- Weiter beschämende Abzockerei: Masslose Selbstbedienung in Vorstandsetagen - kizkalesi, 25.06.2003, 08:22
Weiter beschämende Abzockerei: Masslose Selbstbedienung in Vorstandsetagen
--><font size="5">Selbstbedienung in Vorstandsetagen</font>
Union-Investment-Studie zu Optionsprogrammen: Viele Manager müssen wenig leisten, um zu kassieren
Wie natürlich: Der grösste Schaumschläger ist auch der grösste Selbstbediener:
[b]Daimler-Chef Jürgen Schrempp steht am Ende des Ratings von Union Investment, das Optionsprogramm ist am schlechtesten[/b]
von Anja Rosengart und Daniel Wetzel
Berlin/Frankfurt a.M. - Trotz der öffentlichen Kritik an Manager-Bezügen hat sich wenig an der Selbstbedienungsmentalität in vielen deutschen Vorstandsetagen geändert. Im Gegenteil: Einige Konzerne gewähren ihren Managern Aktienoptionen sogar zu noch günstigeren Bedingungen als im Vorjahr. Das belegt eine Studie der Fondsgesellschaft Union Investment, die der WELT exklusiv vorliegt.
Demnach haben mit Eon, RWE, Infineon, Henkel und Schering fünf der 26 Dax-Konzerne mit Aktienoptionsprogrammen ihr Bonus-System zu Lasten der Anteilseigner noch weiter verschlechtert."Der Grundgedanke, die Interessen der Aktionäre mit denen der Führungskräfte der Unternehmen stärker in Einklang zu bringen, wird weiterhin nur selten eingelöst", sagt Union-Investment-Sprecher Rolf Drees.
Bereits 2002 hatte die Fondsgesellschaft die Optionsprogramme der Unternehmen unter die Lupe genommen. Wie damals fällt auch in diesem Jahr das Urteil vernichtend aus."Erneut ist es den meisten Unternehmen aus Aktionärssicht nicht gelungen, eine umfassend befriedigende Lösung zu etablieren", kritisierte Jens Wilhelm, Geschäftsführer von Union Investment:"Viele Bonusprogramme tragen schlicht Züge der Selbstbereicherung."
Dabei kritisiert die Fondsgesellschaft weniger die Höhe der Bezüge, als die niedrigen Ausübungshürden und die geringe Transparenz der Programme. Besonders kritikwürdig sei, wenn Aktienoptionsprogramme nachträglich zu Gunsten der Manager geändert werden. So verlängerte Henkel die Laufzeit der Optionen von drei auf fünf Jahre, ohne das Renditeziel für die zu Grunde liegende Aktien zu erhöhen. Dadurch können die Manager die Aktien bereits bei einer absoluten Kurssteigerung von jährlich nur 1,9 Prozent zu Geld machen. Zuvor waren es noch 3,2. Beim Münchner Chiphersteller Infineon reicht es sogar, wenn der Aktienkurs nur um,7 Prozent pro Jahr steigt. Besonders kritikwürdig: Infineon scheut jeden Vergleich mit der Kursentwicklung anderer Branchenaktien. Drees:"Eine dermaßen niedrige Ausübungshürde ohne relatives Renditeziel widerspricht dem Grundsatz, dass es sich bei Optionsprogrammen um eine erfolgsabhängige Vergütung handeln soll."
Die Bundesregierung hat bereits mit gesetzlichen Auflagen gedroht. Erst kürzlich empfahl die Regierungskommission Corporate-Governance Obergrenzen, so genannte Caps, für Optionsprogramme. Dies wird auch auf der Corporate-Governance-Tagung debattiert, die heute in Berlin beginnt.
Lediglich zwei Konzerne - die Deutsche Bank und die Deutsche Post - haben ihre Programme geringfügig zu Gunsten der Aktionäre verbessert. Besonderes Lob zollt Drees der Deutschen Telekom, die ihr viel kritisiertes Aktienoptionsprogramm ganz gestrichen hat.
Vor einem Jahr gaben die Experten noch 14 von 23 Dax-Konzernen eine Durchschnittsnote schlechter als"3", was bereits ein mangelhaftes Ergebnis darstellt. Heute sind es schon 17 von inzwischen 26 Konzernen. Die Hälfte der geprüften Dax-Konzerne hat in mindestens einer der vier großen Teildisziplinen des Tests die Note 5 bekommen. Die Konsequenzen sind für Union-Investment-Geschäftsführer Wilhelm klar:"Besser kein Aktienoptionsprogramm als ein schlechtes."
<font size="4">Beschämende Abzockerei</font>
Der Kommentar
von Jörg Eigendorf
Es ist beschämend, wie resistent viele Unternehmen gegen berechtigte Kritik sind. Bereits im vorigen Jahr hat die Fondsgesellschaft Union Investment die Optionsprogramme, mit denen die Aktiengesellschaften ihre Top-Manager erfolgsabhängig vergüten, heftig kritisiert. In diesem Jahr fällt das Urteil noch schlechter aus. In einigen Fällen wie Henkel und Infineon schrecken Vorstand und Aufsichtsrat nicht einmal davor zurück, die Hürden für das Management noch tiefer zu legen.
Dabei geht es im ersten Schritt gar nicht so sehr um die Höhe der Vergütung, sondern um die Art und Weise, wie sich die Verantwortlichen bereichern. Wenn nicht einmal Aufsichtsratsmitglieder die Mechanismen verstehen, wie sollen dann die Aktionäre darüber entscheiden? Viele Programme sind Lotteriespiele, die den Managern ohne persönlichen Einsatz einen hohen Gewinn bescheren - wenn nur die Aktien mit dem Rest des Marktes steigen.
Die Vorstände sollten sich auf den Grundgedanken der erfolgsabhängigen Vergütung besinnen. Es geht darum, die Interessen von Aktionären und Managern in Einklang zu bringen. Wer außergewöhnlich gut verdienen will, muss auch im Vergleich mit den Konkurrenten Außergewöhnliches leisten - und das langfristig. Vorstände, die dieses Prinzip ignorieren, bereichern sich auf Kosten der Aktionäre. Wen wundert es da noch, wenn diese sich frustriert verabschieden.
Mit dem unten aufgeführten link kommt man zur Bewertung dieser Studie, wer will.
Die Studie im Detail
Selbstbedienung in Vorstandsetagen
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Die maßlosen Manager
Was sind Optionen?
Beschämende Abzockerei
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