- Die Zeichen der Zeit.... IG-Metall bricht Streik nach vier Wochen ab - Sascha, 28.06.2003, 13:58
- kollektive Arbeitszeitmodelle - Dieter, 28.06.2003, 14:23
- Re: Die Zeichen der Zeit.... Tschüss Sozialpartnerschaft! - Wal Buchenberg, 28.06.2003, 14:41
- Re: Ohne Kapitalisten nicht einen Cent für die Arbeit, Wal! Was willst Du denn? - dottore, 29.06.2003, 18:50
- Re: Na bitte, es gibt sie noch, die guten Nachrichten!:-) (owT) - JLL, 28.06.2003, 19:54
- Re: Erlaube mir, darauf hinzuweisen, dass ich in BILD (Ost) - dottore, 29.06.2003, 18:40
Die Zeichen der Zeit.... IG-Metall bricht Streik nach vier Wochen ab
-->ENDE DES ARBEITSKAMPFES
<font size=5>IG Metall kassiert historische Niederlage</font>
<font color="#FF0000">Das gab in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht: Die IG Metall, immer noch die größte Industriegewerkschaft der Welt, bricht ihren Streik im Osten nach vier Wochen ab - ohne Ergebnis</font>. Bei VW könnte schon bald wieder normal produziert werden.
Berlin - <font color="#FF0000">"Die bittere Wahrheit ist: Der Streik ist gescheitert", sagte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel am Samstag in Berlin</font>. Es gebe jetzt keine Steigerungsmöglichkeit mehr, daher müsse man nach vier Wochen kapitulieren. Eine entsprechende Empfehlung will Zwickel der Gewerkschaftsspitze am Montag unterbreiten.
Man wolle nun versuchen, Arbeitszeitverkürzung auf Betriebsebene zu vereinbaren. Damit sei auch der Flächentarif für die Branche in Ostdeutschland zunächst passé. IG-Metall-Verhandlungsführer Hasso Düvel übernahm die Verantwortung für die Niederlage. <font color="#FF0000">Ein derartiger Streikabbruch ohne Ergebnis ist nach Angaben der IG Metall ein bisher einmaliger Vorgang</font>.
"Dafür hätten wir nie die Zustimmung bekommen"
Zuvor war ein 16-stündiger Verhandlungsmarathon gescheitert, Gewerkschaft und Arbeitgeber hatten am frühen Morgen dem Abbruch der Verhandlungen erklärt."Wir haben heute Nacht zur Kenntnis nehmen müssen, <font color="#FF0000">dass wir in den Tarifverhandlungen kein Ergebnis erzielen können und auch nicht mehr werden</font>", sagte Düvel.
In Sachsen, Brandenburg und Berlin war für die stufenweise Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden - wie im Westen - gestreikt worden. Nach Produktionsausfällen war der Ausstand auch in der IG Metall auf Kritik gestoßen. <font color="#FF0000">Die öffentliche Meinung habe sich während des Konflikts gegen die Gewerkschaften gedreht</font>, räumte Zwickel ein.
<font color="#FF0000">Nach eigener Darstellung wäre die Gewerkschaft zu weit reichenden Zugeständnissen bereit gewesen</font>. Zwickel sagte, man hätte zwei Modelle akzeptiert: Nach einer Absenkung der Arbeitszeit für alle Betriebe um eine Stunde auf 37 Stunden pro Woche zum 1. Januar 2004 hätten die Unternehmen je nach Lage individuell und stufenweise bis 2009 die 35 Stunden erreichen können, notfalls sogar erst bis 2011. Alternativ hätte die IG Metall auch eine Stufen-Angleichung nach der Produktivitätsentwicklung mitgemacht, die zwangsläufig länger gedauert hätte.
Die Arbeitgeber hatten zuletzt ein Modell für einen Arbeitszeitkorridor vorgeschlagen, das ab 1. April 2005 gelten sollte, wie Gesamtmetall-Chef Martin Kannegießer sagte. Danach sollten die Betriebe je nach der Ertragslage die Arbeitszeiten zwischen 35 und 40 Stunden in der Woche selbst festlegen. Bemessungsgrundlage für die Löhne sollte die 37-Stunden-Woche sein. Der Tarifvertrag sollte eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2008 haben.
"Wann das rückholbar ist, ist nicht klar"
"Dafür hätten wir nie die Zustimmung unserer Tarifkommission bekommen", urteilte Zwickel. Das Arbeitgebermodell hätte auch ein unkonditionierte <font color="#FF0000">Arbeitszeitausweitung </font>erlaubt. Nach Zwickels Darstellung hatte er am Donnerstag mit Kannegießer einen Lösungsansatz als Grundlage der Tarifverhandlungen erarbeitet. Die regionalen Arbeitgeber hätten diesen Vorschlag mit immer schärferen Nachforderungen unterlaufen.
Kannegießer sagte, beide Seiten hätten es nicht geschafft, die Vielfalt der Branche abzubilden. Am Flächentarifvertrag wolle der Verband grundsätzlich festhalten. <font color="#FF0000">Die Gewerkschaft hält ihn hingegen für die Branche in Ostdeutschland für faktisch ausgehebelt</font>."Vom Flächentarifvertrag verabschieden wir uns zunächst einmal auf Zeit", sagte Zwickels Stellvertreter Jürgen Peters."Wann das rückholbar ist, ist nicht klar." <font color="#FF0000">Zwickel räumte ein, dass dies auch Auswirkungen auf den Flächentarif in anderen Branchen haben könnte</font>. Wie es damit weiter gehe, hänge auch davon ab, ob sich die Wirtschaft erhole.
Der Volkswagen-Konzern hat das absehbare Ende des Streiks begrüßt."Wenn Montagmorgen in Sachsen wieder gearbeitet wird, wollen wir versuchen, am Dienstag auch in Wolfsburg die Produktion wieder anlaufen zu lassen", sagte VW-Sprecher Peter Schlelein am Samstag. Das weitere Vorgehen hänge davon ab, wann die Fabriken in Sachsen wieder arbeiten. Wegen des Streiks in den VW-Werken in Chemnitz und Zwickau wurden rund 20.000 Autos nicht gebaut.
Nach der Streikniederlage müssen nach den Worten Zwickels auch innerhalb der Gewerkschaft entsprechende Schlussfolgerungen gezogen werden. <font color="#FF0000">Dies betreffe die Einschätzung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen</font>."Wir werden nicht zur Tagesordnung übergehen."
Die IG Metall will nun ausloten, in welchem Unternehmen eine Chance für Haustarifverträge besteht. Erst nach dieser Neubewertung könne über Einzelmaßnahmen in Betrieben gesprochen werden. Jürgen Peters erklärte, ob weitere Einzellösungen gelingen, hänge von der jeweiligen Betriebssituation ab."Das Thema kollektive Arbeitszeitverkürzung wird aber irgendwann wieder auf die Tagesordnung kommen."
[b] Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,255078,00.html, Spiegel-Online, 28.06.2003

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