe, lässt allerdings die Tür für weitere Zinssenkungen offen.
~ Die Bank von England, die gestern ebenfalls ihre zweitägige Sitzung beendete, ließ die Zinsen dagegen
unverändert bei 3,75%.
~ Nach Äußerungen des britischen Schatzkanzlers Gordon Brown seien allein
wirtschaftliche Faktoren für die Frage einer Einführung des Euro in Großbritannien
entscheidend. „Wir sind alle entschlossen, dass die Entscheidung zum
Euro aus nationalem wirtschaftlichen Interesse fallen muss“, so Brown im Anschluss
an Beratungen des britischen Kabinetts. Für den 9.Juni ist die Vorstellung
des Fünf-Punkte-Tests vorgesehen.
~ Die neuseeländische Notenbank (RBNZ) eröffnete den gestrigen Zinssenkungsreigen. Die Notenbank
senkte die Cash Rate um 25 Bp. (auf 5,25%) und signalisierte eine anhaltende Zinssenkungsneigung.
~ Auch die schwedische Riksbank hat gestern ihre Leitzinsen gesenkt, um 50 Bp. auf 3,00%. Auslöser für
diesen deutlichen Zinsschritt war eine Abwärtsrevision ihrer Wachstums- und Inflationsprognosen: Die BIP-Prognose
für 2003 wurde von der Bank um einen halben Prozentpunkt auf 1,2% herabgenommen, und für
die Kerninflationsrate UND1X erwartet die Riksbank nun in zwei Jahren einen Wert von 1 ½%, d.h. eine um
einen halben Prozentpunkt unter ihrem Ziel liegende Rate.
~ Das norwegische BIP-Wachstum in Q1 2003 betrug 0,3% gg. Vq..
Während das Wachstum des privaten Verbrauchs, der Investitionen und der Außenbeitrag negativ ausfielen,
kamen Wachstumsimpulse vom Staatsverbrauch und den Lägern (möglicherweise Ã-l). Das Wachstum
im sog. „Mainland Norwegen“ (d.h. Gesamtwirtschaft ohne die Ã-l- und Schiffbausektoren) fiel mit einem
Rückgang von 0,6% gg. Vq. etwas schwächer aus.
~ Vor dem Hintergrund der zahlreichen Zinsentscheidungen traten die Datenveröffentlichungen gestern etwas
in den Hintergrund. Dabei gab es aus Deutschland zur Abwechslung mal einige gute Nachrichten. So fielen
die Auftragseingänge im April mit 1,4% gg. Vm. deutlich besser als erwartet aus (Konsensus: 1,1%). Erfreulich war, dass sowohl die Bestellungen aus dem Inland (1,4% gg. Vm.) wie auch
aus dem Ausland (1,6%) kräftig zugelegt hatten. Der Auftragszuwachs im April reicht allerdings nicht aus
um den Einbruch im Vormonat (-3,9%) wettzumachen; d. h. die Binnennachfrage wird in Q2 weiter gedämpft
bleiben.
~ Aus der Schweiz kamen gestern dagegen weniger gute Konjunkturnachrichten. So war das Wirtschaftswachstum
im ersten Quartal um 1% (Jahresrate, gg. Vq.) gesunken. Die wesentliche Über-
raschung im BIP-Report war allerdings die signifikante Revision der vorhergehenden Quartale. Am größten
waren dabei die Revisionen für Q4 (von bislang 1,4% auf -0,7%) und für Q3 (von bislang 1,7% auf 0,7%).
Auf Basis des revidierten Quartalsverlaufs gibt es in der Schweiz nach der rezessiven Phase in H2/2001
nun erneut zwei aufeinander folgende Quartale mit rückläufigem Wachstum; von daher ist es berechtigt von
einem sog. ‚double dip‘ zu sprechen. Aufgrund der Revision der Vorquartale wird das Wachstumsniveau in
H1 nun deutlich niedriger liegen als ursprünglich gedacht.
~ Der Chefvolkswirt der schweizerischen Nationalbank Kohli bewertete die
jüngste Abwertung des Frankens gegenüber dem Euro als positive Entwicklung.
Das Abrutschen der schweizerischen Wirtschaft in eine Rezession bezeichnete
er als „sehr enttäuschend“. Einen weiteren Ausblick über die Wirtschaftsentwicklung
wird die SNB am 13. Juni anlässlich des Halbjahres-
Mediengesprächs der Notenbank liefern.
~ Dem Europäischen Parlament zufolge ist die Türkei noch nicht darauf vorbereitet,
Verhandlungen über ihren Beitritt zur Europäischen Union aufzunehmen.
~ Einer Stichproben-Umfrage zufolge befürworten 67% der Befragten einen Beitritt
Polens in die EU. Das Referendum hierfür findet am Wochenende statt.
~ Der japanische Minister für Finanzdienstleistungen Takenaka hat geäußert,
dass im Hinblick auf die Kaufkraftparitäten-Theorie der Yen relativ stark sei. Finanzminister
Shiokawa hat hinzugefügt, dass Aktionen am Devisenmarkt weiterhin
möglich sind, sollten diese notwendig werden.

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