- Horx -''kleinbügerlich-toskanischer moralismus/scheinheilige empörungsgeilheit'' - doppelknoten, 26.06.2003, 10:02
- Re: '... T-Shirt-Trägern der populistischen Empörung... ' - Köstlich! (owT) - JLL, 26.06.2003, 11:23
- Ist ja nett formuliert vom Herrn Horx... - Pega53, 26.06.2003, 18:27
- @Pega: Ueberall in Deutschland gibt es Selbstfindungskurse sogar in Volks- - Josef, 26.06.2003, 21:36
Horx -''kleinbügerlich-toskanischer moralismus/scheinheilige empörungsgeilheit''
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einfach herrlich, dieser neue horx
ich habe schon öfter beiträge dieses
matthias horx,
inhaber des"think tanks"das zukunftinstitut" (frankfurt / www.zukunftinstitut.de),
reingestellt.
ich finde immer, wenn es auch vielen unbequem erscheint,
der mann passte und passt auf!
seine einschätzungen wenigstens zu lesen, müsste für die entscheidungsträger in dieser bananenrepublik (dieses wort wagt ausgerechnet dieser gewerkschaftsvolltrottel peters angesichts seines hirnrissigen streiks im osten auch noch vollmundig in einem boulevardblatt in den mund zu nehmen) ein muss sein.
für alle.er haut ihnen regelmaessig ihr fratziges ebenbild um die ohren.
kneric
Un-Konvent-ionelles Denken
Die Stunde der Zukunft schlägt erst,
wenn sich die Verantwortungsdelegierung verflüchtigt
von Matthias Horx
Brauchen wir wirklich Bürger-Konvente? Benötigen wir Ganzseitenanzeigen mit Aufrufen, Appellen, Anklagen? Ist es an der Zeit für einen zivilen Ungehorsam, der sich primär in Spenden und Petitionen ausdrückt, in der Produktion von noch mehr Papier, Sendezeit in Talkshows, Empörungen in Wort und Bild?
Damit sich der Diskurs um die Modernisierungsfrage aus seinen Sackgassen herausarbeiten kann, brauchen wir vor allem ein anderes Denken. Ich möchte dieses Denken provisorisch"nicht delegierendes Denken" nennen. Es allein kann einen Weg in die Zukunft eröffnen.
Man kann altes und neues Denken auf sehr einfache Art und Weise voneinander unterscheiden. Das alte Denken, das Denken der Klage und des ideologischen Konflikts, weist die Verantwortlichkeit"den anderen" zu. Es nutzt die derzeitige Krisenlage als Abrechnungszeitraum, in dem die alten Rechnungen endlich beglichen werden können.
Dabei haben sich vier Grundmelodien herausgearbeitet, die sich - quadratisch, praktisch, gut - als Schuldzuweisung anbieten.
Erstens: Die 68er sind schuld! Sie haben die geistige, moralische Macht in unserem Land putschistisch übernommen, die Bevölkerung in einen ewigen Sozialstaatstraum eingelullt, Leistung und Moral als Leitwerte denunziert und damit jenes Leistungsbilanzdefizit erzeugt, das uns heute in Form von Staatsschulden um die Ohren fegt!
Zweitens: Die Politiker und ihre Komparsen sind schuld! Der Parteienstaat hat die Macht an sich gerissen, die Verbände blockieren, die Lobbys üben grausame Macht aus. Das ist gewissermaßen die Standardfigur, die in diversen Mischungen mit den anderen drei Vorwurfsfiguren auftaucht.
Drittens: Der Neoliberalismus ist schuld. Niemand kann das so schwitzend und herrlich auf den Punkt bringen wie Oskar Lafontaine, die Inkarnation der beleidigten Leberwurst ("Ich habe ja damals, bei der deutschen Einheit, schon gesagt..."). Hier wird das Problem ins transzendente Reich der"internationalen Finanzmärkte" und in die ätherische Welt der"Gerächtichkeit" weitergereicht - dorthin, wo alles unerreichbar und damit unänderbar bleibt (in den goldenen 68er-Zeiten hatte man dafür noch den schönen Begriff des"Systems").
Viertens: Der Bürger ist schuld. Das wird natürlich nicht so offen ausgesprochen. Aber in den Verbänden erklingt dieses Lied doch recht unverhohlen von den Podien. Die Rede ist vom"Anspruchsdenken", von"Illusionen". Unterton: Die Menschen sind tendenziell faul, irreal, anmaßend. Weil sie nicht akzeptieren wollen, was wir ihnen zumuten mögen... Natürlich fehlen in diesem Panoptikum der Zuweisungen noch einige Varianten der Verschwörungstheorien (Ausländer, Banken, Zinsknechtschaft, Bilderberger-Klub etc.). Das gemeinsame Element wird jedoch klar: Wir haben mit dem ganzen Schlamassel nichts zu tun!
Die Stunde der Zukunft wird erst dann schlagen, wenn sich diese Rhetorik der Verantwortungsdelegierung verflüchtigt. Denn das war es ja gerade: Die alte Wirtschaftswunderidylle war ein Konsens.
In ihr spielte jeder seine komplementäre Rolle. Die CDU (und ihr Milieu) mit ihrem Kohlschen Hang des Schönredens und der kumpelhaften Variante der Umverteilung. Das grün-alternative Milieu mit seinen regressiven Romantizismen und lehrerhaften Menschenbildern. Die sozialdemokratischen Hausmächte mit ihrem Hang zu kleinbürgerlich-toskanischem Moralismus.
Die Medien mit ihrer scheinheiligen Empörungsgeilheit. Auch die Liberalen mit ihrem scheppernden Freiheitspathos, das spätestens......
[b]ich halt den text mal in grenzen. ein anklicken des originalbeitrages unten lohnt sich aber bestimmt.
<ul> ~ hier der gesamte text als link</ul>

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