- Schweizer Bankenpräsid.kennt seine Nachbarn in puncto Schwarzgeld,Steuerflucht - kizkalesi, 29.06.2003, 09:50
- Typ an Schafzüchter Eichel - kingsolomon, 29.06.2003, 10:03
Schweizer Bankenpräsid.kennt seine Nachbarn in puncto Schwarzgeld,Steuerflucht
--><font size="5">"Deutsche misstrauen Steuersenkungen"</font></font>
Der Schweizer Bankenpräsident Georg Krayer über Schwarzgeld, Steuerflucht und Probleme mit Politikern aus Deutschland und anderen EU-Ländern [/b]
WELT am SONNTAG: Herr Krayer, der Finanzplatz Schweiz gerät immer stärker unter Druck. Der britische Schatzkanzler Gordon Brown wirft Ihnen halbherzige Terrorbekämpfung vor. Der deutsche Finanzminister plant sogar ein Werbeverbot für die schweizerische Finanzbranche. Wie lange halten Sie und Ihre Kollegen die Attacken der europäischen Finanzpolitik noch durch?
Georg Krayer:
Mittlerweile haben wir da Hornhaut angesetzt. Bei den Diskussionen, die immer wieder für Aufsehen sorgen, handelt es sich nur um Nebenkriegsschauplätze. Die Politiker in Deutschland und anderen Ländern der EU haben so große Probleme im eigenen Land, dass sie die Aufmerksamkeit lieber auf die Schweiz lenken, statt die Probleme an der Wurzel zu packen. Da kommt die Diskussion um den Fortbestand unseres Bankgeheimnisses gerade recht.
WamS: Trotzdem legen Sie im September Ihr Amt als Bankenpräsident nieder. Waren Sie Ihren Kollegen zu unbequem?
Krayer: Damit hat das nichts zu tun. Ich hatte nie vor, die Aufgabe länger als zehn Jahre zu übernehmen. Mittlerweile bin ich sogar elf Jahre dabei. Da ist es Zeit für einen Wechsel.
WamS: Das Bankgeheimnis der Schweiz sorgt dafür, dass auch dem deutschen Finanzminister jede Menge Steuern durch die Lappen gehen. Kein Wunder, dass er sich darüber empört.
Krayer: Das mag so sein. Aber nur weil Deutschland die Kriterien des Euro-Stabilitätspaktes nicht erfüllt, darf man Bürger nicht daran hindern, ihr sauer erspartes Geld in der Schweiz anzulegen.
WamS: Rechnen Sie denn damit, dass Herr Eichel einen Teil des in der Schweiz investierten Geldes zurückbekommt?
Krayer: Natürlich nicht. Aber genau das ist ja das Problem. Die Anleger bringen ihr Geld doch in die Schweiz, weil sie sich hier besser beraten und sicherer fühlen.
WamS: Sie könnten trotzdem einlenken und das Bankgeheimnis zur Disposition stellen.
Krayer: Genau das werden wir nicht tun. Der Erfolg der schweizerischen Banken trägt schließlich rund zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum Ausländer ihr Geld nicht in ihrem Heimatland anlegen und stattdessen lieber in die Schweiz bringen. Der Franken erweist sich seit jeher als äußerst stabile Währung. Und die Banken haben viel Erfahrung mit Geldanlage und Diskretion. Viel wichtiger ist aber die politische Stabilität. Es ist erstaunlich, in welch kurzer Zeit das Vertrauen in das deutsche Regierungssystem und die Reformen der Regierung infrage gestellt werden. Unsere Gespräche mit deutschen Kunden zeigen, dass sie den angekündigten Steuersenkungen misstrauen. Die Verunsicherung der Sparer ist riesengroß. Mich wundert es nicht, dass sich deutsche Steuerzahler dem deutschen System nicht beugen wollen.
WamS: Das klingt ja fast so, als wenn Sie sich über die Berliner Pannen freuen
Krayer: Da täuschen Sie sich. Aber was können wir dafür, dass sich die Menschen in Deutschland entsolidarisieren und ihr eigenes Steuersystem als nicht genügend tragfähig erachten?
WamS: Sie könnten Herrn Eichel von den Vorteilen des schweizerischen Systems überzeugen.
Krayer: Ich habe das versucht. Leider ohne Erfolg. Dabei wäre es ein Vorteil, wenn Deutschland endlich ein stark vereinfachtes Steuersystem hätte. Wenn ein Land ein nachhaltiges Problem mit Steuerhinterziehung hat, bietet auch eine kurzfristige Steueramnestie keine dauerhafte Lösung, weil dadurch das System nicht reformiert wird.
WamS: Wie viel Geld haben deutsche Kunden seit der Bundestagswahl im vergangenen Herbst in die Schweiz gebracht?
Krayer: Die Zahlen werden nicht erhoben. Vielleicht wird eine solche Aufstellung auch bewusst vermieden, weil man das gar nicht wissen will.
WamS: Es kann Ihnen doch nicht recht sein, dass Kunden, die ihre Ersparnisse in die Schweiz bringen, dem deutschen Zoll reihenweise ins Netz gehen.
Krayer: Noch so eine Mär. Ich reise häufig nach Deutschland. Mir ist nicht aufgefallen, dass der deutsche Zoll verschärft kontrolliert. Die Grenzkontrollen sind längst nicht so schlimm, wie man unseren Kunden immer wieder Glauben machen will. Außerdem ist Schwarzgeldtransfer auch gar kein Thema für uns. Die meisten deklarieren ihr Vermögen ohnehin offiziell.
WamS: Das müssen Sie sagen
Krayer: Stimmt, ist aber so. Es gibt doch sowieso schon eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei der Steuer. Auf den Metzgermeister in Süddeutschland, der was abzweigt, geht man gleich mit der geballten Staatsmacht los. Die wirklich Reichen haben dieses Problem nicht. Sie halten sich gerade so lange in einem Land auf, wie es notwendig ist, um nicht zu viel Steuer zu bezahlen. Die unterfliegen das Steuersystem ganz legal. Die ganze Monaco-Welt baut auf dieses System.
WamS: Ziemlich ungerecht, oder?
Krayer: Es geht doch gar nicht anders. Ganz unten kann der Staat keine Steuern holen, weil nichts zu holen ist. Und ganz oben werden sich die Bürger der Steuer immer wieder entziehen. Die Kunst der Finanzpolitik liegt darin, den Mittelstand so zu scheren, dass er bei der Übung gerade noch mitmacht. Wenn sich der Mittelstand verweigert, dann bricht ein Staatswesen zusammen. Am Bankgeheimnis der Nachbarländer scheitert ein Staat aber nicht.
WamS: Und wie lange halten die Schweizer noch an ihrem Bankgeheimnis fest?
Krayer: Lange. Ich werde den Wegfall des Bankgeheimnisses nicht mehr erleben. Und ich bin zwar 60, aber topfit.
Das Gespräch führte Ulrich Reitz

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