- Big Google is watching you! - Boyplunger, 11.06.2003, 14:27
- Na und? Script in den Autostart und weg sind alle Cookies. Bezahlt dich YHOO? oT - igelei, 11.06.2003, 15:59
- Leider nicht (owt) - Boyplunger, 11.06.2003, 17:58
- Na und? Script in den Autostart und weg sind alle Cookies. Bezahlt dich YHOO? oT - igelei, 11.06.2003, 15:59
Big Google is watching you!
-->Big Google is watching you!
von Emanuel Remper, Berlin
Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt unweigerlich seine Spuren. Jeder Klick kann auf der anderen Seite nachvollzogen werden. Sogar der eigene Browser (das Programm, mit dem man die Internet-Seiten aufruft) ist sehr auskunftsfreudig. Er teilt zum Beispiel jeder Internetseite, die man aufsucht - im sogenannten Referer - mit, welche Seite man zuvor besucht hat. Auf diese Weise erfahren die Betreiber einer Homepage, mit welchen Suchbegriffen die Seite bei der Suchmaschine gefunden wurde.
Diese Information ist, solange sie nicht mit einem bestimmten Computer und damit mit einer bestimmten Person verbunden ist, harmlos.
Doch nicht nur die sehr populäre Suchmaschine Google erlaubt sich, auf unserem Computer ein sogenanntes Cookie zu hinterlassen, mit dessen Hilfe die Suchmaschine den Suchenden wiedererkennt. Sie ist auch in der Lage, alle von einem Computer jemals gesuchten Begriffe zu speichern. Das besondere an den Cookies, die Google verteilt, ist, dass sie unsterblich sind. Ein Cookie wird normalerweise nur für eine Sitzung oder höchstens für ein paar Wochen gespeichert, danach verfällt er. Doch Google erlaubt sich, auf unserem Computern Cookies zu hinterlassen, die erst im Jahre 2038 verfallen. Warum?
Es gibt keinen Grund für eine Suchmaschine, einen so langlebigen Cookie zu speichern. Die einzige vernünftige Erklärung für ein solches Vorgehen ist, dass hier beabsichtigt wird, sogenannnte Profile von allen Besuchern anzulegen, in denen festgehalten wird, wofür sich derjenige interessiert. Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass gewisse Geheimdienste grosses, um nicht zu sagen sehr grosses Interesse an diesen Daten haben. Dies gilt ganz besonders, seit sich amerikanische Dienste die «total information awareness» auf die Fahnen geschrieben haben, was nicht weniger bedeutet, als dass man alle verfügbaren Informationen speichern möchte.
Doch Google geht noch einen Schritt weiter, der wirklich dreist ist. Die Rede ist von der sogenannten Google-Toolbar, die sich jeder User auf seinem Browser installieren kann und die das Suchen bei Google erleichern soll. Es handelt sich um ein aktives Programm, das direkt auf dem heimischen Rechner installiert wird und sogar ohne Kontrolle des Nutzers von Google ausgetauscht werden kann. Neben der «Hilfe» beim Suchen und dem Anzeigen des sogenannten PageRank fungiert die Toolbar als «Informeller Mitarbeiter» von Google. Bei jedem Klick, den der User von Stund an tätigt, wird ein kleines Datenpaket auf die Reise zu den 15000 Red-hat-Linux-Computern von Google geschickt, das dort nicht nur mitteilt, welche Adresse angeklickt wurde, sondern auch gleich das dazugehörige Cookie, also die Identifizierung des Computers, meldet. So entsteht in kurzer Zeit geradezu ein Persönlichkeitsprofil des Users.
Warum macht Google das? Normalerweise stehen bei der Vergabe von Cookies kommerzielle Interessen im Vordergrund. Man möchte möglichst viel über den Nutzer erfahren, um ihm noch weitere Produkte anbieten zu können. Doch bei Google geht diese Vermutung fehl, denn Google lebt nicht von Werbung. Die Seite ist weiss wie Schnee. Daniel Brandt, der Inhaber einer googlekritischen Seite (www.Google-Watch.org), sagt zur Frage, warum Google diese Daten erhebt: «Die Versuchung für Google, den Geheimdiensten gegen Bezahlung den Echtzeit-Zugriff auf 150 Millionen Fragen aus aller Welt zu gewähren, ist sicher sehr gross und technologisch leicht zu bewerkstelligen.»
Google finanziert sich angeblich aus den sogenannten gesponserten Links. Das sind Links, für die Firmen Geld bezahlen, damit ihre Internetseiten bei der Suche nach bestimmten Stichwörtern rechts neben den normalen Suchergebnissen erscheinen. Daneben verkauft Google seine Suchdienste an Firmen, die mit Hilfe von Google ihre eigene Site durchsuchen. Zahlen hat das Unternehmen aber noch nicht veröffentlicht. Interessant ist auch, dass Google nicht an der Börse notiert ist. Was wohl damit zu erklären ist, dass dann die Finanzen offengelegt werden müssten.
Verbindungen zur Bush-Administration
Durch Daniel Brandt von Google-Watch erfahren wir, dass die beiden wichtigsten Kapitalgeber von Google, Kleiner Perkins und Sequoia Capital, Verbindungen zur Bush-Administration haben. Partner von Kleiner Perkins ist Floyd Kvamme, der dem «High Tech Advisory Committee» von George W. Bush angehört. Der Sohn von Floyd Kvamme, Mark Kvamme, ist Partner des anderen Geldgebers von Google Squoia Capital. Er hat persönliche Kontakte zu Donald Rumsfeld.
Ausserdem weist Brandt darauf hin, dass mindestens ein Angestellter von Google, Matt Cutts, im Verdacht steht, für die NSA (National Security Agency) gearbeitet zu haben.
Ein Blick in die Stellenanzeigen von Google zeigt, dass regelmässig Computerfachleute gesucht werden, die eine «Government Top Security Clearance (TS/SCI)» haben (Quelle: google.thelink.net/jobs/eng.html). Also eine Sicherheitsüberprüfung durch die Regierung der höchsten Stufe. TS/SCI steht für «Top Secret/Sensitive compartmented Information».
Was kann man gegen die Überwachung durch Google tun?
Das eingangs erwähnte Problem der Weitergabe der zuletzt besuchten Internetseite kann umgangen werden, indem man einen Browser verwendet, der keinen oder einen falschen Referer versendet. Zur Zeit gibt es zwei Browser, die dazu in der Lage sind: der Mozilla-Browser Beonex, den man kostenlos unter www.beonex.com beziehen kann, und der Opera-Browser, der entweder für 39$ unter www.opera.com erstanden werden kann oder kostenlos, aber mit Werbeeinblendungen, unter der gleichen Adresse erhältlich ist.
Für die Suche bei Google sollte man folgendes beachten: Auf keinen Fall die Google-Toolbar installieren! Ausserdem sollte man das Speichern von Cookies untersagen. Die meisten Browser lassen sich unter «Einstellungen» - «Sicherheit» - «Cookies» so einstellen, dass überhaupt keine Cookies mehr angenommen werden oder dass der Browser immer, wenn ein Cookie gespeichert werden soll, den Benutzer fragt, ob er damit einverstanden ist. Diese Frage sollte man dann beim Besuch von Suchmaschinen grundsätzlich verneinen. An dieser Stelle kann man auch bereits gespeicherte Cookies löschen.
Ausserdem kann man natürlich überlegen, ob man auf eine andere Suchmaschine ausweicht, zum Beispiel AlltheWeb.com oder Altavista.com. Allerdings werden auch diese Suchmaschinen versuchen, einen Cookie zu hinterlegen, der zwar nicht ganz so unsterblich ist wie der von Google, aber auch einige Jahre auf dem Computer bleibt.
Die bereits erwähnte Google-Watch-Seite bietet eine anonymisierte Suche via Google und AltheWeb an, bei der die Anfrage von den Suchmaschinen nicht zum Nutzer zurückverfolgt werden kann (www.google-watch.org/cgi-bin/proxy.htm).
Ganz allgemein sollte man der Frage des Datenschutzes und der Überwachung mehr Aufmerksamkeit schenken, denn die Gefahren lauern nicht nur im Internet. Telefone werden abgehört, Kundendaten mit Hilfe von Profit- oder Payback-Karten gesammelt. Mit Hilfe von Handys werden Bewegungsprofile erstellt. Der deutsche Datenschutzbeauftrage spricht bereits von einer «Überwachunsgkultur» und davon, dass das «Schutzschild der Persönlichkeitsrechte immer dünner wird». Das sind alles keine Lapalien, aber die Regierungen und ihre privaten Helfer werden weiter und weiter auf diesem Weg gehen, bis die Bürger sich derartige Übergriffe nicht mehr gefallen lassen.
Quellen: www.google.com, www.google-watch.org, google.thelink.net/jobs/eng.html, www.beonex.com, www.opera.com und heute.zdf.de/ZDFheute/artikel-drucken/0,1381,2042827,00.html
Artikel 4: Zeit-Fragen Nr.21 vom 10. 6. 2003, letzte Änderung am 10. 6. 2003

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