- Der inszenierte Hunger - mit Ansage jetzt in Äthiopien... - marocki4, 17.06.2003, 14:55
Der inszenierte Hunger - mit Ansage jetzt in Äthiopien...
-->Spiegelonline berichtet nun aktuell davon - und mit dem Schlagwort"Äthiopien" wird wieder mit Halbwahrheiten Geld in Afrika verbrannt...
Man muss halt mit allem aufpassen, wo"UN" oder"Uno" draufsteht
Gruß
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DÜRREKATASTROPHE IN ÄTHIOPIEN
Kreislauf des Hungers
Von Susanne Polig
12,6 Millionen Menschen müssen laut Uno derzeit im krisengeschüttelten Äthiopien hungern. Die Dürreperioden haben dort schon fast zyklischen Charakter. Jedoch lassen sich die Katastrophen nicht nur aufs Wetter schieben - sie sind zum Teil hausgemacht.
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Hungersnot: Vor allem die Kinder darben
In Galo Hirepe fegt heißer Staubwind übers Land. Das Dorf im Süden Äthiopiens hat seit zwei Jahren kaum Regen gesehen. Und wenn, dann prasselte mal eine Stunde lang Wasser auf die Erde und spülte den ausgedörrten Boden weg.
"Man kann die Regentage der letzten Jahre an zehn Fingern abzählen", sagt Jürgen Klein. Der Sulinger Theologe arbeitet seit fünf Jahren in dem Dorf. Zusammen mit der äthiopisch-evangelischen Kirche sorgt er dafür, dass jeder der 3200 Bewohner in Galo Hirepe monatlich 12,5 Kilogramm Trockenmais erhält. Damit können 10 bis 20 Fladenbrote gebacken werden.
Von den verheerenden Dürrekatastrophen wird Äthiopien etwa einmal im Jahrzehnt heimgesucht, schätzt Klein. Dann bleibt mehrmals hintereinander die Regenzeit aus, die Ernte vertrocknet und der Kreislauf des Hungerns beginnt aufs Neue - obwohl er nie ganz geendet hat.
Galo Hirepe ist"mittelschwer betroffen"
Fast ein Fünftel der Bevölkerung Äthiopiens leidet an Hunger. Im vergangenen Jahr sind nach Uno-Angaben Zehntausende Kinder an Unterernährung gestorben. Auch in Galo Hirepe sind bereits einige Bewohner verhungert. Klein schätzt, dass hier etwa 1200 Menschen so geschwächt sind, dass sie sich kaum noch bewegen können. Dabei ist das Gebiet um Zeway von der Regierung nur als"mittelschwer betroffen" eingestuft worden. Zwar sähen die Menschen in seinem Dorf noch relativ gesund aus, sagt Klein. Doch Hunger beginnt nicht erst dann, wenn Knochen die Haut durchbohren.
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Verendete Kuh: Die Dürre macht nicht vor dem Vieh halt
Sollte es in nächster Zeit regnen, müssen die Dorfbewohner schnell handeln: die letzen Kräfte sammeln, um alte Holzpflüge in die steinharten Äcker zu treiben. Die Menschen seien auf internationale Hilfe dringend angewiesen, sagt Klein."Es ist ein Unding, von den Menschen zu erwarten, sich à la Münchhausen selbst aus dem Sumpf zu ziehen."
Wenn kein Tropfen fällt, fangen die Menschen an zu roden. Sie produzieren Holzkohle zum Verkauf - das bringt wenigstens ein bisschen Geld. Jedoch verschwinden dadurch jedes Jahr rund 400 Quadratkilometer äthiopischer Wald. Anfang des letzten Jahrhunderts waren 40 Prozent des Landes bewaldet, heute sind es weniger als zwei Prozent. Ein Teufelskreis, denn mit der Rodung kamen Bodenerosion und Verwüstung.
3,5 Millionen Tonnen Land werden jährlich zu Staub
"Wenn der Boden zur Wüste wird, verändern sich die Wolken", erklärt Siegbert Uhlig, Professor für Äthiopistik an der Universität Hamburg. Es steige weniger Feuchtigkeit in den Himmel - folglich könnten keine dicken Regenwolken entstehen.
Nach Berechnungen der Vereinten Nationen lösen sich jedes Jahr rund 3,5 Millionen Tonnen äthiopisches Ackerland in Staub auf. Dem gegenüber steht eine wahre Bevölkerungsexplosion. Anfang der achtziger Jahre gab es circa 40 Millionen Äthiopier, heute sind es um die 65 Millionen.
In der großen Hungerkrise von 1984, bei der eine Million Menschen ihr Leben ließen, geriet der damalige Diktator Haile Mariam unter Verdacht, Lebensmittel aus dem darbenden Land ausgeführt zu haben, um den Erlös in Waffen zu investieren. Der jetzige Regierungschef, Meles Zenawli, hatte während des Eritrea-Krieges von 1998 bis 2000 wieder für rund eine Milliarde Mark Waffen gekauft."Ich kann mir gut vorstellen, dass das heute auch noch so ist", sagt Theologe Klein.
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Warten auf Hilfe: Die Ernte vertrocknet
Nach Meinung von Siegbert Uhlig gibt es eine weitere, nicht zu unterschätzende Ursache für das Elend:"Vorsorge und Planung spielen keine große Rolle im Denken der Äthiopier. Das ist ein Grundübel in Afrika. Das Interesse für die Gesellschaft hört an der Clan-Grenze auf." Soll heißen: Für den Neffen wird gesorgt, aber auch dafür, dass möglichst keine Steuern gezahlt werden. Das ist einer der Gründe, warum Äthiopien beispielsweise eines der dünnsten Straßennetze der Welt hat - Steine im Weg der internationalen Hilfskonvois.
Regierung schlug zu spät Alarm
Von den Hilfslieferungen erreiche ein Großteil nur den Norden, kritisiert Klein, denn dort sitzt der Kern der Macht."Große Mengen gehen direkt in die Hände der Regierung und können nicht mehr kontrolliert werden", klagt er."Auch die Deutschen machen da feste mit." Äthiopien gilt vor allem für die USA als wichtiger Verbündeter. Das überwiegend muslimische Land bekämpft seit langem islamische Extremisten in Somalia und auf eigenem Boden.
Die jetzige Dürre zeichnete sich laut Klein schon im vergangenen Juli ab. Damals war der Sene-Regen ausgeblieben. Zwischen der kleinen Regenzeit im März/April und der großen im Juli/August ist dieser Regen der wichtigste. Mit ihm steht und fällt die September-Ernte."Jeder hier konnte die Not voraussehen, aber die Regierung hat erst im Dezember Alarm geschlagen."
Jetzt im Juni wäre es wieder Zeit für den Sene. In Galo Hirepe wartet man und betet. Kommt er nicht, geht der Hunger bis Dezember weiter. Dann könnte auf den Feldern die Saat der großen Regenzeit geerntet werden - vorausgesetzt, der Niederschlag kommt. Ein Ende des Elends-Kreislaufes ist Klein zufolge noch lange nicht in Sicht:"Wir werden noch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte hier arbeiten müssen."
<ul> ~ hier die Kehrseite der Münze</ul>

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