- Kulturrevolution: Microsoft kippt seine Aktienoptionen - marocki4, 09.07.2003, 11:47
- Es dürfte Microsoft nicht schwerfallen, mit Call- oder Put-VERKÄUFEN - Heller, 09.07.2003, 12:09
Kulturrevolution: Microsoft kippt seine Aktienoptionen
-->aus Spiegelonline:
Microsoft kippt seine Aktienoptionen
Lange gehörten Aktienoptionen zu Amerikas Technologie-Firmen wie das Spitzengehalt zum CEO, Tausende Mitarbeiter wurden ihretwegen zu Millionären. Nun hat Microsoft beschlossen, ab Herbst keine Optionen mehr auszugeben - womöglich der Anfang eines Epochenwandels.
Redmond - Der Entschluss, der am Dienstag nach Börsenschluss bekannt wurde, grenzt Microsoft von Intel und anderen großen Tech-Firmen ab, die trotz wachsender Kritik an den bilanziell problematischen Optionen an ihnen festhalten wollen. Im nachbörslichen Handel war Microsoft die meist gehandelte Aktie in den USA, ihr Kurs gab aber nur minimal um rund zehn Cents nach.
Zuvor hatte der Konzern mit der Ankündigung Aufsehen erregt, er wolle seine Mitarbeiter künftig mit Aktien statt wie bisher mit Optionen entlohnen. Von September an solle das traditionsreiche Optionsprogramm, das viele Mitarbeiter zu"Redmond millionaires" gemacht hatte, eingestellt werden.
Ab dann sollen die 50.000 Mitarbeiter als Entlohnung für besondere Leistung Aktien zum jeweils aktuellen Preis erhalten - für eine Halteperiode von mindestens fünf Jahren. Aktienoptionen gewähren Mitarbeitern hingegen die Möglichkeit, Titel zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem zuvor festgelegten Preis zu erwerben - und bieten daher die Möglichkeit hoher Gewinne, wenn sich die Kurse entsprechend verändern.
Auf Microsoft-Chef Steve Ballmer und Firmen-Gründer Bill Gates erstrecke sich das neue Aktien-Bonus-System nicht, so die Mitteilung. Ihnen seien auch niemals Aktienoptionen gewährt worden.
Vom Geschäftsjahr 2003/04 (Ende Juni) an will Microsoft zudem jegliche Zahlungen, die auf Aktien basieren, als Kosten verbuchen. Dies gelte auch für zuvor gewährte Aktienoptionen. Damit reagiert der Konzern auf den Ruf nach einer Reform der Optionsbilanzierung. Er war nach den Skandalen bei Enron, WorldCom und anderen Konzernen laut geworden. Kritiker monieren, die Nichtbilanzierung von Optionen als Kosten könne die wahre Finanzsituation eines Konzerns verschleiern.
Microsoft zieht aber auch die Konsequenz aus dem allgemeinen starken Kursverfall an den Börsen in den letzten Jahren. Von ihm waren auch Microsoft-Aktien nicht verschont geblieben. Viele Mitarbeiter hatten daher geklagt, dass ihre Optionen praktisch wertlos seien. Microsoft gehe es darum, hoch qualifizierte Mitarbeiter zu halten und anzuziehen, pries CEO Steve Ballmer die Entscheidung."Wir wollen eine echte Beteiligung und großartige langfristige finanzielle Anreize bieten."
Der Konzern teilte weiter mit, ein bedeutender Teil der auf Aktien gründenden Zahlungen an mehr als 600 führende Microsoft-Manager solle künftig von der Zahl und der Zufriedenheit der Kunden abhängen. Microsoft arbeitet angesichts des Wertverlusts von Aktienoptionen derzeit auch an einem Plan, damit Beschäftigte ihre Optionen an Dritte verkaufen können. Wenn dieser Plan genehmigt werde, solle er bis zum Jahresende umgesetzt werden.

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