- MAUT: 12,4 Cents pro Kilometer Fahrt Autobahn - stocksorcerer, 23.06.2003, 22:02
- ein Absolutes Drama! - nasdaq, 24.06.2003, 00:13
- Wieder eine gute Massnahme gegen Deflation - Miesespeter, 24.06.2003, 00:36
- Re: MAUT: 12,4 Cents pro Kilometer Fahrt Autobahn - sensortimecom, 24.06.2003, 07:43
MAUT: 12,4 Cents pro Kilometer Fahrt Autobahn
-->Hallo zusammen,
diese Nummer habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Einfach gepennt. Sind 12,4 Cents pro Kilometer nicht super happig? Und das gilt für jeden LKW auf deutschen Autobahnen? Wenn ja, ab welchem Zuladegewicht? Ich frage mich, inwieweit das die Logistik-Branche - gerade in diesen Jahren - belastet. Wird also jeder, der einen Umzug plant, für 500 Kilometer locker mal zusätzliche 130 Märker locker machen müssen? Da fragt man sich wirklich, wozu über Jahrzehnte das Benzin (ohnehin unzumutbar) mit rund 60% Steueranteil belastet wurde. Oder waren es"nur" 55%? Klasse.
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SPIEGEL ONLINE - 23. Juni 2003, 18:40
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,254300,00.html
Lkw-Maut
Das programmierte Chaos
Von Christian Buchholz
Deutschlands Spediteure heulen auf. Vor den Maut-Meldestellen werden in elf Wochen gigantische Staus entstehen, weil zu wenig Maut-Funkgeräte verfügbar sind. Das Betreiberkonsortium will nun eine Handy-Lösung anbieten.
Osnabrück / Bonn - Zweieinhalb Monate vor der geplanten aber schwierig einzuhaltenden Einführung der Lastwagen-Maut in Deutschland, fordert der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV/Bonn) wegen mangelnder technischer Ausstattung einen Aufschub."Bei Start der Maut zum 1. September sind nicht einmal 15 Prozent der benötigten eine Million On-Board-Units verfügbar", sagte DSLV-Präsident Manfred Boes im Gespräch mit dpa.
Der Sprecher des Betreiber-Konsortiums Toll Collect, Hans-Christian Maaß, sagte dazu gegebüber manager-magazin.de:"Wir werden zeitlich befristet Callcenter einrichten, bei denen sich die Lkw-Fahrer per Handy registrieren lassen können - das wird sich in ein paar Minuten erledigen lassen."
Daneben gebe es die Variante, sich per Internet registrieren zu lassen. Ein Aufschub der Maut-Einführung sei daher aufgrund des Engpasses bei den On-Board-Units (OBUs) nicht notwendig. Toll Collect werde dafür sorgen, dass bis zum Maut-Start in Deutschland 250.000 Erfassungsgeräte installiert werden könnten.
Stundenlanges Schlangestehen vor Eingabe-Automaten
Im Vorjahr habe sich Toll Collect in Gesprächen mit der Bundesregierung noch auf lediglich 150.000 Geräte verständigt, das Viertelmillion-Angebot sei aber garantiert, so Maaß weiter. In 1500 deutschen und 300 weiteren europäischen Werkstätten sei die Installation möglich.
Bis zum Jahresende werde Toll Collect weitere 250.000 On-Board-Units produzieren, so dass dann"die erforderliche Grundversorgung auch ohne Callcenter-Angebot" gegeben sei. Bei den Nutzungsmargen orientiere sich TollCollect an einem Lkw-Bestand mit zulässigem Gesamtgewicht über 12 Tonnen von 1,2 bis 1,4 Millionen Fahrzeugen in Zentraleuropa.
Auf das Funktionieren der Callcenter, bei denen Lkw-Fahrer auf die Schnelle ihre Fahrten registrieren können, scheint DSLV-Präsident Boes nicht zu bauen:"Wenn an einem Sonntagabend um 22.00 Uhr in Hamburg 10.000 Lkw auf die Autobahn wollen und nur ein Bruchteil von denen die Board-Units hat, müssen die anderen stundenlang an den Eingabe-Automaten Schlange stehen", beklagte der Osnabrücker Spediteur.
12 Euro für hundert Kilometer Fahrt
Auf allen deutschen Autobahnen sollen die Lkw vom Stichtag an Maut zahlen - je Kilometer im Durchschnitt 12,4 Cent. Das von Toll Collect um die Telekom-Sparte T-Systems Telekom (45 Prozent), DaimlerChrysler Services (45 Prozent) und den französischen französischen Autobahnbetreiber Cofiroute (10 Prozent) entwickelte System der Board-Units basiert auf der Kombination aus Mobilfunk und dem satellitengestützten Global Positioning System (GPS).
Das Gerät steuert die satellitengestützte Ortung des Fahrzeugs und damit die automatische Berechnung der Maut."Eine Umstellung von GPS auf den geplanten neuen Standard Gallileo ist mit unseren Geräten problemlos möglich", sagt Toll Collect-Sprecher Maaß.
Damit nahm der Sprecher Stellung zur Kritik seitens der EU-Wettbewerbsaufsicht. Die hatte vor einigen Wochen Bedenken sowohl bezüglich der Zukunftssicherheit (Ortungsnetz) als auch eines Know-How-Monopols bei Toll Collect geäußert. Bei der geplanten Ausdehnung der elektronischen Maut-Erfassung in weitere (vorerst) europäische Länder, könnten Wettbewerber durch hohe Lizenzzahlungen an die deutschen Entwickler abgeschreckt werden.
Das Geschäft mit den Mauttechnik-Lizenzen
Maaß kündigte an, dass das Maut-Konsortium zwar Lizenzen verlangen werde. Den Forderungen der Wettbewerbshüter entspreche Toll Collect mit zwei Maßnahmen: Erstens ist die Gründung einer Gesellschaft für die Vermarktung des Systems ("Telematik Gateways") vorgesehen, an der DaimlerChrysler und T-Systems nicht die Mehrheit halten werden.
Zweitens habe Toll Collect sich bereits verpflichtet, Dritten Module und Schnittstellen zur Verfügung zu stellen, die diese für Bau und Einsatz eigener Maut-Erfassungssysteme benötigen."Die Bedenken der EU, die in Sachen Toll Collect ein übliches Fusionskontrollverfahren eingeleitet hatten, sind damit ausgeräumt", sagt Maaß.
Ausstattung der Lkw erst in einem Jahr abgeschlossen?
Neben den Board-Units werden an den Autobahnen etwa 3500 Automaten für die manuelle Eingabe errichtet. Der Bundesverband rechnet jedoch damit, dass erst in einem Jahr die meisten regelmäßig auf deutschen Straßen verkehrenden Laster mit OBUs ausgestattet sind.
Boes beklagte zudem eine unzureichende internationale Ausrichtung der Eingabe-Automaten."Die Kollegen in Spanien und Italien sind völlig aufgeschmissen", sagte der Verbandspräsident mit Verweis auf eine Reihe von Anfragen aus dem Ausland.
Die Maut-Terminals seien neben Deutsch nur für Englisch, Französisch und Polnisch programmiert."Damit sind die Fahrer aus anderen Staaten eindeutig diskriminiert und überfordert", beklagte der Präsident des Transportverbandes. Aus Betreiberkreisen heißt es zudem, dass auch die Mitarbeiter der geplanten Maut-Callcenter nicht so vielsprachig besetzt werden, wie es die verschiedenen Nationalitäten der Maut-Pflichtigen erfordern.
Rechtsanwälte bereiten sich auf Fall der Fälle vor
Ob das Kernproblem von Toll Collect, die technische Verfügbarkeit des Kontrollsystems in elf Wochen, tatsächlich schon gelöst ist, bezweifeln Kritiker. Mehrere Rechtsanwälte spielen im Auftrag der Bundesregierung einerseits und des Betreiberkonsortiums andererseits gerade verschiedene Szenarien durch, die ein verspäteter Start des Maut-Systems zur Folge haben könnte.
Dazu gehört auch die Frage, wie viel Geld Toll Collect an den Staat zahlen muss, falls das Maut-System durch ihr Verschulden später startet. Bekannt wurde aus Verhandlungskreisen bisher, dass die bisher genannte Schadenersatz-Summe für diesen Fall - 300 Millionen Euro pro Monat - zu hoch gegriffen war. Unklar ist aber weiterhin, wie viel Steuergeld der Staat an Toll Collect zahlen muss, wenn der Start auf politischer Ebene verzögert wird.
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winkäää
stocksorcerer

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