- Alle Mann an Deck für George W. Bush - Stephan, 17.06.2003, 21:00
- gibts keinen Widerstand von den Deflationisten Dottore und Elli??? (owT) - Poseidon, 17.06.2003, 21:28
- die Frage, die sich diese Herrschaften offenbar nie stellen: warum ist Zimbabwe - kingsolomon, 17.06.2003, 21:49
Alle Mann an Deck für George W. Bush
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<h2>Vereinigte Staaten starten im Jahr vor den Präsidentschaftswahlen eine konzertierte Aktion zur Belebung der Konjunktur</h2>
Von Luzian Caspar
<h4>Die Weltbörsen haben sich in den vergangenen zwei bis drei Monaten spürbar berappelt. In Europa liegen die Kurse auf dem höchsten Stand seit fünf Monaten, und in den USA hat der Dow-Jones-Index zirka 15 Prozent und die Nasdaq 25 Prozent zugelegt. Sogar im von Rezession geplagten Japan klettern die Werte jede Woche etwas höher. Die Bären, die seit fast drei Jahren das Sagen haben, sind nahe daran, klein beizugeben; man stehe jetzt endgültig vor dem Beginn der neuen Hausse, proklamieren die Bullen.</h4>
Was sind die Gründe? Welche hoffnungsvollen Momente glaubt die Börse, die bekanntlich besser informiert ist als wir alle, zu erkennen? Es seien vor allem vier Elemente, die Anlass zur Hoffnung geben würden, sagen die Experten: die Geldpolitik der US-Notenbank, das Steuersenkungspaket der amerikanischen Regierung, die"konstruktivere" Haltung der Zentralbanken in Europa und Japan sowie, last but not least, die muntere Entwicklung der Börse selbst. Dies schaffe jetzt erstmals die Voraussetzungen für einen wirklichen Aufschwung, hoffen die Wallstreet-Strategen. Sogar Merrill Lynch, das pessimistischste unter den US-Brokerhäusern, erwartet jetzt für 2004 ein Wachstum der US-Wirtschaft von 3,4 Prozent. Morgan Stanley geht von vier Prozent bereits in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres aus."Ich fühle mich ermutigt durch das, was an der Börse läuft", sagt"Globalstratege" Byron Wien."Die Börse signalisiert uns, dass der Aufschwung kommt."
An erster Stelle steht, wie immer, die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Ihr Chef, Alan Greenspan, hat klargemacht, dass er gewillt ist, die Zinsen noch weiter zu senken. Er werde"nichts unterlassen", um auch der geringsten Deflationsgefahr vorzubeugen, sagte er vor kurzem. Vor ein paar Wochen hat die Zentralbank das - wenn auch entfernte - Risiko einer Deflation, das heißt eines generellen Rückgangs des Preisniveaus, erstmals offiziell eingeräumt. Verschiedene Beobachter hegen allerdings den Verdacht, dass Greenspan die Deflationsgefahr vielleicht deshalb"entdeckt" hat, weil ihm dies den Vorwand gibt, die geldpolitischen Schleusen vollends zu öffnen. Sein Ziel sei es, mit allen Mitteln einen - wenn auch vorübergehenden - Konjunkturaufschwung zu erzwingen. Zum Dank dafür habe ihm Präsident George W. Bush eine neue Amtszeit versprochen.
Bush selber unternimmt ebenfalls alles, was in seiner Macht steht, um die Wirtschaft nächstes Jahr anzukurbeln - rechtzeitig vor den Präsidentschaftswahlen. Das Steuersenkungspaket, das er im Kongress durchgesetzt hat, ist umfangreicher und wird schneller wirken als sämtliche Experten erwartet hatten. In den nächsten 18 Monaten, also bis zu den Wahlen, werden etwa 260 Milliarden Dollar in die Taschen von Steuerzahlern und Unternehmern fließen. Dies dürfte das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr um zirka einen Prozentpunkt anheben, schätzen Ã-konomen. Die Steuersenkungen werden zwar das Budget der USA belasten - die Fachleute warnen lautstark wegen des"Zwillingsdefizits", also dem Minus im Haushalt und in der Leistungsbilanz - aber im heutigen deflationären Umfeld sei eine massive Konjunkturspritze genau das Richtige, sagen Experten.
Drittens will die US-Regierung jetzt auch die übrigen Industrieländer dazu zwingen, mehr für die Stimulierung der Weltkonjunktur zu tun. Als Druckmittel bedient sie sich dabei des Dollar. Anfang Mai - fast zum gleichen Zeitpunkt, als der Offenmarktausschuss der Fed erstmals offiziell von Deflationsgefahr sprach - nahm das US-Schatzamt eine Kursänderung in der Dollarpolitik vor. Während die USA bisher immer vom"starken Dollar" gesprochen hatte, signalisieren sie jetzt, dass sie eine Abwertung des Dollar tolerieren oder vielleicht sogar begrüßen würden. Das Resultat war, dass sich die Talfahrt des Dollar beschleunigte. Dies wiederum erhöhte den Druck auf die Europäische Zentralbank, ihre Geldpolitik zu lockern, um eine allzu starke Aufwertung des Euro zu verhindern. Und Japan sieht sich gezwungen, den bereits zehn Jahre währenden Kampf gegen die Deflation zu intensivieren.
Die USA seien nicht mehr bereit, die Rolle der weltwirtschaftlichen"Lokomotive" zu spielen, konstatiert John Makin, ein Ã-konom des American Enterprise Institute. Stattdessen wolle man jetzt die eigene Wirtschaft ankurbeln und Deflation"exportieren". Dies ist nach Makins Ansicht eine gute Sache. Denn die Dollarabwertung werde die Europäer und Japaner zwingen, ihre Geldpolitik zu lockern, also für"Reflation" zu sorgen. Wenn Europa und Japan dem amerikanischen Beispiel folgen würden, dann sei es gut möglich, dass im kommenden Jahr der Konjunkturaufschwung komme. Man müsse jetzt nur verhindern, dass die Europäer und Japaner ihre Währung verteidigen würden statt die Binnenwirtschaft zu stimulieren. Mit anderen Worten: Heute drohe wieder die Gefahr"kompetitiver Abwertungen" - wie in den 30er Jahren.
Die USA unternehmen alles, um vor den Wahlen von 2004 einen Aufschwung zu inszenieren - alle Mann an Deck für Präsident Bush. Dazu benötigen sie die Hilfe der"Alliierten" - nicht nur die Europäer und Japaner, die ihre eigene Wirtschaft ankurbeln sollen, statt am Devisenmarkt zu intervenieren, sondern auch die Chinesen. In jüngster Zeit ist China von der Financial Times und anderen meinungsbildenden Blättern unmissverständlich aufgefordert worden, die eigene Währung aufzuwerten, um so der US-Industrie Erleichterung zu verschaffen. Ein Aufschwung in den USA sei im Interesse der ganzen Welt, erklären die Ã-konomen unisono. Die Frage ist aber, ob ein solcher Aufschwung"dauerhaft" sein wird, wie Makin hofft, oder nur vorübergehend, bis nach den Wahlen. Die Deflation sei ein"monetäres Phänomen", glauben die meisten Ã-konomen; sie lasse sich deshalb auch mit geldpolitischen Mitteln besiegen. Ob diese Auffassung stimmt, wird man in ein bis zwei Jahren sehen.
Gruß
Stephan
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