- Statt uns Alte zu pflegen probt die Jugend den Aufstand! - R.Deutsch, 24.06.2003, 15:17
- OT: Dietmar Wischmeyers zweite Reise durch das Land der Bekloppten - HB, 24.06.2003, 17:02
Statt uns Alte zu pflegen probt die Jugend den Aufstand!
-->Dietmar Wischmeyers Logbuch: Rentner
Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise
durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.
Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, und jetzt wollen sie ihre alten
Tage geniessen. Aha! Nichts dagegen zu sagen, aber haben sie denn auch
genug Pinkepinke, ihr Dasein ungebremst weit ueber die 65er
Demarkationslinie zu verlaengern? Da sieht's dann boese aus. Ein
Grossteil der Muemmelpriester, die sogenannten Pensionaere z. B., haben
naemlich keine muede Mark ins Rentensaecken eingezahlt und schmarotzen
nun am Erwerbstaetigen herum. Zudem verabschiedet sich die Beamtenkaste
schon gerne mal Mitte 50 aus dem auch dort komischerweise so genannten
Berufsleben und hampelt mopsfidel in der Freizeitgesellschaft herum. In
Pharmagewittern gestaehlt, zieht es die Rostkoeddel zum
Whitewaterrafting, zum Paragliding und Freeclimbing. Nichts, aber auch
gar nichts mehr ist der Jugend allein vorbehalten. Wahrscheinlich
knutschen die Modersaecke auch schon im Mondschein auf den Parkbaenken
herum. Selbst die akademische Fron der Universitaet wird verwaessert
durch die Gerontenplage. Schon seit Jahren vereiteln die Muemmelfritzen
durch das Seniorenstudium einen Schulterschluss der Generation. Kein
Sozialpaedagogik-Seminar, keine StatistikVorlesung, in der man sich
noch in Ruhe ueber das Ficken unterhalten koennte, ohne dass eine
Lebensendfigur interessiert die welken Loeffel sperrte. Doch es gibt ja
nicht nur den satt alimentierten Pensionaer, sondern auch noch den
weniger praechtig versorgten Kleinrentner. Doch wer glaubt, die Groesse
der Boerse verhalte sich umgekehrt proportional zur Vertraeglichkeit
des Charakters, der irrt. Gerade Freund Schmalhans ist ein Miesepriem
sondergleichen. Seine Lieblingsbeschaeftigung ist es, die
Einkaufsgaenge just dann zu unternehmen, wenn auch dem gemeinen
Werktaetigen die einzige Viertelstunde vor Ladenschluss zum
Nahrungserwerb bleibt. Braesig wackelt er dann mit seiner Gehhilfe
durch den Pupsimarkt und fingert Muemmelfutter aus dem Regal, nervt die
Models hinter den Wursttheken durch insistierende Fragereien nach
oberschlesischem Pansakucha und zahlt an der Kasse selbst dreistellige
DM-Betraege mit gruenspanigen Reichspfennigen. Kann Freund Mumie seinen
Kram nicht shoppen, wenn der Beitragszahler fuer ihn die Rente
zusammenmalocht? Muss es immer gegen Feierabend sein? Aber nein,
tagsueber hat er ja keine Zeit, da wackelt er mit dem Auto durch die
Gegend und braucht die eine Zehntelsekunde zu lange an jeder Ampel, die
den nachfolgenden Verkehr zum Wahnsinn treibt. Die Geronte als solche
nervt. Taeglich findet sich der Teilnehmer der einzig werteschaffenden,
mittleren Generation im Zweifrontenkrieg zwischen den gierigen Goeren
und den durchgeknallten Tatterfredis. Beiden stuende etwas mehr
Bescheidenheit ganz gut an, sonst koennen sie ihr Chappi bald selbst
zusammenbetteln. - im Grunde war's der Suendenfall der Erkenntnis, der
uns zum Buettel der Wackelknochen werden liess. Irgendwann entdeckte
der Mensch, dass nicht nur seine Eltern alt und klapprig wurden,
sondern ihm das gleiche Schicksal ins Haus stuende. Und fortan wurde
der Opa nicht mehr zu den Woelfen in den Wald gejagt. Schade
eigentlich.

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