- Minister droht Studenten: Wer nicht zahlt, fliegt raus (Spiegel) - Sascha, 15.06.2003, 14:14
- Studenten fliegen raus - Ausdruck der wahrlich professoralen Idiotie h.c. - Baldur der Ketzer, 15.06.2003, 15:40
- Re: Studenten fliegen raus - Ausdruck der wahrlich professoralen Idiotie h.c. - Sascha, 16.06.2003, 14:34
- Re: In der Sontags FAZ: Auf keinen Fall Architektur studieren!!!! Gruß (owT) - lowkatmai, 16.06.2003, 14:41
- Re: Studenten fliegen raus - Ausdruck der wahrlich professoralen Idiotie h.c. - Sascha, 16.06.2003, 14:34
- bin auch dafür, daß die zahlen müssen - Toby0909, 16.06.2003, 08:03
- bin auch dafür, daß die zahlen müssen - Toby0909, 16.06.2003, 08:03
- Das mit den Freibeträgen stimmt SO nicht - Sascha, 16.06.2003, 14:21
- Studenten fliegen raus - Ausdruck der wahrlich professoralen Idiotie h.c. - Baldur der Ketzer, 15.06.2003, 15:40
Re: Studenten fliegen raus - Ausdruck der wahrlich professoralen Idiotie h.c.
--> > Wer sagt, die Studenten verdienen mal vieeel mehr, wenn sie mal groß
> sind, trifft nur auf die Taxifahrer zu, wennse mal Außengrüßkaschperl werden.
> Für viele KommilitonInnen trifft das nicht zu.
> Gesundheitsunwesen, Baukrise, Firmenpleitenwelle, Abwanderung, wo sollen da
> für die Studenten, wennse mal groß sind, die tollen Gehälter herkommen, die
> ihnen dann die Studiengebühren wieder reinbringen?
> Die Begrünung ist echt saublöd.
Hallo Baldur!
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Dieses komische Argument welches keins ist höre ich auch ständig und es wird vieles dabei vergessen. Ich schrieb damals:
Nebenbei etwas zur Leistungsgerechtigkeit in Deutschland. Die ist nämlich auch nicht mehr gegeben. Folgendes schrieb ich vor kurzem in einem Posting:
<font color="#FF0000">In vielen Akademikerberufen (als Angestellter) wird nur noch auf dem Papier mehr verdient</font>. Rechnet man genauer so fällt auf, daß dies häufig in Wirklichkeit nicht so ist.
a) Man muß immer sehen wie viel länger die Ausbildung eines Akademikers gegenüber gewöhnlichen Ausbildungsberufen dauert (Mediziner, Jurist,...). Man steigt erst später ins Berufsleben ein. Andere sind schon weiter. Man muß die Opportunitätskosten sehen die einem enstehen durch <font color="#FF0000">jahrelangen Ausfall an Ausbildungsgehalt/Lohn </font>oder - nach der Ausbildung - normalem Gehalt und Lohn.
b) Man muß die Studienkosten sehen (Kopien, Fahrtkosten, Bücher,...)
c) Man muß das Risiko sehen das man eingeht. Wer sagt denn, daß man später überhaupt mehr verdient oder die Karriere macht die man sich erwünscht. Zu welchem Preis? Und außerdem existiert auch das Risiko, daß man das Studium vielleicht gar nicht schafft und mehrere JAHRE in den Sand setzt.
d) Man muß Progression bei der Steuer beachten da man ja tendenziell doch mehr verdient (wohlgemerkt oft nur auf dem Papier) später (aber auch mehr dafür getan hat und tut)
e) Man muß beachten, daß häufig (wenn auch nicht immer aber relativ oft) klassische Akademiker-Berufe (Ingenieure, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Architekten,...) längere Arbeitszeiten mit sich bringen. Bei vielen normale Ausbildungsberufen herrscht beispielsweise eine 35-Stunden-Woche. In Großbetrieben gibt es Schichtwechsel oder Zeitlohn. D.h. es wird oft das abgerechnet was auch wirklich (im Zeiteinsatz gesehen) geleistet wird. Ich kenne leider viele Akademiker die in Unternehmen arbeiten und ein Pauschalgehalt erhalten. Im Arbeitvertrag steht zwar was von einem offiziellen Feierabend von 16 Uhr aber vor halb sechs, sechs sind viele dieser Leute gar nicht zuhause. Das wird auch oft vergessen. Im Arbeitsrecht gibt es keine gesetzlichen Vorschriften für die Entlohnung der Mehrarbeit, sprich: Überstunden. Während als bei der IG-Metall und sonstwo gerne pünktlich der Löffel in die Ecke geschmissen wird wenn Feierabend ist oder das Soll erreicht ist können die meisten Akademiker hiervon nur träumen.
f) Man erhält durch sein"hohes" Einkommen viele staatlichen Leistungen nicht (Wohngeld, Bafög wenn es Kinder gibt die studieren, verbilligten Eintritt ins Schwimmbad usw.). Auch das muß man beachten und auch dies wird häufig jedoch nicht(!) beachtet in diesen Rechnungen.
g) Man muß flexibler sein und muß sich tendenziell in diesen Berufen auch in seiner privaten Zeit (Freizeit) stärker weiterbilden. Es wird einfach von einem"heimlich" verlangt.
h) Häufig legen sich Akademiker Eigentum in Form von Immobilien o.ä. zu. Im Gegensatz zu denen die von der"Hand in den Mund" leben müssen sie bei Zahnersatz oder was weiß ich allem immer an ihr Gespartes gehen. Einmal ist es der Ausflug der Kinder von der Schule, dann eine teure Zahnbehandlung die nicht von der Kasse übernommen wird und sonst alles mögliche. Wenn man nix hat muß häufig der Staat einspringen.
i) Der Streßfaktor bei Akademikern ist oft höher. Da sich diese Personengruppe häufig Vermögen anspart und dafür auf Urlaub und anderweitigen Konsum ähnlicher Art sogar teilweise verzichtet muß immer das Vermögen"verteidigt" werden. Jemand der mal locker und lässig arbeitet und schön sein Geld verlebt und in Urlaub fliegt und dann mal arbeitslos wird kann sich i.d.R. wesentlich gemütlicher einen Job suchen wenn er keine Hypotheken zu zahlen hat und auch stärkere staatliche Förderung bekommt (weil er ja nix hat an Vermögen). Jemand der Vermögen hat bekommt weniger staatliche Förderung. Das Vermögen wird überall angerechnet. Selbst wenn der Sohn von Sozialhilfe lebt wird man als Eltern angeschrieben Angaben zum Vermögen zu machen. Hat man nix kann man nix geben. Dann zahlt die Gemeinschaft. Hat man was wird man auch hier mal wieder (wie immer) zur Kasse gebeten.
Festhalten kann man, daß Leistung in Deutschland häufig kaum noch belohnt wird. In einigen Fällen - die ich kenne - muß ich sogar davon ausgehen, daß man teilweise gar bestraft wird. Denn wenn man angesichts aller erwähnten Punkte auf dem Papier noch 350 Euro brutto mehr hat merkt man eigentlich, daß man in Wirklichkeit nur dann noch mehr hat wenn man eine wirklich sehr hohe Position hat. Und die erreicht man häufig nur noch wenn man gar nicht mehr aufhört 50 bis 60 Stunden pro Woche zu rudern bis man 50 ist.
Die Realität ist, daß sich beispielsweise in der Baubranche die Anfangsgehälter bei Architekten um die 2000 bis 2300 Euro brutto bewegen und auch nach fünf Jahren kein großer Anstieg zu erwarten ist. Bauingenieure verdienen etwa 2500 Euro brutto. Wenn man die Überstunden mit einbezieht verdient man doch keinen Cent mehr als bei einem ganz"gewöhnlichen" Beruf. Deshalb ist diese Argumentation oft falsch mit dem"die verdienen doch später eh mehr"...
Beste Grüße
Sascha

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