- US-Fondsanleger bleiben trotz Nasdaq-Kurseinbruch optimistisch - Kojote, 10.05.2000, 05:58
US-Fondsanleger bleiben trotz Nasdaq-Kurseinbruch optimistisch
New York, 8. Mai (Bloomberg) - Allen Unkenrufen zum Trotz
haben sich US-Anleger nicht vom Kursrutsch an den Börsen
verunsichern lassen. Geschätzte 34,3 Milliarden Dollar (37
Milliarden Euro) sind im April in die amerikanischen Aktienfonds
geflossen, obwohl gerade die beliebtesten Anlagetitel aus der
Computer- und Telekombranche schwere Kursverluste verzeichneten.
Der Nettoumsatz lag mit 8,5 Millarden Dollar ĂĽber dem vom
April letzten Jahres. Und dies obwohl der Nasdaq Composite Index
15,6 Prozent verlor. Der Standard & Poor's 500 Index konnte sich
mit drei Prozent Verlust noch gut behaupten."Die Menschen im Jahr
2000 haben ein kurzes Gedächtnis und verzeihen viel," sagt Carl
Wittnebert, Chef der Marktforschungsabteilung bei TrimTrabs.com
Investment Research Inc."Ich nehme an, dass nur der Zusammenbruch
des gesamten Marktes, etwa der Konkurs eines grossen Konzerns,
ĂĽberhaupt den kontinuierlichen Geldzufluss stoppen kann." Ein
Börsencrash ist daher, so vermutet Wittnebert, nicht die grösste
anzunehmende Katastrophe für die Anleger. Viel grösser ist die
Angst davor, eine Rally an der Nasdaq zu verpassen.
Nie zuvor waren die Nasdaq-Kurse so schwankend wie in diesem
Jahr. Seit Jahresbeginn gab es 28 Tage, in denen der
technologielastige Index mehr als drei Prozent stieg oder fiel.
Das sind mehr Tage als im gesamten vergangenen Jahr, das bislang
als sehr volatil galt. Zwar hat die Volatilität dafür gesorgt,
dass die Anleger etwas konservativer bei ihren Investments
geworden sind, aber sie sind weit davon entfernt, die Finger von
den Fonds zu lassen, die in den vergangenen Monaten die beste
Performance geliefert haben. Nach Schätzungen von TrimTrabs
flossen allein 16, 9 Milliarden Dollar, und damit die Hälfte der
Gesamtsumme, in aggressive Wachstumsfonds. Mehr als 12,6
Milliarden Dollar wurden in weniger riskante Wachstumsfonds
angelegt. Der grösste Unterschied zum Vormonat zeigte sich in den
sogenannten Wachstums-und Ertragsfonds. Hier wird das Geld in sehr
billigen Aktien angelegt, die jedoch grosse Gewinne versprechen.
Noch im März wurden 15,8 Milliarden Dollar in solche Anlagen
investiert, im vergangenen Monat jedoch nur noch 1,3 Milliarden.
Bei den Anlegern sind die Fonds auch deshalb nicht mehr in der
Gunst, da sie in den letzten Jahren deutlich unter der Performance
anderer Wachstumstitel lagen.
Am meisten Kapital aus der Hausse der Computer- und
Telekommunikationstitel schlug in den letzten Monaten die
Fondsgesellschaft Janus Capital Corp. Im April flossen 3,6
Milliarden Dollar in deren Aktienfonds. Noch im Februar war es mit
11,5 Milliarden Dollar der höchste Zufluss, den eine
Fondsgesellschaft bisher je verbuchen konnte.
Auch in den ersten Maitagen setzte dieser Trend fort. Zwar
bewegen sich die Werte an der Nasdaq augenblicklich eher seitwärts
denn nach oben, aber die Investoren glauben an das weitere
Wachstum. Die Anleger vertrauen aber offensichtlich eher den
diversifizierten Fonds als dem selbst zusammengestellten und
verwalteten Aktienportfolio. Die Zahl der sogenannten Daytrader
fiel nach Angaben der Datek Holding Group, dem sechstgrössten US-
amerikanischen Online-Broker, mit dem Sturz der Internet-Aktien um
zehn Prozent. Nicht aus jedem Dot.com wird Gold, das wissen
inzwischen auch die schnellen Zocker unter den Anlegern.
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