- Adenauers Rentenbetrug - Tassie Devil, 12.07.2003, 06:28
- Re: Adenauers Rentenbetrug - Frage an Tassie - nereus, 12.07.2003, 09:19
- Re: Adenauers Rentenbetrug - Frage an Tassie - Albrecht, 12.07.2003, 13:04
- Re: Adenauers Rentenbetrug - @nereus - Tassie Devil, 12.07.2003, 20:15
- Re: Adenauers Rentenbetrug - alberich, 12.07.2003, 12:20
- Re: Adenauers Rentenbetrug - Tassie Devil, 13.07.2003, 01:35
- Re: Adenauers Rentenbetrug - alberich, 13.07.2003, 11:33
- Re: Adenauers Rentenbetrug - Tassie Devil, 13.07.2003, 17:50
- Re: Adenauers Rentenbetrug - alberich, 13.07.2003, 11:33
- Re: Adenauers Rentenbetrug - Tassie Devil, 13.07.2003, 01:35
- Re: Adenauers Rentenbetrug - Frage an Tassie - nereus, 12.07.2003, 09:19
Re: Adenauers Rentenbetrug
-->Hallo Tassie Devil,
mit den unveränderten Bedingungen meinte ich in erster Linie: Geburtenraten wie in den 50er/anf. 60er, gleichbleibende Rentenbezugsdauer.
Möglicherweise konnte sich Adenauer nicht vorstellen, daß sich das ändern würde, allerdings ist die zurückgehende Geburtenrate ein Phänomen das schon im 19.JHDt. begonnen hatte und deutlich erkennbar war, auch stieg die Lebenserwartung.
Meines Wissens war nie geplant, von der Umlagefinanzierung wieder auf die Kapitaldeckung zurückzukehren. Die Verbesserung der Situation der Rentner konnte ja nur durch Vorgriff auf die Beiträge der jetzigen Beitragszahler geschehen. Was ist das anderes als das Verspeisen der Beiträge der Enkel resp. Kinder???
Daß in den Anfangsjahren ein Überschuß vorhanden war, lag nicht am Genius Adenauers sondern schlicht am äußerst günstigen Verhältnis von Beziehern zu Einzahlern 1:8.
Positiv gesehen war Grundgedanke des 'Generationenvertrages' einfach die Institutionalisierung der Versorgung der Eltern durch die Kinder. Die Lasten hoffte man durch den immerwährenden Aufschwung schon meistern zu können, bzw. dachte einfach nicht in Zeiträumen von Generationen.
Daß die Rentenversicherung im Laufe der Zeit zum sozialpolitischen Verschiebebahnhof verkam und die Staatsorgane sich immer weitere Betätigungsfelder der Umverteilung und Kassenplünderung verschafften, ich denke da sind wir einer Meinung. Die ständig steigenden Rentenkassenbeiträge sprechen eine deutliche Sprache. Auch die Ausweitung der Schar der Zwangsbeglückten.
>Von was anderem sollen kleine Leute denn bitteschoen ihre ggf. wenig spaeteren Altersrenten denn einmal bestreiten, wenn anfaenglich ihre Rentenkasse leer ist, als auf ihre Zukunft zu setzen, naemlich ihre Kinder, von denen sie erhoffen, dass diese es spaeter einmal besser werden machen koennen wie sie selbst!?
>Aus kleinen Leuten werden dann groessere Leute, wenn sie spaeter auf Kapitalien zurueckgreifen koennen, die ihr Eigentum sind, nur die machen sie stark, jedoch muessen diese zuerst angespart werden, anders geht das nicht.
>Was das Ansparen betrifft, Du glaubst doch hoffentlich nicht daran, dass in dem maessig inflationaeren Umfeld der damaligen Zeiten die Manager der Rentenkassen ihre wachsenden Kassenvolumina nur wie Sparbuecher bei den Sparkassen anlegen durften und konnten!?
>Vergiss auch bitte nicht den Zuschuss des Bundes aus Steuergeldern.
Genau das ist die Krux: die Kapitalien wurde eben nicht angespart sondern ausgegeben. Zum Zuschuß des Bundes konnte ich für die Anfangsjahre nichts finden, vermute aber daß er aufgrund der Teilnehmerstruktur s.o. nicht nötig war.
>>Adenauers Trick ließ uns die Rentenbeiträge einer ganzen Generation verspeisen. Das Resultat, Tassi Devil, wirst du an deiner Rente sehen, was du auch befürchtest.
>Das ist mir jetzt viel zu billig, Adenauer auf diese Art und Weise die Schuld zuzuschieben, und schon Deine Ausdrucksweise gefaellt mir nicht.
>Verspeist wurde von"uns" (wer issn das ueberhaupt?) ueberhaupt nichts, die Rentenkasse kam nach anfaenglich guten Fortschritten Richtung Kapitaldeckungsverfahren in der Folge lediglich ueber ihre Durchlauferhitzerfunktion nicht hinweg, spaetestens die Bluemschen Operationsorgien an den Sozialsystemen haben auch den Durchlauferhitzer vollends der totalen Willkuehr der BRDDR Staatsmafia unterstellt.
Mit 'UNS' meine ich die gewesenen und heutigen Beziehern von Geldern aus der Rentenversicherung und deren unmittelbaren und mittelbaren Nutznießer.
Adenauer hat mit der Abkehr vom Kapitalverfahren den Grundstein für die Misere gelegt. Die Nachfolger haben weitergebaut. Mir geht es nicht um Schuld, sondern darum zu erkennen, wo und warum die Weichen so gestellt wurden. Man kann ja vielleicht daraus lernen.
>Mein eigener Erzeuger hat mich im Alter von 20 Jahren, rund 1 Jahr noch vor meiner Volljaehrigkeit, wortwoertlich wissen lassen:"Solange Du nicht volljaehrig bist, kann ich mit Dir und Deinem Zeugs machen was ich will".
>Es sprach die Macht pur, und so etwas praegt.
Das ist nachvollziehbar. Allerdings verstehe ich nicht so ganz Deine Bewunderung für Adenauer, denn er war nun ein Machtmensch pur.
>Im uebrigen, was sollte denn noch alles gefoerdert werden, das Kindergeld aus Steuermitteln wurde ebenfalls nach der Bundestagswahl 1957 eingefuehrt!?
Ich weiß nicht, was 1957 als Familien/kinderförderung auf der Agenda stand.
Sicher ist, daß die Entscheidung ob Kinder überhaupt auch von der 'Sicherheit' der wirtschaftlichen Situation abhängig ist (siehe der Geburtenknick nach der Wende im osten). Die Bereitschaft Kinder zu bekommen ist eine Frage der persönlichen Wertvorstellung und nur bedingt durch wirtschaftl. Anreize zu fördern.
>>Und interessant: Es dauerte Jahrzente bis der Fehler des Systems offensichtlich wurde, obwohl eigentlich ab Mitte der 60er erkennbar für die die sehen wollten.
>Ab Mitte der 60-ger Jahre war noch ueberhaupt nix erkennbar, das ist sunhaltbares Geschwaetz, entschuldige bitte mal!
s.o.
>Ueber den Wischi-Waschi-Artikel der WELT moechte ich jetzt nicht gross esingehen, allein wenn ich dort lese:
Bei dem Weltartikel ging es mir nur um die Erweiterung der Rentenversicherung, da mir diese Fakten nicht oder nur fragmentarisch bekannt waren.
gruß
alberich
Interessante Fundstellen:
http://www.ihre-vorsorge.de/gesetzliche_rente/hintergrund/geschichte_der_rentenversicherung.php
Rentenreform 1957
In der Rentenreform 1957 wurde mit der dynamischen Rente das Rentenniveau der allgemeinen Lohnentwicklung angepasst. So sollte es den Rentnern möglich sein, ihren Lebensstandard auch im Alter zu halten.
Darüber hinaus veränderte die Reform das Rentenrecht in folgenden Punkten:
Annäherung der rechtlichen Grundlagen zwischen Arbeitern und Angestellten,
Ablösung des Kapitaldeckungsverfahrens durch das Abschnittsdeckungsverfahren (Vorform des reinen Umlageverfahrens)
Altersrente für Frauen ab 60 Jahren,
Altersrente für Arbeitslose ab 60 Jahren,
Einführung des Prinzips"Reha vor Rente"
Die Auswirkungen der Reform auf die Renten waren enorm: Gegenüber 1956 stiegen die Renten der Arbeiter um durchschnittlich 60 Prozent, die der Angestellten um 66 Prozent. Witwen von Arbeitern erhielten im Durchschnitt 83 Prozent mehr Rente, die der Angestellten sogar fast das Doppelte.
In den Folgejahren war die gesetzliche Rentenversicherung einer ständigen Weiterentwicklung unterworfen. Hier nur einige Stationen dieser Entwicklung: 1968: Wegfall der Versicherungspflichtgrenzen in der Angestelltenversicherung, Einführung des Umlageverfahrens (Generationenvertrag) mit Aufbau einer Schwankungsreserve von drei Monatsausgaben
1972: Ã-ffnung der Rentenversicherung für Selbstständige und Hausfrauen, Einführung der Altersrenten für langjährig Versicherte (63. Lebensjahr) und für Schwerbeschädigte, Berufs- und Erwerbsunfähige (62. Lebensjahr)
1977: Einführung des Versorgungsausgleichs zum Aufbau einer eigenständigen Versorgung der Frauen nach Ehescheidung
1983: Verschiebung der Rentenanpassung um ein halbes Jahr jeweils auf den 1. Juli, Einführung einer Beteiligung an der Krankenversicherung der Rentner
1986: Gleicher Anspruch von Männern und Frauen auf Hinterbliebenenrente, jedoch wird von nun an eigenes Einkommen teilweise angerechnet, Die Anrechnung von Kindererziehungszeiten wird eingeführt.
http://data.sozialwiss.uni-osnabrue...n/course18/off_course18st475.htm
Am Beispiel der Dynamisierung der Altersrenten in Deutschland zeigt sich, dass markante Pfadwechsel, die als Beleg für beträchtliche politische Spielräume gelten können, so Conrad (1998), in der Folge neue Pfadabhängigkeiten begründen. So ist finanzielle Schieflage des gegenwärtigen deutschen Rentensystems in erheblichem Ausmaß auf die Rentenreform 1957 zurückzuführen, in der das Prinzip der beitragsäquivalenten, einkommensbezogenen Altersrente und deren Dynamisierung durch die Anpassung an den Zuwachs der Bruttolöhne und Bruttogehälter der Arbeitnehmer festgelegt wurde. Zugleich wurde mit der Reform von 1957 das Umlageverfahren zur Finanzierung der Alterssicherung gesetzlich verankert. Ihm zufolge werden die Leistungen der Alterssicherung auf der Grundlage eines gesetzlich festgelegten Generationenvertrags hauptsächlich aus den Beiträgen der jeweils im Erwerbsleben stehenden Generation finanziert werden ("Generationenvertrag"). Die Rentenreform 1957 schuf eine gefährlich hohe Erblast für die Sozialpolitik, die jedoch erst rund zwei Jahrzehnte später sichtbar wurde, als das Wirtschaftswachstum schrumpfte, die Arbeitslosenquote anstieg und der Anteil der Bevölkerung im Rentenalter zunahm.
Mit Pfadabhängigkeit lässt sich auch erklären, warum die deutsche Pflegeversicherung unter das Dach der gesetzlichen Krankenversicherung, also unter das Dach des"Sozialversicherungsstaates" gestellt wurde, obwohl andere Lösungen - beispielsweise eine kapitalgedeckte Pflegeversicherung - einem Teil der Experten zufolge geringere finanzielle und beschäftigungspolitische Probleme hätten erwarten lassen. Die Pfadabhängigkeit erklärt also auch, warum sich Lösungen behaupten können, selbst wenn eine bessere Alternative denkbar wäre. Dies gilt vor allem für das bisweilen erstaunliche Beharrungsvermögen der Sozialpolitik und ihrer Institutionen angesichts der Heraufforderung durch Denationalisierungsprozesse wie Globalisierung und Europäische Integration (vgl. das Modul zur Internationalen Hypothese).

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