- Längere Ã-ffnungszeiten: Händler reiben sich die Hände + Kommentar - Sascha, 08.06.2003, 17:19
Längere Ã-ffnungszeiten: Händler reiben sich die Hände + Kommentar
-->W I R T S C H A F T
<font size=5>Händler reiben sich die Hände</font>
Der erste Einkaufssamstag bis 20 Uhr war aus Sicht des Einzelhandels und der Kunden ein bombiger Erfolg. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Umsätze zweistellig gestiegen, sagte der Sprecher der Handelsverbandes HDE, Hubertus Pellengahr, am Samstagabend der Nachrichtenagentur dpa."Der Samstag ist jetzt unangefochten zum Einkaufstag Nummer 1 geworden."
<font color="#FF0000">Vor allem aus den Innenstädten meldeten die Geschäfte einen regen Besucherandrang bis in den Abend hinein. Der Handel setzt nun verstärkt auf eine gänzliche Abschaffung des Ladenschlussgesetzes. Der Sonntag soll allerdings Ruhetag bleiben</font>.
Die Geschäfte hätten zum Teil die Hälfte oder mehr ihres Umsatzes in den letzten vier Stunden gemacht, sagte Pellengahr. Vor allem <font color="#FF0000">größere Geschäfte in den Innenstädten machten von den neuen Möglichkeiten Gebrauch</font>, manche schlossen aber auch schon um 18 Uhr. Renner waren vor allem Sommermode und leichte Schuhe.
Nun sei das Rückgrat des Ladenschlussgesetzes gebrochen, sagte HDE-Präsident Hermann Franzen. Der HDE <font color="#FF0000">"hätte auch nichts dagegen, wenn das Ladenschlussgesetz in toto abgesetzt würde"</font> [Kommentar: Das glaube ich euch Wahnsinnigen! Ihr seids ja nicht die Samstags abends um acht Uhr an der Kasse sitzen...], betonte er im Deutschlandradio.
Richtig ausgeschlafen shoppen
Vielerorts beobachteten Händler eine deutliche Verschiebung des Kundenstroms in den Nachmittag. Am Vormittag sei in den Geschäften - abgesehen vom Lebensmittelhandel - eher wenig los gewesen, berichtete beispielsweise der Vorsitzende eines thüringischen Handelsverbandes, Günter Borkenhagen."Jeder Händler sollte sich mal fragen, ob er nicht später öffnet." Auch in Nürnberg hätten sich viele offenbar ganz bewusst für einen Einkaufsbummel am Nachmittag entschieden."Durch die längeren Ã-ffnungszeiten, können wir am Samstag endlich richtig ausschlafen und trotzdem noch shoppen gehen", freuten sich zwei 18-jährige Freundinnen in Düsseldorf.
Tausende Flaneure rund um die Alster
In Hamburg flanierten bis nach 19 Uhr Einheimische und Touristen zu Tausenden durch die Einkaufsstraßen zwischen Hauptbahnhof, Rathaus und Binnenalster. Auch in Düsseldorf war die Innenstadt bis in den Abend hinein voll.
Begrüßungssekt und gratis parken
<font color="#FF0000">Bei Kaufhof in Mannheim wurden Kunden nach 16 Uhr mit einem Glas Sekt oder einem Espresso begrüßt</font>. In den Geschäften an der Frankfurter Zeil seien bis zum Abend noch viele Kunden gewesen, berichteten die Händler. In Neubrandenburg war das Parken ab 18 Uhr gratis, für Verkäufer und Verkäuferinnen gab es Eis-Gutscheine.
Der C&A-Konzern, der bundesweit seine Filialen bis 20 Uhr geöffnet hielt, zeigte sich zufrieden."Die Kunden haben die längeren Ã-ffnungszeiten genutzt", sagte C&A-Chef Dominic Brenninkmeyer der"Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Rummel auf Kosten der Kleinen
Angesichts des heißen Wetters und des Fußball-Länderspiels gegen Schottland mussten die Läden dabei gegen die Konkurrenz von Freibad und heimischem Fernseher antreten. Unter anderem in Baden-Württemberg nannten viele Händler das als Grund für ein eher enttäuschendes Ergebnis.
<font color="#FF0000">In kleinen Städten, Gewerbegebieten und Vororten blieb häufig alles beim Alten</font>. HDE-Chef Franzen räumte ein, dass die neuen Ã-ffnungszeiten <font color="#FF0000">"wahrscheinlich doch Kunden verstärkt aus dem Umland in die City bringen"</font> werden, wie es vor allem kleine Händler hatten befürchtet hatten. In Ulm, Rostock, Mainz und Karlsruhe zeigten sich auch einige Geschäftsführer von Kaufhäusern in der Innenstadt enttäuscht.
Personal wenig begeistert
Einige Geschäfte hatten Probleme, weil keine rechtzeitige Einigung mit dem Personal zu Stande gekommen war. Der Hamburger toom-Markt wies auf einem Plakat darauf hin und schloss wie bisher um 16 Uhr. In einer Kaufhof-Filiale in Hannover ersetzten Mitarbeiter der Kölner Hauptverwaltung von 16 Uhr bis zum Ladenschluss um 20 Uhr die eigentlichen Verkäufer.
Die Gewerkschaft ver.di griff vereinzelt zu Protestaktionen im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen, die jedoch kaum ins Gewicht fielen. <font color="#FF0000">Ein großer Teil der Beschäftigten ist mit den neuen Ã-ffnungszeiten sehr unzufrieden</font>. <font color="#FF0000">"Das Familienleben fällt flach"</font>, sagte eine Verkäuferin eines großen Bekleidungsgeschäftes in Mainz - eine typische Antwort an diesem Tag.
08.06.03, 9:26 Uhr / (Quelle: dpa)
Kommentar:
Ein weiteres Beispiel wohin wir steuern. Billiglöhner und eine Rund-Um-Die-Uhr-Gesellschaft. Die Arbeitsbedigungen werden schlechter und zwar massiv. Mehr bezahlt wird wohl kaum.
Das alles wird letztendlich dazu führen, daß die kleinen Läden weiter aussterben. Wie sollen die denn auch überhaupt noch mithalten.
Größere Läden können viel mehr rationalisieren und sind auch in der Lage billiger einzukaufen. Wenn eine Ladenkette wie Aldi, Lidl, Edeka, Markant, Neukauf, Real, Globus, Media Markt, Pro Markt oder wie sie alle heißen alles tausendfach einkauft erhalten die natürlich wesentlich mehr Mengenrabatt als ein Tante-Emma-Laden oder auch kleinere selbständige Läden. Im Endeffekt wird diese ganze Ausdehnung zu einer weiteren Verschärfung des ohnehin schon brutalen Verdrängungswettbewerbes führen und auch zu einer weiteren Konzentration.
Die kleineren können auf Dauer die Vorteile der Großen nicht ausgleichen. Die Großen können billiger einkaufen (billigere Preise), bieten längere Ã-ffnungszeiten, viel mehr Auswahl an Produkten usw. usw.
Der Vorteil für den Konsumenten: Er kann einkaufen wann er will. Fällt das Ladenschlußgesetz total dann werden Kommerz und Konsum und die Rund-Um-Die-Uhr-Gesellschaft wieder zu Lasten der Angestellten und Arbeitnehmer gehen. Im Endeffekt laufen wir auch hier in Richtung Amerika.
Wenn ich mir die Metro anschaue dann kann da doch bald keiner mehr mithalten. Elektronische Preisschilder, Warenwirtschaftssysteme, Scannerkassen, alles automatisiert. Während manche noch die Verkäuferinnen kennen die die Klebeetiketten auf die Waren tackerten sind diese heute fast ganz verschwunden. Heute wird der Preis mit drei Klicks am PC geändert und an das elektronische Preisschild gefunkt.
Am Ende kommt das was kommen muß: Es kommt zur Herausbildung regelrechter Konsumtempel, mehr konsumiert wird im Endeffekt nicht, die Löhne der ganzen armen Schweine im Einzelhandel sinken noch weiter und man lässt sie auch noch Samstags abends arbeiten.
Viele Grüße
Sascha

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