- Marc Faber interpretiert Marx - kingsolomon, 26.06.2003, 20:45
- Re: Marc Faber interpretiert Marx - ziemlich falsch! - Wal Buchenberg, 27.06.2003, 08:12
Re: Marc Faber interpretiert Marx - ziemlich falsch!
-->Karl Marx might prove to have been right in his contention
that crises become more and more destructive as the
capitalistic system matures (and as the"financial economy"
grows like a cancer). If Marx's conjectures hold, the
ultimate breakdown will occur in a final crisis that will
be so disastrous as to set fire to the framework of our
capitalistic society.
Hallo,
der erste Satzteil ist noch richtig: Ja, Marx ging davon aus, dass die kapitalistischen Krisen immer zerstörerischer werden und das hat sich - unter Einbeziehung der kapitalistischen Weltkriege - auch bewahrheitet.
Alles andere, was Marc Faber behauptet ist Unsinn.
1. Marx ging nicht wie Faber davon aus, dass kapitalistische Krisen [b]eine einzige Ursache haben:[/b]
„Die Weltmarktkrisen müssen als die reale Zusammenfassung und gewaltsame Ausgleichung aller Widersprüche der bürgerlichen Ã-konomie gefasst werden. Die einzelnen Momente, die sich also in diesen Krisen zusammenfassen, müssen also in jeder Sphäre der bürgerlichen Ã-konomie hervortreten und entwickelt werden, und je weiter wir in ihr vordringen, müssen einerseits neue Bestimmungen dieses Widerstreits entwickelt, andererseits die abstrakteren Formen desselben als wiederkehrend und enthalten in den konkreten nachgewiesen werden.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 511.
„Alle Widersprüche der bürgerlichen Produktion kommen in den allgemeinen Weltmarktkrisen kollektiv zum Ausbruch, in den besondern Krisen (dem Inhalt und der Ausdehnung nach besonderen) nur zerstreut, isoliert, einseitig.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 535. „Die Krise als Erscheinung aller Widersprüche der bürgerlichen Ã-konomie.“ (Kapitelüberschrift) K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 508.
„In den Weltmarktkrisen bringen es die Widersprüche und Gegensätze der bürgerlichen Produktion zum Eklat.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 500f.
2. Karl Marx ging nicht wie Faber davon aus, dass in den Kapitalismus quasi ein „mechanischer“ Fehler eingebaut sei, der zu einem finalen Crash führt:
„Die eingetretene Stockung der Produktion hätte eine spätere Erweiterung der Produktion - innerhalb der kapitalistischen Grenzen - vorbereitet.
Und so würde der Zirkel von neuem durchlaufen. Ein Teil des Kapitals, das durch die Funktionsstockung entwertet war, würde seinen alten Wert wiedergewinnen. Im übrigen würde mit erweiterten Produktionsbedingungen, mit einem erweiterten Markt und mit erhöhter Produktivkraft derselbe fehlerhafte Kreislauf wieder durchgemacht werden.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 265.
„Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame Lösungen der vorhandenen Widersprüche, gewaltsame Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für den Augenblick wiederherstellen.
Der Widerspruch ganz allgemein ausgedrückt, besteht darin, dass die kapitalistische Produktionsweise eine Tendenz einschließt nach absoluter Entwicklung der Produktivkräfte, abgesehen vom Wert und dem in ihm eingeschlossenen Mehrwert, auch abgesehen von den gesellschaftlichen Verhältnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; während sie andererseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im höchsten Maß (d.h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat.
Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandenen Kapitalwert als Mittel zur größtmöglichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schließen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandenen Kapitals und Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkräfte....
Die kapitalistische Produktion strebt beständig, diese ihr immanenten Schranken zu überwinden, aber sie überwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigerem Maßstab entgegenstellen.
Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind...
Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals.
Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 260.
„Wodurch überwindet die Bourgeoisie Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; andererseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung der alten Märkte. Wodurch also? Dadurch, dass sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.“ K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 468.
<font color=red>Krisen und ihre zerstörerischen Folgen einschließlich verheerender Kriege sind notwendiger und ständiger Bestandteil des Kapitalismus - als Branchenkrise, regionale Krise, landesweite Krise oder Weltwirtschaftskrise. In jeder Krise regeneriert sich der Kapitalismus.
Wer behauptet, die Krise sei nur das finale Schlussstück, der verharmlost und beschönigt den Kapitalismus. Der Kapitalismus kann nur als bewusste Tat der großen Mehrheit beseitigt werden.
Gruß Wal Buchenberg
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Marx über Krisen im Kapitalismus
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