- @Cujo - Amokfahrt in Derendorf - Koenigin, 22.06.2003, 15:32
- Amok-Fahrt durch Pempelfort - HB, 22.06.2003, 15:54
- Re: Amok-Fahrt durch Pempelfort - gracias - Koenigin, 22.06.2003, 16:10
- Re: @Cujo - Amokfahrt in Derendorf - Cujo, 23.06.2003, 19:09
- Amok-Fahrt durch Pempelfort - HB, 22.06.2003, 15:54
Amok-Fahrt durch Pempelfort
-->Der folgende Bericht dürfte den Täter für Ortskundige präzise genug beschreiben, um ihn identifizieren zu können:
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Amok-Fahrt durch Pempelfort
Düsseldorf (dto). Die Stadt steht unter Schock. An einem sonnigen Samstagmittag sitzen viele Menschen arglos in den Straßencafés rund um die Nordstraße. Um 14.14 Uhr setzt sich auf der Schwerinstraße ein feuerroter, über 200 PS starker Chevrolet Camaro in Bewegung. Am Steuer der betrunkene 64-jährige Besitzer eines Bistros. Das ist der Beginn einer Amok-Fahrt durch Pempelfort, an deren Ende 14 Verletzte zu beklagen sind. Ein siebenjähriges Mädchen ist am Sonntagvormittag außer Lebensgefahr, ein 29-jähriger Mann kämpft noch mit dem Tod. Die Staatsanwaltschaft geht nach ersten Ermittlungen nicht mehr von einem Unfall aus, sondern von versuchtem Mord.
Nachdem der Mann in sein Auto gestiegen war, gibt er plötzlich Gas, nimmt ein Paar Poller mit, fährt quer über die Fahrbahn und dann mitten durch die Terrasse des Eiscafés Da Forno. Dort erfasst er ein siebenjähriges Mädchen und dessen Mutter. Ungebremst fährt der Sportwagen weiter in Richtung Nordstraße, nimmt noch ein paar Fahrräder und Motorräder mit und fährt an der Ecke Nordstraße über die Außenterrasse des Café Florian. Menschen springen in Panik zur Seite. Nur ein 29-jähriger Fußgänger schafft es nicht mehr. Er gerät unter das Auto und wird noch 20 Meter mitgeschleift. Schließlich kommt der Wagen, offenbar wegen eines Achsenbruchs, an der Parkstraße zum Stehen.
Der Unfallort im Stadtteil Pempelfort wurde am Samstag weiträumig abgesperrt. Sieben Krankenwagen, ein Löschzug der Feuerwehr sowie zahlreiche Streifenwagen waren im Einsatz. Ein Augenzeuge, der in einem der Straßencafés ein Eis essen wollte, berichtete später:"Mit einem Mal brauste der zehn Zentimeter neben uns durch diesen Zaun. Dann ging alles sehr schnell - er fuhr da lang, fuhr voll durch's 'Florian'. Ich hab' gesehen, wie die Leute da zur Seite gesprungen sind. Ich hab' mich gewundert, dass der nicht jede Menge Leichen hinterlassen hat."
"Er wollte wohl nur schnell seinen Wagen wegfahren", berichtete eine Kellnerin des Cafés über den Unglücksfahrer."Unsere Tische waren voll besetzt. Das ist ein grauenhaftes Unglück." Auch der Koch des"Florian" an der Nordstraße stand sichtlich unter Schock."Als ich das gehört habe, dachte ich, hier ist gerade eine Bombe eingeschlagen", sagte er.
War es versuchter Mord?
Staatsanwalt Uwe Kessel geht seit Sonntagmorgen nicht mehr von einem Verkehrsunfall aus, sondern von Mordversuch."Der Tötungsvorsatz ist wegen des objektiven Ablaufs des Geschehens gegeben", argumentierte Kessel am Sonntagmittag. Die Staatsanwaltschaft unterstellt dem 64-jährigen Fahrer des Sportwagens Heimtücke, da er den Tod von Cafébesuchern billigend in Kauf genommen habe."Keiner hätte damit rechnen können, dass einem beim Besuch eines Cafés so etwas passieren könne." Weiterhin habe der Mann für seine Tat ein"gemeingefährliches Mittel" verwendet, nämlich sein Auto. Die Motivlage sei aber noch unklar. Allerdings habe der Mann in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt und seine mit 31 Jahren deutlich jüngere Lebensgefährtin habe sich jüngst von ihm getrennt.
Kurz vor der Amok-Fahrt soll es zwischen den Beiden zu einem Streit gekommen sein. Der 64-Jährige betreibt auf der Schwerinstraße ein kleines Bistro, das dem Vernehmen nach nicht so gut läuft. Nachdem er zunächst geschwiegen hatte, vertraute er sich in der Nacht zum Sonntag einem Beamten an, dem er von seinen finanziellen Schwierigkeiten und seinem drohenden Ruin erzählte. An seine Fahrt könne er sich aber nicht richtig erinnern, er habe aber noch versucht zu bremsen."Das passt allerdings nicht so richtig zusammen", so Staatsanwalt Kessel am Sonntag. Wegen dieser Äußerungen sei der Mann dann aber vorläufig festgenommen worden, nachdem er zuvor rein juristisch lediglich in Polizeigewahrsam genommen worden war.
Als mögliches Motiv des 64-Jährigen nannte Kessel deshalb auch Verzweiflung über seinen finanziellen Ruin und die bevorstehende Trennung von seiner Lebensgefährtin. Der Mann soll noch am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden. Kessel sieht in der Tat des Mannes einen vorsätzlichen, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr."Der Mann hat gehandelt, als hätte er einen Unglücksfall herbeiführen wollen". Als Grund für die Haft sieht Kessel eine mögliche Fluchtgefahr des Gastronoms, da dieser mit einer erheblichen Strafe rechnen muss.
Weiter viele Fragen offen
Auf die Ermittler kommt jetzt noch jede Menge Arbeit zu, denn über ein Motiv kann derzeit nur spekuliert werden. Am Montag soll zunächst der Sportwagen technisch untersucht werden. Hier sei zum Beispiel die Frage zu klären, ob der Wagen möglicherweise doch technisch defekt war, und der Mann, wie er behauptete, nicht habe bremsen können. Auch die Frage, wie der Chevrolet an der Parkstraße zum Stehen kam, soll beantwortet werden. Wurde er von dem 64-Jährigen gestoppt, oder beendete möglicherweise ein Achsenbruch die Amokfahrt? Auch das Ergebnis der Blutprobe steht noch aus, allerdings war der Atemalkohol-Test bereits recht eindeutig. Weiterhin soll eine Haarprobe klären, ob der Mann möglicherweise auch Drogen oder Medikamente konsumierte.
Der Bistro-Besitzer wollte sich außer gegenüber dem einen Ermittlungsbeamten bisher nicht weiter äußern. Dazu haben ihm seine beiden Anwälte geraten. Viele seiner Opfer wurden mittlerweile aus der ärztlichen Behandlung entlassen, werden dieses Erlebnis aber wohl nie vergessen.
Von Stefan Felten
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